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Veröffentlicht am 20.03.2025

Eine bewegende Familiengeschichte

Zwanzig Jahre - 1933
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Roman Just nimmt uns im ersten Teil seiner “Zwanzig Jahre”-Reihe mit in die Nähe von Greifswald in das Jahr 1933 und lässt uns teilhaben am Leben der Gestütsbesitzerfamilie von Dannenburg. Der Schreibstil ...

Roman Just nimmt uns im ersten Teil seiner “Zwanzig Jahre”-Reihe mit in die Nähe von Greifswald in das Jahr 1933 und lässt uns teilhaben am Leben der Gestütsbesitzerfamilie von Dannenburg. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen der Protagonisten sind im Kontext der Zeit glaubhaft und nachvollziehbar.

Der Roman beginnt mit einem Rückblick in das Jahr 1918 und wir lernen Otto von Dannenburg kennen. Seine im ersten Weltkrieg gemachten Erfahrungen und die immer noch bestehenden guten Kontakte führen dazu, dass er dem Nationalsozialismus skeptisch gegenübersteht und die mit dieser Politik einhergehenden Gefahren erkennt und durchschaut. Er lässt sich nicht blenden und steht zu seinen Prinzipien.

Anders sein jüngerer Bruder Walter. Er sieht im Nationalsozialismus die Chance zum Aufstieg und hat keine Probleme damit, die Ziele der NSDAP auch mit Gewalt, Lügen, Erpressung und Verrat durchzusetzen.

Diese gegensätzlichen politischen Einstellungen führen zu einer Entfremdung der Brüder, die fast in einem endgültigen Bruch mündet.

Dem Autor gelingt es vortrefflich, beide Seiten zu beleuchten:

Otto, der Standfeste, der in Not geratenen Menschen hilft, obwohl ihm klar ist, dass dieses Verhalten auch Nachteile bringen kann.

Auf der anderen Seite Walter, der alle Skrupel über Bord wirft und nur seinen Vorteil und sein Vorankommen sieht und jede Menschlichkeit vermissen lässt.

Der Autor hat die im Jahr 1933 stattfindende Machtergreifung durch Adolf Hitler gut recherchiert und wiedergegeben. In diesen Passagen liest sich der Roman allerdings eher wie ein Geschichts-/Sachbuch und die Geschichte der Familie von Dannenburg gerät ins Hintertreffen.

Auf dem Cover ist der Reichstagsbrand zu sehen. Dieses Motiv ist hervorragend gewählt, zeigt es doch die düstere Zukunft des Deutschen Reiches in den darauffolgenden Jahren.

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Veröffentlicht am 15.01.2025

Salz, Schokolade und Sozialismus

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1)
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Amelia Martin nimmt uns in ihrem Roman Salz und Schokolade – Der Geschmack der Freiheit - mit nach Halle an der Saale in das Jahr 1949 und lässt uns teilhaben am Leben der Schokoladenfabrikantenfamilie ...

Amelia Martin nimmt uns in ihrem Roman Salz und Schokolade – Der Geschmack der Freiheit - mit nach Halle an der Saale in das Jahr 1949 und lässt uns teilhaben am Leben der Schokoladenfabrikantenfamilie Mendel und der Salzwirkerfamilie Thulke.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Auf dem Buchcover ist eine junge Frau abgebildet, die einen Blick auf ihre Heimatstadt wirft, und nicht so genau weiß, was die Zukunft bringen mag. Die Handlungen der Protagonisten sind glaubhaft und im Kontext der Zeit nachvollziehbar.

Der Autorin gelingt es vortrefflich, das Leben im Sozialismus zu schildern. Die Bespitzelung durch das Ministerium für Staatssicherheit und den damit einhergehenden Vertrauensverlust in Freunde und Arbeitskollegen. Die Angst um den Verlust der Existenz durch Enteignung und das Ausgeliefertsein und die Willkür der Staatsmacht. War man loyaler Genosse, so konnte man es zu etwas bringen und seinen Groll an anderen auslassen. Keiner konnte vor Denunzierung sicher sein. Überall wollte die Partei das Sagen haben und die Mitgliedschaft in derselben war notwendig, um sich vor Repressalien zu schützen. Überall herrschte Mangel, so dass das Leben und Arbeiten nicht einfach war. Die Planwirtschaft funktionierte nicht wirklich. Keine Rohstoffe, marode Gebäude und Fabriken. Aber auch in dieser Zeit gab es streitbare Menschen, die sich für andere eingesetzt und viel riskiert haben. Viele Menschen nutzen die Gelegenheit, in den Westen zu gehen

Irene Mendel wird in dieser Zeit vor die Entscheidung gestellt, entweder für ihre Familie einzustehen oder aber sich für den Mann, den sie liebt, zu entscheiden.

Der Roman schildert sehr authentisch die Verhältnisse in der Deutschen Demokratischen Republik und den Wunsch der Menschen, möglichst unbehelligt zu leben. Viele wurden zu Mitläufern und entschieden sich für die Mitgliedschaft in der SED, um nicht als illoyal abgestempelt zu werden.

Amelia Martin fängt in ihrem Roman den Zeitgeist ein und verbindet diesen mit einer wunderschönen Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Vergiss nie deine Wurzeln
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Der zweite Teil - Vergiss nie deine Wurzeln – der Zwei-Kontinenten-Saga von Florence Jones/Marion Stadler schließt zeitlich an den ersten Teil – Vergiss den Ami – an. Die Fortsetzung lässt sich auch lesen, ...

Der zweite Teil - Vergiss nie deine Wurzeln – der Zwei-Kontinenten-Saga von Florence Jones/Marion Stadler schließt zeitlich an den ersten Teil – Vergiss den Ami – an. Die Fortsetzung lässt sich auch lesen, wenn man den ersten Teil nicht kennt, da im zweiten Teil darauf eingegangen wird. Ich würde aber mit dem ersten Teil beginnen, da mich dieser sehr berührt hat und man sonst wirklich etwas verpasst.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Das Buch ist spannend und die Autorin schafft es, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Die Handlungen der Protagonisten sind glaubhaft und nachvollziehbar.

Da ist Tommy, der seine Erstgeborene über alles liebt und gar nicht merkt, dass er seine weiteren Kinder damit vor den Kopf stößt und somit Neid und Zwietracht zwischen den Geschwistern säet. Seine Erfahrungen im zweiten Weltkrieg und der Tod seiner ersten Ehefrau Anna haben dazu geführt, dass er leicht die Beherrschung verliert und ungerecht wird.

Seine zweite Ehefrau Pamela hat ihn aus Liebe geheiratet, merkt aber schnell, dass er ihre Gefühle nicht in gleichem Masse erwidert. Lange gibt sie nicht auf und arrangiert sich schlussendlich mit der “Zweckgemeinschaft”, bis sie endgültig zerbricht.

Victoria möchte unbedingt nach Deutschland und das Heimatland ihrer Mutter kennenlernen. Bei ihren Verwandten in Bayern lernt sie ein unbeschwertes Familienleben kennen, wo es egal ist, ob es sich um Halbgeschwister handelt oder nicht und findet die große Liebe.

Auch Tommy stellt sich in Deutschland seiner Vergangenheit und es gelingt ihm, seine erste Frau Anna loszulassen und sich einer neuen Liebe zuzuwenden.

Alles könnte so schön sein, doch dann erreichen die beiden aus Amerika traurige Nachrichten und sie kehren zurück.

Die Autorin hat mich gut unterhalten und ich bin schon neugierig, wie es mit Tommy und Victoria weitergeht. Der erste Teil hat mich allerdings stärker berührt, liegt wahrscheinlich daran, dass mir Anna sehr ans Herz gewachsen war.

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Veröffentlicht am 13.11.2024

Viel Chaos im Café Engel

Café Engel
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Café-Engel: Ein frischer Wind ist der vierte Teil um die Wiesbadener Familie Koch und ihr Traditionscafé von Marie Lamballe. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Etwas gestört haben ...

Café-Engel: Ein frischer Wind ist der vierte Teil um die Wiesbadener Familie Koch und ihr Traditionscafé von Marie Lamballe. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Etwas gestört haben mich die Passagen auf französisch, immer dann, wenn der Ehemann von Hilde ins Spiel kam. Das kann aber auch daran liegen, dass mein französisch nur rudimentär vorhanden ist. Die Handlungen der Protagonisten sind glaubhaft und nachvollziehbar.

Der Autorin gelingt es vortrefflich, uns in den Anfang der 60iger Jahre mitzunehmen. Sie schildert authentisch das Leben und die Lebensumstände zu dieser Zeit und lässt uns wieder teilhaben am Leben der Familie Koch mit all ihren Höhen und Tiefen.

Da ist Hilde, die im Café alles im Griff hat, ihre Mutter, die sich aufs Abstellgleis geschoben fühlt und der Vater, der gerne seinen Frieden hätte.

Auch bei den anderen Familienmitgliedern geht es hoch her:

Hildes Bruder Wilhelm, ein arbeitsloser Schauspieler, und seine Frau Karin, Fernsehschauspielerin und gut im Geschäft, haben Eheprobleme. Wilhelm mischt sich in die Führung des Cafés ein und bringt damit Hilde gegen sich auf, da das Finanzielle so gar nicht sein Metier ist.

Hildes Bruder August ist ein Workaholic und vernachlässigt seine Frau, die ihre Einsamkeit mit Geldausgeben kompensiert und für das Café kocht, was ihm nicht wirklich recht ist.

Luisas Mann möchte aus seiner jüngeren Tochter eine Geigenvirtuosin machen, merkt aber nicht, dass es durch die Ungleichbehandlung der Kinder unter diesen zu Spannungen kommt. Seine Tochter soll das schaffen, was ihm verwehrt geblieben ist.

Hildes Mann Jean-Jacques hat es auf seinem Weinberg nicht leicht, will es ihm doch nicht gelingen, einen guten Rotwein herzustellen und wird von seiner Schwiegermutter nicht ernstgenommen.

Es herrscht also ein ziemliches Chaos und es bleibt abzuwarten, ob sich alles zum Guten wendet.

Marie Lamballe hat mich gut unterhalten, wenn es im einen oder anderen Fall vielleicht ein bisschen viel Drama war. Es handelt sich ja um einen Roman und nicht das wirkliche Leben.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

So viel mehr als eine Liebesgeschichte

So laut der Himmel
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Jessica Winters Roman "So laut der Himmel" ist der dritte und letzte Teil der Oak Habor-Saga. Obwohl ich die beiden anderen Bücher nicht gelesen habe, hatte ich keine Probleme, in die Geschichte einzusteigen.

Das ...

Jessica Winters Roman "So laut der Himmel" ist der dritte und letzte Teil der Oak Habor-Saga. Obwohl ich die beiden anderen Bücher nicht gelesen habe, hatte ich keine Probleme, in die Geschichte einzusteigen.

Das Cover ist ein richtiger Eyecatcher; zwei junge Menschen vor einer traumhaft schönen Landschaft.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Besonders gut gefallen hat mir ihr Humor.

Als ich den Klappentest gelesen habe, habe ich eigentlich etwas anderes erwartet und bin jetzt positiv überrascht. Natürlich ist es eine Liebesgeschichte, aber auch sehr viel mehr.

Die Handlungen der Protagonisten sind glaubhaft und nachvollziehbar.

Seven, der allen nur das zeigt, was sie sehen sollen und doch darunter leidet, nicht immer zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein. Der eigentlich selber Hilfe benötigt, aber jetzt immer für andere da ist.

Talia, die an einer schweren Autoimunerktankung leidet, glaubt, kein Recht auf Liebe zu haben, da sie niemandem zur Lsst fallen möchte und sich Dank ihres Ex-Freundes für "minderwertig" hält.Durch Zufall findet sie heraus, dass sie eine Schwester hat, die ihr ihre Adoptiveltern vorenthalten, ihr sogar deren Briefe unterschlagen haben, was natürlich ein großer Vertrauensbruch ist.

Dann ist da noch Sully, der gehörlose 5 1/2jährige Neffe von Seven, der plötzlich betreut werden muss, da seine Mutter eine Gefängnisstrafe abzusitzen hat. Ein Kind, das nicht versteht, was vor sich geht uns sich plötzlich wildfremden Menschen gegenüber sieht, mit denen er sich nicht verständigen kann, der noch nie die Geborgenheit einer intakten Familie kennengelernt hat.

Sully wird zum Bindeglied zwischen Seven und Talia und beide hinterfragen ihre Beweggründe, warum nicht doch eine Beziehung möglich sein soll.

Um sie herum haben sie ein Netzwerk aus Familie und Freunden, die ihnen nach Kräften helfen.

Ein tolles Buch, das ich gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Ein Plädoyer für Freundschaft und die Macht des Vergebens. Der Autorin ist es gelungen, mich vom ersten Moment an mitzunehmen und mich tief zu berühren.