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Veröffentlicht am 21.04.2025

Toller Auftakt

Doktor Doyle jagt Jack the Ripper
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Doktor Arthur Conan Doyle arbeitet als Arzt - und nebenher schreibt er Geschichten über und mit seinem Protagonisten Sherlock Holmes. Seinem Schützling und Meisterdetektiv verdankt er nun sein nächstes ...

Doktor Arthur Conan Doyle arbeitet als Arzt - und nebenher schreibt er Geschichten über und mit seinem Protagonisten Sherlock Holmes. Seinem Schützling und Meisterdetektiv verdankt er nun sein nächstes Abenteuer. Ein Berater der Metropolitan Police namens Wilkens fordert die Hilfe von Doyle an: kein geringerer als Jack the Ripper treibt sein Unwesen in London. Die Polizei benötigt dringend Hilfe. Da aber Doyles Frau hochschwanger ist, will er ablehnen. Wilkens lässt aber nicht locker und so stimmt Doyle zu, wenn sein alter Mentor Joseph Bell ihm zur Hand geht. Der wiederum freut sich über die Abwechslung und sagt prompt zu - sehr zum Leidwesen Doyles. Doch beide Männer ergänzen sich prima, und bekommen unerwartete Unterstützung - in Form von Mr. Pennyworth. Der eigentlich kein "er" ist, sondern eine schlagfertige junge Frau, die die beiden Ermittler ganz schön auf Trab hält.

Zugegeben, es fiel mir lange schwer, in dieses Buch hineinzufinden. Es wirkte stellenweise etwas zäh, und es brauchte ein paar Kapitel, bis ich in die Geschichte herein gefunden habe. Die Ermittlungen laufen anfangs ins Leere, Jack the Ripper kann sich gut verstecken. Joseph Bell nimmt Doyle erneut unter seine Fittiche, und bringt ihm bei, Menschen zu lesen. Diese Fähigkeit hilft beiden dann tatsächlich auch, nach einer Ermittlungspause, die beide in der Heimat verbringen, den wahren Jack the Ripper zu ermitteln. Denn dieser Täter hat es faustdick hinter den Ohren, und kann aufgrund seiner Tarnung lange seiner Enttarnung entfliehen. Doch auch Miss Harkness, die ihr Umfeld als Mr. Pennyworth zu täuschen weiß, nutzt ihre Tarnung aus und ist den beiden Herren eine wichtige Stütze.

Auch wenn der Anfang schleppend war - das Buch nimmt spätestens nach der Ermittlungspause fahrt auf. Die Täuschung um den wahren Täter ist durchaus gelungen - ich hab mich jedenfalls erfolgreich täuschen lassen. Das London, in dem wir uns befinden, ist teils schmuddelig und gefährlich. Nicht nur, dass die Prostituierten um ihr Leben fürchten müssen, weil Jack the Ripper seine Morde begeht, nein: auch jüdische Mitbewohner fürchten den Antisemitismus. Der Täter versucht durch falsche Fährtenlegung die Spur auf einen jüdischen Menschen zu legen, doch das kann schnell aus der Welt geschafft werden.

Die Protagonisten wirken für mich sehr überzeugend - mich hat Miss Harkness sehr positiv gestimmt. Sie ist ihrer Zeit voraus, und weiß sich auch gegen ihre zwei alteingesessenen Begleiter erfolgreich zu wehren, die sich zumindest für ihr Verhalten zu entschuldigen wissen. Doktor Doyle nimmt die Rolle des Watsons ein, in dem er die Geschichte erzählt, aber auch von seiner Inspiration lernt. Denn Joseph Bell ist kein geringerer als das Vorbild von unserem berühmten Ermittler Sherlock Holmes.

Harper webt die Charaktere, die es wirklich gab, gekonnt zu einem unschlagbaren Trio zusammen, wenn auch Miss Harkness vermutlich nicht (persönlich) auf Doyle und Bell getroffen ist. Und doch ergänzen die drei Musketiere sich wunderbar. Sie können den Täter zur Strecke bringen (Wortwörtlich!) und London ein bisschen sicherer machen. Die Stimmung des Buches passt ins viktorianische Zeitalter, wir finden uns wieder in einer Welt um den Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, aber auch Gentlemen Clubs. Es gibt noch Droschken, aber der erste Hauch der Industrialisierung ist zu spüren. Die fortschreitende Technik der Kriminalistik steckt in den Kinderschuhen, und mancher Mord oder andere Verbrechen wären vermutlich längst geklärt worden.

Diese Geschichte um Doyle, Harkness, Bell und Jack the Ripper reiht sich prima in weitere Sherlock Holmes Bücher ein. Besonders gut hat mir auch der Hinweis auf Inspector Swanson gefallen, denn hier gibt es weiteren Lesestoff beim Dryas Verlag. Durchaus ein lohnender Krimi, der einen auf die Reise ins vergangene London des Jack the Rippers nimmt. Ich habe für mich jedenfalls gelernt, wie Doyle zu seinem berühmten Ermittler kam.

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Gefühlvoll, emotional, schonungslos ehrlich

Das späte Leben
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Es gibt Phasen im Leben, an denen die Einschläge im Alltag näher kommen. Die Einschläge, denen man sehr gerne aus dem Weg gehen möchte. Denn sie sind unbequem, und erinnern einen an die Vergänglichkeit ...

Es gibt Phasen im Leben, an denen die Einschläge im Alltag näher kommen. Die Einschläge, denen man sehr gerne aus dem Weg gehen möchte. Denn sie sind unbequem, und erinnern einen an die Vergänglichkeit des eigenen Lebens. Diese Einschläge können der unbarmherzige Tod von Freunden sein, aber auch die Diagnose von schlimmen Krankheiten. In „Das späte Leben“ von Bernhard Schlink geht es um Martin, der bereits 76 ist. Sein Arzt eröffnet ihm, dass er aufgrund seiner Krebsdiagnose nur noch wenige Monate zu leben hat. Zwar kann man ihn medikamentös noch so einstellen, dass evtl. was zu machen ist, aber Martin entscheidet sich dagegen. Doch wie geht man mit so einer Situation um? Hinzukommt: seine Frau ist deutlich jünger, der gemeinsame Sohn könnte sein Enkel sein. Er weiht seine Frau schlussendlich ein, und nun müssen beide lernen, damit umzugehen. Beiden fällt die Situation sichtlich nicht leicht. Martins Frau überzeugt ihm Schlussendlich, dem gemeinsamen Sohn etwas zu hinterlassen. Vielleicht Videos mit Dingen, die ihm wichtig sind. Vielleicht gemeinsame Erinnerungen, Briefe, oder ähnliches. Die Versuche muten manchmal skurril an, und hinterlassen doch eine berechtigte Frage: Was bleibt vom einzelnen Menschen, der geht? Sind es materielle Dinge wie ein Komposthaufen? Sind es individuelle Botschaften, wie z. B. man sich als junger Mann das erste mal rasiert? Oder basiert das einzelne Leben auf ganz anderen wichtigen Dingen?

In diesem Buch muss sich nicht nur das Paar als solches mit der Situation auseinander setzen. Die Frau, die bereits eine Affäre zu einem gleichaltrigen Mann angefangen hat, muss sich überlegen, ob diese Affäre es noch wert ist, oder ob sie lieber ihrem Mann in den letzten Tagen beisteht. Der betroffene Patient muss sich überlegen, wie er gehen will, und was er seiner Familie hinterlässt. Materiell ist es vielleicht noch einfach, Dinge auszumisten, aber was hinterlässt man der Familie? Sind es die eigenen Erinnerungen, Familiengeschichten, ganz individuelle Erlebnisse?

Bernhard Schlink hat sich gefühlvoll mit der Situation auseinander gesetzt. Dabei stellt auch er fest: es gibt nicht die eine Lösung. Es gibt so viele Optionen zu gehen, und doch zu bleiben. Was bleibt vom Menschen? Wie geht die Nachwelt mit diesem emotionalem Erbe um? Was ist und bleibt wichtig, was muss man loslassen? Die Balance zwischen Loslassen und Bleiben zu finden, ist nicht einfach. Es ist eine individuelle Entscheidung, eine sehr emotionale Entscheidung, die man nicht so einfach treffen kann. Und meist trifft man sie dann, wenn es meist zu spät ist. Wenn man nicht mehr genügend Zeit hat, sich noch in Ruhe um Dinge zu kümmern, die Bestand für das Umfeld hat, aber auch für einen selbst. Ab wann kann man „entspannt“ gehen, ab wann macht man selbst seinen Frieden, ab wann kann man loslassen?

Ein Buch, das mich sehr nachdenklich gestimmt hat, und einen daran erinnert, wie zerbrechlich das Leben ist. Klare Leseempfehlung: Emotional, und schonungslos ehrlich und direkt

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Veröffentlicht am 22.03.2025

glaube an deine magischen Träume

Fluffelino
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Fluffelino ist ein kleines Schaf, das einen ganz großen Traum hat, nämlich ein magisches Traumschaf zu werden. Doch wie wird man ein magisches Traumschaf? Fluffelino fragt seine Freunde, die Vögel um Hilfe, ...

Fluffelino ist ein kleines Schaf, das einen ganz großen Traum hat, nämlich ein magisches Traumschaf zu werden. Doch wie wird man ein magisches Traumschaf? Fluffelino fragt seine Freunde, die Vögel um Hilfe, dass sie ihn den Himmel fliegen, dass Fluffelino mit den Wolken sich austauschen kann. Aber die Vögel bekommen das kleine Schaf nicht in den Himmel. So muss Fluffelino weiter schauen, wie er zu einem Traumschaf wird. Dabei helfen ihm eine Eule und ein Steinbock. Und beide machen ihm klar, dass es nicht die materiellen Dinge sind, die ihn zu einem Traumschaf machen, sondern die Hoffnung, und der Glauben an die eigenen Träume. So wird Fluffelino zu einem ganz tollen Traumschaf, und kann ganz vielen Kindern ganz viele magische Träume zaubern.

Das Buch ist sehr schön gestaltet. Das Schaf Fluffelino sieht sehr flauschig aus, hat große schimmernde Augen und wirkt zum Knuddeln, ein recht kindlich gehaltenes Schaf. Aber auch die andren Tiere, die in diesem Buch vorkommen wie die Eule, die Vögel oder der Steinbock sind sehr sympathisch.

Die Geschichte um Fluffelino hat mir gut gefallen. Sie ist kurz gehalten, und die Bilder passen – auch farblich – sehr gut zur Geschichte. Es werden hauptsächlich pastellfarbene Farben eingesetzt und keine knalligen Farben, so dass es keine Reizüberflutung gibt. Zumindest wirkt es so auf mich.

Man kann gut mit Fluffelino mitfühlen, und die Autorin schafft es, einen gut mitzunehmen, und man möchte wissen, ob Fluffelino es schafft, ein Traumschaf zu werden. Wichtig fand ich dabei, dass Fluffelino nicht alleine ist, seine Träume zu verwirklichen. Und ist es nicht das, was man seinen Kindern mitgeben sollte: Egal was ist, ob schlechte oder gute Träume, ob eine schlechte oder gute Realität: man ist da, um zuzuhören. Vielleicht ist auch Fluffelino eine kleine Erinnerung daran, wieder an seine Träume zu glauben, egal wie alt man ist. Und wir sollten – egal wie alt man ist – wieder besser zuhören, egal wie groß oder klein unsere Träume sind. Teilen wir diese Motivation diesen kleines Schafes.

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Veröffentlicht am 22.03.2025

Lehrreich und unterhaltsam

Vampire! Vampire!
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Markus Heitz hat in der Zwischenzeit einige Vampirromane veröffentlicht. Doch was hat es mit den Vampiren auf sich? Sind die Legenden, die sich um die Blutsauger ranken, wahr oder nicht? Wie unterscheiden ...

Markus Heitz hat in der Zwischenzeit einige Vampirromane veröffentlicht. Doch was hat es mit den Vampiren auf sich? Sind die Legenden, die sich um die Blutsauger ranken, wahr oder nicht? Wie unterscheiden sich die Legenden im europäischen und weltweiten vergleich? Welche Unterschiede gibt es?

Heitz hat mit dem Buch „Vampire! Vampire! Lach- und Sachbuch / Fast alles über Vampire“ meinen Nerv getroffen. Der Autor geht auf wirklich fast alles ein, was ich bereits über Vampire wusste, und man muss an vielen Stellen wirklich schmunzeln, wie obskur manch Verhalten bei vermeintlichen Vampiren anmaßt. Ob Knoblauch, Pfählen, Wiedergänger, Pflocks und Glitzerstaub: es wird nichts verschont. Schonungslos ehrlich klärt Heitz auf, warum es wirklich keine Vampire gibt, vor allem keine, die Glitzern (Die find ich nämlich besonders schaurig). Auch die klassische Verbindung zwischen Fledermäusen und Vlad dem Schlächter bleibt auch nicht aus.

Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt, den manches Gerücht ist wirklich so was von fern der Realität, dass man vernünftig drüber lachen kann. Besonders interessant fand ich den Punkt, dass es eine geographische Grenze gibt beim Vampirglauben, und Länder westlich von Deutschland mit dem Vampirglauben nichts anfangen können.

Markus Heitz hat in dieses Buch Unmengen an „Fakten“, Legenden und Gerüchte über Vampire zusammen getragen, und diese erklärt, woher diese kommen, bzw. warum sie keinen Sinn machen. Bei vielen Punkten fragt man sich wirklich, wer sich was dabei Gedacht hat, diese Gerüchte ins Leben zu rufen. Der Sprecher Thomas Nicolai bringt die nötige Prise Humor ins Buch, so dass man wunderbar mitschmunzeln kann. Wer Vampire mag, und sich gewiss ist, dass Vampire ins Reich der Legenden gehört, dem ist dieses Buch ans Herz zu legen und zu empfehlen

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Veröffentlicht am 11.02.2025

tolles Ende, tolles Buch

Das Gemälde von Ashton Manor
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Ashton Manor ist ein altes Anwesen. Dessen Hausherr, Lord Ashton, liegt im Sterben. Sein Enkel, Ian, steht seinem Großvater in den letzten Tagen zur Seite. Dabei hat Lord Ashton noch eine sehr wichtige ...

Ashton Manor ist ein altes Anwesen. Dessen Hausherr, Lord Ashton, liegt im Sterben. Sein Enkel, Ian, steht seinem Großvater in den letzten Tagen zur Seite. Dabei hat Lord Ashton noch eine sehr wichtige Aufgabe für seinen Enkel. Im Haus hängt ein seltsames Gemälde. Dieses gruselt Ian schon lange. Das Gemälde scheint aber eine gewisse Faszination auf die Familie auszuüben. Eigentlich hält sich Ian von diesem Bild fern, da eine negative Energie von ihm ausgeht. Sobald sein Großvater tot ist, will er das Bild entsorgen lassen. Aber soweit kommt es gar nicht erst. Denn das Bild spricht mit ihm, besser gesagt, die Person, die auf dem Bild dargestellt ist. Bald entwickelt Ian Gefühle für die Person, und das Bild saugt ihn förmlich auf. Denn die gezeigte Person kennt Details, die die Person unmöglich kennen kann. Ians Schwester Cecile ist im Moor hinter dem Anwesen tödlich verunglückt, und diese Details nutzt das Bild schonungslos aus – sehr zum Leidwesen und Schanden Ians. Zu spät erkennt er, wovor ihn sein Großvater gewarnt hat.

Das Gemälde von Ashton Manor ist ein sehr schön-schauriges Buch. Was, wenn ein Gemälde ein Eigenleben entwickelt? Was, wenn ein Gemälde ein Familiengeheimnis birgt? Unser Hauptprotagonist Ian entdeckt nach und nach die Familiengeschichte von Ashton Manor neu, und muss erkennen, dass dieses Gemälde, das sein Großvater aufhängen lies, nichts Gutes im Schilde führt. Dieses Gemälde hat es in sich. Nach und nach erfährt man, welche Stationen es bereits hinter sich hat. Als Leser muss man schlussendlich auch entscheiden, ob die Ians Familie vielleicht doch nicht die rechtmäßigen Inhaber von Ashton Manor waren, oder vielleicht doch eine andere Familie. Für mich ein sehr kurzweiliges Buch, dass ohne Schnörkel und unnötige Erzählschleifen auskommt, und genau auf den Punkt gebracht ist. Kurzweilig, aber hoch spannend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Genau das richtige Buch für Menschen, die ein bisschen rätseln wollen, aber einem bisschen Grusel und Horror nicht abgeneigt sind. Phantastisch!

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