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Madame_Lilli-Marleen

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Veröffentlicht am 10.08.2025

Bildgewaltig, berührend und erschreckend gut

Adlergestell
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Das Adlergestell ist die längste Straße Berlins. Sie wurde 1753/54 angelegt. Laura Laabs hat hier ihre Figuren für den gleichnamigen Roman angesiedelt. Die Erzählerin wächst in einer Eigenheimsiedlung ...

Das Adlergestell ist die längste Straße Berlins. Sie wurde 1753/54 angelegt. Laura Laabs hat hier ihre Figuren für den gleichnamigen Roman angesiedelt. Die Erzählerin wächst in einer Eigenheimsiedlung auf, zusammen mit ihren Freundinnen Lenka und Chaline. Es ist Anfang der 1990er Jahre, die Mauer ist gefallen. Die Mädchen werden eingeschult und gehen in einer Demokratie zur Schule. Alles um sie herum verändert sich rasant, und jeder muss von heute auf morgen damit klarkommen. Doch die Gespenster aus alten Tagen lassen sich nicht so leicht abschütteln.

Der Roman beginnt in der Gegenwart. Die Erzählerin setzt sich mit ihrer Vergangenheit auseinander. Wie konnten sich die Mädchen, die aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen stammen und dennoch beste Freundinnen wurden, aus den Augen verlieren? Wie ist es geschehen, dass sie nun ganz unterschiedliche Leben führen?

Dieser Roman ist einfach eine Wucht. So bildgewaltig, so intensiv und vielfältig. Von der ersten bis zur letzten Seite schafft es Laura Laabs, ein unvergessliches Panorama über die Nachwendezeit bis in die Gegenwart zu zeichnen. Dabei streift sie das Leben vieler unterschiedlicher Menschen und Generationen, die alle Kinder ihrer eigenen Zeit sind und sich mit deren Gespenstern auseinandersetzen müssen. Das Cover passt dabei so wunderbar, dass einem bei der Lektüre sehr schnell klar wird, wie treffend es gewählt ist.
Die Autorin beobachtet sehr genau und hat bei mir viele, bereits vergessene Details aus meiner Kindheit wieder hervorgebracht.

„Colakracher explodierten im Mund. Head Bangers sprengten die Schädeldecke. Und Center Schocks stoppten den Herzschlag gleich ganz. Über Nacht war der alte Konsum in den neuen Krieg des Konsums eingetreten, und wir waren seine Söldner.“

Das Buch ist kein Wohlfühlroman, sondern setzt sich mit sehr ernsten Themen auseinander, wie Gewalt gegen Kinder, soziale Ungerechtigkeit, Rechtsradikalismus und vieles mehr. Dabei ist die Darstellung nie plump oder direkt, sondern eher ganz nebenbei, sodass man beim Lesen manchmal aufschreckt. Besonders beeindruckend ist der unfassbar kluge und wachrüttelnde Schluss.

Hach, ich wünsche mir mehr solche Bücher. Ich bin einfach nur begeistert und kann dieses Werk absolut empfehlen!

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Veröffentlicht am 21.07.2025

Ein wirkliches Highlight für mich

Eine Welt nur für uns
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Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel. Vor der Küste ankert eine riesige Yacht im azurblauen Wasser. Die Luft riecht nach Sonnencreme. Man hört französische, italienische und deutsche Sprachfetzen. Kleine ...

Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel. Vor der Küste ankert eine riesige Yacht im azurblauen Wasser. Die Luft riecht nach Sonnencreme. Man hört französische, italienische und deutsche Sprachfetzen. Kleine Kinderhände graben im feinen Sand, um die größte Sandburg an der Côte d’Azur zu bauen. Kaum vorstellbar, dass dies vor 85 Jahren ein ziemlich tödliches Unterfangen gewesen wäre, denn die Strände dieser beliebten Urlaubsregion waren vermint.
„Eine Welt nur für uns“ handelt von einer Gruppe von Minenräumern, die die Strände von den tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges befreien müssen. Unter ihnen ist Vincent, der aus deutscher Kriegsgefangenschaft geflohen ist, um in Südfrankreich etwas über Ariane herauszufinden, seine große Liebe. Hier trifft er auf Lukas, einen deutschen Kriegsgefangenen, der ebenfalls zu dieser gefährlichen Arbeit verpflichtet wurde. Der Deutsche scheint etwas über Ariane zu wissen, aber Lukas ahnt nicht, wie sehr ihre beiden Leben miteinander verwoben sind.
Mich hat dieses Buch sofort gepackt. Die Autorin kann sehr gut erzählen und die einzelnen Figuren sowie Schicksale aus den verschiedensten Perspektiven beleuchten. Jede Person hat den Krieg anders erlebt. Besonders beeindruckt hat mich zum Beispiel Saskia, eine Jüdin, die nach der Befreiung durch die Alliierten wieder in ihre Heimat zurückkehrt und nun eine andere französische Familie in ihrem Haus vorfindet, die ebenfalls nicht gewillt ist, dieses so einfach wieder zu verlassen.
Claire Deya zeigt in diesem Roman, dass eben nicht alles nur schwarz oder weiß ist, sondern dass es auch nach dem Krieg viel Ungerechtigkeit gab.
„Auf die Frage, die sich alle stellten – hätte das, was in Deutschland geschah, auch in Frankreich passieren können? – fanden sie hier die Antworten, in diesen Kisten voller Hass.“
Wer die Antworten auch finden will, sollte unbedingt dieses grandiose Buch lesen – über ein Stück französisch-deutscher Geschichte an der Côte d’Azur.

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Veröffentlicht am 26.05.2025

Ein sehr lehrreiches Buch

Wie ein Foto unser Leben rettete
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Der fünfjährige Gavra lebt mit seiner jüngeren Schwester und seinen Eltern im ehemaligen Jugoslawien ein ganz normales, glückliches Leben. Doch dann bricht der Zweite Weltkrieg aus und für die jüdische ...

Der fünfjährige Gavra lebt mit seiner jüngeren Schwester und seinen Eltern im ehemaligen Jugoslawien ein ganz normales, glückliches Leben. Doch dann bricht der Zweite Weltkrieg aus und für die jüdische Familie beginnt eine wahrhafte Odysee auf der Flucht vor den Nazis. Schutz finden sie in Albanien und treffen dort auf ziemlich mutige Menschen, die sich ihrer annehmen.

Ich habe das Buch zusammen mit meinem zehnjährigen Sohn gelesen und wir beiden waren sehr angetan von dieser wahren Geschichte. Schon der Titel macht einen neugierig, was es denn nun mit diesem Foto auf sich hat. Und auch jedes Kapitel lässt einen gespannt zurück. Am liebesten hätten wir das Buch in einem Rutsch durchgelesen.
Die Erzählweise ist einfach genial für Kinder. Nicht zu viel Informationen, aber auch nicht zu wenig. Ein sehr guter Einstig für Kinder in die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und die Verfolgung der Juden. Da es die Erzählung eines kleinen Jungen ist, der hauptsächlich die Geschichte aus seiner kindlichen Sichtweise erzählt, sind die Kinder mit diesem Thema auch nicht überfordert. Das Buch lässt Spielraum, um darüber zu Reden, was damals passiert.

Und dann sind da ja noch diese zahlreich Fotos und Illustrationen, die einen das Schicksal der Familie sehr nahe bringen.

Sehr interressant fand ich, welche Rolle Albanien damals gespielt hat und das Juden dort Zuflucht gefunden haben. Auch Erwachsene können hier durchaus noch etwas lernen.

Und wer wissen will, wieso und warum ein Foto die Familie von Gavra gerettet hat, der muss das Buch schon selber lesen und das kann ich auch nur jedem Empfehlen, egal ob groß oder klein.

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Veröffentlicht am 28.04.2025

Gute Literatur mit Meeresrauschen inklusive

Das Licht in den Wellen
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Die kleine Insel Föhr liegt im Wattenmeer und wird auch als „ die grüne Insel“ beschrieben, weil sie so üppig bewachsen ist. In diesem Paradies, in mitten der Nordsee, wächst Inge auf. Sie ist eine Tochter ...

Die kleine Insel Föhr liegt im Wattenmeer und wird auch als „ die grüne Insel“ beschrieben, weil sie so üppig bewachsen ist. In diesem Paradies, in mitten der Nordsee, wächst Inge auf. Sie ist eine Tochter von Bauern und führt ein karges Leben. Nun, kurz vor ihrem 100. Geburtstag, blickt sie auf ihr Leben zurück und erzählt davon ihrer Urenkelin, mit der sie sich auf eine Schifffahrt über den Atlantik begibt, um ihre zweite Heimat,New York, noch einmal zu sehen. Denn in diese Metropole ist sie mit Anfang zwanzig ausgewandert.

Dieses Buch nimmt seine Leser auf eine ganz wunderbare Zeitreise mit, in so unterschiedliche Welten. Auf der einen Seite, die noch etwas verschlafende Nordseeinsel, auf der anderen Seite, die pulsierende Metropole New York. Doch beide sind durch das Meer verbunden. Und vom Meer wird viel und vor allem, sehr bildhaft erzählt. Dadurch bekommt die Geschichte von Inge einen ganz besonderen Ton. Man schwimmt durch die Kapitel und freut sich mit Inge, wie ihr das Leben gelingt. Am Anfang fand ich das Buch als richtig wohltuend, hätte mir aber etwas mehr Tiefgang gewünscht und siehe da, er wurde auch so gleich erfüllt. Am Ende hat es mich nochmals richtig gepackt und ich war froh zu hören, dass es wahrscheinlich auch noch eine Fortsetzung gibt.

Ein wirklich tolles, einfühlsames Buch, über eine toll Frau. Große Empfehlung.

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Veröffentlicht am 25.03.2025

Ein geniales Buch

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
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Der Titel verrät schon viel über dieses kleine Meisterwerk. Ivor, Marco, Jonas und Arjan sind Brüder, also nicht wirklich, aber sie bezeichnen sich so. Vereint sind sie durch die Straße und die Drogen. ...

Der Titel verrät schon viel über dieses kleine Meisterwerk. Ivor, Marco, Jonas und Arjan sind Brüder, also nicht wirklich, aber sie bezeichnen sich so. Vereint sind sie durch die Straße und die Drogen. Sie dealen und teilen auch schon einmal gerne Prügel aus. Auf ihre richtigen Familien können sie jedenfalls nicht zählen. Ihre Jugend scheint verloren, die Drogen werden mehr, die Wahl der Waffen schärfer.

Der junge Autor lässt Ivor die Geschichte erzählen und dieser schreibt so, wie er spricht. Ganz kurze Abschnitte in Kleinschreibung in feinster Jugendsprache. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, ist dieses Buch so wahnsinnig authentisch. Ich gebe zu, dass ich nicht alles verstanden habe, aber das hätte ich im "real life" wahrscheinlich auch nicht. Ich fühlte mich auf jeden Fall sofort mitten drin und habe auch teilweise echt gelitten, als die Geschichte mit Jonas erzählt wurde, der von seinem Vater geschlagen wird und so gerne wieder zu seiner Mutter und seinen kleinen Bruder ziehen würde.

Ein großes Lob auch an die Übersetzerin Karoline Hippe. Diese Art der Sprache aus dem norwegischen zu übersetzen muss schon eine ziemliche Herausforderung gewesen sein.

Ich habe dieses Buch wirklich sehr gerne gelesen und kann es nur jedem weiterempfehlen, der sich für das Leben und die Sprachen der Jugend interessiert. Beeindruckend und bewegend!

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