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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2025

Queen von Romance und Fantasy

Variation – Für immer oder nie
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Yarros ist für mich nicht nur die Queen der Drachen, sondern auch der Romance. Ihre Romane sind gefühlvoll, tiefgründig und ein bisschen kitschig. Und auf jeder einzelnen Seite kann ich mich so richtig ...

Yarros ist für mich nicht nur die Queen der Drachen, sondern auch der Romance. Ihre Romane sind gefühlvoll, tiefgründig und ein bisschen kitschig. Und auf jeder einzelnen Seite kann ich mich so richtig fallen lassen. Satz um Satz fliegt einfach so dahin.

Das Buch ist aus zwei Sichten geschrieben. Allie ist Teil einer Sportlerfamilie. Vier Mädchen, getrieben zum Ballett, von einer unbarmherzigen Mutter. Während Hudson ein durchschnittlicher Junge vom Dorf ist, dessen Leidenschaft zu Allie ihn zur Leidenschaft des Rettungsschwimmens gebracht hat. Sie leben in gegensätzlichen Welten und doch springt der Funke direkt über, als Hudson Allie in jungen Jahren vor den Wellen rettet. Wellen, die danach in Allies Leben große Bahnen ziehen, denn Hudson verlässt sie. Ohne Worte. Zurück bleibt der Schmerz, den Allie mit jeder Faser in ihren Sport steckt und weltberühmt wird. Bis sie eines Tages wieder zurück an den Ort kehrt, der Geheimnisse ans Licht bringen wird.

Die erste Hälfte des Buches beginnt mit einem sehr schnellen Wiedereinstieg in die Liebesgeschichte. Hudsons Nichte führt die beiden schon innerhalb weniger Seiten wieder zusammen und so beginnt ein Kampf zwischen Liebe und Angst, wieder verlassen zu werden. Die Geheimnisse, die der Klappentext angeteasert hat, wurden ziemlich schnell aufgelöst, doch das Buch bietet deutlich mehr an Thematik. Gerade gegen Ende spitzen sich alle Situationen erneut zu und es treten Wendungen ein, mit denen ich nicht gerechnet habe. So war der erste Teil schon fast unspektakulär, während der zweite die Wellen zum Explodieren brachte. Eine typische Art von Yarros, die ihre Charaktere gerne in letzter Sekunde noch in Schwierigkeiten bringt.

Obwohl der Einstieg sanft war, verflogen die Seiten. Wer Yarros Schreibstil liebt und was für Romance überhat, sollte sich an ihren weiteren Werken versuchen. "Variation" blieb für mich etwas hinter "Alles, was ich geben kann" zurück, verzauberte mich jedoch auf eine düstere Weise.

Positiv war auch, dass für einen Ballett-Laien wie mich ziemlich viel Recherche in dem Buch zu stecken scheint. Training und Posen wurden gut erklärt. Klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 15.07.2025

Einfach ein Highlight

Glow of the Everflame
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"Glow of the everflame" ist Band 2 einer vierteiligen Reihe und ich bereue es fast, es als Vorabexemplar gelesen zu haben, denn nun muss ich noch länger auf die Übersetzung des Folgebandes warten.

Das ...

"Glow of the everflame" ist Band 2 einer vierteiligen Reihe und ich bereue es fast, es als Vorabexemplar gelesen zu haben, denn nun muss ich noch länger auf die Übersetzung des Folgebandes warten.

Das Ende von Band 1 war ein immenser Twist, der vielversprechend war. Band 2 setzt nahtlos an diesem Ende an und verändert die ganze Struktur des Buches. Im ersten Band lernte man zunächst das Leben der Mortals kennen. Womit sie zu kämpfen haben und wie die Hierarchien aus ihrer Sicht aussehen. Nun wechseln wir aber in die Sicht der Descended. Die Strukturen des Palastes treten in den Vordergrund und natürlich steht Protagonistin Diem in täglichem Konflikt mit ihrer wahren Herkunft und der Art, wie sie aufwuchs. Dieser Konflikt war realistisch dargestellt und ich mochte, wie sich Diem einerseits versucht hat, im Palast zu behaupten, aber dennoch deutlich wurde, dass sie nicht nur stark ist. Die Charaktere, die sie dabei begleiten sind wunderbar charismatisch. Herzliche, lustige, ernste, aber auch manipulative Charaktere. Dies ging soweit, dass ich bei einigen nicht ganz sicher war, was nun die Intention der Person ist. Eine hohe Kunst.

Die erste Hälfte war geprägt von neuen Regeln. Hier und da zog sich das Buch etwas, doch war dieses Worldbuilding nötig, um die Spannung langsam aber stetig wachsen zu lassen. Diese entlud sich in mehreren Szenarien ab der zweiten Hälfte. Ab da war ich komplett im Buch drin und las die letzten 300 Seiten fast an einem Stück weg. Ich wollte Antworten, ich hoffte auf glückliche Enden, doch die Autorin ist erbarmungslos und das macht für mich ein Buch erst richtig perfekt. Wenn ich nicht ahnen kann, was alles kommt, weil nicht einmal die Hauptcharaktere sicher sind.

Selbst das Ende war zunächst so, wie ich es erwartet hatte, aber spitzte sich so spektakulär zu, dass ich nun keine Ahnung mehr habe, wie es weitergehen könnte. Damit sei gesagt: Ich brauche Band 3! Denn auch wenn es hier und da vielleicht Lücken gab, oder sich die Geschichte zog, so bleibt das Gesamtbild ein wahres Highlight.

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Veröffentlicht am 23.04.2025

Hinterlässt Spuren

Um jeden Preis
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Eine Nachkriegsgeschichte der ganz anderen Art.

Hin und wieder packt mich die Lust nach einer historischen Geschichte. Wahr muss sie sein, nahbar, ich möchte mich hineinversetzen können. (Nach)kriegsgeschichten ...

Eine Nachkriegsgeschichte der ganz anderen Art.

Hin und wieder packt mich die Lust nach einer historischen Geschichte. Wahr muss sie sein, nahbar, ich möchte mich hineinversetzen können. (Nach)kriegsgeschichten gibt es da zu Hauf, doch eine Person, die von ihrer Zeit in Sibirien erzählt? Das war neu für mich.

Der Inhalt dieses immerhin 92-jährigen Lebens ist schockierend, sowie mutmachend zur selben Zeit. Protagonistin Lydia glaubt, dass sie nach Hause kommt - nach Odessa, am Schwarzmeer - denn der Krieg ist vorbei. Doch unter einem Vorwand wird die damals 16-jährige mit ihrer Familie nach Sibirien gekarrt. Nicht für lange... So wird ihnen gesagt. Am Ende sollen es 11 Jahre werden. 11 Jahre voller Elend. Für über 10h harter Arbeit gab es eine Handvoll Getreide. Der 10qm große Wohnraum wird mit über 30 Leuten geteilt. Krankheiten sind kaum Einhalt zu gebieten. Die Temperatur bis minus 30 Grad. Als gesunde Frau im kräftigsten Alter muss Lydia in der Familie am härtesten mit anpacken. In der eisigen Kälte läuft sie kilometerweit zur Zwangsarbeit, hantiert mit Wasser, welches beim Schöpfen gefriert, baut Ställe und einen Brunnen und kümmert sich eigenhändig um schwerste Veterinärpflege. Hinzu kommt der Ballast einer erzwungenen Ehe, die sie mit permanenter Schwangerschaft während der Gefangenschaft beschenkt.
In vollster Ehrfurcht habe ich die Seiten rasend schnell umgeblättert, musste teilweise innehalten, um gelesenes zu verarbeiten. Um die 28 lange Jahre soll es dauern, bis Lydia wieder in dem Land ihrer Vorfahren stehen darf: Deutschland. Wie viel kann ein Mensch ertragen? Wie viel Kraft kann einem der Glauben, die Familie und ein schlichtes Mantra bieten?

Der Schreibstil selbst ist eher schlicht gehalten. Bei so viel Input kann nicht auf jedes Thema tiefgründig eingegangen werden. Das macht die Geschichte flüssig, einigen könnte jedoch was fehlen.

Diese Geschichte ist ein Zeugnis der Vergangenheit und sollte möglichst viele Menschen erreichen. Die Sicht auf die eigenen Privilegien wird sich drastisch ändern. Wenn dieses Buch einen nicht zum Umdenken nötigt, dann weiß ich nicht, welches es sonst tut.

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Veröffentlicht am 13.04.2025

Absolutes Highlight - emotional geladen

Verheiratete Frauen
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Campos' verheiratete Frauen überraschten mich auf mehreren Ebenen.
Mit außerordentlich langen Kapiteln, aber vielen kurzen Abschnitten lernt der Leser drei – nein, eigentlich vier – verheiratete Frauen ...

Campos' verheiratete Frauen überraschten mich auf mehreren Ebenen.
Mit außerordentlich langen Kapiteln, aber vielen kurzen Abschnitten lernt der Leser drei – nein, eigentlich vier – verheiratete Frauen kennen, die alle Gefangene ihrer Geschichte sind und ihre Ehe reflektieren. Wobei Reflexion nicht das richtige Wort ist. Es ist die Art, wie die Frauen in ihrem Schmerz reagieren. Ein Schmerz, gezogen aus unglücklichen Entscheidungen.
Gabriela steht von allen Frauen im Mittelpunkt. Sie geht eine Affäre mit einem Mann ein, der ihr seit zehn Jahren immer wieder auffällt und der letzten Endes sie reinreißt. Dementsprechend hält das Buch viele erotische Szenen parat, die teilweise wichtig sind, um das Innenleben der Protagonistin zu verstehen, teilweise nur Lesevergnügen sind. Cósima ist gefangen in den Mustern der Reichen und muss sich beugen, während Silvia lesbisch ist, sich aber nicht einmal vor sich selbst outen kann.
Und so gehen alle drei Frauen durch dick und dünn, während jede ihre eigenen Probleme lösen muss. Dies geschieht mit einer unglaublichen Intensität. Campos rollt so unglaublich wichtige Themen der Gesellschaft so emotional geladen auf. Es geht um Kinderwunsch, Endometriose, Gleichberechtigung, Übergriffigkeit, den Respekt für Entscheidungen. Zwischendurch dachte ich: Dieses Buch, das sollte der Männerwelt gehören. Um Frauen besser verstehen zu können, wäre dieses Buch doch ideal. Doch am Ende die Einsicht, dass Männer anders ticken und der männlichen Perspektive – die ebenfalls viel Raum bekommt – sicherlich eher zustimmen würden, ohne die Frauen des Romans und somit die Frauen des realen Lebens zu verstehen. Dieser Roman fasst die Gefühlswelt und das Denken einer Frau in ein paar wenige Seiten.
Am Anfang stand die Wut. Wut auf viele empathielose Männer, die Entscheidungen der Frau nicht respektieren, selbst aber ständig im Ego verletzt sind. Am Ende bleiben die Tränen. Tränen, weil so viele Frauen jeden Tag kapitulieren und ihr Glück hintanstellen.
Ein blitzgescheiter, gut recherchierter Roman, den ich ohne Vorbehalt jederzeit weiterempfehlen würde.

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Veröffentlicht am 25.02.2025

Mehr als eine Liebesgeschichte

Die Tage nach dem Pflaumenregen
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Zusammen mit den Protagonisten Suchi und Haiwen begibt sich der Leser nicht nur auf eine gefühlvolle, romantische Reise, sondern auch durch die Leiden des japanisch-chinesischen Krieges. Dabei handelt ...

Zusammen mit den Protagonisten Suchi und Haiwen begibt sich der Leser nicht nur auf eine gefühlvolle, romantische Reise, sondern auch durch die Leiden des japanisch-chinesischen Krieges. Dabei handelt es nur am Rande um das Kriegsgeschehen selbst, es schwebt immer in der Luft.

Während Haiwen in der Armee ist, begleiten wir einen Großteil von Suchis Leben, welches mit einigen Rückschlägen verbunden ist. Normalerweise bin ich gegenüber schweren Schicksalen hart gesotten, doch bei Suchi ertappte ich mich, wie es mich emotional sehr mitnahm. Dabei gab es keine expliziten Beschreibungen. Diese Gefühle wurden einzig durch den tollen ruhigen, aber eindringlichen Schreibstil ausgelöst.

Die Trennung verarbeiten beide auf unterschiedliche Art und als sie sich durch Zufall wiedersehen sind sie beide noch die Personen von damals und gleichzeitig ganz anders. Geprägt durch Situationen, die sie eigentlich gemeinsam hätten durchstehen sollen.
Mir gefiel, wie Chen die gesellschaftliche Strukturen Shanghais darstellt und die politischen Verbindungen zwischen Shanghai, Hongkong und Japan. Wie unterschiedlich die chinesisch sprechenden Regionen doch leben und denken, fällt in diesem Buch sehr zu Gewicht. Ich liebte das Zusammenspiel aus harmonischer, friedlebiger Musik und dem gewaltsamen Fortschreiten der Zerstörung, im Namen der Befreiung. Nach zig Kriegsgeschichten über den 1. und 2. Weltkrieg war es eindrücklich, über die Vergangenheit anderer Länder und Nationen zu lesen. Über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Das Buch lebt von vielen Zeitsprüngen. Die Gegenwart, in der sich ein Annähern schwer darstellt. Die unvoreingenommene Kindheit, in der die zarte Liebe erblühte, sowie die Kriegsvergangenheit, in der die Protagonisten ihren Platz suchen und in Schicksale gepresst werden. Diese Einteilung war sehr gelungen und sorgte zu jeder Zeit für ein spannendes Fortschreiten der Geschichte.

Das Ende wartet dann etwas poetisch auf. Die Sicht wechselt und nimmt den Leser auf sanften Schwingen mit, beendet das Buch in einem taktvollen Ton. Klare Empfehlung.

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