Profilbild von SillyT

SillyT

Lesejury Star
offline

SillyT ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SillyT über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2018

Berührend

Die Vergessenen
0

Manolis Leftaris ist Autohändler, zumindest nach aussen hin, denn nebenbei führt er Aufträge aus, die nicht alltäglich sind und deren Auftraggeber auch gerne anonym bleiben. Nun soll er geheime Akten beschaffen, ...

Manolis Leftaris ist Autohändler, zumindest nach aussen hin, denn nebenbei führt er Aufträge aus, die nicht alltäglich sind und deren Auftraggeber auch gerne anonym bleiben. Nun soll er geheime Akten beschaffen, die in den Händen einer älteren Dame sein sollen. Doch die Dame befindet sich zur Zeit in einem Krankenhaus. Ihre Nichte, eine Reporterin, bekommt etwas von diesen Unterlagen mit und wittert die Story ihres Lebens, die ihr eventuell auch Aufstiegschancen bzw. eine Jobveränderung versprichen. Denn wie sich herausstellt, hat die ältere Dame, Kathrin Mändler, ein Geheimnis, welches sie bereits seit 1944 mit sich herumträgt, als sie in einem Sanatorium für psychisch erkankte Menschen gearbeitet hat. Ein Wettlauf um die Unterlagen und um eine lange in Vergessenheit geratene Schuld beginnt.
Meine Meinung:
Dieses düstere Cover machte mich gleich neugierig und auch der Titel sprach mich gleich an. Dementsprechend neugierig war ich, als ich anhand des Klappentextes herausfand, dass es sich um eine Geschichte aus Kriegszeiten handelt. Allein schon Bücher auf zwei Zeitebenen finde ich immer spannend und so begann ich zu lesen.
Das der Name Ellen Sandberg lediglich ein Pseudonym ist, brauche ich wohl nicht mehr unbedingt erwähnen und man spürt hier sehr gut, dass die Autorin sehr viel Erfahrung hat im Schreiben von besonderen Geschichten. Die Vergessenen ist sehr gut recherchiert und gerade mit dem Part aus der Vergangenheit konnte Ellen Sandberg mich sehr berühren. Sie schreibt sehr leicht, sehr flüssig und dabei auch eindringlich und das über ein Thema, das man zwar einmal gehört hat, aber nicht so intensiv, wie hier erzählt. Es geht um Euthanasie und so manch ein Moment in der Geschichte brachte mich dazu, Tränen zu vergießen, gerade weil ich wusste, dass es hier um Fakten geht, auch wenn diese Geschichte Fiktion ist.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir zwar recht leicht, doch gerade auf den ersten Seite musste ich ein wenig am Ball bleiben, denn neben der Geschichte aus der Vergangenheit spielt das Buch auch in der Gegenwart, bzw. im Jahr 2013. Mit diesem Part habe ich etwas länger benötigt, um damit warm zu werden, was hier aber auch ein bisschen an dem Charakteren Manolis Lefteris und Vera Mändler lag. Doch ab einem gewissen Punkt war ich gefesselt, befangen und gerührt und auch der Part der Gegenwart wurde ein wenig greifbarer.
Ein Erzähler in der dritten Person führt den Leser durch die Geschichte. Dabei bekommt der Leser immer wieder nur kurze Momentaufnahmen von allen drei Hauptcharakteren, sprich Manolis, Vera und Kathrin. Abwechselnd wird aus den Perspektiven dieser drei Figuren berichtet und gegen Ende bekommt man auch ein wenig mehr von einer vierten Perspektive berichtet.
Dadurch bekommt man durchaus verschiedene Blickwinkel, hat Möglichkeiten zu Spekulationen, aber auch ein wenig Distanz zu den Personen. Diese waren mir nicht durchgängig sympathisch, bzw. nicht gleich von Beginn an sympathisch. Manolis war mir ein wenig ein Rätsel, auch wenn seine Geschichte durchaus sehr intensiv und vor allem traurig war. Doch für den roten Faden der Geschichte und deren Glaubwürdigkeit war er so genau passend. Auch die weiteren Figuren wie Vera oder Kathrin waren sehr glaubwürdig gestaltet, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten. Der Charakter der Kathrin hat mir hier am besten gefallen, sie ist absolut vielschichtig und nicht immer durchschaubar und dadurch etwas besonderes. Alles in allem eine absolut gelungene Ausarbeitung der Charaktere, die jeder für sich schon eine besondere Persönlichkeit darstellt.
Das Thema des Zeitstrangs aus der Vergangenheit, nämlich die Euthanasie, war mir zwar bekannt, aber der Umfang gar nicht so richtig bewusst. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele der damaligen Verbrecher davon kamen, ohne Strafe und wie diese doch ein "normales" Leben führen durften, dann ist dies mehr als erschreckend.
Mein Fazit:
Eine Geschichte deren Ausarbeitung mir gut gefallen hat, bei der ich mich allerdings eine geraume Zeit schwer tat, bis ich mit den Charakteren der Gegenwart warm wurde. Nichts desto trotz konnte mich Ellen Sandberg berühren, erschrecken und mit dem Ende zufrieden stellen. Die Vergessenen überzeugt mit einem sehr gut recherchiertem Hintergrund der damaligen Ereignisse. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.01.2018

Ein Setting, das begeistern konnte

Wédora – Staub und Blut
0

Liothan ist Holzfäller in Walfor, welches zum Königreich Telonia gehört. Doch neben diesem Beruf geht er noch einem zweiten nach: er ist ein Dieb. Ausgerechnet seine beste Freundin Tomeija seit Kindertagen ...

Liothan ist Holzfäller in Walfor, welches zum Königreich Telonia gehört. Doch neben diesem Beruf geht er noch einem zweiten nach: er ist ein Dieb. Ausgerechnet seine beste Freundin Tomeija seit Kindertagen ist hier die Scirgerefa, die Ordnungshüterin des Ortes. Diese warnt Liothan noch davor, bei einem der reichsten Kaufmänner der Gegend, Durus, einzusteigen, doch Liothan hört nicht auf sie. Es kommt wie es kommen muss und Liothan wird ertappt, als Tomeija ihm zur Hilfe eilt, geschieht allerdings etwas, womit sie nicht gerechnet hatten. Denn Durus scheint ein Witgo, ein Magier, zu sein und unversehens landen Tomeija und Liothan irgendwo mitten in einer Wüste und werden Zeugen eines Überfalls auf eine Karawane. Wo sind sie hier gestrandet? Was hat es mit der riesigen Stadt Wedora, die mitten in der Wüste liegt auf sich? Und vor allem: werden sie wieder zurück nach Hause gelangen?
Meine Meinung:
Ich muss sagen, dass allein schon meine Inhaltsangaben nur minimal spiegelt, wie umfangreich und ausgeklügelt die Geschichte und auch die Welt rund um die Protagonisten und die Stadt Wedora ist. Denn schon nach der Ankunft in dieser Stadt überschlagen sich die Ereignisse und das immer wieder, ich bin hier durchaus beeindruckt, was Markus Heitz da für eine gigantische Welt erschaffen hat.
Schon das Cover zog immer wieder meine Blicke auf sich und es spiegelt hier die Wüstenstadt perfekt wieder. Man spürt beinahe die brennende Sonne und der Brunnen ist ebenfalls sehr wichtig für diese Geschichte, denn Wasser in der Wüste ist ein hohes Gut und hier nochmal ganz besonders.

Markus Heitz hat einen ganz besonderen Schreibstil, er ist durchaus flüssig zu lesen und dabei schafft er es mit leichten Worten eine völlig neue Welt zu schaffen und dabei klingt alles so, als gäbe es dies tatsächlich. Er beschreibt Orte und Ereignisse, als wäre er persönlich dabei gewesen und genau das macht auch für mich die Besonderheit dieses Fantasybuches aus.
Das Worldbuilding hat mich absolut fasziniert, High Fantasy in der Wüste und die Stadt mit seinen Eigenarten und Besonderheiten werden klar bei der gedanklichen Vorstellung. Zu größten Teilen versank ich hier in der Stadt, doch eins gab es, ich musste mich hier durchaus konzentrieren, damit ich nicht irgendetwas wichtiges überlas. Also eine sehr ausgeklügelte und absolut durchdachte, faszinierende Welt, die aber auch volle Aufmerksamkeit fordert. Aber genau das macht eine gute Fantasygeschichte ja auch aus.
Spannend und actiongeladen geht es hier beinahe permanent zu, immer wieder gelangen die Protagonisten in Situationen, die den Kampf fordern. Die Stadt ist voller Geheimnisse und Intrigen und Liothan und Tomeija geraten immer wieder in irgendwelche Hinterhalte oder Situationen in denen sie nicht nur ihr eigenes Leben verteidigen müssen. Doch es gibt auch Passagen zwischendurch, die zum Erläutern dienen, die notwendig sind, mich aber immer wieder mit den Gedanken abschweifen ließen, die Personen in die Geschichte einführten, mich aber nicht ganz so fesseln konnten, wie die Momente, die hier Knall auf Fall kommen.
Die Atmosphäre der Geschichte ist geradezu greifbar, man spürt fast die brennende Sonne, die staubige Luft und die sandigen Wege der Wüstenstadt.
Die Geschichte wird durch einen dritte Person Erzähler wiedergegeben. Dieser lässt den Leser bei allen Ereignissen teilhaben und man bekommt auch durch Einblendungen, was in der Heimat von Liothan und Tomeija vor sich geht, mehr mit, als die beiden Protgonisten. Wer aufmerksam bleibt, hat hier einen perfekten Überblick, allerdings noch lange nicht den Durchblick, denn es gibt hier so vieles, was geheimnisvoll ist und von dem man nicht ahnt, wohin es führt. Es bleiben also noch eine ganze Menge Fragen für den zweiten Band offen. Zwischendurch bekommt der Leser zwischen den beiden unterschiedlichen Handlungsschauplätzen auch noch Auszüge aus fremden Büchern, die die Geschichte der Stadt erläutern und auch dieses macht immens neugierig.
Die Protagonisten sind zwei absolut interessante Persönlichkeiten und waren mir durchweg sympathisch. Sie sind kampfstark, loyal, absolut smart und einfallsreich und haben das Herz am rechten Fleck. Sie geraten hier mitten hinein in die Intrigen und Kämpfe der Stadt und setzen sich ein. Tomeija trägt ein Geheimnis mit sich herum, aber auch hinter Liothan steckt noch einiges mehr, auf das man hier im ersten Band nur Blicke werfen kann. Ich schätze, dass auch da noch einige geschehen wird. Die Nebencharaktere sind zahlreich, aber auch diese sind durchdacht und nur selten das, was man auf den ersten Blick sieht. Viele sorgen für Überraschungen und treiben dadurch die Handlung immer mehr voran.
Mein Fazit:
Eine spannende Fantasygeschichte, die mich zum allergrößten Teil fesseln konnte, dabei gibt es eine Menge Kampf und ebenfalls eine Menge Geheimnisse. Viele Fragen bleiben ungeklärt, werden aber mit Sicherheit im zweiten Band noch aufgelöst. Ein Worldbuilding, das mich mit seiner Andersartigkeit und seiner durchdachten Art neugierig machte und fesseln konnte. Es gab nur kleinere Momente, die mich aus dem Lesefluss rissen, gerade dann, wenn sich mehrere neue Personen ins Geschehen mischten. Trotzdem ist es eine gelungene Geschichte, die ich gerne weiterempfehle und auf dessen Fortsetzung, die schon bereit liegt, ich mich freue.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Über das "Ganz" werden

Was uns ganz macht
0

Morgan ist siebzehn Jahre alt und eigentlich ist sie ein sehr selbständiger Mensch, auch wenn sie ein Aussenseiter ist, steht sie doch rein äußerlich fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Doch Morgan ...

Morgan ist siebzehn Jahre alt und eigentlich ist sie ein sehr selbständiger Mensch, auch wenn sie ein Aussenseiter ist, steht sie doch rein äußerlich fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Doch Morgan hat ein Geheimnis, denn sie kam nicht makellos zur Welt, stattdessen wurde sie mit einem einzigartigen Gendefekt geboren, den man aber auf dem ersten Blick nicht wahrnimmt und der sie doch immer wieder dazu zwingt, sich in ärztlicher Überwachung zu begeben. Doch dann an einem gewöhnlichen Abend in einem Club fasst sie all ihren Mut zusammen und zeigt der Öffentlichkeit ihre Unvollkommenheit. Von heute auf morgen steht sie plötzlich im Mittelpunkt, vor allem im Internet wird ihr Makel heiß diskutiert. Dadurch wird auch eine weitere Ärztin mit einem ganz besonderen Patienten auf Morgan aufmerksam. Howie, so heißt der Patient, scheint mit dem entgegegesetzten Makel geboren und ihr perfektes Gegenstück zu sein. Doch ob die Beiden wirklich so perfekt zueinander passen?
Meine Meinung:
Bei diesem Buch macht das recht schlicht gehaltene Cover sehr neugierig, aber vor allem schon der Titel zeigt, dass es hier um ein besonderes Thema geht. Kendra Fortmeyer schreibt eine Geschichte über zwei ungewöhnliche Jugendliche, die ganz eindeutig anders sind, als andere. Mit viel Gefühl, aber auch mit einer flotten und jugendlichen Sprache verpackt die Autorin ihre Geschichte, so dass sie auch für den jugendlichen Leser ansprechend wirkt. Doch auch als Erwachsener wird man hier von der Geschichte angezogen, denn sie spiegelt hervorragend wieder, wie die Öffentlichkeit auf Andersartigkeit reagiert. All das fängt die Autorin gekonnt ein und schafft dadurch eine Atmosphäre, die so einigen Jugendlichen, auch ohne Gendefekt, bekannt vorkommen dürfte.
Die Geschicht ist recht glaubwürdig erzählt, wobei ich zugeben muss, dass ich doch so einige Momente voausahnen konnte. Wirklich gestört hat mich das beim Lesen nicht, sorgte aber an dem ein oder anderen Punkt für ein paar Längen.
In der Geschichte geht es um Morgan, die mit einer genetisch bedingten Anomalie zur Welt kam und die sie einzigartig macht. Trotz ärztlicher Überwachung und diversen Versuchen ihr zu helfen, scheint doch niemand eine Lösung zu haben. Worum es da geht, wird hier schon sehr schnell aufgeklärt, aber das ist es auch nicht, was diese Geschichte zu etwas besonderem macht. Es ist eher der Moment, in dem Morgan beginnt zu sich selbst zu finden und der Weg dorthin, denn dieser ist nicht immer leicht. Schnell spiegelt sich in abfälligen Kommentaren ein typisches Bild der Menschen wider, doch es gibt auch Personen, die zu Morgan stehen und ihr Verhalten nicht nur billigen, sondern für gut halten. Nach und nach finden sich immer mehr Personen mit makel und auch wenn diese anders sind, als die Morgans, scheint es doch so, als gäbe es nicht nur "Normalos".
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive durch die Protagonistin Morgan. Dadurch lernt man sie sehr intensiv kennen. Ich muss hier allerdings zugeben, dass sie mir nicht immer durchweg sympathisch war und ich eine gewisse Distanz über weite Strecken zu ihr halten konnte. ich könnte mir aber auch vorstellen, dass genau das auch so gewollt war, denn mit Morgans Entwicklung im Laufe des Geschehens kann man sich als Leser doch immer mehr in sie hineinversetzen.
Morgan ist also eine Mischung aus typischer Teenie mit eigenem Kopf und Mädchen, das man für ihren Mut bewundern kann. Sie wächst im Laufe der Geschichte immer mehr an sich selbst, wobei auch Howie und dessen Familie hier einen wichtigen Wendepunkt gibt.
Howie mochte ich recht gerne und er ist ein sympathischer Charakter, den ich mir gut vorstellen konnte. Aber auch Morgans Freundin, mit der sie zusammenlebt, fand ich hier eine sehr wichtige Persönlichkeit, die ebenfalls mit Einfluss auf Morgans Entwicklung nimmt. Morgans Mutter war mir lange Zeit unsympathisch, erst als sie gegen Ende über ihre eigenen Beweggründe spricht, konnte ich in sie hineindenken.
Mein Fazit:
Ein gut umgesetztes Buch über ein sehr schwieriges Thema, bei dem die Autorin mit viel Gefühl eine Geschichte über einen besonderen Menschen erzählt. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, allerdings war sie für mich hier und da etwas zu vorhersehbar. Morgan war mir nicht immer sympathisch, doch ihre Entwicklung konnte mich durchaus überzeugen. Sie ist nicht so zerbrechlich, wie man annehmen könnte, bzw. lässt dies nach aussen nicht so wirken und genau das fand ich recht glaubwürdig. Ein Buch, das perfekt für Jugendliche ist, die lernen müssen, an sich selbst zu glauben, aber auch zu vertrauen, auch wenn das nicht immer einfach ist. Für den erwachsenen Jugendbuchleser eine gut umgesetzte Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Ein Liebesbrief mit Geheimnis

Der verbotene Liebesbrief
0

Bei der Beerdigung des Schauspielers Sir James Harrison lernt die junge Journalistin Joanna Haslam eine alte Dame kennen. Da es der Dame, die sich Rose nennt, übel geworden ist, kann Jo es nicht übers ...

Bei der Beerdigung des Schauspielers Sir James Harrison lernt die junge Journalistin Joanna Haslam eine alte Dame kennen. Da es der Dame, die sich Rose nennt, übel geworden ist, kann Jo es nicht übers Herz bringen, sie allein zu lassen. So verzeichtet sie auf ihren Zeitungsbericht und begleitet die ältere Dame stattdessen nach Hause. Doch dort angekommen ist Jo eher verwirrt, denn die Dame haust in einer Wohnung, die mit alten Teekisten zugestellt ist. Kurze Zeit später erhält Jo von Rose eine Nachricht und einen alten Liebesbrief und in der Nachricht bittet sie Jo um absolutes Stillschweigen über den Brief, denn sie würde sich sonst in Lebensgefahr begeben. Doch Jo ist nicht umsonst Journalistin und ihre Neugier wird jetzt erst recht angefacht. Sie ignoriert Roses Warnung und beginnt zu forschen, doch dabei gerät sie in einen Strudel voller Geheimnisse und Intrigen.
Meine Meinung:
Für viele ist Lucinda Riley ja eine der ganz besonderen Autorinnen, doch ich muss zugeben, dass dieses Buch erst mein zweites aus ihrer Feder war. Doch dieses Mal konnte die Autorin mich durchaus mit ihrer Geschichte fesseln und mitreißen und das ist bei einem Buch von 700 Seiten durchaus eine Kunst. Der Schreibstil ist sehr gefühlvoll, hat auf jeden Fall die richtige Mischung, um den Leser am Ball, bzw. in diesem Fall am Buch zu halten und neugierig zu machen. Es lässt sich auf jeden Fall leicht und gut verständlich lesen und bietet dem Leser auch so einiges an Möglichkeiten, mit um das Geheimnis zu rätseln.
Tatsächlich schafft Lucinda Riley es ganz gut, auf die gesamte Länge des Buches die Spannung aufrecht zu halten. Langeweile kommt hier nicht auf, denn Riley legt immer nur kleine Spuren an Geheimnissen und wenn mal etwas gelöst wird, steht man gleich vor neuen Fragen. Hier kommt so einiges zusammen und man muss durchaus konzentriert bleiben, um auch wirklich alle Zusammenhänge mitzubekommen. Dabei ist es aber zum Glück so gut geschrieben, dass man hier das Gefühl hat, einem Flm beizuwohnen, ausführlich, aber nicht zu detailreich, beschreibt sie Ereignisse und Personen und so nach und nach bekommt der Leser ein großes Gesambild präsentiert.
Wenn man nur den Klappentext liest, so hat man zunächst das Gefühl, dass es hier hauptsächlich um die Recherchen der Journalistin Joanna Haslam, genannt Jo, geht. Doch neben ihr gibt es doch einige Nebencharaktere, die für die Geschichte und deren Entwicklung wichtig sind. Dementsprechend wechselt Riley immer wieder die Perspektiven zwischen einigen Charakteren, auch wenn die Geschichte durch einen personellen Erzähler in dritter Person geschrieben ist.
Jo ist hier die Protagonistin, mit der der Leser gemeinsam beginnt, die Fäden in Richtung Vergangenheit aufzulösen. Erzählt wird hier aber komplett in der Gegenwart, die im Jahr 1995 spielt. Vergangenes erfahren wir eher durch gedankliche Rückblicke, nicht durch Sprünge in der Zeit. Neben Jo lernen wir noch die Enkel des Schauspielers James Harrison kennen, zum einen Zoe, eine aufstrebende, junge Schauspielerin, die ebenfalls ein Geheimnis mit sich herumträgt, zum anderen Marcus, der charmant und charismatisch erscheint, aber eher ein Lebemann ist. Aber auch Jos bester Freund Simon wird immer mal wieder ins Zentrum des Geschehens gerückt. Somit hat man hier einen guten Überblick, allerdings dauert es doch so einige Zeit, bis auch der Durchblick kommt.
Die Charaktere haben mir gut gefallen, da sie durchaus facettenreich sind und Ecken und Kanten haben. Gerade Jo als Protagonistin konnte mich mit ihrer Darstellung hier überzeugen. Auch sonst passten die Handlungen der Einzelnen hier gut in die Geschichte und waren, bis auf ganz kleine Momente, nachvollziehbar.
Das Ende der Geschichte konnte mich dann nicht ganz überzeugen und hatte etwas von einem drittklassigen Krimi, doch das ist ja eigentlich auch immer eine Geschmackssache.
Mein Fazit:
Alles in allem konnte mich Lucinda Riley über die vielen Seiten ihrer Geschichte gut unterhalten und fesseln. Das Buch ist leicht und spannend geschrieben und bietet genügend bildliche Details, so dass ich hier ein deutliches Kopfkino beim Lesen hatte. Die Charaktere haben mir gut gefallen und brachten Abwechslung in die Geschichte. Die Geschichte selber steckte voller Geheimnisse und Rätsel und ließ mich mitraten, was damals wirklich geschah. Ein Buch, das ich gerne empfehle.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Stiller, aber eindringlicher Roman

The Child
0

Als bei Abrissarbeiten das Skelett eines Babys gefunden wird, wird diesem zunächst keine große Aufmerksamkeit geschenkt, denn das Skelett wurde schon vor langer Zeit dort vergraben. Lediglich eine kleine, ...

Als bei Abrissarbeiten das Skelett eines Babys gefunden wird, wird diesem zunächst keine große Aufmerksamkeit geschenkt, denn das Skelett wurde schon vor langer Zeit dort vergraben. Lediglich eine kleine, unscheinbare Nachricht in der Zeitung erzählt davon und doch löst diese Meldung bei drei Frauen etwas aus. Die Reporterin Kate hat sich fest vorgenommen, die Geschichte des Babys zu erzählen und begibt sich auf Spurensuche. Angela wurde vor vierzig Jahren ihr Baby Alice einen Tag nach der Geburt aus dem Krankenhauszimmer entführt. Hat sie Alice wiedergefunden? Und dann ist da noch Emma, die in dieser Gegend aufwuchs und seit Jahren ein furchtbares Geheimnis mit sich herumträgt.
Meine Meinung:
Das Cover des Buches macht hier sehr neugierig und auch der wenig preisgebende Klappentext tut hier das Übrige dazu. Tatsächlich ist die Story aber ganz anders erzählt, als ich gedacht habe, auch wenn der Einstieg dank eines klaren und flüssigen Schreibstils recht leicht fällt. Doch auch gerade dadurch konnte ich auch ein wenig Abstand zu dem doch erschreckenden Inhalt der Geschichte wahren, denn Fiona Barton hält hier durch die unterschiedlichen Perspektiven die Emotionen eher zurück, als dass diese den Leser überschwemmen, auch wenn die einzelnen Charaktere durchaus die zu ihnen passenden Gefühle in mir hervorrufen konnten.
Die Autorin hält die Geschichte in einem konstanten Erzähltempo, legt aber hier ganz deutlich den Fokus auf ihre Charaktere und lässt jeden Einzelnen dadurch klar und deutlich vor dem Leser erscheinen. Insgesamt erhalten wir hier vier unterschiedliche Perspektiven von vier Frauen.
Da wäre zum einen Kate, die Reporterin, die durch einen Artikel in der konkurrierenden Zeitung auf den Fund der Babyleiche aufmerksam wird. Doch da das Skelett schon seit ewigen Zeiten dort zu liegen scheint, scheint es auch niemanden so tief zu berühren. Niemanden bis auf Kate, die mit ihren Nachforschungen beginnt und tatsächlich auf eine Story aus längst vergangenen Tagen stösst. Dann hätten wir Angela, deren Baby vor vielen Jahren aus dem Krankenhauszimmer entführt wurde und von dem bis heute jede Spur fehlt. In ihr erwachen neue Hoffnungen auf Klarheit. Emma wuchs in der Gegend auf, in der das Skelett gefunden wurde. Heute arbeitet sie als Lektorin und ist mit ihrem Uniprofessor verheiratet, doch damals war alles anders und sie leidet nach wie vor unter Angststörungen. Die letzte der vier Frauen ist Jude, Emmas Mutter und eine Person, die nur an sich denkt. Aus diesen vier Perspektiven kann der Leser das Geschehen verfolgen. Während Emmas Part in der Ich-Form erzählt wird, berichtet ein Erzähler in der dritten Person von den anderen Dreien.
Die Geschichte an für sich ist eher ruhig, dafür aber sehr eindringlich erzählt. Sehr detailliert bekommt man hier die einzelnen Charaktere und deren Erlebnisse geschildert. Direkt langatmig fand ich es nicht, weil durchaus immer etwas geschieht, doch wer viel Action mag, ist hier nicht unbedingt richtig. Dabei legt Fiona Barton durchaus immer wieder "falsche Fährten", gibt Raum zum Miträtseln und bringt immer wieder Überraschungen mit ins Geschehen und auch durch die kurzen Kapitel mit wechselnden Perspektiven sorgt sie für ein gewisses Tempo, zu dass man hier durchaus in den Sog der Story gerät. Aber dieser Sog geht eindeutig durch die Charaktere hervor und das, was da wirklich Geschehen ist.
Die Charaktere sind wirklich intensiv beschrieben und doch hatte ich einen gewissen Abstand. Wobei ich durchaus für die einzelnen Personen auch die passenden Emotionen spüren konnte. So hatte ich Mitgefühl mit Angela, Mitleid mit Emma, war neugierig mit Kate und Jude rief starke Abneigung hervor. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und glaubwürdig und lassen den Leser über das Erzählte intensiv nachdenken.
Mein Fazit:
Eine Geschichte, deren Inhalt mich berühren und mit dem mich die Autorin sehr gut fesseln konnte. Die unterschiedlichen Charaktere und deren Entwicklungen waren sehr gut dargestellt und wirkten glaubwürdig. Mit dem Plot konnte die Autorin mich stellenweise überraschen, auch wenn ich bei einer Sache recht früh das richtige Gespür hatte. Alles in allem aber ein sehr intensiver Roman, eher schon ein Drama, mit vielen Wendungen und Überraschungen für den Leser, einzig die teilweise sehr detailliert beschriebenen Ereignisse ließen es hier und da etwas langatmig, aber nicht langweilig wirken. Lesenswert!