Authentisch und einfühlsam
Zehn Bilder einer LiebeHannes Köhler hat mit “Zehn Bilder einer Liebe” einen Liebesroman geschrieben für alle, die keine Liebesromane lesen. Er behandelt eine alltägliche, unaufgeregte Partnerschaft, räumt mit dem kitschigen ...
Hannes Köhler hat mit “Zehn Bilder einer Liebe” einen Liebesroman geschrieben für alle, die keine Liebesromane lesen. Er behandelt eine alltägliche, unaufgeregte Partnerschaft, räumt mit dem kitschigen Klischee der großen überbordenden Liebe auf.
Anhand von zehn nicht chronologisch sortierten Ereignissen lernen wir das Paar Luisa und David kennen und begleiten sie über elf Jahre hinweg. Es geht um das Zusammenkommen, vor allem aber um das Zusammenbleiben. Das Buch zeigt die schönen, magischen Momente einer Beziehung auf, aber auch die, in denen sie auf die Probe gestellt wird. Letzteres geschieht vor allem durch den Kinderwunsch der beiden, der sie durch die Strapazen einer Fertilitätsbehandlung und einer Fehlgeburt führt. Köhler schreibt hier sehr einfühlsam und sensibel.
Jede Episode der Beziehung wird sowohl aus Luisas als auch aus Davids Perspektive geschildert, sodass man sie mit unterschiedlichen Schwerpunkten wahrnehmen kann. Die Blickwinkel sind beide sehr glaubwürdig und nachempfindbar.
Ein weiteres Thema sind Luisas Tochter und die Patchwork-Situation. Köhler beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglich ist, uneingeschränkte Vatergefühle für sein nicht leibliches Kind zu empfinden oder ob diese schwächer sind und wie sie sich entwickeln oder verändern können. Außerdem zeigt er, dass es heute viele Alternativen zum klassischen Familienbild gibt.
“Zehn Bilder einer Liebe” ist ein sehr ehrliches und doch gefühlvolles Porträt eines Paares. Köhler beweist darin eine exzellente Beobachtungsgabe und bringt Konflikte sowie Emotionen gut auf den Punkt. Er zeigt, dass Liebe keine großen Gesten braucht, sondern der Alltag gemeinsam gelingen muss. ⭐️4/5⭐️