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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2025

Warmherzige Geschichte mit Humor und ein ungewöhnlicher Weg zur Selbstfindung

Sonnenhang
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Meine Meinung


Ich habe dieses wunderschöne Buch an einem Nachmittag abwechselnd gelesen und gehört. Gleich am Anfang war mir Katharina unsympathisch, da es für mich den Anschein hatte, für sie zählt ...


Meine Meinung


Ich habe dieses wunderschöne Buch an einem Nachmittag abwechselnd gelesen und gehört. Gleich am Anfang war mir Katharina unsympathisch, da es für mich den Anschein hatte, für sie zählt nur ihr Job und das Geld auf ihrem Konto. Doch schon nach wenigen Seiten durfte ich die wahre Katharina, die versucht ihre inneren Dämonen mit Alkohol, Zigaretten und Arbeit zu bekämpfen, kennenlernen.

Katharina ist beruflich erfolgreich; hat aber in der Liebe einfach kein Glück. Ihr letzter Freund (Schnittlauch) hat sie vor einem Jahr verlassen. Sie hat keinen Grund um ihn zu weinen, da er nie richtig zu ihr gestanden hat, um die Ex-Freundin nicht zu verletzen.

Sie lebt in einer Einzimmerwohnung in Berlin, in der sie auch arbeitet und viel Geld als Beraterin verdient. Eigentlich sollte das nur eine Übergangslösung sein, aber nun lebt sie mit ihrer Katze schon einige Jahre hier. Irgendwie ist sie von den schrulligen Angewohnheiten ihrer Nachbarn gerührt, die Dinge zum Verschenken auf dem Briefkasten deponieren.


Sie hasst Instagram, da sie da nur glückliche Menschen sieht. Dennoch schaut sie sich immer sämtliche Accounts an; besonders die, auf denen glückliche Mütter mit ihren Babys zu sehen sind. Katharina hofft immer noch den richtigen Partner zu finden, mit dem sie eine Familie gründen kann. Eine Diagnose beim Arzt zerstört ihre Hoffnung.

Sie zweifelt an sich und hat immer das Gefühl nicht zu genügen. Welcher Mann mag schon eine Frau, die keine Kinder bekommen kann?

Durch einen Zufall wird sie auf die idyllisch gelegene Seniorenresidenz Sonnenhang aufmerksam und bewirbt sich spontan als ehrenamtliche Helferin an den Wochenenden. Sie bekommt die Stelle und lernt eine vollkommen andere Welt kennen. Nichts erinnert im Sonnenhang an das laute, schmutzige Berlin.

Ab da wollte ich meinen E-Book-Reader nicht mehr aus der Hand legen. Da das reale Leben halt auch dazwischen kommt, habe ich über die Hälfte als Hörbuch weiter genossen. Die liebenswerten Heimbewohner haben mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Auch Katharina konnte sich dem Charme der alten Leutchen nicht entziehen. Besonders die Streitigkeiten bei den Spielen haben einen großen Unterhaltungswert, und mich schmunzeln lassen, da sie an kleine Kinder erinnern, die erst noch lernen müssen in Würde zu verlieren.

Dann ist da noch der charismatische Pfleger, der Katharinas Herz höher schlagen lässt ...

Besonders gut haben mir die Gespräche gefallen, die Katharina mit einigen Bewohnern geführt hat. Ihr wurde dadurch zum ersten Mal richtig bewusst, wie wenig sie über die Sorgen und Nöte von Menschen in Altenheimen wusste. Sie haben Geheimnisse, die sie gerne mit Katharina teilen. Prösterchen!

Es gibt lustige Szenen mit Alpakas, die für ein Fest am Sonnenhang engagiert wurden. Das fand ich total süß. Es gab aber auch einen Anlass zum Weinen.

Katharina ist sie nicht bewusst, wie sich langsam aber sicher ihre Einstellung zum Leben verändert. Die alten Menschen haben sie in ihr Herz geschlossen und ihr sehr viel Zuneigung zurückgegeben.

Der bildliche Schreibstil und die tolle Erzählstimme von Heike Wahrmuth, haben mich von Anfang an gefesselt. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und wirken authentisch.

Fazit

Für die Geschichte einer Frau, die sich neu definieren möchte, und dafür einen für sie ungewöhnlichen Weg einschlägt, spreche ich gerne eine klare Empfehlung aus. Hat sich in ihrem Leben etwas verändert? Ja, aber anders als ich vermutet habe.

Danke, Kathrin Weßling - Danke, Heike Warmuth

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Veröffentlicht am 20.04.2025

Und dann steht sie auf und öffnet die Tür

Von hier aus weiter
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Meine Meinung


Ich habe schon das Buch "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" wahnsinnig gerne gelesen. In dieser Geschichte wird kein Fenster geöffnet; vielmehr öffnet die trauernde Marlene ...

Meine Meinung


Ich habe schon das Buch "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" wahnsinnig gerne gelesen. In dieser Geschichte wird kein Fenster geöffnet; vielmehr öffnet die trauernde Marlene die Tür. Herein kommt ein Klempner, der den Wasserdruck ihrer Leitungen wieder in Gang bringt und Marlene aus ihrem Schneckenhaus lockt.

Mit der pensionierten Grundschullehrerin Marlene hat die Autorin eine Hauptfigur gezeichnet, die mich mitten ins Herz getroffen hat. Nachdem ihr schwer krebskranker Mann Rolf Suizid begangen hat, verspürt Marlene neben tiefer Trauer eine grenzenlose Wut und den Wunsch, ihr Leben auch zu beenden. Ihren Angehörigen und Freunden will und kann sie sich nicht öffnen. Da braucht es schon defekte Wasserleitungen und den herzlichen Klempner Jack. Sie bietet ihm das Gästezimmer an und lässt sich von Jack bekochen. Mit viel Geduld, leckeren Essen und guten Gesprächen bringt der empathische Mann Marlene dazu, über ihren verstorbenen Mann und die damit verbundene Trauer zu sprechen. Im Lauf der Geschichte stellt sich heraus, dass Jack ein ehemaliger Schüler von ihr war.

Die Thematik ist sehr traurig; dennoch kommt sie amüsant und voller Hoffnung daher. Gleich zu Beginn musste ich lachen, da die Szene auf einer öffentlichen Toilette einfach nur zum Schreien komisch ist. Mein Kopfkino hat mir Bilder in den Kopf gesetzt, die ich so schnell nicht mehr loswerde.

Lieder können Erinnerungen an Menschen und Situationen wecken. Diese Tatsache hat im Geschehen eine tragende Rolle.

Ida hatte vor einigen Jahren die Hausarztpraxis von Marlenes Mann übernommen und erweist sich jetzt als gute Freundin. Zusammen mit Jack und Ida fährt Marlene nach Wien, um eine Freundin zu besuchen, zu der sie schon länger keinen Kontakt mehr hatte. Die Reise entpuppt sich als Roadmovie mit vielen Turbulenzen und wunderbaren Begegnungen.

Marlene kann ihre Trauer am besten mit Menschen verarbeiten, zu denen sie keine jahrelange feste Verbindung pflegt. Weder ihre Stiefsöhne noch Freunde und Verwandte können ihr aus dem Trauertal heraus helfen. Wir erleben die Trauer einer Ehefrau und wie sie Schritt für Schritt einen Weg in ein neues Leben startet. Das alles passiert in einer leichten und herzlichen Sprache.

Fazit

Mit sehr viel feinem Humor widmet sich Susann Pásztor dem Thema Trauer, ohne dabei den nötigen Ernst vermissen zu lassen. Einziger Kritikpunkt ist das Ende. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet habe; denke aber für Marlene war es stimmig. Von mir eine klare Empfehlung, auch für Menschen, die die Thematik lieber meiden.

Ich habe das Buch abwechselnd gelesen und gehört. Die Erzählstimme von Ruth Reinecke macht die Geschichte zu einem tollen Erlebnis, da sie die Emotionen sehr gut herüberbringt.

Danke, Susann Pásztor. Ich freue mich auf weitere Geschichten.

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Veröffentlicht am 16.04.2025

Ich war sehr gerne hier draussen

Hier draußen
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Meine Meinung


Ein Leben auf dem Land ist bestimmt weniger stressig, als in der Stadt. Seitdem ich im holsteinischen Dorf Fehrdorf war, hat sich meine Meinung ein wenig geändert. Das ist zum einen der ...

Meine Meinung


Ein Leben auf dem Land ist bestimmt weniger stressig, als in der Stadt. Seitdem ich im holsteinischen Dorf Fehrdorf war, hat sich meine Meinung ein wenig geändert. Das ist zum einen der nicht immer angenehmen Landluft geschuldet - zum anderen dem Kampf, den Bauern haben, um mit ihrer Arbeit über die Runden zu kommen.

Lara und Ingo sind sehr euphorisch von Hamburg aufs Land mit ihren beiden Kindern gezogen. Der renovierungsbedürftige Resthof hat sie nicht abgeschreckt; und eigentlich wollten sie gar nicht richtig wahrhaben, was ihnen der Makler darüber alles erzählte. Sie sind im Sommer eingezogen und erst im Winter haben sie festgestellt, dass der alte Kasten nie richtig warm wird. Die Arbeit im und ums Haus hat vor allem Lara unterschätzt.

Besonders stressig ist das Landleben für Ingo. Jeden Tag muss er zu seinem Start-Up nach Hamburg fahren. Als er einmal auf dem Heimweg eine weiße Hirschkuh anfährt, ändert sich sein Leben von Grund auf. Er informiert den zuständigen Förster Uwe und erlöst mit ihm zusammen das Tier von seinem Leiden. Uwe erzählt ihm, wer eine weiße Hirschkuh tötet, hat nur noch ein Jahr zu leben.

Tatsächlich passieren viele tragische Dinge. Der Förster Uwe hat ein trauriges Geheimnis, ein Bauer wäre beinahe an den Dämpfen seiner Gülle gestorben und seine Frau hat bemerkt, dass sie ihn keineswegs vermissen würde. Ingo hat mit einem Burnout zu kämpfen und verbringt seine Freizeit lieber mit Uwe im Wald auf dem Hochsitz, als mit seiner Familie. Lara hat sich das Landleben anders vorgestellt. Ihr Teilzeitjob als Designerin und die Arbeit auf dem Hof überfordern sie. Dazu noch die ehrenamtlichen Arbeiten, die in der Dorfgemeinde bei verschiedenen Festen anfallen. Einzig die beiden Kinder fühlen sich richtig wohl in Fehrdorf. Lara fühlt sich von Ingo alleingelassen.

Dass ich sämtlichen Träumen beim Platzen zuschauen musste, hat mich nicht daran gehindert, mich im Dorf wohl zu fühlen. Man lernt das wirkliche Landleben, mit all seinen Bauernhöfen richtig kennen. Ein Weichzeichner wird hier nicht benutzt, da es wirklich nichts zu beschönigen gibt. Die Schweine- und Hühnerzucht regt dazu an, mal wieder seinen Fleischkonsum zu überdenken. Auch Lara hat ihre romantischen Vorstellungen sehr schnell ad acta gelegt.

Bei all den tragischen Vorfällen fehlt jedoch eines nicht: Herzenswärme! Jutta und Armin sind auch Zugezogene, die erst mit mehreren Leuten in einer Kommune lebten. Übrig geblieben sind nur die beiden. Jutta zeigt in Kursen, wie man Hühner schlachtet. Armin sorgt für das leibliche Wohl und kümmert sich um den Bio-Garten. Sie haben stets ein offenes Ohr für die Probleme der Dorfbewohner und bieten Wohnraum an, wenn jemand mal Abstand vom Ehepartner braucht.

Fast alle Dorfbewohner haben das Herz am rechten Fleck. Nachbarschaftshilfe wird großgeschrieben und mit vollem Einsatz praktiziert. Der in sich gekehrte Förster Uwe hat mein Herz berührt, und ich habe am Ende ein paar Tränen vergossen.

Einen Dorfbewohner gibt es, den ich am liebsten geschüttelt hätte, weil er so herzlos mit seiner Frau umgegangen ist. In Rückblenden habe ich jedoch einiges über sein Familienleben erfahren, und konnte seine Verbitterung besser verstehen; aber nicht entschuldigen.

Der bildliche Schreibstil hat mir das Gefühl gegeben, selbst ein Teil der Dorfgemeinde zu sein. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und kommen authentisch rüber. Wir erfahren das Geschehen überwiegend aus der Sicht von Ingo und Lara. Sie mussten feststellen, dass Zugehörigkeit erarbeitet werden muss.

Fazit

Eine klare Empfehlung für dieses wunderschöne Buch, das mich sehr berührt und nachdenklich gestimmt hat. Ich habe die Geschichte nicht gelesen; ich habe sie gelebt.

Herzlichen Dank, Martina Behm.

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Veröffentlicht am 11.04.2025

Und die Zeit bleibt einfach stehen

Für immer
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Meine Meinung

Ich habe mich schon oft gefragt, was wäre, wenn man die Zeit anhalten könnte, und ob sich das Leben dadurch verbessern würde.
"Für immer" behandelt genau dieses Thema; daher war dieses ...

Meine Meinung

Ich habe mich schon oft gefragt, was wäre, wenn man die Zeit anhalten könnte, und ob sich das Leben dadurch verbessern würde.
"Für immer" behandelt genau dieses Thema; daher war dieses Buch für mich ein absolutes Muss!

Der Schreibstil ist von Anfang fesselnd; und so fiel mir der Einstieg sehr leicht. Jedes kurze Kapitel wird aus der Perspektive einer anderen Person erzählt, was meinen Lesefluss zusätzlich erhöht hat.

Die Fotografin Jenny ist es gewohnt, in lebensgefährliche Situationen zu geraten, da sie beruflich oft in Krisengebieten arbeitet, für eine sehr angesagte Zeitung. Die schwerste Herausforderung für sie ist jedoch eine katastrophale Diagnose beim Arzt. Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit mit ihrem Mann und den zwei Kindern. Doch an einem Tag im Juni bleibt plötzlich die Rathausuhr stehen. Mit ihr das Fortschreiten von Krankheiten und Sterbeprozessen - sowie das Wachstum der Menschen.

Das Geschehen handelt von verschiedenen Schicksalen und weist eindringlich auf die Auswirkungen hin, die der Stillstand mit sich bringt.

Ein Beerdigungsinstitut bekommt keine Aufträge mehr, da keiner mehr stirbt. Embryonen entwickeln sich im Mutterleib nicht mehr weiter, daher werden keine Hebammen mehr gebraucht.
Die Menschen verspüren keinen Hunger; werden jedoch vom Staat aufgefordert weiter zu konsumieren, da sonst die ganze Wirtschaft zusammen bricht.

Pflanzen wachsen ganz normal weiter, was der Rentner Otto sehr begrüßt, da das Gärtnern sein ganzer Lebensinhalt ist. Mir ging der Spruch durch den Kopf: Die Natur braucht uns nicht - aber wir brauchen die Natur! Ottos Frau Margo braucht wiederum ihren Mann nicht mehr. Die Zeit bleibt stehen; ihre Lebenslust nicht.

Mein Gedankenkarussell hat sich nonstop gedreht. Ich habe viele Parallelen zu der Coronapandemie entdeckt. Auch hier hat sich die Gesellschaft gespalten und Verschwörungstheorien wurden laut. Die meisten Menschen lebten mit der ungewöhnlichen Situation einfach weiter und versuchten das Beste daraus zu machen. Ihnen waren Querdenker lästig, die alles hinterfragten und herausfinden wollten, was der Ursprung des Ganzen ist.

Was war denn nun der Ursprung? Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, um eine Antwort zu bekommen.

Fazit

Diese spannende Dystopie überzeugt mit leisen Tönen. Die Figuren sind gut gezeichnet und wirken authentisch. Der Schreibstil liest sich wie Butter und hat mich förmlich in das Geschehen hinein gezogen. Gibt es eine Antwort? Das solltet ihr selbst entdecken.

Eine klare Empfehlung für diese Geschichte, die zur Selbstreflexion anregt.

Danke, Maja Lunde. Ich habe jedes Wort genossen.

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Veröffentlicht am 08.04.2025

Das tragische Leben der Barockdichterin Sybilla Schwarz

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
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Meine Meinung

Das tragische Leben der Barockdichterin Sybilla Schwarz

1000-mal berührt - tausendmal ist nichts passiert. Das passt genau zu mir und diesem Buch. Zweimal wurde ich gefragt, ob ich ...

Meine Meinung

Das tragische Leben der Barockdichterin Sybilla Schwarz

1000-mal berührt - tausendmal ist nichts passiert. Das passt genau zu mir und diesem Buch. Zweimal wurde ich gefragt, ob ich das Buch lesen möchte. Aufgrund Zeitmangel habe ich abgelehnt. Doch dann hat es Zoom gemacht! Und das war gut so!

Dieser biografische Roman hat mich gefesselt und nicht mehr los gelassen. Stefan Cordes hat uns die Geschichte der Barockdichterin Sybilla Schwarz nahegebracht, die mich berührt, amüsiert und tief beeindruckt hat.

Im 17. Jahrhundert durfte eine Frau keinerlei Bildung genießen. Billie hat dieses Verbot nicht davon abgehalten, das Schreiben und Lesen (sowie Latein und Englisch) zu erlernen. Ihr Herz brennt für die Poesie, der sie sich voller Leidenschaft hingibt. Sie liest wunderschöne Gedichte und lässt sich davon zum Schreiben inspirieren. Ihre Texte erzählen von ihrer heimlichen Liebe zu einem wunderschönen Mädchen, und beschreiben den grausamen Krieg, der in Pommern Einzug gehalten hat. Ihre Mutter zeigt nicht, wie stolz sie eigentlich auf ihre Tochter ist. Der Vater versucht, ihr Talent zu unterbinden.

Die drei Brüder könnten verschiedener nicht sein. Während der ältere Bruder Christian Billies Lerneifer unterstützt, behandelt der jüngere Bruder Georg seine Schwester von oben herab.
>>Wer Hosen trägt, trägt die Verantwortung! Wer Kleider trägt , trägt bloß die Eimer!<< Zitat, Seite 73.
Joachim verhält sich rebellisch und bringt sich in große Gefahr.

Ihr Vater muss in den Krieg ziehen, und die Familie - in seinem von Wallensteins Männern besetzten Haus - allein lassen. Das ist besonders für Billie und ihre zwei Schwestern gefährlich, da sich die Soldaten gerne an den Weinvorräten der Familie Schwarz bedienen und den jungen Frauen keinerlei Respekt zollen.

Weder die Pestseuche noch der 30-jährige Krieg (Katholiken gegen Protestanten) lassen das Geschehen traurig und hoffnungslos daher kommen, obwohl die Familie tragische Verluste hinnehmen muss. Billie und ihre Schwestern machen das Beste aus der katastrophalen Situation, und stützen sich gegenseitig. Das Dienstmädchen Ide und Billie sind beste Freundinnen. Ide und Billie haben mir oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, mit ihren Gesprächen über die Liebe. Die jungen Frauen verfügen über sehr viel Empathie und Humor.

Billie wird als zu stolz und eigensinnig bezeichnet. Ich habe sie als selbstbewusst und sehr warmherzig wahrgenommen.

Das Kriegsgeschehen nimmt - trotz gebührender Beachtung - nicht zu viel Raum ein, da überwiegend Billies Dichtkunst im Vordergrund steht. Die Sehnsüchte und Wünsche ihrer Schwestern bieten zusätzliche Abwechslung von dem grauenhaften Alltag. Die immer wieder eingestreute Lyrik ist stets passend integriert, und wärmt einem das Herz.

Das Thema Hexenverfolgung lässt mich immer wieder fassungslos zurück; zeigt es doch die fatalen Folgen, die religiöser Fanatismus mit sich bringt.

Billie: >>Es gibt Diebstahl und Mord, doch vielleicht gibt es gar keine Hexerei. << Zitat. Seite 353.

Fazit

Das Talent zu dichten hab ich nicht; doch das fällt nicht ins Gewicht. Ein paar Worte möchte ich einer großen Dichterin zolln, die ich vorher noch nicht kannte; die sich mit ihren Worten in mein Herz einbrannte. Die den steinigen Weg gegangen; dem Neid der Menschen den Rücken kehrte und sich selbst niemals das Talent verwehrte. Ein langes Leben war ihr nicht beschert; doch ihre geschriebenen Worte leben weiter. Mal traurig - mal heiter.

Eine klare Empfehlung, auch für Leser, die mit Lyrik nichts anfangen können. Das Nachwort ist sehr interessant und informativ.

Ein großes Dankeschön, Stefan Cordes. Ich gratuliere zum Debüt.

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