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Veröffentlicht am 05.02.2018

viel Atmosphäre und eine sympathische Ermittlerin

Stumme Wut
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"Stumme Wut" führt nach Yorkshire, in den Ort Sheffield. Hier geschah vor 20 Jahren ein brutaler Doppelmord, der nie aufgeklärt wurde. Beim "Harkness Massaker" wurde das Ehepaar Harkness grausam ermordet, ...

"Stumme Wut" führt nach Yorkshire, in den Ort Sheffield. Hier geschah vor 20 Jahren ein brutaler Doppelmord, der nie aufgeklärt wurde. Beim "Harkness Massaker" wurde das Ehepaar Harkness grausam ermordet, der damals elfjährige Sohn Jonathan musste das Verbrechen mit ansehen. Jetzt soll das Harkness Haus abgerissen werden, der Fokus der Öffentlichkeit wird auf den alten Fall gelenkt.

Die Chance für DCI Matilda Darke zu beweisen, dass sie wieder dienstfähig ist und ihren alten Posten als Chefin der Mordkommisin wieder aufnehmen kann. Denn die letzten neun Monate war sie vom Dienst freigestellt, bei ihrem letzten Fall lief etwas gründlich schief, Mathilda leidet immer noch unter Schuldgefühlen. Dazu kam noch ein privater Schicksalsschlag....

Ihr erster Tag verläuft nicht gut, Matilda ist angespannt und ihr Stellvertreter Ben Hales begegnet ihr mit Geringschätzung und offener Ablehung. Nur mit einem Assistenten, DC Rory Fleming, rollt sie den alten Fall wieder auf und merkt, dass die Akten unvollständig sind. Schlamperei bei den damaligen Ermittlungen, oder wurden die Akten nachträglich manipuliert?

Der damals elfjährige Sohn der Familie Harkness war traumatisiert, hat mehr als ein Jahr gar nicht gesprochen. Sein Bruder Matthew war nach der Tat mehrere Tage nicht auffindbar. Da Jonathan wieder in Sheffield wohnt, nachdem er nach dem Verbrechen von der Tante großgezogen wurde, beschließt Matilda, zuerst mit ihm zu sprechen. Jonatahn erweist sich als wenig gesprächig, er wirkt gehemmt, scheint das Trauma nie verarbeitet zu haben. Als ein Mord geschieht, ändert sich auf einmal die Lage.....

Während Matilda alles gibt wird ihr doch bewusst, dass sie eigentlich noch nicht soweit ist, den Dienst wieder aufzunehmen. Unterstützung erhält sie von ihrer besten Freundin Adele Kean, der Pathologin von Sheffield. Adele hilft wo sie kann und rückt Matilda den Kopf zurecht, als sie wieder zu trinken anfängt. Auch ihre ehemaligen Mitarbeiter sind auf ihrer Seite, während sie von Hales nur angefeindet wird.

Ich war von diesem dichten Krimi begeistert. Zum einen der Schreibstil, der sich sehr flüssig lesen lässt, und vom Aufbau der Story. Auch wenn ich bei jedem Krimi rätsle, wer der Mörder sein könnte, so hat es mir hier besonders viel Spaß gemacht. Mehrere Theorien musste ich wieder verwerfen, bis ich gegen Ende auf der richtigen Fährte war. Der Autor spielt mit den Gefühlen seiner Leser, führt sie auf falsche Fährten und legt Blindspuren. Neben dem eigentlichen Fall klärt sich noch ein anderes Verbrechen, das ähnlich lang zurück liegt.

Was besonders auffällt sind die liebevoll angelegten Charaktere, die Michael Wood gekonnt skizziert. Jede psychologische Feinheit ist eingefangen, man lernt die Hauptfiguren mit ihrem Hintergrund sehr gut kennen und kann ihre Handlungen nachvollziehen. Im Fokus steht die Ermittlungsarbeit, der private Bereich nimmt einen eher kleinen Raum ein ist aber ausreichend, um die Charaktere einschätzen zu können.
Fazit: Für mich ist Michael Wood eine echte Neuentdeckung, die Figur der Matilda hat das Potential für eine Reihe, ich hoffe sehr dass es eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 26.01.2018

hush little baby don't say a word

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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"Das Lied der toten Mädchen" ist der dritte Teil der Reihe um den sympathischen Journalisten Jan Römer, der beim Nachrichtenmagazin "Die Reporter" über ungeklärte Mordfälle recherchiert. Mit von der Partie ...

"Das Lied der toten Mädchen" ist der dritte Teil der Reihe um den sympathischen Journalisten Jan Römer, der beim Nachrichtenmagazin "Die Reporter" über ungeklärte Mordfälle recherchiert. Mit von der Partie ist auch wieder seine langjährige Freundin Stefanie Schneider, die wegen ihrer Vorliebe für Kopfbedeckungen schon immer "Mütze" genannt wurde.

Vor ca. 20 Jahren wurde auf dem Wilzenberg die 19jährige Sonja Risse ermordet. Ein tödlicher Stich ins Herz, neben ihr blieb eine Spieluhr zurück, die die Melodie "Hush, little baby" spielt. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden, Jan und Mütze recherchieren und tauchen tief in die Vergangenheit ein. Was ist damals wirklich passiert, was hat es mit dem geheimnisvollen Haus auf sich, in dem Sonja gearbeitet hat und das nicht mehr existiert? Fragen über Fragen, denen sich die beiden Journalisten stellen müssen, wenn sie die Wahrheit herausfinden wollen.

Eigentlich dachte ich ja, dass sich der letzte Fall nicht mehr toppen ließe, aber "Das Lied der toten Mädchen" steht den Vorgängern in nichts nach. Was mich bei den Krimis von Linus Geschke immer wieder fasziniert ist die Atmosphäre, die dichte Stimmung. Egal ob unheimlich, traurig oder geheimnisvoll, die Stimmungen kommen super rüber, untermalt werden sie durch die passenden Songs, die Jan hört.

Auch bei diesem Teil fiel mir der Einstieg leicht, denn der Prolog führt genau zu der Mordnacht zurück, in der Sonja sterben musste. In eine Szenerie, die mir Gänsehaut bescherte.

Mit viel Elan und Spürsinn stürzen sich Jan und Mütze in die Recherche, Unterstürzung bekommen sie von Jans bestem Freund Arslan. Ein Typ, der das Herz auf dem rechten Fleck hat und hilft, ohne Fragen zu stellen. Einen besseren Freund könnte sich Jan nicht wünschen. Das Team befragt den ehemaligen Lehrer von Sonja, ihre Mutter und ihre besten Freundinnen. Doch wer sagt die Wahrheit, wer verschweigt wichtige Details? Irgendwann wird klar, dass der Verfassungsschutz in die Geschichte involviert ist.

Ich konnte beim lesen miträtseln, hatte mal diesen, mal jenen Protagonisten in Verdacht, aber nicht wirklich eine heiße Spur. Der Autor überrascht immer wieder mit Wendungen, die alles bisherige in Frage stellen. Der Plot ist komplex angelegt, nicht zu durchschauen, genau wie ich es bei Krimis liebe. Neben Jan und Mütze gibt es Szenen aus der Sicht des Uhrmachers, dessen Identität lange geheim bleibt.

Seine Protagonisten beschreibt der Autor detailliert, die bekannten Figuren gewinnen an Tiefe. Das Privatleben spielt nur eine kleine Nebenrolle, ist genau richtig dosiert um die Charaktere abzurunden. Für Jan läuft es privat eher suboptimal, seine Exfrau eröffnet ihm, mit dem gemeinsamen Sohn nach München ziehen zu wollen. Für Jan, der seinen Sohn über alles liebt, eine Situation, die ihm das Herz bricht. Und trotzdem gibt es alles, um seinen aktuellen Fall aufzuarbeiten. Für mich war der Krimi perfekt, ich konnte mitfiebern, mich in die Personen hinein versetzen und warte jetzt gespannt auf den nächsten Teil.

Fazit: So geht Krimi. Spannung, Atmosphäre, eine dichte Story und tolle Charaktere. Verdiente 5 Sterne.

Autor: Linus Geschke

Veröffentlicht am 22.01.2018

aktuelle Thematik, spannend umgesetzt

In eisiger Nacht
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"In eisiger Nacht" ist der vierte Fall für den Londoner Detective Max Wolfe. Es ist Winter, die Temperaturen eisig, als in Chinatown ein verlassener Laster aufgefunden wird. Zuerst wird von einer möglichen ...

"In eisiger Nacht" ist der vierte Fall für den Londoner Detective Max Wolfe. Es ist Winter, die Temperaturen eisig, als in Chinatown ein verlassener Laster aufgefunden wird. Zuerst wird von einer möglichen Bombe ausgegangen, doch der Spürhund gibt Entwarnung. Als der Lastwagen geöffnet wird offenbart sich das schreckliche Geheimnis: Elf tote junge Frauen befinden sich im Laderaum, der auf Minusgrade herunter gekühlt ist. Alle erfroren. Eine Frau lebt noch, stirbt aber kurz darauf an den Folgen der Unterkühlung. Auf die Spur der Schleuser will Max mit dem dreizehnten Pass kommen, der im Führerhaus gefunden wurde. Eine junge Frau muss die Todesfahrt überlebt haben und irgendwo in London untergetaucht sein. Die Suche beginnt und wird für Max und sein Team brandgefährlich.

Ich habe die Reihe von Anfang an verfolgt, in jedem Krimi verarbeitet Tony Parsons ein aktuelles Thema, so auch in diesem. Es geht um Menschenhandel, illegale Migration und die kriminellen Banden, die unter dem liberalen Deckmantel der "offenen Grenzen für alle" für unsägliches Leid und Tote sorgen. Max Wolfe und sein Team ermitteln in dem Fall, doch diesmal geht es nicht ohne Verluste für die Polizei aus. Sie kommen auf die Spur der Schlepper, die sie in ein Flüchtlingslager nach Dünkirchen in Frankreich führt, das von dem zwielichtigen Troy geführt wird.

Ich habe mich gefreut, die bekannten Charaktere wiederzutreffen, vor allem Max Wolfe. Max ist trotz seines Berufs menschlich geblieben, mitfühlend, kümmert sich um andere wo immer es geht. Das macht ihn zu einem liebenswerten Charakter. Er behandelt selbst Gangster respektvoll. Ihm ist bewusst, dass er für seine Tochter Scout mehr Zeit erübrigen müsste, deswegen genießt er jede Minute mir ihr, geht liebevoll mit ihr um. Wenn man die Reihe von Anfang kennt merkt man, wie sich die Charaktere entwickeln und verändern. Das wird in diesem Teil an Max Chefin DCI Whitestone deutlich, die durch das Schicksal, das ihr Sohn erleiden musste, hart geworden ist und nicht immer richtige Entscheidungen trifft.

Die Grundstimmung ist düster und illusionslos, aber sehr atmosphärisch. Lichtblicke zwischen der spannenden Handlung sind die kleinen familiären Szenen mit Max Tochter Scout und dem Familienhund, oder die Szenen in dem Boxclub, in den Max regelmäßig geht.

Insgesamt konnte mich auch dieser Teil der Reihe überzeugen, er punktet mit einem aktuellen Thema, Spannung und sehr gut ausgearbeiteten Figuren. 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 31.12.2017

Koontz rockt

Suizid
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Die frühen Thriller von Dean Koontz habe ich alle gelesen, deswegen war ich auf "Suizid" schon sehr gespannt. Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht und ja, er hat nicht zu viel versprochen. Im Mittelpunkt ...

Die frühen Thriller von Dean Koontz habe ich alle gelesen, deswegen war ich auf "Suizid" schon sehr gespannt. Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht und ja, er hat nicht zu viel versprochen. Im Mittelpunkt der Story steht die FBI-Agentin Jane Hawk, deren Mann vor kurzem Selbstmord verübt hat. Aus heiterem Himmel, ohne erkennbaren Grund hat er sich das Leben genommen und lässt Jane und den gemeinsamen kleinen Sohn Travis alleine zurück. Jane kann sich nicht mit dem Selbstmord abfinden, recherchiert und findet heraus, dass die Selbstmordrate aus unerklärlichen Grünen enorm angestiegen ist. Ihre Recherchen bleiben nicht unbemerkt, als das Leben ihres Sohnes bedroht wird, taucht sie ab, hier kommen ihr ihre FBI-Erfahrungen zugute.

Mit Jane Hawk hat Dean Koontz eine toughe und sympathische Protagonistin geschaffen, die alles macht um ihren Sohn zu schützen und andererseits herauszufinden, was hinter dem unerklärlichen Anstieg der Selbstmordrate liegt. Sie plant akribisch und taktiert, ist lange Zeit als Einzelkämpferin unterwegs, erst gegen Ende findet sie Unterstürzung. Mehr als einmal ist sie in Lebensgefahr, denn ihre Gegner verfügen über unendliche Mittel und sind bestens vernetzt. Jane muss in Notwehr töten, was ihr widerstrebt, sich aber nicht vermeiden lässt.

Die Thematik ist spannend, was hinter den Selbstmorden steckt ist perfide und dabei nicht unbedingt abwegig. Ein Szenario das man sich nicht vorstellen mag. Mehr als einmal hatte ich bei der Vorstellung Gänsehaut.

Koontz schreibt klasse, locker und so detailliert, dass die Personen authentisch wirken. Sowohl Jane als auch die anderen Figuren sind gut gezeichnet, so dass ich eine bildliche Vorstellung hatte. Die Gegenden in Kalifornien sind super beschrieben und bilden eine interessante Kulisse für die fesselnde Story.

Das Ende ist nicht abgeschlossen, die englischsprachige Ausgabe wird als "Jane Hawk Teil 1" bezeichnet, so dass man auf eine Serie hoffen kann. Schade dass das bei der deutschen Ausgabe nicht erwähnt wird.

Fazit: Koontz wie man ihn kennt, toll geschrieben, spannende Thematik und eine Protagonistin, mit der ich mitfiebern konnte. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 20.12.2017

ein magischer Hexenkrimi

Der Teufel im Bunde
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"Der Teufel im Bunde" ist der vierte Teil aus der Highland-Hexen-Krimi-Reihe und führt uns Leser wieder in das kleine schottische Örtchen Tarbet. In Mrs. MacDonalds B&B sitzt eine tote junge Frau am Tisch. ...

"Der Teufel im Bunde" ist der vierte Teil aus der Highland-Hexen-Krimi-Reihe und führt uns Leser wieder in das kleine schottische Örtchen Tarbet. In Mrs. MacDonalds B&B sitzt eine tote junge Frau am Tisch. Augenscheinlich ist sie eines natürlichen Todes gestorben. Doch wer ist die junge Frau, die keiner kennt? Die aber eine große Ähnlichkeit mit der jungen Mrs. MacDonald aufweist? Kenna Maxwell ist neu bei der Polizei und wird mit diesem Fall konfrontiert, der ihr Rätsel aufgibt. Ihr Großvater erzählt ihr dann auch noch von einer mysteriösen Mordserie, an die sich außer ihm keiner zu erinnern scheint. Ein anderer Handlungsstrang spielt im Jahr 1934, wir lernen die junge Maryanna kennen, die in einem Zirkus aufgewachsen ist und über eine besondere Gabe verfügt.


In diesem vierten Band, den man übrigens auch gut ohne Vorkenntnisse lesen kann, wird das Geheimnis um Mrs. MacDonald aufgeklärt, das im letzten Teil schon angedeutet wurde. Ich habe mich gefreut, die bekannten Charaktere wiederzutreffen, und hinter Mrs. MacDs Geheimnis zu kommen. Mit Kenna Maxwell kommt ein sehr sympathischer neuer Charakter zur Handlung, auch die Privatdetektiven Abbey ist wieder mit dabei. Die beiden Frauen merken schnell, dass sie zusammen mit den Ermittlungen weiterkommen als alleine und tun sich zusammen.


Ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen, fand vor allen dem Strang in der Vergangenheit sehr fesselnd. Relativ schnell wird klar, wie die beiden Handlungsebenen zusammengehören, es war spannend zu verfolgen wie Abbey und Kenna der Lösung des Rätsels langsam näher kommen.


Fazit: Mir hat das Lesen wieder so viel Spaß gemacht, die Geschichte ist fesselnd und liest sich schön locker, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.