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Veröffentlicht am 19.05.2025

Die Kriegerin des Nordens

Die Kriegerin des Nordens
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Jütland auf der Kimbrischen Halbinsel ist im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Heimat vieler germanischer Stämme. Das Zusammenleben wie auch die Kooperation mit reisenden Händlern und Schaustellern ...

Jütland auf der Kimbrischen Halbinsel ist im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Heimat vieler germanischer Stämme. Das Zusammenleben wie auch die Kooperation mit reisenden Händlern und Schaustellern ist friedlich, selbst römische Kaufleute zieht es auf die Märkte im Norden. Doch dann landen im Hafen des Stammes von Landogar römische Kriegsschiffe, die dortige Wehrhecke wird abgeholzt und eine Palisade errichtet. Das ruft das Misstrauen von Erkenhild, einer jungen Kriegerin unter dem Heerführer Thorwaltshunt, auf den Plan. Ob diesen Römern, die angeblich nur zum Schutz angeworben wurden, nicht weitere folgen – womöglich in einem riesigen Heer?

Warum zögert Thorwaltshunt? Glaubt er den Beteuerungen von Landogar und verschließt die Augen vor einem denkbaren Angriff der Römer?

Erkenhild will gegen die drohende Gefahr gewappnet sein und sich dabei nicht nur auf das Geschick der Krieger ihres Stammes verlassen. Deshalb beauftragt sie Katek, eine junge, aber äußerst geschickte Diebin, einen Kessel, der als mächtige Wunderwaffe gegen Feinde gilt, aus dem Grab der Druidin Tilrun zu holen. Allerdings erklärt sie Katek nicht, dass dieses Grab mit einer Fluchrune geschützt wird, die allein das Schicksal des Räubers bestimmt.

Bei dem versprochenen „Zauber“ des Kessels ist es nicht verwunderlich, dass noch mehr Menschen seiner habhaft werden wollen …


„Die Kriegerin des Nordens“ ist ein historisches Epos, das einen hervorragend recherchierten Hintergrund offenbart und eine Interpretation des Schicksals des Kessels von Gundestrup präsentiert. Charlotte Fondraz bietet mittels ausgefeiltem Erzählton und hohem Spannungsfaktor ein abenteuerliches Wechselspiel zwischen beschaulichen und düsteren Szenen, dramatischen, traurigen und hoffnungsvollen Ereignissen auf der Jagd nach dem silbernen Kessel, das mich beim Lesen oftmals mitgerissen und in das Geschehen real wirkend eingebunden hat. Die detaillierten Schilderungen der Örtlichkeiten, herrschenden Verhältnisse wie auch die Einblicke in die nordische Mythologie tragen zu einer wissenserweiternden Lektüre bei, ohne in ermüdende Sachlichkeit abzugleiten.

Hervorzuheben ist, dass es der Autorin ausgezeichnet gelingt, dass ich die Handlungen, Einschätzungen und vor allem die Gefühlswelt der Protagonisten nachvollziehen und ihnen folglich mit Verständnis und Mitgefühl begegnen kann.

Vier unterschiedliche Frauen werden in den Mittelpunkt der Geschichte gerückt. Sie befinden sich neben einigen männlichen Figuren in einer besonderen Position und stellen sich jede auf ihre Art und Weise den Herausforderungen, Erwartungen und Überzeugungen, versuchen diese nicht immer gerecht, gleichwohl jedoch mit Tapferkeit zu meistern.

Zum einen ist da die Kriegerin Erkenhild, die mit stillschweigender Duldung ihrer Druidin Busla, den Raub des Kessels und folglich die Begebenheiten in Gang setzt, in dem sie Katek, die Diebin, beauftragt. Und wie wäre der Verlauf der Handlung ohne Friya, die ihre Hausgemeinschaft verlassen muss, in den Eisenminen ein notdürftiges Einkommen hat und durch Zufall an einen Teil des Kessels gelangt.

Mit sämtlichen Frauen hat Charlotte Fondraz komplexe und in ihrer Entwicklung bemerkenswerte Charaktere geschaffen, die in ihrer menschlich tiefgründigen Gestaltung in Erinnerung bleiben.

Erwähnen möchte ich auch das umfangreiche Personenregister mit der Auflistung der Figuren, beispielsweise nach ihrer Stammeszugehörigkeit, sowie das umfangreiche Glossar.

„Die Kriegerin des Nordens“ dürfte all jene begeistern, die sich von einer Mischung aus Historie, Abenteuer, Heldenmut und Protagonisten mit Ecken und Kanten unterhalten lassen wollen.

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Veröffentlicht am 30.03.2025

Das Erbe der Karolinger

Das Erbe der Karolinger
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Mit „Das Erbe der Karolinger“ hat Claudius Crönert ein Familienepos geschaffen, in dem die ausführliche Demonstration der historischen Ereignisse und Persönlichkeiten durch fiktive ergänzt wird. Von Anfang ...

Mit „Das Erbe der Karolinger“ hat Claudius Crönert ein Familienepos geschaffen, in dem die ausführliche Demonstration der historischen Ereignisse und Persönlichkeiten durch fiktive ergänzt wird. Von Anfang an zieht die Erzählweise, bei der die Begeisterung für die Historie zu spüren ist, in den Bann.

Claudius Crönert versteht sein Handwerk. Er kann eine Geschichte in einer atmosphärischen Dichte entwerfen, in der einstige reale Persönlichkeiten ein „Gesicht“ und einen Charakter bekommen. Dabei orientiert sich der Autor zwar an dem, was bekannt ist, geht aber selbstverständlich darüber hinaus, damit das Geschehen mit lebendig handelnden Personen gefüllt wird und schaffft außerdem seine eigene Interpretation.

Der Roman enthält viele dramatische Szenen, in denen prägnante Ereignisse geschildert werden. Dabei beinhaltet die Familien“soap“ reichlich Konflikte, die sich vereinzelt abstellen lassen, dann aber erneut aufflammen. Bewundernswert ist hierbei, wie Claudius Crönert den Überblick behält und uns nicht nur die Historie, sondern auch anschaulich das damalige Leben und die Beziehungen und Empfindungen seiner „Darsteller“ vermittelt.

So entfaltet „Das Erbe der Karolinger“ einen permanenten Sog und bietet das reinste Lesevergnügen hinsichtlich der Gestaltung und Entwicklung der Handlung und der einzelnen Personen.

Insgesamt nimmt die Emotionalität im Verlauf der Begebenheiten zu, wodurch die Menschen noch greifbarer werden.

„Das Erbe der Karolinger“ steht unter keinem guten Stern. Es ist bekannt, welche Folgen die Kämpfe für das fränkische Reich, das Karl der Große einst geschaffen hat, haben werden.

Aber davon ahnen die Protagonisten nichts. Ob sie dann anders gehandelt hätten? Das kann bezweifelt werden. Ich glaube es jedenfalls nicht. So bekommen wir dank der zum Teil sehr intensiven Darstellung von Claudius Crönert die Gelegenheit, sie bei dem Weg zu begleiten, um uns eine eigene Meinung zu bilden und unsere Sympathiepunkte an alle zu verteilen.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Geheimnisse und Rätsel auf Burg Tollkühn

Burg Tollkühn: Löse das Rätsel des magischen Buchs
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Siggi, Heldenschüler auf Burg Tollkühn, hat gerade ein Duell gegen Gunnar gewonnen, obwohl es sonst Gunnar ist, der jeden Kampf für sich entscheidet und Siggi eher mit seinen vielen Ängsten zu tun hat, ...

Siggi, Heldenschüler auf Burg Tollkühn, hat gerade ein Duell gegen Gunnar gewonnen, obwohl es sonst Gunnar ist, der jeden Kampf für sich entscheidet und Siggi eher mit seinen vielen Ängsten zu tun hat, als eine Krähe einen versiegelten Brief für ihn bringt. Gemeinsam mit Brünhild und Filas erfährt Siggi von seinem Freund Jago, dass Burg Tollkühn Gefahr und der Untergang droht, den dunklen Mächte planen. Und zwar mit Hilfe des Grimoriums, eines schwarzmagischen Zauberbuches, das in den Mauern der Schule verborgen sein soll.

Ist der neue Lehrer Arden vielleicht einer derjenigen finsteren Bösewichte, die das Grimorium für ihre Zwecke gebrauchen wollen?

Siggi, der sich keinesfalls als zukünftiger Held sieht, ist gemeinsam mit seinen Freunden Brünhild und Filas gefordert: Sie müssen das Grimorium finden und damit den Schurken zuvorkommen und ihre Schule und deren Bewohner retten.

Dieser Weg ist gepflastert mit 24 Rätseln, und nur die Lösung jedes einzelnen bringt sie ihrem Ziel Stück für Stück näher.


Mit „Burg Tollkühn. Löse das Rätsel des magischen Buches“ hat Andreas Völlinger ein neues Abenteuer seiner Heldinnen- und Heldenschüler geschrieben, das sich ohne Weiteres mit dem Geschehen in den ersten beiden Bände messen kann, sich in die Reihe "Geheim!" prima einfügt und durch die Rätsel einen besonderen Kick erhält. Dabei macht es Freude, Siggi und seinen Freunden wiederzubegegnen oder aber sie neu kennenzulernen, denn die Geschichte funktioniert auch ohne Kenntnis der bisherigen Ereignisse.

Hervorzuheben ist neben den gelungenen Zapf-Illustrationen, die die Vorstellungskraft der Leserinnen und Leser jeden Alters unterstützen, eine temporeiche Handlung, die alles bietet, was ein Abenteuer ausmacht:

Gewitzte Heldinnen und Helden, denen es vielleicht manchmal an Mut mangelt, sich diesem Manko jedoch stellen und es mit entsprechender Unterstützung dank ihrer anderen Fähigkeiten und Fertigkeiten gemeinsam überwinden. Daneben gibt es Geheimnisse, die auf Lösung warten und gefährliche Gauner, die es zu besiegen gilt.

Ein Höhepunkt sind natürlich die erdachten Rätsel, die in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden manches Kopfzerbrechen abverlangen, aber altersgerecht lösbar sind. Ein Ergebnis folgt auf dem Fuße am Anfang des neuen Kapitels oder bei sehr Kniffligen mittels Tipps am Ende des Buches.

„Geheim! Burg Tollkühn" ist ein gelungener Mix aus Lese- und Rätselspaß, bei dem das Hochhalten der Freundschaft ein wunderbarer Aspekt der Geschichte ist.

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Krone und Kelch

Tankred: Krone und Kelch
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Mitte August 882. Der Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein, und dass Wetter passt zur Stimmung von Tankred, dem einst in die Klosterhaft verbannten Grafensohn. Schließlich sieht er einer vielversprechenden ...

Mitte August 882. Der Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein, und dass Wetter passt zur Stimmung von Tankred, dem einst in die Klosterhaft verbannten Grafensohn. Schließlich sieht er einer vielversprechenden Zukunft entgegen, erneut ist er seinem Ziel, sein Erbe zurückzuerhalten, wieder ein Stück nähergekommen. Das Unrecht, das die vergangenen fünfzehn Jahre seines Lebens vergiftete, wird an diesem Tag rückgängig gemacht, die Gerechtigkeit wiederhergestellt, die Schande ausgelöscht, Wut und Groll besänftigt.

Bischof Franco, mit dessen Urteilsspruch Tankreds Misere vor vielen Jahren begann, überreicht ihm das Pergament, mit dem die Annullierung der Ehe von Tankreds Eltern für null und nichtig und deren beiden Söhne als rechtmäßige Nachfolger erklärt werden.

Tankred ist inzwischen ein bekannter Mann, seine Leistungen werden gewürdigt. Innerhalb von wenigen Monaten ist er von einem Mönch auf der Flucht zu einem Ratgeber des Kaisers geworden, dessen Anführer ihm Gehör schenken und seine Pläne so sehr schätzen, dass sie sie als ihre eigenen ausgeben.

Zwar ist die Dänenplage vorerst vorbei – mit Kisten voller Gold und Silber sind die Invasoren nach jahrelang ertragenen Drangsalierungen der Menschen abgezogen, nachdem sie mehrere Wochen in ihrer Inselfestung Asselt belagert worden waren. Hingegen sitzen Uta und Gerold immer noch auf dem Familienanwesen und werden das Feld nicht freiwillig räumen.

Tankred braucht mithin Unterstützer, die ihm Bewaffnete zur Verfügung stellen. Andererseits hatte es sich bereits in der Vergangenheit abgezeichnet, dass er noch nicht den versprochenen und erforderlichen Beistand in dem Maße erhält, wie er ihn gegen seinen Halbbruder Gerold benötigt.

Vielmehr soll er zunächst einmal im Geheimen eine Gesandtschaft nach Rom führen, die für den Kaiser bei Papst Johannes um die Erfüllung eines delikaten Anliegens nachsucht.

Tankred tritt also eine gefährliche Reise an. Seine Begleiter sind seine Freunde Lupus und Gauzbert sowie Nantbert, ein Mönch aus Fulda, der in theologischen Fragen bewandert ist wie kein Zweiter, und Hunold, ein Priester aus Utrecht, der angeblich sämtliche Erlasse, Dekretalen und Verträge der letzten hundert Jahre sowie den zugehörigen Schriftverkehr im Schlaf runterbeten kann.

So vergeht wieder einige Wochen und Monate, bevor sich Tankred und Gerold endlich gegenüberstehen …


Mit „Krone und Kelch“ finden die Handlung, die in „Weihrauch und Schwert“ ihren Anfang genommen hat und in „Hammer und Kreuz“ weitergeführt wurde, ihren vorläufigen Abschluss.

Allerdings gönnt es Michael Römling seinem Helden Tankred zunächst (noch) nicht, im Privaten erfolgreich zu sein und endgültig zur Ruhe zu kommen. Stattdessen fügt er dem erbitterten Kampf seines Protagonisten mehrere neue Kapitel hinzu und lässt ihn zum wiederholten Male für den Kaiser die Kastanien aus dem Feuer holen oder mit Tankreds Worten ist er wieder derjenige, „der den Karren für den Kaiser aus dem Dreck“ zieht und mit Selbstverständlichkeit sein Leben aufs Spiel setzt.

Es wundert nicht. Schließlich zeichnen unseren Helden Intelligenz, Geistesschärfe und Leidenschaft aus. Seine Bildung befähigt ihn, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er ist loyal, integer und unbestechlich und wechselt nicht mal eben die Fronten, um schneller vorwärtszukommen. Außerdem hat er bewiesen, dass er sich nicht einschüchtern lässt. Gleichwohl ist er nicht fehlerfrei, kehrt so manches Mal den „Graf Neunmalklug“ heraus. Letztlich durchläuft er eine Entwicklung, die für ihn spricht, bei der das Verlangen nach Rache von dem Wunsch nach Gerechtigkeit beiseite gedrängt werden.

Dem Autor hat es sicherlich Vergnügen bereitet, Tankred ein paar Überraschungspäckchen zu schnüren. Und ordentlich „Remmidemmi“ und Verschwörungen zu ersinnen.

Und zwar unter anderem in Rom, in der Machtzentrale der Christenheit. Bereits der Weg dorthin ist beschwerlich. Denn schnell wird offensichtlich, dass die Reise der Gesandtschaft gar nicht so geheim ist wie angenommen. Auf das Leben von Tankred würden seine Begleiter wahrscheinlich keine Münze mehr setzen angesichts der Anschläge, mit denen er konfrontiert wird, und der zahlreichen Bemühungen, ihn zu töten.

Auch im dritten Band greift der Autor auf seine umfangreiche historische Recherche zurück und präsentiert einen bunten Reigen aus tatsächlichen Vorfällen, die sich in den fiktiven Rahmen perfekt einfügen.

Michael Römling hat seinen Sprachrhythmus intensiv verfeinert und prägnant ausgearbeitet, setzt hinsichtlich Tragik und Komik eine gelungene Mischung ein und würzt das Geschehen mit Esprit und Witz, wozu auch ein paar „Sportwiele“ beitragen.

„Krone und Kelch“ setzt einen Schlussstrich unter die „Reise“ von Tankred auf der Suche nach Gerechtigkeit. Während ich die gesamte Reihe mit Begeisterung gelesen habe, ist der dritte Band mein persönlicher Höhepunkt.

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Hammer und Kreuz

Tankred: Hammer und Kreuz
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Nachdem Tankred seine Halbschwester Judith aus der Gefangenschaft des Dänen Ivar befreit hat, kann er an die Verwirklichung seiner eigenen Ziele denken: Die Vertreibung seiner Stiefmutter Uta, die ihn ...

Nachdem Tankred seine Halbschwester Judith aus der Gefangenschaft des Dänen Ivar befreit hat, kann er an die Verwirklichung seiner eigenen Ziele denken: Die Vertreibung seiner Stiefmutter Uta, die ihn um sein Erbe betrogen hat.

Dies erreicht er jedoch nur, wenn die Ehe seiner Eltern für gültig erklärt und folglich seine Ehre wiederhergestellt wird, was bedeutet, dass Uta und somit auch Halbbruder Gerold keinerlei rechtliche Ansprüche auf Land und Titel haben.

Ohne die Unterstützung einflussreicher Persönlichkeiten ist dies schier unmöglich, zumal Tankred seine Zukunft mit legalen Mitteln sichern will.

Aus diesem Grund nimmt er einen neuen Auftrag an, der seinen Einsatz als Krieger fordert. Erneut soll er gegen die Dänen kämpfen, die sich in die Festung Asselt an der Maas zurückgezogen haben. Einen Vorteil hat das Ganze: Seine Heimat Maastricht und Aachen, wo Judith und Fidis auf ihn warten, sind nur einen Tagesritt entfernt.

Tankred drohen nicht nur neue Kämpfe, sondern auch Ärger und anderes Ungemach …


„Hammer und Kreuz“ von Michael Römling setzt dort ein, wo „Weihrauch und Schwert“ endete. Fließend führt der Autor die Erlebnisse seines titelgebenden Helden Tankred fort und beansprucht dessen Verstand, die Spontanität und seinen unerschrockenen Einsatz.

Der ehemalige Mönch ist zu einem wichtigen Mann geworden, niemand stellt seine Autorität infrage. Aber Tankred kommt einfach nicht zur Ruhe und steht vor neuen Herausforderungen, obwohl er eigentlich nur seine Ehre wiederherstellen und letztlich für das zukünftige Leben mit seiner geliebten Fidi sorgen möchte.

Dafür muss er Kompromisse eingehen, das heißt aufs Neue mit dem Schwert in der Hand gegen die Dänen zu Felde ziehen.

Außerdem hat Bischof von Lüttich einen weiteren Auftrag für ihn: Er soll Osmund, seinen Sohn, aus dänischer Gefangenschaft befreien. Gerade Franco kann er die Hilfe nicht verweigern, ist er doch derjenige, der über die Gültigkeit der Ehe von Tankreds Eltern entscheidet. Allerdings hat der Kirchenmann auch Halbbruder Gerold in die Spur geschickt.

Mit einer routinierten Verknüpfung von historischer Wahrheit und Fiktion schildert der Autor die Vorkommnisse des Jahres 882, in die Tankred aktiv involviert wird. Der Handlungsaufbau ist auch in „Hammer und Kreuz“ ausgereift und durchdacht, dramatische Ereignisse wechseln mit beschaulichen Szenen, so dass das Tempo bis auf gelegentliche Ruhephasen frisch und zügig vorangetrieben wird.

Dank der Schilderung aus Tankreds Sicht können wir ihn nicht nur in seine Schlachten begleiten, sondern auch seine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen und mit einer eigenen Wertung versehen.

Beachtenswert ist erneut die Fülle in der Riege der Figuren, die mit Ecken und Kanten aufwarten und nicht immer auf den ersten Blick offenbaren, ob sie nun Freund oder Feind sind.

Einen ausgesprochenen Reiz der Geschichte machen die kleinen Wortgefechte aus. Die meisten Persönlichkeiten sind redegewandt und schlagfertig, so dass sich ein hoher Unterhaltungswert mit Schmunzelfaktor ergibt, bei dem neuzeitliche Ausdrücke entschuldbar sind.

Gefallen hat mir außerdem die zurückhaltend integrierte Liebesgeschichte. Da bin ich mir mit Tankred einig, Fidi habe ich einfach ins Herz geschlossen, vorrangig wegen der gelassenen Urteilskraft, die sie mit ausreichender Nüchternheit der Rastlosigkeit ihres Gefährten entgegenstellt.

Michael Römling hat mit „Hammer und Kreuz“ eine in der Gesamtheit aus Handlung, Figuren und Schreibstil überzeugende Fortsetzung geschaffen, nach deren Lektüre mit Freude den neuen Abenteuern entgegengefiebert werden kann.

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