Cover-Bild Das Haus an der Keizersgracht
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 21.07.2020
  • ISBN: 9783895613678
Rinske Hillen

Das Haus an der Keizersgracht

Roman
Ulrich Faure (Übersetzer)

Der Naturphilosoph Bram Wenksterman lebt in einem Haus an der Keizersgracht in Amsterdam, das seit Generationen im Besitz seiner Familie ist. Alles und alle um ihn herum befinden sich in einer Art Auflösung. Das Haus verrottet ihm buchstäblich unter den Füßen weg, seine Tochter Amber hat gerade ihr Studium geschmissen, und Wenksterman hat seine Frau in eine psychiatrische Einrichtung einweisen müssen. Ein schlechter Zeitpunkt, um seinen millionenschweren Schwiegervater um Geld anzugehen. Dass er mit der Cousine seiner Frau ein Verhältnis begonnen hat, erleichtert die Sache nicht. Aber am meisten ärgert den alten Mann, dass seine Enkelin Amber nichts über das Familiengeheimnis weiß – vorher wird er keinen Cent herausrücken.
Das Haus an der Keizersgracht ist von der wahren Geschichte zweier Grachtenhäuser inspiriert. In dem streng komponierten Roman spielt sich das Geschehen in nur drei Tagen ab – und endet mit einem gewaltigen Schutthaufen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2021

Marode Konstrukte

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"Die Menschen kommen ins Wanken, wenn sie ihre Wurzeln nicht kennen." S. 146

Das unter Denkmalschutz stehende Haus an der Amsterdamer Keizersgracht ist seit vielen Jahren im Familienbesitz der Wenkstermans ...

"Die Menschen kommen ins Wanken, wenn sie ihre Wurzeln nicht kennen." S. 146

Das unter Denkmalschutz stehende Haus an der Amsterdamer Keizersgracht ist seit vielen Jahren im Familienbesitz der Wenkstermans – voller nobler Reliquien und beerdigten Familienmitgliedern im angrenzenden Garten wartet es aber auch schon lange auf eine Restaurierung des Fundaments. Es ist von Holzfäule befallen und schwer am Wanken, Wasser füllt nach und nach den Keller. Naturphilosoph Bram Wenksterman liebt die Routine und die Tierbeobachtung in der Natur – er ist das, was die Philosophen als Stoiker betrachten; große Gefühlsausbrüche behagen ihm nicht sehr. Doch die Familie bedrückt ein dunkles, schmerzhaftes Familiengeheimnis – Frau Veerle kämpft seit vielen Jahren mit Depressionen, musste in die geschlossene Psychiatrie eingeliefert werden. Tochter Amber studiert Philosophie in Cambridge, ist aber dabei, ihr Studium sowie ihre Beziehung zu schmeißen. Kurzerhand zieht sie zurück in das Elternhaus – doch dort hat sich während der Abwesenheit von Veerle jemand schon eingenistet: Veerles jüngere Cousine Ella hat eine Affäre mit Bram und möchte den Platz der Mutter an der Keizersgracht einnehmen.

Für die Sanierung des Hauses sind mehrere Hunderttausend Euro fällig – Brams reicher Schwiegervater ist bereit, das Geld zu verleihen, aber nur, wenn endlich das unausgesprochene, vor sich hin rottende Familiengeheimnis an Amber getragen wird. Einem intensiven Kammerspiel ähnlich, spielt sich alles innerhalb von drei Tagen dem Höhepunkt zu – der Keller voller Wasser, gibt es eine Geburtstagsparty für Bram. Diese artet in einer Art emotionaler Läuterung aus und Veerle ist bereit, ihre Wunden zu reinigen und auszupacken.

Autorin Rinske Hillen hat Philosophie studiert, das merkt man ihrem bemerkenswerten Debüt an – kluge philosophische Einschübe treffen auf psychologische Sezierung der zerrütteten Familie. Das faulende Haus steht dabei metaphorisch zum Verfall verschiedener Konstrukte. In wunderschönen Sprachbildern vereint der Roman die Themen Vertrauensbruch, Verfehlungen, aber auch die schmerzhafte Abnabelung von den Eltern. Und welch unterbewusste Blockierung Verschwiegenes innerhalb einer Familie bewirken kann. Dabei kommt man den Figuren zwar nicht wirklich nahe, die Perspektive ist zu distanziert – aber mit einer grandios subtilen Spannung gewinnt der Leser einen intimen und direkten Einblick in gescheiterte Lebensentwürfe bis zum konsequenten Ende, wenn alles zusammenbricht. Detaillierte und atmosphärische Beschreibungen des alten Grachtenhauses sind verwoben in menschliche Seelenabgründe und Verstrickungen.

Rinske Hillen wurde mit „Das Haus an der Keizersgracht“ mit dem niederländischen Debütantenpreis ausgezeichnet. Ich bin gespannt, was noch von der Autorin kommen wird.

„Sie hatte einmal gelesen, dass wir wie gestrandete Fische am Ufer sind, die versuchen, sich auf dem Trockenen gegenseitig feucht zu halten. Statt frei und selbstständig im Meer zu schwimmen.“ S. 228

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Ein Buch über Traditionen und Werte, das zum Nachdenken anregt!

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„Das Leben zu geben ist schwierig, das Leben zu leben ist schwieriger, aber das Leben zu lassen, das ist das schwierigste von allem“ (S. 226)

Worum geht’s?
Der Naturphilosoph Bram Wenksterman lebt in ...

„Das Leben zu geben ist schwierig, das Leben zu leben ist schwieriger, aber das Leben zu lassen, das ist das schwierigste von allem“ (S. 226)

Worum geht’s?
Der Naturphilosoph Bram Wenksterman lebt in einem Haus in der Keizersgracht, das seit Jahrhunderten in Familienbesitz ist. Nicht nur das Haus, auch seine Ehe, die Beziehung zu seiner Tochter und den übrigen Familienmitgliedern droht zu zerfallen. Nur der millionenschwere Schwiegervater könnte ihm helfen, aber nur, wenn er endlich seiner Tochter das Familiengeheimnis offenbart.

Meine Meinung:
Der Debütroman „Das Haus an der Keizersgracht“ von Rinske Hillen ist ein Buch, das die wahre Geschichte zweier Grachtenhäuser erzählt. Der Schreibstil ist etwas eigenwillig. Die Sätze sind teils wie unzusammenhängende Gedankenfetzen, die aber nicht unorganisiert wirken, sondern in ihrer Gesamtheit ein schönes Bild ergeben und einen zum Nach- und Weiterdenken anregen. In einer bildhaften Sprache setzt sie sich mit dem Sein und dem Ist auseinander, mit Traditionen, Weiterentwicklung, Erwachsensein und Erwachsenwerden. Ein Buch, das sich gut und flüssig liest und einen an einigen Stellen zum Schmunzeln, an anderen zum Grübeln bringt.

Die Charaktere selbst lernt man nur oberflächlich kennen, sich fühlen sich dennoch an wie Bekannte oder Leute aus der Nachbarschaft. Bram Wenksterman, der Naturphilosoph der an alten Traditionen, an dem Haus und alten Werten festhält und nicht loslassen kann. Er hängt an dem Haus seiner Ahnen und möchte nicht aufgeben, selbst als am Ende alles zusammenbricht.

Seine Tochter Amber, die – nachdem sie vom Tod ihres Zwillingsbruders erfahren hat – endlich loslassen kann und sich weiterentwickeln kann. Sie lebt mit der Vergangenheit aber hält nicht zwanghaft an ihr fest sondern lernt daraus und wird im Laufe des Buches selbstständig und erwachsen.

Veerle, die Mutter, die in die Psychiatrie kommt und aber endlich durch das Pflanzen des Apfelbaumes – so scheint es zumindest, man erfährt nicht mehr – die Trauerarbeit abschließen und „normal“ weiterleben kann.

Und Ella, die mit Bram, dem Mann ihrer Cousine Veerle, eine Beziehung eingeht aber erkennen muss, dass er nicht der Mann ist, für den sie ihn hält. Auch sie will mehr, sich weiterentwickeln, Erwachsen werden.


Fazit:
„Das Haus an der Keizersgracht“ von Rinske Hillen ist ein gelungenes Debüt. Einzelne Stellen hätte man sicher noch ausschmücken oder mehr zu den Protagonisten erzählen können, um hier bei den LeserInnen Sympathien oder Antipathien entwickeln zu können. Aber insgesamt ein Buch, das mich zum Nachdenken gebracht hat. Zum Nachdenken über das Leben, die Entwicklung, die Vergangenheit und die Zukunft. Ein gut zu lesendes aber auch sehr philosophisches Buch.

Wer gerne Dinge hinterfragt oder weiterdenkt, der ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Philosophische Fragestellungen eingebettet in eine bruchstückhafte Familiengeschichte

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Bram Wenkstermann steht förmlich vor einem Schutthaufen seines Lebens: Sein Haus an der Keizersgracht in Amsterdam verrottet ihm unter den Füßen weg, seine Frau Veerle quält seit vielen Jahren eine starke ...

Bram Wenkstermann steht förmlich vor einem Schutthaufen seines Lebens: Sein Haus an der Keizersgracht in Amsterdam verrottet ihm unter den Füßen weg, seine Frau Veerle quält seit vielen Jahren eine starke Depression, sodass sie sich mittlerweile in einer psychiatrischen Klinik befindet und seine Tochter Amber wirft ihr Studium hin und kehrt wieder zu ihrem Vater nach Hause zurück. Mit diesem Hintergrund versucht Bram sein Leben ohne jegliche Aussicht auf Verbesserung zu meistern und von seinem reichen Schwiegervater Geld für die Renovierung seines Hauses zu erbitten. Dieser gewährt ihm aber nur das Geld, wenn er Amber in das bis jetzt wohl gehütete Familiengeheimnis einweiht.

Der Debütroman „Das Haus an der Keizersgracht“ von Rinske Hillen beschreibt die Familiengeschichte der Wenkstermanns. Innerhalb kürzester Zeit wird hier der Plot entwickelt bis hin zum eigentlichen Höhepunkt, dem Geburtstagsfest von Bram. Daneben gibt es immer wieder bruchstückenhafte Rückblicke bzw. Erinnerungen, die die Vorgeschichte zur eigentlichen Familiengeschichte charakterisieren. Es geht dabei um viele unausgesprochene Dinge, allem voran Schuldgefühle und nie bewältigte Trauer. Die Charaktere handeln dementsprechend und es fällt einem sehr schwer, sie ins Herz zu schließen bzw. sie besser kennen zu lernen. Die Geschichte bleibt oberflächlich, auch wenn sehr wichtige und schwerwiegende Themen, wie Depressionen angesprochen werden. Daneben werden viele philosophische Fragestellungen mit eingebunden. So geht es auch viel um das Sein und das Nicht-Sein. Das verrottende Haus ist dabei nur ein Symbol der beinahe in sich zusammenfallenden Familie. Leider erschließt sich aus der Geschichte auch nur teilweise ein Happy End. Die Charaktere, vor allem Bram, laufen mir persönlich viel zu sehr am Leben vorbei. Ob es nun dadurch geprägt ist, dass er auch nie seine Trauer bewältigt hat oder weil er sich viel mit Philosophie beschäftigt – ich kann dem insgesamt nichts abgewinnen. Amber dagegen ist komplett von Schuldgefühlen geprägt und geleitet und verhält sich dementsprechend auch sehr unausgewogen. Mir fiel es ehrlich gesagt ausgesprochen schwer, den Roman überhaupt zu Ende zu lesen bzw. stellenweise hab ich ihn einfach zur Seite gelegt, weil mir vieles zu abstrakt war, auch wenn die Sprache einfach ist und die Dinge prinzipiell erklärt werden. Dennoch, alles wirkt gehetzt, die Sätze sind zum Teil nur Bruchstücke ihrer selbst. Gedankenfragmente springen immer wieder dazwischen. Ich kann mit der Geschichte überhaupt nicht warm werden, vor allem weil ich mich nicht mit den Charakteren identifizieren kann. Für mich als bodenständiger Mensch sind philosophische Fragestellungen in dieser Größenordnung zuviel. Jeder Mensch beschäftigt sich sicher einmal öfter mit dem Sinn des Lebens und man reflektiert auch Gedanken und Gefühle, aber hier erscheint es mir extrem zu viel. Spannung gibt es meiner Meinung im Roman wenig, es ist ein Auf und Ab von Schuldgefühlen. Erst zum Ende hin wird es etwas spannend, was nun auf Bram‘s Geburtstagsparty passiert bzw. wie die gesamte Sache ausgeht. Das Familiengeheimnis wiegt schwer, selbstverständlich, und es gibt nicht viel Schlimmeres; und trotzdem ist es für mich nicht nachvollziehbar warum man so lange dazu schweigt und es nicht gemeinsam verarbeitet. Mein Lichtblick des Buches war der Großvater, in seiner absolut sympathisch auftretenden und bodenständigen Art.

Von mir gibt es daher nur eine bedingte Leseempfehlung. Insgesamt lobe ich die Idee Depressionen und die unausgesprochenen und unbewältigten Gefühle in den Mittelpunkt zu stellen. Aber es wird versucht in kurzer Zeit alles in das Buch hineinzupressen, unterbrochen von ständigen Bruchstücken aus Gefühlswelt und Vergangenheit. Meiner Meinung nach wird viel gesagt und doch wieder nichts gesagt. Es fehlt mir an Spannung und Bodenständigkeit.

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