Cover-Bild ruh
(11)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ecco Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 20.02.2024
  • ISBN: 9783753001005
Şehnaz Dost

ruh

Roman | Die literarische Neuentdeckung

»Zwischen besonderen familiären Banden, einer noch zarten Liebesbeziehung und der Härte des Alltags schwankt Cemals Bewusstsein. Şehnaz Dosts Roman nimmt uns inmitten einer Gegenwart der Fokussierung auf Körper und alles Körperliche mit auf eine Seelenwanderung, die leichthin alle Zeiten überwindet.« – Julia Franck

Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule und Vater der kleinen Ekin. Für sie möchte er ein stabiles Umfeld schaffen – was ihm aber zunehmend schwerfällt. Sein Alltag voller Herausforderungen der Diaspora wird nachts immer häufiger durch Träume von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde aufgebrochen. Sie zeigt ihm darin Szenen aus ihrem Leben, und versetzt ihn wie beiläufig an den Ort seiner Kindheit: Ein arabisches Dorf in der Südtürkei, wo Cemal bei den Großeltern gelebt hat, bis er als Achtjähriger seinen Eltern nach Deutschland gefolgt ist – zu einer Familie, die ihm fremd war, die er nun aber lieben sollte.
Cemal watet immer tiefer in dunklen Gewässern, die ihn zunehmend auch im Wachzustand umgeben. In Georg hat er, nach seiner Exfrau Gül, zum ersten Mal einen Partner gefunden, der ihn in seinem Innersten erreicht. Doch Cemal bleibt verschlossen und somit ewiger Zuschauer seiner eigenen Geschichte – dabei muss er endlich lernen, auf sein Innerstes zu hören, um diese Geschichte selbst zu bestimmen.

Ein sprachlich beeindruckender Roman, der sanfte Erschütterung hinterlässt und eine wichtige Erzählung aus der Realität unserer Gesellschaft. Ein Roman wie eine Familienfotografie.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2024

Kunstwerk der Sprachen

0

Ein Buch, das wie ein Kunstwerk gelesen werden will. So wie das Seebild als Cover nicht klar erkennen lässt, ob es Morgendämmerung oder Abendstimmung einfangen möchte, so bewegt sich auch der Inhalt zwischen ...

Ein Buch, das wie ein Kunstwerk gelesen werden will. So wie das Seebild als Cover nicht klar erkennen lässt, ob es Morgendämmerung oder Abendstimmung einfangen möchte, so bewegt sich auch der Inhalt zwischen so vielen verschiedenen Themen. „Wer kann schon wissen, wovon die Songs wirklich handeln.“ Dieses Zitat kann man auch wunderbar auf das Gesamtwerk übertragen. Wer weiß schon, was das eigentliche Thema des Romanes ist, denn es werden viele verschiedene angesprochen. Zwischen Stillstand und Bewegung, das Ertrinken in Emotionen, im Alltag und in der Welt. Der Umgang mit Alltagsrassismus und dem Wechsel zwischen Ankommen und Rückblicken. „Die Grenzen sind schon lange offen“, stellt der Protagonist Cemal fest. So auch die Grenzen zwischen den Zeiten, der Perspektiven und Sprachen. Alles vermischt sich und wird somit lebendig. Ob Traum oder Erinnerung, ob Realität oder Hoffnung. Die Übergänge sind fliesend, wie der Fluss des Lebens. Cemal, der eigenständig seinen Namen geändert hat, vielleicht um mit seiner Vergangenheit abzuschließen, hängt doch einem Trauma nach. Sprachlich bewegt sich der Roman ebenfalls zwischen verschiedenen Grenzen hin und her. Mal lange Sätze, die über eine halbe Seite fließen, mal kurz auf den Punkt gebracht. Fragen, die keine Fragen sind und plötzliche direkte Ansprache, bei denen man kurz überlegt, ob mit DU die Lesenden oder doch die Urgroßmutter oder Cemal gemeint ist. Mal Präteritum, mal Präsens, mal Futur. Mal wird Englisch eingeworfen, aber dem deutschen Sprachgebrauch in Grossschreibung angepasst, mal Türkisch in der unveränderten Form. So vermischt sich alles, wie wir es aus dem Leben kennen. Genau deswegen ist es ein Kunstwerk, das man gelesen haben sollte. Klare Empfehlung für alle, die über ihren Horizont hinausblicken möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2024

Gefühlswelt

0

In dem Buch 'ruh' von Şehnaz Dost nimmt die Autorin mit auf eine Reise durch die Gedanken und Gefühle des Protagonisten Cemal, einen 30-jährigen Deutschlehrer mit einer Tochter. Die Autorin beschreibt ...

In dem Buch 'ruh' von Şehnaz Dost nimmt die Autorin mit auf eine Reise durch die Gedanken und Gefühle des Protagonisten Cemal, einen 30-jährigen Deutschlehrer mit einer Tochter. Die Autorin beschreibt sehr detailliert das Gefühlschaos und die Wünsche der Charaktere, was uns tief in ihre Psyche eintauchen lässt und man somit eine Verbindung mit ihnen aufbauen kann. Manchmal kann diese detaillierte Darstellung jedoch dazu führen, dass sich die Geschichte etwas langsam entwickelt.
Des Weitern muss ich kritisieren, dass manchmal türkische Begriffe verwendet worden sind, welch ich nie verstanden habe und somit musste ich sie nachschlagen. Das hat den Lesefluss beeinträchtigt. Gerne hätte ich mir ein Glossar gewünscht.
Trotzdem ist 'ruh' wegen seiner berührenden Themen und einfühlsamen Sprache definitiv lesenswert. Es regt dazu an, über die Suche nach der eigenen Identität nachzudenken. Die Autorin schaffte es, mich mit ihren Worten zu tief berühren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2024

Eine Suche

0

Eigentlich heißt "ruh" Seele, aber die Assoziation "Ruhe" passt genauso gut zu diesem Roman. Nicht, weil nichts passiert oder es langweilig wäre, im Gegenteil, Cemals Leben und sein ganzes Inneres sind ...

Eigentlich heißt "ruh" Seele, aber die Assoziation "Ruhe" passt genauso gut zu diesem Roman. Nicht, weil nichts passiert oder es langweilig wäre, im Gegenteil, Cemals Leben und sein ganzes Inneres sind von Unruhe und Rastlosigkeit geprägt. Trotzdem erfasst einen beim Lesen diese typische Ruhe, die einen in die Geschichte eintauchen und alles rundherum vergessen lässt.

Die ersten 8 Lebensjahre ist Cemal bei seinen Großeltern in einem kleinen Dorf in der Südtürkei aufgewachsen. Dann plötzlich der Umzug nach Deutschland, eine neue Sprache, neue Kultur, seine eigene Familie, die ihm fremd ist. Heute ist Cemal Ende 30 und unterrichtet Deutsch an einer Grundschule, seine kleine Tochter Ekin ist alles für ihn. Er arrangiert sein Leben zwischen ihr und Georg, mit dem er seit einer Weile eine Affäre hat. Doch nun will Georg die nächsten Schritte gehen, und Cemal hat Angst davor, ihn in sein Leben mit Ekin zu lassen. Außerdem träumt er seit kurzem von seiner verstorbenen Urgroßmutter Süveyde, die er nie gekannt hat und die ihm nach und nach die Welt ihrer Jugend zeigt und ihn mitnimmt an all die Orte, die ihm aus seiner eigenen Kindheit noch so vertraut sind. Neben dem manchmal mehr und manchmal weniger unterschwelligen Rassismus sind nun auch die Träume Süveydes Teil von Cemals Alltag, in dem er versucht, endlich einen Weg hinaus aus seiner anerzogenen Sprachlosigkeit zu finden. Die Suche nach seinen Wurzeln und nach Beständigkeit und gleichzeitig die Angst und Unfähigkeit, irgendwo länger zu verharren, sind Dinge, die Cemal umtreiben.

Der Roman reißt mit. Die recht kurzen Kapitel, die dazu verleiten, ständig "nur noch eins!" mehr zu lesen, die Sprache, die Thematik, all das packt und man bekommt kaum mit, in welcher Geschwindigkeit man durch die Seiten fliegt. Cemals Geschichte macht wütend und frustriert, ist aber zugleich von riesiger Verletzlichkeit und Zartheit geprägt. Eine große Leseempfehlung für diesen schönen, feinfühligen Roman!

Veröffentlicht am 26.02.2024

Auf der Suche

0

In Cemals Welt dreht sich alles um seine Tochter Ekin, um seinen Partner Georg und seinen Job als Lehrer. Doch als Georg immer häufiger andeutet, dass er gerne zu einem richtigen Teil in Cemals Leben und ...

In Cemals Welt dreht sich alles um seine Tochter Ekin, um seinen Partner Georg und seinen Job als Lehrer. Doch als Georg immer häufiger andeutet, dass er gerne zu einem richtigen Teil in Cemals Leben und Alltag würde, gerät alles ins Wanken. Und dann sind da auch noch Cemals Träume von seiner Urgroßmutter, die ihm darin etwas zeigen möchte.


„ruh“ ist ein besonderes Buch, dass durch den fließenden und angenehmen Schreibstil der Autorin wunderbar leicht zu lesen war. Ich bin geradezu durch die Seiten geflogen und plötzlich war ich auch schon bei den letzten Kapiteln.

Der Wechsel zwischen Cemals alltäglichen Situationen und seinen ganz besonderen Träumen, in welchen die Urgroßmutter Süveyde sehr bewegende Einblicke in ihre Vergangenheit gibt, hat mir unglaublich gut gefallen. Mehr möchte ich dazu aber gar nicht verraten, denn diese Träume sind für mich ein Highlight und ein ganz wesentlicher Teil der Handlung. Die einzelnen Kapitel waren kurz und so direkt und auf den Punkt geschrieben, dass für mich jedes seine ganz eigenen Message hatte. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen!

Wirklich wehgetan haben mir Cemals andauernde Erlebnisse mit Alltagsrassismus (die so gut verdeutlichen, wie wichtig dieses Buch ist), seine anerzogene Sprachlosigkeit und die Sackgasse der Emotionen, in der er sich befindet. Cemal ist spürbar auf der Suche nach Erklärungen, Lösungen und Auswegen, was mich beim Lesen immer trauriger machte. So sehr würde ich ihm wünschen, dass er Antworten findet, Geborgenheit und Wärme, schützende Hände, die seine Seele halten und einen Pfad in ein richtig glückliches Leben.

Am Ende finde ich es ein bisschen schade, dass ich die Botschaft der Urgroßmutter nicht so richtig greifen konnte. Ich möchte aber eine dringende Leseempfehlung für einen gefühlvollen und sensiblen Roman aussprechen, der so brandaktuell und für unsere Gesellschaft schreiend wichtig ist!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2024

Träume über die Vergangenheit

0

In "ruh" geht es vordergründig um das nicht verarbeitete Trauma von Cemal. Seine Kindheit verbrachte er bis zum Alter von 8 Jahren bei den Großeltern in der Türkei, weil seine Eltern als Gastarbeiter in ...

In "ruh" geht es vordergründig um das nicht verarbeitete Trauma von Cemal. Seine Kindheit verbrachte er bis zum Alter von 8 Jahren bei den Großeltern in der Türkei, weil seine Eltern als Gastarbeiter in Deutschland arbeiteten. In der Familie wurde auch nicht viel geredet, deshalb hat er damit bis heute Schwierigkeiten, was sich in einer Art von Bindungsangst äußert.

Mit seiner Ex-Frau Gül hat er eine Tochter, Ekin. Ekin sieht er alle zwei Wochen am Wochenende. Seine freie Zeit verbringt er mit Georg, der eigentlich das genaue Gegenteil von ihm ist und hält ihn irgendwie auf Abstand, wenn er was über ihn wissen will, weil er mit seiner Vergangenheit Schwierigkeiten hat.

Mir hat auch noch der Stammbaum am Ende des Buches gefallen, weil man da die Zusammenhänge besser versteht. Einen Stern muss ich allerdings abziehen, weil die türkischen Ausdrücke leider nicht erklärt wurden, das hat meinen Lesefluss dazwischen ein wenig gestört. Aber im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere