Cover-Bild Children of Blood and Bone
Band 1 der Reihe "Children of Blood and Bone"
(38)
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER E-Books
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 27.06.2018
  • ISBN: 9783104908724
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Tomi Adeyemi

Children of Blood and Bone

Goldener Zorn
Andrea Fischer (Übersetzer)

Sie töteten meine Mutter.
Sie raubten uns die Magie.
Sie zwangen uns in den Staub.
Jetzt erheben wir uns.
Zélies Welt war einst voller Magie. Flammentänzer spielten mit dem Feuer, Geistwandler schufen schillernde Träume, und Seelenfänger wie Zélies Mutter wachten über Leben und Tod. Bis zu der Nacht, als ihre Kräfte versiegten und der machthungrige König von Orïsha jeden einzelnen Magier töten ließ. Die Blutnacht beraubte Zélie ihrer Mutter und nahm einem ganzen Volk die Hoffnung.
Jetzt hat Zélie eine einzige Chance, die Magie nach Orïsha zurückzuholen. Ihre Mission führt sie über dunkle Pfade, wo rachedurstige Geister lauern, und durch glühende Wüsten, die ihr alles abverlangen. Dabei muss sie ihren Feinden immer einen Schritt voraus sein. Besonders dem Kronprinzen, der mit allen Mitteln verhindern will, dass die Magie je wieder zurückkehrt …
Der internationale Bestseller! Große Kinoverfilmung bereits in Arbeit bei Fox 2000 (»Twilight«, »Das Schicksal ist ein mieser Verräter«)

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2018

Rückkehr der Magie

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Nachdem die Magie mit blutiger Gewalt aus der Welt verbannt wurde, bleibt den Nachkommen der Magier nur noch ein Dasein in der einfachsten Schicht. Nicht mehr die Magie hilft ihnen, mit Händen und Füßen ...

Nachdem die Magie mit blutiger Gewalt aus der Welt verbannt wurde, bleibt den Nachkommen der Magier nur noch ein Dasein in der einfachsten Schicht. Nicht mehr die Magie hilft ihnen, mit Händen und Füßen müssen sie sich mitunter verteidigen. Um die Steuern bezahlen zu können, reist Zélie mit ihrem Bruder in die Stadt. Dort retten sie ein Mädchen aus großer Gefahr, um wenig später mit Entsetzen festzustellen, dass es sich um Prinzessin Amari handelt. Diese ist mit den grausamen Taten ihres Vaters nicht mehr einverstanden, seit dieser ihre Zofe, die gleichzeitig ihre Freundin war, umgebracht hat. Außerdem geht das Gerücht, die Magie könnte sich wieder den Weg in die Welt bahnen.

Mit ihren treuen und neuen Gefährten macht sich Zélie auf die Suche nach der Magie, nach der guten Sache. Angeblich hat die Magie die erste Familie des Königs getötet, so dass dieser einen Grund sah, brutal Rache zu nehmen. Doch war das wirklich der Fall? Würde es vielleicht einen anderen Weg geben? Zélie ist in einer Zwickmühle. Soll sie die Magie mit aller Macht herbeisehnen, um dann von ihr vereinnahmt zu werden und selbst Grausamkeiten auszuüben? Oder wäre eine friedlichere Lösung möglich? Es erscheint ihr so, dass zur Beseitigung der Übermacht der Adligen zunächst der Weg des Kampfes zu wählen ist.

Die junge Autorin hat es spannendes Werk geschaffen, in dem jedoch mit Grausamkeiten und Brutalitäten nicht gegeizt wird. Da es sich um den ersten Band einer geplanten Trilogie handelt, können nicht alle Rätsel gelöst werden. Ob und wie sich die Geschichte abrundet, wird man wahrscheinlich erst am Schluss beurteilen können. Doch der Kampf der Unterdrücken gegen ihre Peiniger ist beeindruckend dargestellt. Auch dass Kämpfe immer mit Verlusten einhergehen wird ausdrücklich klargemacht. Freund und Feind sind wie im wirklichen Leben nicht immer genau zu unterscheiden, wodurch Entscheidungen beeinflusst werden, mit deren Folgen es zu leben gilt.

Tomi Adeyemi hat viele Ansätze in ihrem Buch verarbeitet, wobei fraglich ist, ob der normale Leser genug Hintergrundwissen besitzen wird, um alles deuten zu können. Allerdings ist positiv hervorzuheben, dass der Held eine Heldin ist, die stolz auf ihre schwarze Hautfarbe ist und auch sein kann. Schon allein dadurch sticht dieser Roman hervor, man würde sich mehr davon wünschen.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Geistermagie mit einem Touch Afrika

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Nach einer grausamen Blutnacht verschwindet die Magie aus dem Land. Der König kämpft erbittert gegen die Maji und versucht auch, seine Kinder auf diesen Kampf vorzubreiten. Die kleine Zélie steht auf der ...

Nach einer grausamen Blutnacht verschwindet die Magie aus dem Land. Der König kämpft erbittert gegen die Maji und versucht auch, seine Kinder auf diesen Kampf vorzubreiten. Die kleine Zélie steht auf der anderen Seite und will die Magie für ihr Volk zurückholen. Sie und ihr Bruder werden erbarmungslos gejagt.


Dieses Buch hat es wirklich in sich und ist nichts für zarte Gemüter. Neben Geistern und Magie geht es hier auch sehr brutal zu. Beide Seiten gehen gnadenlos miteinander um, foltern, morden und löschen ganze Dörfer aus.

Die Geschichte ist sehr spannend und gut geschrieben. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin. Mir hat besonders das Setting gefallen, das leicht afrikanisch angehaucht ist. Die Personen reiten auf Löwen und Panthern durch Dschungel, Wüste und Ruinen. Es gibt mächtige Gegner und das große Ziel, die Magie durch ein Ritual wieder zum Leben zu erwecken.

Obwohl ich mich als Leser auf die Seite der Maji geschlagen habe, wurde ich leider nicht warm mit Zélie. Sie ist eine schwierige und gewöhnungsbedürftige Hauptfigur, die sehr viel Hass in sich trägt. Ihr Gegenspieler Inan steht ihr da in nichts nach, und ist ebenso verblendet. Ich mochte sie beide nicht sonderlich. Nur für die Prinzessin konnte ich mitfiebern, die meiner Meinung nach die Einzige ist, die vernünftig agiert. Ein bißchen geärgert hat mich auch die unrealistische Lovestory, die aber zum Glück keinen großen Raum in der Geschichte eingenommen hat.

Trotz diesen Kritikpunkten fand ich das Buch spannend und lesenswert. Man sollte aber auf jeden Fall keine Probleme mit Geistern und Magie haben, denn davon lebt dieses Buch. Das Ende bleibt zu großen Teilen offen und hat einen kleinen Cliffhanger. Wen das nicht stört, der kann sich hier über eine kreative und rasante Jugendfantasygeschichte freuen, die sogar bereits verfilmt wird.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Ein trotz kleinerer Kritikpunkte gelungener Trilogieauftakt

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n Orïsha lebten einst viele Magier. Auch Zélies Mutter war eine davon, bis zu der Nacht an der die Magie verschwand und ihre Kräfte versiegten. In dieser Blutnacht ließ der machthungrige König alle Magier ...

n Orïsha lebten einst viele Magier. Auch Zélies Mutter war eine davon, bis zu der Nacht an der die Magie verschwand und ihre Kräfte versiegten. In dieser Blutnacht ließ der machthungrige König alle Magier töten, darunter auch Zélies Mutter. Nun hat das Mädchen die einmalige Chance die Magie zurückzubringen. Ihre Mission verlangt ihr und ihren Begleitern alles ab. Sie muss ihren Feinden, besonders dem Kronprinzen von Orïsha, der mit aller Macht versucht zu verhindern, dass die Magie zurückkehrt, immer einen Schritt voraus sein.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Zélie, der Königstochter Amari und dem Kronprinzen Inan erzählt. So ergibt sich für den Leser ein umfassendes Gesamtbild, da man durch Zélie Einblicke in die Welt der Magier, den Maji, und deren Nachkommen, und durch Amari und Inan in die Sichtweise des Königshauses bekommt. Außerdem sorgen die Perspektivwechsel für eine rasante Geschichte, sowie für den Aufbau und die Aufrechterhaltung der Spannung.

Zélie ist eine Devîné. Devînés zeichnen sich äußerlich durch dunkle Hautfarbe und weiße Haare aus. Sie verfügten vor der Blutnacht über magische Begabung. Nun handelt es sich bei ihnen um eine Minderheit, die von der Bevölkerung verachtet und unterdrückt wird. Die siebzehnjährige Zélie ist ein starker, kämpferischer Charakter, der häufig etwas unüberlegt und vorschnell handelt. Im Großen und Ganzen war sie mir sympathisch, auch wenn ich ihre Taten und Gedankengänge nicht immer nachvollziehen konnte oder mochte.
Amari, die Tochter des Königs, bricht aus ihrem Leben aus. Zunächst erscheint sie als unsicheres, verwöhntes Prinzesschen. Im Verlauf der Handlung macht sie die größte Verwandlung durch. Amari war mein Lieblingscharakter in diesem Buch, weil sie über sich hinausgewachsen ist und man immer das Gefühl hatte, dass sie sich dabei selbst treu geblieben ist.
Inan, der Kronprinz ist seinem Vater treu ergeben und will mit aller Macht verhindern, dass die Magie zurückkehrt. Er war mir von Anfang an unsympathisch. Er ist wankelmütig und bleibt sich selbst nicht treu.

Der Einstieg in die Geschichte war ein wenig holprig, da man in die fremde Welt einfach hineingeworfen wird und sich zunächst einmal zurechtfinden muss. Die anfänglichen Schwierigkeiten legten sich zwar schnell, dennoch hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Beschreibungen oder Erklärungen gewünscht.
Die Handlung nahm schnell an Fahrt auf. Die Seiten flogen nur so dahin. Ein Ereignis jagte das nächste. Atemlos verfolgte ich das Geschehen. Es war mir oft unmöglich aufzuhören und das Buch zur Seite zu legen.
Trotz aller Spannung gibt es auch kleinere Kritikpunkte. An einigen Stellen verlief mir alles ein wenig zu glatt. Einzelne Szenen wurden mir ein wenig zu schnell abgearbeitet. Beides führte dazu, dass man manchmal das Gefühl hatte, dass die Handlung nicht ganz ausgereift ist oder die Autorin etwas zu viel gewollt hat. Außerdem gab es ein paar inhaltliche Details, die sich mir von der Logik her nicht erschlossen haben und weiteren Erklärungen bedurft hätten.
Das offene Ende lässt einen zwar ein wenig ratlos zurück, macht aber neugierig auf den zweiten Band.

Die erst 24-jährige Tomi Adeyemi hat mit diesem Jugendbuch ein tolles Debüt vorgelegt. „Children of Blood and Bone – Goldener Zorn“ ist ein toller Trilogieauftakt. Die Handlung ist kurzweilig, unterhaltsam und spannend. Trotz kleinerer Kritikpunkte schaffte die Autorin es, mich mitzureißen und so sehr zu fesseln, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen wollte. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was Zélie, Tzain und Amari im zweiten Band erleben werden und wie sich ihr Weg weiterhin gestaltet.

Fazit: Ein trotz kleinerer Kritikpunkte gelungener Trilogieauftakt

Veröffentlicht am 02.06.2018

Ein Buch mit einer wichtigen Botschaft: Wir alle können etwas gegen das Böse in unserer Welt tun!

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Wie kam ich zu dem Buch?
Ich habe mich zum Vorablesen beworben, da ich den Klappentext so toll fand.

Cover:
Das Cover fällt durch das düstere schwarz-weiß ziemlich auf. Das afrikanische Gesicht wirkt ...

Wie kam ich zu dem Buch?
Ich habe mich zum Vorablesen beworben, da ich den Klappentext so toll fand.

Cover:
Das Cover fällt durch das düstere schwarz-weiß ziemlich auf. Das afrikanische Gesicht wirkt geheimnisvoll und leicht bedrohlich. Das rote Kopftuch und der Stein im Diadem sind richtige Eyecacher. Das Weiße im Hintergrund könnte ein Busch sein, aber auch weiße Flammen kämen in Betracht. Ich finde es sehr auffällig und würde es im Laden sicher in die Hand nehmen und mir den Klappentext durchlesen.

Inhalt:
In der Welt gab es unzählige Arten von Magie. Maji-Clans wie Seelenfänger, Flammentänzer oder Wellenbrecher beherrschten die Elemente oder Leben und Tod. Bis zur Blutnacht die alle Magie verbannte. Zélie verlor in dieser Nacht ihre Mutter. Seitdem lebt sie wie eine Ausgestoßene und wird von den Soldaten des Königs herumgeschubst. Bald wird ihr bewusst, dass sie die einzige ist, die die Magie wieder zurückholen kann. Kann sie es schaffen?

Handlung und Thematik
Dieses Buch stellt gut dar, dass es Menschengruppen gibt, die zu Unrecht kleingehalten und unterdrückt werden. Ihnen wird Schuld in die Schuhe geschoben für Sachen die sie gar nicht begangen haben. Die Botschaft des Buches ist sehr mitreißend: Jeder kann etwas gegen das Böse tun. Dies wird gut in die Handlung des Buches mit eingebunden. Die Maji (Menschen mit dunkler Hautfarbe, weißen Haaren und magischen Kräften) werden bewusst unterdrückt, versklavt und ermordet. Die Ungerechtigkeiten sind super gut dargestellt. Die Situationen und der Grundablauf sind leider sehr vorhersehbar. Ich war wenig überrascht, fand die Story aber ganz nett. An manchen Stellen fehlten mir noch ein paar Details z.B. der Aufbruch aus der Wüste. Die von Tomi Adeyemi geschaffene Welt ist atemberaubend. Leider befand sich bei meiner Vorableseversion des eBooks keine Karte, diese musste ich mir ergoogeln . Das Ende lässt viele Fragen offen, was ich gut finde, da ich dann Lust habe das nachfolgende Buch zu lesen.

Charaktere:
Die Protagonistin Zélie musste in ihrem Leben schon viel erleben. Ihre Mutter wurde vor ihren Augen umgebracht und die Soldaten behandeln sie wie Abschaum. Sie lebt mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen und tritt nun ihr Abenteuer an. Sie wirkt immer wieder schwach und unsicher, was mich zwar nicht stört, ich wurde aber trotzdem irgendwie nicht warm mit ihr. Ihr Bruder Tzain ist eigentlich ihr ständiger Begleiter, erhält aber nur eine Nebenrolle. Er war mir sehr sympathisch, ich hätte mir gehofft mehr von ihm zu hören… Prinzessin Amari wirkt anfangs auch schwach und verunsichert, entwickelt sich aber zu einer wahren Heldin. Sie war mein absoluter Liebling in diesem Buch! Ihr Bruder Inan ist leider ein sehr wankelmütiger Charakter, auch mit ihm wurde ich nicht warm. Der König als eindeutiger Antagonist in diesem Buch ist super beschrieben, so stelle ich mir einen Bösewicht vor!

Schreibstil:
Theoretisch ist das Buch sehr einfach geschrieben. Es wurde ergänzt durch viele Begriffe der afrikanischen Sprache, was dem Buch einen leicht afrikanisch-angehauchten Flair gibt. Diese Begriffe führten aber vor allem am Anfang zu Verwirrungen, hier wäre ein Glossar sehr hilfreich gewesen… Die Handlung wird aus drei Perspektiven berichtet, die der Maji Zélie, die von Prinzessin Amari und die ihres Bruders Inan. Diese Perspektivenwechsel fand ich super. Am Anfang des Kapitels befand sich immer der Name der Person deren Perspektive gerade gezeigt wird.

Persönliche Gesamtbewertung:
Das Buch war nett zu lesen, aber sehr vorhersehbar. Trotzdem freue ich mich auf den zweiten Teil, da mir die Botschaft und das Grundkonzept des Buches gefallen haben.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Beeindruckend intensiv, exotisch-kunterbunt und absolut authentisch!

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"Wir alle sind Kinder von Blut und Bein.
Und genau wie Zélie und Amari haben wir die Macht, etwas gegen das Böse in unserer Welt zu tun.
Viel zu lange sind wir in die Knie gezwungen worden.
Erheben wir ...

"Wir alle sind Kinder von Blut und Bein.
Und genau wie Zélie und Amari haben wir die Macht, etwas gegen das Böse in unserer Welt zu tun.
Viel zu lange sind wir in die Knie gezwungen worden.
Erheben wir uns.“

Dieses Zitat stammt nicht etwa von einem Protagonisten aus dem Buch sondern von der Autorin selbst. Denn in ihrem Nachwort bezieht sie sich auf den Rassismus, die Ungerechtigkeiten und die Unterdrückung gegenüber Afroamerikanern, die in der USA leider immer noch vorherrschen und gibt an, das Buch in den Tagen geschrieben zu haben, als sie Tag für Tag in den Nachrichten sah, wie wehrlose und unschuldige Schwarze von der Polizei erschossen wurden und das keinerlei Konsequenzen hatte.

"Beim Schreiben dieses Buches habe ich viele Tränen vergossen. Beim Überarbeiten noch einmal. Auch wenn Löwenessen und heilige Rituale ins Reich der Phantasie gehören, sind der Schmerz, die Angst und das Leid in diesem Buch echt."

Das schreibt Tomi Adeyemi zu Beginn ihres Nachworts und dass dieser Schmerz echt ist, spürt man als Leser auch. Man kann diesen Roman also durchaus als Kampfansage gegen Rassismus und Unterdrückung aber vor allem gegen die Ignoranz der Menschen lesen. Und auch wenn das nicht die einzige Bedeutungsebene dieses Romans umfasst finde ich es doch wichtig, das im Hinterkopf zu haben, während man diese Geschichte liest.

Erster Satz: „Wähl mich!“

Das hat dieses wundervolle Cover zu mir gesagt als ich durch die Neuerscheinungen der letzten Monate gestöbert bin und überlegt habe, was ich als nächstes lesen will. Mit dem Mädchen mit der wunderschönen, dunklen Haut, den wallenden, weißen Haaren und dem stechenden Blick wurde das wohl passendste Motiv überhaupt gefunden, was grafisch wunderschön umgesetzt wurde. Die starken Kontraste der weißen Haare zum Hintergrund, zum Titel und zur Hautfarbe des Mädchens sowie die farbigen Akzente bereiten gut auf die ausdrucksstarke, kraftvolle und exotische Geschichte vor, die sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. Auch unter dem Umschlag ist das Buch wundervoll gestaltet: die nackten Buchdeckel sind mit goldenen Symbolen verziert und die Innenseiten zeigen eine Karte von Orïsha. Neben einer Übersicht über die Maji-Clans finden sich 85 wundervoll verzierte Kapitelanfänge, ein Prolog, ein Epilog, die Anmerkungen der Autorin und eine siebenseitige (!) Danksagung auf den 624 Seiten.


„Mut kann im Verborgenen wachsen, sagte sie damals. Tapferkeit in der Dunkelheit erblühen.“


Tomi Adeyemi entführt gleich von der ersten Seite an in eine bunte, lebendige Welt inspiriert von der Kultur und den Mythen Westafrikas. Neben viel Fantasie und innovativen Ideen steckt also auch eine Menge Wahrheit im Setting. Das Land Orïsha, wurde nach den Orïshas benannt, den Göttern und Göttinnen der Yoruba-Religion, welche wiederum den Namen für die Sprache der Maji bereitgestellt hat. Die Meere und Berge tragen die Namen ihrer verstorbenen Großeltern, auch Essen, Klima und Kleidung erinnern stark an die Westafrikanische Kultur. Ansonsten ist die Welt frei erfunden und erzählt die Geschichte eines unterdrückten Volks, den Maji und ihren Kindern, den Divînés. Einst gab es zehn verschiedene Maji-Clans in Orïsha, die die mit unterschiedlichen Gaben gesegnet waren und in direkter Verbindung mit der Himmelsmutter und ihren Göttern Magie üben konnten. Doch aus Hass und Machtgier des herrschenden Königs Saran wurde aus Angst vor der Magie der Maji in der sogenannten Blutnacht die Ermordung aller erwachsenen Magienutzer veranlasst, was die Magie verschwinden ließ und die Divînés zu Waisen machte. Auf sich alleingestellt wandern viele der Kinder, ihrer magischen Zukunft und ihrer Würde beraubt in Arbeitslager und müssen in ständigem Angst und Schrecken vor der Willkür der privilegierten Kosidán, also der Menschen ohne magisches Talent und der Unterdrückung des Regimes leben. Ihr einst stolzes Erbe, ausgedrückt durch ihre weißen Haare und ihre dunkle Haut, ist nun ein Zeichen der Schande und des Schmerzes geworden.


"Wir sind das Volk, das die Gefängnisse füllt, das vom König als Zwangsarbeiter missbraucht wird. Das Volk, das die Bewohner von Orïsha aus ihren Gesichtszügen verbannen möchten. Sie ächten uns, als wären weißes Haar und frühere magische Kräfte ein gesellschaftlicher Makel. Mama erzählte immer, dass weißes haar einmal das Zeichen der Mächte von Himmel und Erde gewesen sei. Es kündete von Schönheit, Tugend und Liebe, und zeigte, dass wir vor den Göttern gesegnet waren. Doch dann änderte sich alles und plötzlich galt die Magie als Verbrechen. Unsere Abstammung wurde zu einer Last und einer Gefahr."


Vor diesem Hintergrund, der der Geschichte einen exotischen Touch gibt und sehr frisch, authentisch und absolut unverbraucht daherkommt, entfaltet sich die spannende Geschichte um Zélie, die in der Blutnacht ihre Mutter verloren hat und in der seither ein namenloser Zorn brodelt, der nur darauf wartet von den Göttern in die richtige Richtung gelenkt zu werden; um Zélies Kosidán-Bruder, der sie vor allem Übel auf der Welt beschützen will; um die Prinzessin Amari, die sich der Unrechtsherrschaft ihres Vaters bewusst wird, als dieser ihre beste Freundin ermorden lässt und mit einem wichtigen Artefakt aus ihrem goldenen Käfig flieht und um den Prinzen Inan, der sich zwischen der Ehre und Pflichterfüllung seinem Vater gegenüber und seinem Drang, das Richtige zu tun entscheiden muss. Gerade zu Beginn ist es recht schwierig, über die ganzen fremdartigen Begriffe, also Namen, Titel, Gottheiten, etc. einen Überblick zu behalten, doch da der Handlungsverlauf nicht unbedingt neuartig und bahnbrechend ist, macht sich die Exotik des Settings durchaus bezahlt. Denn auch wenn die Geschichte dem typischen Fantasy-Aufbau eines Auftaktromans folgt (die starke, vom Schicksal gebeutelte Protagonistin wird zur Galionsfigur einer Revolution auserkoren, versucht mit Hilfe von Freund und Feind essentiell wichtige Artefakte zusammenzutragen, scheitert aber immer wieder und bezwingt schließlich scheinbar unüberwindbare Hindernisse und entdeckt ihre einzigartige, magische Begabung) schafft es der Roman, sich von der Masse abzuheben und hält noch sehr viel Potential bereit.

"Spuren.
Sie war hier.
Sie ist ganz in der Nähe.
Ich habe sie fast eingeholt.
Töte sie, trommelt mein Herz. Ich kralle die Finger in den Abhang. Töte das Mädchen. Vernichte die Magie. Wenn sie endlich in meiner Gewalt ist, wird sich das alles gelohnt haben. Ich werde mir mein Königreich zurückholen."


Besonders durch das rasante Erzähltempo und den bildhaften, fesselnden und leidenschaftlichen Schreibstil Tomi Adeyemis können die leichten Logiklücken und die arg gewollt wirkende Liebesgeschichte(n) ausgeglichen werden. So wird das eher mittelalterlich geprägte Setting immer wieder durch seltsame Dinge wie Motorboote oder Brandbomben unterbrochen, die sich mir in dem Zusammenhang mit Schwertern und Kutschen nicht ganz erschlossen. Außerdem werden hier gleich zwei Liebesgeschichten entwickelt, wobei die eine ja ganz authentisch wirkt und sehr zart bleibt, die andere aber viel zu schnell von purem Hass zur großen Liebe wechselt und mich dabei ein wenig ratlos zurückließ. Die Art und Weise, wie die Autorin hier kraftvoll und zornig durch den Schmerz ihrer Protagonisten anklagend die Stimme erhebt und dabei bei einem lockeren und flüssigen Stil bleibt, der nie gezwungen oder übertrieben wirkt, hat mir jedoch sehr gut gefallen. Durch magische Träume, Visionen, spirituelle Begegnungen mit Göttern und die aufkeimende Liebesbeziehung(en) kommt noch eine atmosphärische Note hinzu, die sich wunderbar in den berührenden, majestätischen Grundton einfindet.


"Ihr Geist fährt durch mich wie ein Blitz aus einer Gewitterwolke. Es ist mehr als das Gefühl, richtig atmen zu können. Es ist der Inbegriff des Lebens. "Èmí àwon tí ó sùn - " Leise murmele ich die ersten Worte der Beschwörungsformel und werde mit einem noch nie dagewesenen Rausch belohnt. Mit der Kraft des Sonnensteins könnte ich Hunderte von Toten zum Leben erwecken. Ich könnte eine unaufhaltsame Armee befehligen. (…) Oya leuchtet in meinem Geist wie eine Fackel im Dunkeln. Reglos steht die Göttin da, doch es ist, als würde die ganze Welt in ihrer Nähe beben. Ein siegesgewisses Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus."


Neben der politischen Relevanz, die man in der Geschichte sehen kann oder eben nicht, geht es ganz klar um Themen wie Unschuld, Zerbrechlichkeit, Macht, innere Stärke, Glaube und Vertrauen, Unterdrückung Demütigung und Respekt, was durch die starken Protagonisten eindrücklich vermittelt wird. Die vier Hauptprotagonisten, die außer Tzain abwechselnd aus ihrer Perspektive berichten, werden dabei durch etliche liebenswerte (und auch sehr hassenswerte) Nebencharaktere unterstützt, die bunter und lebendiger nicht sein könnten. Da wäre die mutige und weise Lehrerin und Seherin Mama Agba, die ihre Schülerinnen lehrt, "Kriegerinnen im Garten zu sein, damit ihr nie Gärtnerinnen im Krieg werden müsst.". Oder die junge Zulaihka, die sich eine eigene Utopie aufgebaut hat und für ihre Gastfreundschaft bitter bezahlen muss. Lekan, der sein Leben für den Traum einer besseren Welt gibt oder Tzains und Zélies Vater, der nach dem Tod seiner Frau zerbrach aber seinen Kindern mit auf den Weg gibt: "Solange wir keine Magie haben, werden wir niemals mit Respekt behandelt werden. (…) Sie müssen wissen, dass wir uns wehren können.“ Leider geht die Autorin mit ihnen besonders verschwenderisch um, sodass wir uns von vielen sehr schnell schon wieder verabschieden müssen.


"Das war die Nacht, in der sich unser Leben änderte. Die Nacht, in der König Saran die Angehörigen meines Volkes aufhängen ließ, damit es die ganze Welt sah. Eine Kriegserklärung an die Maji von heute und morgen. Die Nacht, als die Magie starb. Die Nacht, in der wir alles verloren."


Mit Zélie haben wir eine starke Hauptprotagonistin, deren Innenleben sehr von Angst und Hass auf das Königshaus von Orïsha und vor allem König Saran geprägt ist. Seit dieser ihre Mutter und alle anderen Maji ermorden ließ muss sie ständig auf der Hut sein und mit ihrer Familie gegen die Anfeindungen wegen ihres Aussehens und gegen die hohen Steuern ankämpfen. Als ihr die Prinzessin Amari zufällig über den Weg läuft und sie ihr hilft, eine magische Schriftrolle zu entwenden, erwacht in ihr die Magie ihrer Mutter, die Magie einer Seelenfängerin und nichts ist mehr wie zuvor. Als sie hört, dass sie die einzige ist, die ein Ritual durchführen kann, um die Magie zurückzubringen und die Divînés ein für alle Mal aus der Unterdrückung und Sklaverei zu befreien, ist sie sich nicht sicher, ob sie diese Rolle wirklich erfüllen kann.
An ihrer Seite stehen unverrückbar ihr Bruder Tzain und ihre Löwenesse Nailah, die ihr zugleich Reittier, Beschützerin und Freundin ist.

Amari führt als Tochter von König Saran ein ganz anderes Leben. Doch als sie mit ansieht wie ihr Vater ihre beste Freundin Binta ermordet, kann sie ihr eingeschränktes Leben im Palast nicht länger ertragen und flieht. Von der schwachen, verwöhnten Prinzessin bis zur selbstbewussten Kämpferin und Rebellion macht sie eine umfassende Entwicklung durch.


"Ehre und Pflichterfüllung. Sein Leitspruch klingt mir in den Ohren.
Mein Vater.
Ihr König.
Die Ursache all dieses Leids.
(…) Als ich Zélie ansehe, bekomme ich endlich die Antwort auf die Frage, die ich Angst hatte zu stellen. Ich bin nicht wie Vater. So ein König will ich nicht sein."



Als vierter im Bunde bekommen wir ihren Bruder Inan, den Thronfolger von Orïsha präsentiert, der seinem Vater Saran hörig ist, bis er selbst beginnt, Magie zu entwickeln und ein wunderschönes und beeindruckendes Mädchen ihn zum Umdenken bringt...


"Es wird ein neues Orïsha." Inan wird ruhiger. "Unser Orïsha. Ohne Kämpfe. Ohne Krieg. Nur Frieden." (…) "Zusammen wären wir unschlagbar. Ein Gespann, wie es Orïsha noch nie gesehen hat."


Die Story schreitet, nein rennt, mit den Sprüngen einer Löwenesse voran und gipfelt am Ende in einem explosiven und sehr emotionalen Showdown, der mich noch einmal mitriss, beeindruckte, am Ende aber wütend zurückließ. Wütend deshalb weil Tomi Adeyemi uns so ein Ende vorsetzt wo doch erst frühestens nächstes Jahr eine Fortsetzung erscheint - wirklich mies von ihr! Eine sehr gute Neuigkeit hingegen ist aber, dass die Filmrechte schon verkauft sind und der Film sogar schon produziert wird. Eine Verfilmung dieses umfassenden, kunterbunten und sehr lebendigen Romans kann ich mir wunderbar vorstellen - ich kann es kaum erwarten, diese schillernde Welt mit ihren starken Helden auch außerhalb meiner Fantasie zu sehen.


"Man darf kein ganzes Volk wegen der Vergehen einiger weniger versklaven."


Fazit:


Ein berührender, aufrüttelnder Hintergrund von politischer Relevanz und ein lebendiges, unverbrauchtes Setting inspiriert von der Kultur und den Mythen Westafrikas treffen auf eine eher gewöhnliche Handlung mit vielen Fantasy-Klischees.
Beeindruckend intensiv, exotisch-kunterbunt und absolut authentisch werden Themen wie Unschuld, Zerbrechlichkeit, Macht, innere Stärke, Glaube und Vertrauen, Unterdrückung Demütigung und Respekt in einem mitreißenden Auftakt vereint.

Mit Ausbaupotential aber definitiv lesenswert!