Cover-Bild Licht und Schatten
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 363
  • Ersterscheinung: 10.11.2020
  • ISBN: 9783351038328
Victor Klemperer

Licht und Schatten

Kinotagebuch 1929–1945
Christian Löser (Herausgeber), Nele Holdack (Herausgeber)

Eine bemerkenswerte Erstveröffentlichung: der große Chronist über seine Filmleidenschaft. Erstmals vollständig gedruckt: Victor Klemperers Tagebuchnotizen über seine Kinobesuche zu Beginn der Tonfilm-Ära. Von Anfang an erlebt der Cineast mit, wie die technische Neuerung 1929 in Deutschland Einzug hält. Nicht selten geht er mehrmals pro Woche ins Kino. Zunächst kritisch, lässt er sich schon bald von den neuen Möglichkeiten mitreißen. Von den Nationalsozialisten aber wird das Medium immer weiter vereinnahmt, Klemperer schließlich durch das Kinoverbot für »Nichtarier« 1938 ganz aus den Lichtspielhäusern verbannt. Doch nicht einmal das kann ihn fernhalten. Das leidenschaftliche Bekenntnis eines Kinomanen, der uns den Tonfilm als Spiegel deutscher Geschichte mit allen Licht- und Schattenseiten vorführt. »Klemperer ist ein Meister der pointierten Kurzkritik, dessen Filmbetrachtungen heute jedes Stadtmagazin zieren könnten.« KNUT ELSTERMANN in seinem Vorwort »Aus der Geschichtsschreibung über den Alltag der Judenverfolgung im ›Dritten Reich‹ ist das Zeugnis Victor Klemperers nicht mehr wegzudenken.« DIE ZEIT. Zu einer Schattenexistenz gezwungen, erlebte Klemperer im Kino Lichtmomente: »So viel Musik, Humor, Schauspielkunst y todo. Es war mir eine richtige Erlösung.« Victor Klemperer, 1933.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.
  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2020

Klemperers Kinotagebuch

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Dieses Kinotagebuch zeigt über einen längeren Zeitraum (1929 bis 1945) wie ein kritische Intellektueller die Kinolandschaft in Deutschland wahrgenommen hat.

Früher habe ich mich viel mit dem frühen deutschen ...

Dieses Kinotagebuch zeigt über einen längeren Zeitraum (1929 bis 1945) wie ein kritische Intellektueller die Kinolandschaft in Deutschland wahrgenommen hat.

Früher habe ich mich viel mit dem frühen deutschen Film beschäftigt und wenn ich auch sehr viele der erwähnte Filme überhaupt nicht kenne, verstehe ich doch, von was Klemperer spricht und welche Filmstars damals bedeutend waren: Emil Jannings, Fritz Kortner, Greta Garbo, Marlene Dietrich, Pola Negri

Ein wenig Interesse für die alten Filme sollte man als Leser schon mitbringen, um viel von dem Buch zu haben. Klemperers Bewertungen sind konsequent und, so glaube ich, kenntnisreich.
Klemperer sieht auch internationale Filme, z.B. Charlie Chaplins Großstadtlichter. Sehr schöne Analyse von Klemperer.
Ein Highlight wird dann für ihn der berühmte Film Im Westen nichts neues. Dann mit Der blaue Engel noch eins.

1933 ändert sich die logischerweise die Stimmung mit Judenhetze und Verlesung von Judengesetzen, aber noch gibt es gute Filme, z.B. Menschen im Hotel, wirklich gut besetzt, u.a. mit der Garbo.

Die Lage in Deutschland verdüstert sich immer mehr. Ab 1938 dürfen Juden nicht mehr ins Kino. Dann kommen die Kriegsjahre. Erst nach der Befreiung kann Klemperer wieder ins Kino.

Klemperers Tagebücher sind so lesenswert, weil sie den Zustand Deutschlands in seiner schlimmsten Zeit deutlich zeigen.

Veröffentlicht am 27.12.2020

Tagebuch eines CIneasten

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Wer sich für die Geschichte des Tonfilms und der NS-Zeit interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Victor Klemperer, geboren 1881 als Sohn eines Rabbiners, wird 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft ...

Wer sich für die Geschichte des Tonfilms und der NS-Zeit interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Victor Klemperer, geboren 1881 als Sohn eines Rabbiners, wird 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Staatsdienst entlassen.

Als der Tonfilm den Stummfilm langsam ablöst, ist Klemperer skeptisch. Können sich bewegte Bilder mit Ton durchsetzen? Bald sind seine Vorbehalte zerstreut und er mausert sich zu einem fast fanatischen Kinogeher, bis ihm das NS-Regime diese Freude des Alltags verbietet. Doch das kann einen echten Cineasten nicht aufhalten ...

Meine Meinung:

Dem Tagebuch ist eine Einführung des Filmjournalisten Knut Elstermann vorangestellt.

Neben Klemperers Rezensionen zu den Filmen erfahren wir einiges über die Zustände in Deutschland zwischen 1929 und 1945.

Klemperer gibt Zeugnis darüber, wie das Medium Film vom Regime für Propagandazwecke missbraucht wird. Er beschreibt die Filme, die er gesehen hat, urteilt über Regie, Schauspieler und Inhalt. Manchmal sind diese Filmkritiken kürzer oder länger. Für die Leser ist es ein Wiedersehen mit Filmgrößen wie Marlene Dietrich, Greta Garbo, Emil Jannings, Fritz Kortner und Pola Negri.

Auch internationale Filme kann Klemperer (noch) sehen. So beeindruckt ihn Charlie Chaplins „Großstadtlichter“ oder „Im Westen nichts Neues“.

Wer gerne alte Filme sieht, wird hier „alte Bekannte“ treffen, die aus der Sicht eines Cineasten und kritischen Intellektuellen beschrieben sind.

Die Tagebücher sind nahezu unverändert herausgegeben, was hin und wieder nicht einfach zu lesen ist. Nicht alles ist ausformuliert, manchmal hat Victor Klemperer nur Stichworte notiert und hat einige Abkürzungen benützt.


Fazit:

Wer sich für die Geschichte des Tonfilms und der NS-Zeit interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.