... und niemand will dabei gewesen sein ...
Wenn man den ersten Blick auf den Titel wirft, kann es ein wenig Verwirrung geben: „Die Ungerächten“ oder doch „Die Ungerechten“? Das Wortspiel ist beabsichtigt, wie der zweite Fall für Hannah Bloch zeigen ...
Wenn man den ersten Blick auf den Titel wirft, kann es ein wenig Verwirrung geben: „Die Ungerächten“ oder doch „Die Ungerechten“? Das Wortspiel ist beabsichtigt, wie der zweite Fall für Hannah Bloch zeigen wird.
Die junge Frau ist mit Mühe und Not als eine der wenigen dem Euthanasieprogramm T4 entkommen. Für die US-Army sucht sie im Nachkriegsdeutschland nach Nazis. Der einen oder anderen Spur folgt sie durch halb Europa. Hannah will Gerechtigkeit für alle ihre Freunde, die dem Terror nicht entkommen konnten. Als diese Dienststelle der US-Army Deutschland verlässt, gründet sie mit Max Pohl eine kleine Fluggesellschaft. Sie lernt den Staatsanwalt Harald Lenz kennen, der ihre Suche nach Rolf Heyrich, einem der NS-Schergen, unterstützt.
In einem zweiten Handlungsstrang beschäftigen wir uns mit dem Juden Pawel Kowna kennen, einen Überlebenden aus dem KZ, der seinem sterbenden Vater versprochen hat, seine ermordete Familie zu rächen. „Aug‘ um Aug‘, Zahn um Zahn“ - wie es im Talmud steht.
Pawel hört von Hannah und die beiden schließen sich zusammen und eine gnadenlose Jagd auf NS-Verbrecher beginnt. Als Hannah den wahren Charakter von Pawel erkennt, ist es für sie beinahe zu spät.
In den Südtiroler Alpen, auf einer der sogenannten „Rattenlinie“ kommt es zum Showdown.
Meine Meinung:
Schon der erste Teil dieser historischen Krimi-Reihe „Die Unwerten (Hannah Bloch 1)“ absolut lesenswert. Wir bekommen Einblick in die grausamen Machenschaften rund um Menschenversuche und Euthanasie sowie in Hannahs Lebensgeschichte.
Es lohnt, den ersten Teil vorher zu lesen, da damit die Beweggründe Hannahs klar verständlich werden.
Volker Dützer hat hier, in „Die Ungerächten“ penibel herausgearbeitet wie die alten Seilschaften weiter bestehen geblieben sind und reaktiviert worden sind. NS-Schergen haben sich gegenseitig die sogenannten „Persilscheine“ ausgestellt und Briten sowie Amerikaner haben nach anfänglichem Entsetzen über die Gräueltaten der Nazis, die gerichtliche Verfolgung der Verbrechen in die Hände der deutschen Justiz gelegt. Doch die ist von ehemaligen Nazis durchzogen und so hilft man eher den Tätern als den Opfern. Über die sogenannte „Rattenlinien“ werden über Südtirol jene Männer, die für die NS-Gräuel verantwortlich sind, nach Südamerika geschleust. Es sind genau jene Fluchtwege, die Jahre zuvor Juden gegangen sind, um dem NS-Terror zu entkommen.
Hannah, inzwischen Mutter eines Mädchens, ist in der Zwickmühle:
»Sollen denn alle Heyrichs und Brunners dieser Welt ungestraft davonkommen? Schau dich doch um. Sie leben unter uns, als hätte es keine Gaskammern gegeben, keine Konzentrationslager und keine Anstalten, in denen sie alle totgespritzt haben, die nicht ihrem Wahn von der arischen Rasse entsprachen.«
Fazit:
Eine penibel recherchierter und gut erzählter historischer Krimi aus der deutschen Nachkriegszeit, in der niemand bei den Gräueln des NS-Regimes „dabei gewesen sein wollte“. Gerne gebe ich 5 Sterne.