Cover-Bild Ein erhabenes Königreich
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 13.08.2021
  • ISBN: 9783832181321
Yaa Gyasi

Ein erhabenes Königreich

Roman
Anette Grube (Übersetzer)

Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche?
Die bewegende Geschichte einer Familie, exemplarisch für die vom Rassismus geprägte amerikanische Gesellschaft.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2021

Glaube und Wissenschaft

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Im Mittelpunkt von Yaa Gyasis neuem Roman „Ein erhabenes Königreich“ steht Gifty, 28, deren Eltern aus Ghana in die USA eingewandert sind. Sie leben in Huntsville, Alabama. Der Vater kehrt nach wenigen ...


Im Mittelpunkt von Yaa Gyasis neuem Roman „Ein erhabenes Königreich“ steht Gifty, 28, deren Eltern aus Ghana in die USA eingewandert sind. Sie leben in Huntsville, Alabama. Der Vater kehrt nach wenigen Jahren nach Ghana zurück. Die alleinerziehende Mutter des Sohnes Nana und der kleinen Tochter Gifty arbeitet als Altenpflegerin. In der Erzählgegenwart steht Gifty kurz vor dem Abschluss ihrer neurowissenschaftlichen Studien. Sie führt im Labor Experimente mit Mäusen durch, die sie süchtig macht, um dann durch Eingriffe in ihr Gehirn herauszufinden, ob sie dem Streben nach Belohnung widerstehen können und zu Selbstbeherrschung und damit zur Überwindung ihrer Sucht fähig sind. Es ist ein sehr schwieriges Forschungsgebiet, aber wenn die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, könnte es sehr wichtig werden.
Erzählt wird in nicht-chronologischer Darstellung ausschließlich aus Giftys Perspektive. Es gibt Szenen aus ihrer Kindheit, aber vor allem immer wieder die traumatischen Erfahrungen der Familie. Der geliebte ältere Bruder Nana, ein begabter Sportler, wurde nach einer Sportverletzung mit einem gängigen Opioid behandelt und starb mit 16 an einer Überdosis Heroin, die Mutter hat schwere Depressionen, zum ersten Mal nach dem Tod des Sohnes, dann noch einmal, als Gifty 28 Jahre alt ist. Der Pfarrer ihrer Gemeinde schickt die Mutter zu Gifty nach Kalifornien, wo sie kaum isst und nicht mehr aus dem Bett aufsteht.
Es geht in dem Roman jedoch nicht nur um diese familiäre Katastrophe. Die Mutter ist sehr gläubig und hat ihre Kinder entsprechend erzogen. Gifty hat nach dem Tod des Bruders ihren Glauben verloren. Sie stellt sich immer wieder die Frage, ob sie sich für eins von beiden entscheiden muss: Glaube oder Wissenschaft und kommt zu dem Schluss, dass weder das eine noch das andere die Lösung ist.
Ein weiteres wichtiges Thema neben Sucht und Armut ist der allgegenwärtige Rassismus. Die Mutter muss sich von einem Patienten über Jahre als Nigger beschimpfen lassen, und die ach so frommen Gemeindemitglieder äußern sich in Hörweite über die Affinität „dieser Leute“ zu Sucht und Verbrechen. Gifty beschäftigt sich nicht nur mit der Frage, wie ein liebender Gott die Qualen ihres Bruders zulassen konnte, sondern auch, wie eine Nation, die in ihrer Verfassung Gleichheit garantiert, ein solches Ausmaß an Ungleichbehandlung zulassen kann, außerdem, wie die pharmazeutische Industrie ein angeblich harmloses Schmerzmittel wie Oxycodon - auch unter dem Namen Oxycontin berühmt und berüchtigt - auf den Markt bringen konnte, das Millionen von Amerikanern süchtig gemacht hat. Für Gifty ist es ein sehr weiter Weg, bis sie sich aus Einsamkeit und Isolation befreien und ein normales Sozialleben haben kann.
Gyasis neues Buch ist völlig anders als ihr Debüt “Heimkehren“. Der hervorragende Roman bietet anspruchsvolle, lohnende Lektüre.

Veröffentlicht am 13.08.2021

Auf der Suche nach dem Sinn

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Yaa Gyasi, ist eine in Ghana geborene und in Amerika aufgewachsene Schriftstellerin, hat mit „Ein erhabenes Königreich“ ihren zweiten Roman nach „Heimkehren“ veröffentlicht.
Dieser steht 2021 auf der ...

Yaa Gyasi, ist eine in Ghana geborene und in Amerika aufgewachsene Schriftstellerin, hat mit „Ein erhabenes Königreich“ ihren zweiten Roman nach „Heimkehren“ veröffentlicht.
Dieser steht 2021 auf der Shortlist der Women's Prize for Fiction.

In „Ein erhabenes Königreich“ geht es um Gifty.
Sie ist eine junge, farbige Frau im heutigen Amerika. Wodurch sie ständigem Alltagsrassismus und dem Gefühl des Fremdseins ausgesetzt ist. Hinzukommt das sie in schwierigen, streng religiösen Familienstrukturen aufwuchs. Nach dem Gifty erwachsen genug ist, versucht sie ihr altes Leben hinter sich zu lassen und wechselt ihren Glauben gegen klare Vorgaben der Forschungen in der Neurowissenschaft und versucht so in eine neue Richtung zu gehen, ohne aber sich selbst dabei zu verlieren.
Als ihre Mutter erneut an schweren Depressionen erkrankt, fragt sie sich, ob es wirklich nur eine Richtung, einen Weg geben kann, um Sinn im Leben zu finden.

Was mir bei dem Buch sehr gut gefallen hat war der klare, nie kitschige oder übertrieben emotionale Schreibstil. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und lässt das Fachwissen leicht in den Text einfließen ohne dass es beim Lesen überfordert.

Zunächst könnte man meinen, es gehe vordergründig um die Frage nach der Vereinbarkeit von Religion und Wissenschaft. Aber Frau Gyasi greift auch Rassismus, komplexe Familienstrukturen, Depressionen und Suchtproblematiken auf. Für mich war es eine interessante Herangehensweise diese Themenkomplexe zusammenfließen zulassen, ohne den Lesenden eine pauschale Lösung aufzunötigen.

Allerdings blieb mir der Roman bei all den interessanten Aspekten teilweise zu oberflächlich und seicht. Er hat immer ein ansprechendes Niveau gehalten, aber ohne in die angerissenen Themen tiefer hinabzusteigen oder einen wirklichen Höhepunkt zu haben.
Definitiv wäre da sehr viel Potential gewesen um die vielschichtigen Problembereiche zu ergründen und den handelnden Figuren mehr Entwicklungspotential zu geben.

Trotz allem ist es ein sehr lesenswertes, leichtes Buch, was einen gewissen Nachhall bei mir gefunden hat.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Fast so gut wie ihr Debütroman

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Inhalt:

Gifty ist eine junge, strebenswerte Wissenschaftlerin. Eine Frau, welche ihr Leben der Neurowissenschaften verschrieben hat und tagtäglich versucht eine Wahrheit wissenschaftlich zu ergründen, ...

Inhalt:

Gifty ist eine junge, strebenswerte Wissenschaftlerin. Eine Frau, welche ihr Leben der Neurowissenschaften verschrieben hat und tagtäglich versucht eine Wahrheit wissenschaftlich zu ergründen, die so viel weiterreicht, als die ihrer Forschungsarbeit. Denn damals, als ihre Familie den Weg von Ghana in die USA suchte und das Leben so hoffnungsvoll schien, genau da nahm das Leben eine Abzweigung durch Glauben, Fakten und das Leid, deren Wahrheit Gifty bis heute nicht in voller Gänze verstand und dessen Auswirkungen ihr heutiges Leben zu beeinflussen droht.



Meine Meinung:

Der Debütroman der Autorin Yaa Gyasi zählt zu einer meiner liebsten Lektüren der letzten Jahre und war in meinen Augen ein literarisch schlicht brillantes Buch ! Umso gespannter war ich nun auf ihren zweiten Roman, der doch einige Zeit auf sich warten lies.

Auch dieses Mal versteht es die Autorin Yaa Gyasi auf bemerkenswerte Art und Weise eine Geschichte zu erzählen, die so viele Schicksale aufzeigt und dabei den Leser zu rühren weiß, dies aber nicht als Ziel und den Fokus ihrer Geschichte ansieht. Denn eines sind die Geschichten ihrer Erzählung nach nie, sie sind nie kitschig, oder wollen etwa auf eine Tragödie abzielen und dennoch sind sie tragischer und rührender als manch andere Romane, welche man liest. Doch woran liegt dies?

In meinen Augen liegt es in der unheimlichen Stärke der Autorin das Leben zu skizzieren in all seinen Facetten, seinen unterschiedlichen Tönen und dabei ist sie schonungslos ehrlich, zeigt uns Lesern Emotionen, den Weg den das Leben vorgibt und dessen Auswirkungen und all dies in kleinen Szenen, im Alltag und in so ruhigen Momenten, die uns Lesern zeigen, was wir sind und wer wir durch das Leben geworden sind. Und vor dieser intimen Art des authentischen Erzählens ziehe ich meinen Hut vor einer in meinen Augen literarisch begnadeten Autorin.

Ihre Charaktere entwickeln sich, sind plastisch und wirken mit all ihren Ecken und Kanten, wie realisierbare Persönlichkeiten, mit denen man einen Weg geht, der manchmal schmerzlich, und zugleich doch hoffnungsvoll ist.

Dieses Buch ist zwar keines bei dem man Tränen vergießt, und dennoch wurden mir die Augen das ein oder andere Mal durchaus feucht, weil ich über das Leben der Protagonisten nachdachte und schließlich über so viel mehr als das.



Mein Fazit:

Nun habe ich so über dieses Buch geschwärmt und dennoch habe ich ihm nur 4 Sterne gegeben: Dies lag für mich daran, dass mir das gewisse etwas gefehlt hat, dass man manchmal schwer in Worte fassen kann, den gewissen Schritt weiter, der einen vergessen lässt ein Buch zu lesen oder ein Gefühl, dass man nicht möchte, dass dieses Buch endet.

Dieses Buch ist in meinen Augen zwar ein brillantes, aber nicht so brillantes Buch, wie es ihr Debütroman "Heimkehren" war. Dennoch ein Buch, welches ich nicht missen möchte und ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann

Veröffentlicht am 13.08.2021

Sehr gut

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Gyasi konnte mich mit ihrem Schreibstil richtig fesseln und ich musste das Buch innerhalb eines Tages verschlingen - Chapeau liebe Autorin! Besonders gut haben mir auch die zwischendrin reingestreuten ...

Gyasi konnte mich mit ihrem Schreibstil richtig fesseln und ich musste das Buch innerhalb eines Tages verschlingen - Chapeau liebe Autorin! Besonders gut haben mir auch die zwischendrin reingestreuten ghanaischen Sätze gefallen, welche im Anschluss auf Deutsch übersetzt wurden – hat dem Ganzen eine gewisse Authentizität verleiht. Das zentrale Thema des Todes und der Depressionen hat mich ziemlich betroffen gemacht und auch die vielen Anspielungen auf Diskriminierung waren sehr nachdenklich gestaltet. Die ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart und somit dem Wechsel zwischen Kindheit und der Realität haben die Emotionen deutlich verstärkt und mich gut verstehen lassen, wieso die Personen sich so verhalten wie sie es tun. Ein toller Roman, der zurecht schon im englischsprachigen Roman gelobt wurde und nun endlich auf Deutsch erhältlich ist! Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 13.08.2021

Ein Leben, das zu einer Suche wird – große Fragen einer großen Erzählerin

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Das Verhältnis von Religion und Wissenschaft, Ghana und den USA, People of Color und einer von Weißen geprägten Gesellschaft – es sind große, allumfassende Themen, die Yaa Gyasi in den Mittelpunkt ihres ...

Das Verhältnis von Religion und Wissenschaft, Ghana und den USA, People of Color und einer von Weißen geprägten Gesellschaft – es sind große, allumfassende Themen, die Yaa Gyasi in den Mittelpunkt ihres neuen Romans stellt, Themen, die politisch besetzt und emotional aufgeladen sind. Kriegsgebiete für manche, viele. Auch gerade deswegen mag eine sachliche Auseinandersetzung mit diesen oftmals unmöglich erscheinen, zu groß sind die Gräben, die zwischen ihnen bestehen.
Umso größer, vielleicht auch mutiger ist Gyasis Ansatz zu schätzen, ihre Figuren gerade in diesen Fragen auf eine Reise zu schicken, die auch zu einer Suche nach dem Verbindenden, Gemeinsamen im vermeintlich Gegensätzlichen und Unvereinbaren wird. Die Auswirkungen auf ihre Leben sind dabei gravierend, leidvoll, aus Entbehrungen werden Verlust, Trauer. Und auch für mich als Leserin ist es eine emotionale Schwere, die mich durch die Geschichte begleitet, Leichtigkeit und Freude mögen vor allem mit Blick auf den wunderbaren Erzählstil und die in Teilen poetische wie zugleich sezierende, analytische Sprache aufkommen.
Der Glaube an Gott ist das verbindende Element, welches die auseinanderstrebenden Leben der Figuren zumindest eine Zeitlang zusammenzuhalten vermag. Zugleich ist es aber auch die Religion, die insbesondere in Gitsy und Nana Reibung mit dem Vorhandenen erzeugt und mit Blick auf die eigene Gemeinde ihre Sonderposition als Angehörige einer Minderheit – wenn auch zahlenmäßig von einer erheblichen Größe an Mitgliedern – festigt.
Gitsys Konsequenzen aus den erlittenen Verlusten und Traumata sind der Versuch einer Zusammenführung von Religion und Wissenschaft und wiederum die Widmung ihrer Forschung dem Verständnis von Sucht und der Durchbrechung von mit dieser verbundenen Belohnungsstreben. Das ist viel. Zu viel für das Leben einer jungen Frau. Und auch viel für mich als Leserin. Ich fühle mich erschöpft aber zugleich auch bereichert um eine großartige Erzählung und die Auseinandersetzung mit Themen und Fragen, die allzu oft wortlos und unausgesprochen bleiben.

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