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Veröffentlicht am 15.09.2016

Zorn ist ein gefährlicher Verbündeter ...

Zorn und Morgenröte
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Zu diesem Buch bin ich durch die liebe Sasha Alsberg gekommen. (Fast jedes außergewöhnliche Buch verdanke ich ihren Empfehlungen.) Sie ist eine Booktuberin aus den USA und hat schon ungefähr tausend (!!!) ...

Zu diesem Buch bin ich durch die liebe Sasha Alsberg gekommen. (Fast jedes außergewöhnliche Buch verdanke ich ihren Empfehlungen.) Sie ist eine Booktuberin aus den USA und hat schon ungefähr tausend (!!!) Bücher gelesen, dabei ist sie erst 19 und noch Schülerin/mittlerweile Studentin. Als sie vor knapp einem Jahr das Cover in die Kameralinsen gehalten hat, hat es bei mir Klick gemacht; dieses wunderschöne Cover musste in mein Regal. Und jetzt bin ich sehr froh, dass der one-Verlag es übersetzt hat und ich es lesen konnte.

Die Kurzbeschreibung wird dem Buch nicht im mindesten gerecht, denn da ist sehr viel mehr als purer Überlebenswille und magische Anziehung, aber das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Autor: Renée Ahdieh
Titel: Zorn und Morgenröte
Verlag: one Verlag
Seiten: 389
Format: Hardcover, ePub (auch als Hörbuch erhältlich)

Cover

Das Cover changiert im Hintergrund zwischen einem dunklen Königsblau und nach unten zu einem dunklen Meerblau. Alles Bronzefarbene ist durch eine glänzende Beschichtung hervorgehoben, die mich an den Sand im Orient erinnert und sogleich ein sommerlich-warmes Gefühl erzeugt. Das im Kreis eingefasste Auge sieht ein bisschen bedrohlich aus und die Iris scheint zu brennen, was den Antrieb der Hauptfigur Shahrzad einfach perfekt trifft.

Idee

Zorn und Morgenröte ist eine Neuerzählung von 1001 Nacht, also demnach nichts "Neues", allerdings weicht es in machen Details von dem ursprünglichen morgenländischen Märchen ab. Das schmälert aber nicht die tolle Umsetzung und die neu eingeflochtenen Handlungsstränge. Die Selbstauslegung des Khalifen und seiner Taten ermöglichen es, dass Ahdieh ihre persönliche Note einbringt und das ganze Buch einzigartig gestaltet.
Diese Art Geschichten werden in Deutschland kaum publiziert, was eigentlich Schade ist und definitiv eine Chance bekommen sollte.
Und für alle Unwissenden erkläre ich worum es in 1001 Nacht geht: Es handelt sich um eine Art Märchen, in dem ein Khalif jede Nacht eine neue Frau nimmt und sie am nächsten Tag hinrichten lässt. Bis die eine kommt, die ihm eine Geschichte erzählt und im Morgengrauen an einer spannenden Stelle abbricht, sodass er sie aus Neugierde nicht töten kann. Und so erzählt sie Tausendundeine Nacht lang ihre Geschichte, bis er sie aus Gnade weiterleben lässt.

Realistik

Das Beste an diesem Buch ist, dass es absolut realistisch klingt. Renée Ahdieh hat es geschafft Shahrzad, Chalid und alle drum herum absolut realistisch darzustellen. Sie sind sich am Anfang nicht grün, sie trauen sich fast das ganze Buch nicht über den Weg und auch die Schwächen der Personen sind wunderbar abgebildet worden. Es gibt keine typischen Heldenfiguren, denn jeder hat Ecken und Kanten und auch mal dunkle Gedanken und Absichten.
So wie die Beziehung zwischen Shahrzad und Chalid ist, könnten sie in den meisten Fällen zwischen Königspaaren gewesen sein, und teilweise ist ihre Beziehung wirklich sehr süß.
Es begegnen einem auch noch andere Figuren die an der Handlung mitwirken und auch diese sind absolut nachvollziehbar geschrieben und dargestellt. Ich nenne jetzt keine Namen und Rollen, denn immerhin sollt ihr ja noch etwas Neues lesen, wenn ihr das Buch kauft.

Komplexität

Da dies nur der erste Band ist, wird an einer bestimmten Stelle abgebrochen, die Handlung ist nur zum Teil in sich geschlossen, was allerdings Lust auf Band Zwei macht. (The Rose & the Dagger - erscheint in Amerika wahrscheinlich am 3. Mai 2016.)
Dieses Buch ist nicht ganz so komplex wie z.B. Throne of Glass 2, was zum Teil aber auch an der Erzählart liegt, die sehr einfach und schlicht gehalten ist.
Trotz dieser ruhigen Art zu erzählen, schafft es die Autorin den Leser wissen zu lassen, dass nicht alles so zu sein scheint, wie es ist. Eine gewisse Spannung ist während des ganzen Buches vorhanden, zum größten Teil erzeugt durch die Charaktere und ihre Handlungen, was beim lesen natürlich sehr schön und mitreißend ist.

Schreibstil

Das wichtigste in diesem Buch sind wahrscheinlich die Wörter. Sprache und Ausdruck ist in der wörtlichen Rede der Schlüssel zu allem. Ich hatte während des Lesen das Gefühl, dass Ahdieh jedes Wort, dass der Charakter von sich gibt vorher auf die Waage gelegt hat, nur um genau diese eine Handlung zu iniziieren. Die Worte sind in den meisten Fällen mit viel Bedacht gewählt und beweisen, wie wertvoll und auch gefährlich es sein kann wortgewandt zu sein. Die meisten Kämpfe in diesem Buch werden durch Worte ausgetragen und bauen eine ganze besondere Art von Spannung auf, die man mit Schertkämpfen einfach nicht hätte bewirken können. Mit jedem Satz schwebt die Gefahr, dass etwas ins Negative gerissen werden könnte über dem Leser und hätte mich fast ohne Fingernägel zurückgelassen.

persönliches Gefallen

Ich muss zugeben, je länger ich dieses Buch gelesen habe, desto mehr hat es mir gefallen. Am Anfang sind die Figuren noch sehr idealistisch und glatt, Shahrzad war mir überhaupt nicht sympathisch, weil sie so zornig und hasserfüllt war.
Aber das ändert sich, Shahrzad beginnt nicht mehr nur stur ihr Ziel zu verfolgen, sondern auch Dinge zu hinterfragen und versucht auf ihre Art und Weise der Sache auf die Spur zu kommen.
Außerdem wird eine kleine Dreiecksbeziehung erzeugt, die mich ein bisschen an Aspen, Maxon und America aus Selection erinnert, was aber keinesfalls schlecht ist. Und ich muss zugeben, dass ich auch in Zorn und Morgenröte dem #TeamPrinz angehöre, denn Shahrzads Jugendliebe konnte ich überhaupt nicht leiden, er ging die ganze Zeit davon aus, dass er Shahrzad retten müsste - als könnte sie das nicht selbst regeln.
Diese Art von orientalischen, bzw. morgenländischen Geschichten ist ganz neu in meinem Regal, aber sie ist es auf jeden Fall wert. Zum einen hat man immer dieses heiße Sommerfeeling, wenn man sie liest - was im Winter einfach super ist - zum anderen ist die Welt so überwältigend anders und neu und toll und einfach genial, dass ich sowohl Elias & Leia - die Herrschaft der Masken, als auch Zorn und Morgenröte nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Nach diesem Buch habe ich mich gefühlt, wie von einem Sandsturm überrannt und das liebe ich. Wenn ein Buch jemanden so aus den Socken heben kann, ist das wie Urlaub in einem fernen Land.
Mir hat auch gefallen, wie Adieh die Waage zwischen Sprache und Kampf gehalten hat, dass Worte so viel bewirken können wird super umgesetzt und es gibt keinerlei Gewaltverherrlichung, wie es oft in Jugendbüchern heutzutage vorkommt.
Dieses Buch regt zum Nachdenken an und beweist wie mächtig Worte sein können und wie wichtig es ist, dass wir das auch auf unser Leben heute beziehen.

Von mir bekommt Zorn und Morgenröte 5 von 5 Sternen, weil es eine wunderbare Message hat und ein Buch ist, dass jeder lesen sollte!

Ich hoffe, euch hat die Rezension gefallen und ihr wollt jetzt alle dieses Buch lesen.

Liebe Grüße, eure Charlotte.