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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2018

Weltumsegler erzählen

Freiheit auf Zeit
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Ich bin noch nie gesegelt, schließe jedoch nach der Lektüre des Buches nicht aus, doch in die See zu stechen.

Kristina Müller widmet jedem Segler bzw. -familie oder -paar ein Kapitel, die alle gleich ...

Ich bin noch nie gesegelt, schließe jedoch nach der Lektüre des Buches nicht aus, doch in die See zu stechen.

Kristina Müller widmet jedem Segler bzw. -familie oder -paar ein Kapitel, die alle gleich aufgebaut sind. Am Anfang stehen die Vorbereitungen und Motive einer Segelreise, dann wird die Reise an sich beschrieben und die Route anhand einer Karte genau dargestellt. Anschließend folgen die Kapitel Nachgehakt, Zwölf Fragen und Die Segelyacht. Obwohl sich die Kapitel ähneln, werden sie nie langweilig, da kein Porträt dem anderen gleicht. Manche Protagonisten nehmen an einer Segelralley teil, genießen das recht sichere Segeln in einer Gruppe, andere ankern nur in einsamen Buchten und segeln völlig auf sich alleine gestellt. Ja, es gibt sogar eine Familie, die mitsamt schulpflichtiger Kinder das Abenteuer wagt. Z.T waren alte Hasen dabei, z.T. haben die Abenteurer erst kurz vor der Weltumsegelung das Segeln erlernt. Manche haben alles hinter sich gelassen und alles auf die Yacht gesetzt, andere haben sich für eine gewisse Zeit beurlauben lassen und sind danach wieder in ihren Beruf eingestiegen. Die meisten wären gerne noch länger geblieben und empfanden 2-3 Jahre für eine Weltumsegelung als zu kurz. Alle hatten zwar großen Respekt vor dem Ozean und dem Wetter, jedoch keine Angst und es ging glücklicherweise immer gut.

Das Buch wird durch ein Glossar ergänzt, dass mir als Segelneuling sehr hilfreich war und manche Textpassagen verständlicher machten.

"Freiheit auf Zeit" sollte jeder lesen, der über eine Weltumsegelung nachdenkt oder den das Fernweh plagt. 

Veröffentlicht am 08.01.2018

Neuübersetzung: Zu viele Köche

Zu viele Köche
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Rex Stouts zweiter Band "Zu viele Köche" hat mir noch besser gefallen als der erste "Es klingelte an der Tür". Der Fall lädt den Leser bis zum Schluss zum Mitraten ein und Nero Wolfes und Archie Goodwins ...

Rex Stouts zweiter Band "Zu viele Köche" hat mir noch besser gefallen als der erste "Es klingelte an der Tür". Der Fall lädt den Leser bis zum Schluss zum Mitraten ein und Nero Wolfes und Archie Goodwins Ermittlungen mit einem Schmunzeln zu verfolgen.

Dieser Band wird wieder von Archie Goodwin erzählt, Nero Wolfes Mädchen für alles. Wolfe Fans wissen, dass er nur sehr ungern sein New Yorker Brownhaus verlässt. Doch in diesem Fall Mal geht es um eine seiner Leidenschaften neben Orchideen und Bücher, die gehobene Küche und das Essen der selbigen. Er wurde nämlich zu den sog. 15 Maîtres eingeladen. Hierbei handelt es sich um das Kochevent, zu dem sich alle fünf Jahre die 15 besten Spitzenköche der Welt treffen. Trotz Wolfes Lokomophobie kommen er und Archie gut im vornehmen Kanawha Spa in West Virginia an und der erste Mord lässt nicht lange auf sich warten. Standesgemäß wird der Küchenmagier Philip Laszio mit einem Tranchiermesser erstochen und die Ermittlungen nehmen schnell Fahrt auf. Verdächtig könnte erst einmal jeder der Anwesenden sein, keiner ist gut auf den Ermordeten zu sprechen. Goodwin und Wolfe ermitteln unorthodox in gewohnter Manier. Auch der Leser bleibt bis zum Schluss im Dunklen, nämlich bis zu dem fulminanten Abend, an dem Wolfe den Fall vor versammelter Mannschaft scharfsinnig à la Monsieur Poirot oder Miss Marple aufklärt.

Besonders gut neben der Detektivarbeit ist Rex Stout die Kritik an der vorherrschenden Rassendiskriminierung gelungen. So äußerst z.B. der ermittelnde Sheriff "...In West Virginia siezen wir keine Nigger...", wobei Wolf um einen respektvollen Umgang mit den meist schwarzen Mitarbeitern des Kanawha Spas bemüht ist. Rex Stout war selbst ein Verfechter von Rassengleichheit und ihm gelingen für 1938 beachtlich offene Worte.

Ich freue mich schon sehr auf den dritten Band der Neuübersetzung, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt und möchte "Zu viele Köche" allen Freunden der klassischen Krimiliteratur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Trampen im 20. Jahrhundert

100.000 Kilometer auf 4 Kontinenten
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Barbara Noske, niederländische Anthropologin und Philosophin, ist ein radikales Buch über ihre bevorzugte Fortbewegungs- und Reiseart gelungen - dem Trampen. Noske schreibt nicht nur radikal, sondern lebt ...

Barbara Noske, niederländische Anthropologin und Philosophin, ist ein radikales Buch über ihre bevorzugte Fortbewegungs- und Reiseart gelungen - dem Trampen. Noske schreibt nicht nur radikal, sondern lebt auch so - ohne Führerschein, Auto und PC. Dabei lässt sie sich, die die Freiheit sucht, leider immer wieder zu Intoleranz und Vorurteilen gegenüber Autofahrern oder Andersreisenden hinreißen. Vermutlich gibt es weltweit nur eine Handvoll Frauen, die so reisen wie es die Autorin tut. Sie schläft in Straßengräben, schlägt ihr Zelt auf den Inseln eines riesigen Autobahnkreuzes auf, ernährt sich von Vitaminen und Eiweiß, trampt auf LKWs durch die Sahara, um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei erscheint sie nie blauäugig, kann Menschen durch ihre jahrelange Erfahrung und feines Gespür extrem gut einschätzen und in kritischen Situationen so reagieren, dass es immer gut für sie ausgeht - bis auf das eine Mal...

Das Buch ist kein herkömmlicher Reisebericht und schon gar kein Reiseführer. Es erzählt die Erlebnisse einer Frau, die trampend durch vier Kontinente gereist ist und heute noch reist. Ihre Eindrücke werden durch Noskes anthropologisches Wissen bereichert, so dass ich viel Neues v.a. über Algerien und Australien erfahren habe.  Ich habe ihr jede einzelne Zeile abgenommen, war begeistert und bewundere sie, da ich nie so trampen würde und könnte. 

Leider ist die Übersetzung teilweise sehr unglücklich, dadurch  stolpert man immer wieder über Stellen, die sich nicht flüssig lesen lassen. Das Buch ist zwar in sieben Kapitel gegliedert, die aber lediglich wie folgt betitelt sind: Wege, Know how, Truck, Leib, Fremd, Oz und Leben. Diese sind für den Leser nicht aussagekräftig und innerhalb der einzelnen Kapitel findet wiederum keine echte Gliederung statt. Ebenso wenig sind die Kapitel aufeinander aufgebaut. Das hat zwar den Vorteil, das man sie unabhängig voneinander lesen kann, mir hätte jedoch ein chronologischer Aufbau oder auf Basis der einzelnen Länder besser gefallen.

Alles in allem ein sehr interessantes und lesenswertes Buch, dass mich auf jeder Seite begeisterte.

Veröffentlicht am 23.12.2017

Schlaflosigkeit

Insomnia (DAISY Edition)
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Vor Insomnia habe ich bereits Samariter von Jilliane Hoffmann gehört und war sehr enttäuscht. Nicht so von Insomnia, das ebenfalls Andrea Sawatzki mit ihrer großartigen Stimme liest. Insomnia ist nicht ...

Vor Insomnia habe ich bereits Samariter von Jilliane Hoffmann gehört und war sehr enttäuscht. Nicht so von Insomnia, das ebenfalls Andrea Sawatzki mit ihrer großartigen Stimme liest. Insomnia ist nicht konstruiert und ich kann die Handlungen der Protagonisten sehr gut nachvollziehen. Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Band der Bobby Dee-Reihe um den FBI Agenten, den man übrigens auch aus der US-Krimiserie "The Glades" kennt.

Die Schülerin Mallory Knight taucht erst zwei Tage nach einer Party wieder auf, vom Hammermann, einem Serienkiller, vergewaltigt und geschunden. Übrigens die einzige, die dem Hammermörder, der i.d.R. seine Opfer auf das Übelste malträtiert, lebend entkommen ist. Bóbby Dee realisiert schnell die Widersprüche, in die sich Mallory verstrickt, sie lügt, die ganze Geschichte ist frei erfunden. Diese Lüge hat für Mallory unschöne Konsequenzen. Ihre Familie muss den Ort verlassen, Mallory ändert sogar ihren Namen und beginnt einige Jahre später an der Florida State University in Tallahassee ein Jura Studium. Die Vorfälle, die sie noch Jahre zuvor gefaked hat, werden zur grausamen Realität, nur glaubt ihr nun niemand. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Nicht so Bobby Dees. Er ist sich sicher, dass Mallory dieses Mal die Wahrheit sagt. 

Jilliane Hoffmann hält den Spannungsbogen 7 Stunden und 16 Minuten lang. Ich habe ständig mitgefiebert, habe nur ungern das Hörbuch ausgeschaltet und kam bis zum Schluss dem Mörder nicht auf die Schliche. Bei der Beschreibung der Tatorte nimmt sie kein Blatt vor den Mund, was mir die eine oder andere Gänsehaut beschert hat. Fazit: Ein sehr unterhaltender und spannender Thriller.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Quallen - eine verkannte Lebensform

Quallen
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Man muss kein Meeresbiologe sein, um dieses Buch zu mögen.

Zuerst beeindruckt es durch außergewöhnliche Fotos - Quallen in allen Farben und Formen, mal grell bunt, mal transparent, manche sehen aus wie ...

Man muss kein Meeresbiologe sein, um dieses Buch zu mögen.

Zuerst beeindruckt es durch außergewöhnliche Fotos - Quallen in allen Farben und Formen, mal grell bunt, mal transparent, manche sehen aus wie nicht von dieser Welt, wie fliegende Untertassen, die in einem uns unbekannten Universum schweben.
"Quallen" besticht jedoch nicht nur durch beeindruckende Fotos, sondern auch durch erstaunliche Fakten und Informationen, die ich so noch nie gehört habe und die ich sehr faszinierend finde. Es gibt z.B. Quallen, die bis zu 1400 Jahre alt werden können. Oder die Nomura-Qualle, die einen Schirmdurchmesser von bis zu 2m und ein Gewicht von bis zu 200kg erreicht. Oder gar die Seestachelbeere, die Purzelbäume schlägt um zu fressen. Ich könnte noch viel mehr Phänomene aufzählen, doch lesen Sie selbst!

Das Sachbuch ist klar strukturiert und auch für Laien sehr gut verständlich und vermittelt dem Leser ein umfassendes Bild über Quallen, ihre Anatomie, Lebenszyklen, ihrer Evolution, Ökologie sowie Porträts div. Quallenarten. Das Ganze wird durch einen hilfreichen Glossar ergänzt und sollte man nicht genug haben, findet man auf den letzten Seiten noch jede Menge Informationen zu weiterführender Literatur, Apps, wissenschaftlichen Artikel und Internetseiten.

"Quallen" von Lisa-Ann Gershwin ist ein absolut sehens- und lesenswertes Sachbuch über eine faszinierende und völlig unterschätzte Lebensform.