High Society Love
Thorne PrincessEndlich mal ein High-Society-Liebesroman, der das übliche Rollenmuster durchbricht, bei dem die weibliche Hauptfigur nicht auf die Gunst des männlichen Main Characters angewiesen ist und ihm Paroli bietet. ...
Endlich mal ein High-Society-Liebesroman, der das übliche Rollenmuster durchbricht, bei dem die weibliche Hauptfigur nicht auf die Gunst des männlichen Main Characters angewiesen ist und ihm Paroli bietet. Die zwei Protagonisten liefern sich von ihrer ersten Begegnung bis zum Ende der Geschichte amüsante Wortgefechte, was für gute Unterhaltung und für zusätzliche Spannung sorgt, wie man es von der Autorin, L. J. Shen, gewohnt ist, die gern gängige Anschauungen hinterfragt und einen fesselnden und witzigen, aber auch schockierenden Erzählstil aufweist.
Der Roman handelt von einer scheinbar verzogenen Tochter eines ehemaligen US-Präsidenten, die sich einige Fehltritte leistet, bis es ihren Eltern reicht und sie einen Personenschützer mit Erziehungsauftrag für Hallie Thorne in L.A. engagieren, und zwar niemand Geringeres als Ransom Lockwood alias „der Roboter“. Auch er steckt sie vorschnell in die Schublade der dummen, verwöhnten und frechen Hollywoodprinzessin – bis er ihre Dyslexie und inneren Kämpfe bemerkt, was alles auf den Kopf stellt.
Das Leitmotiv „Dyslexie“, deren Betroffene häufig an der Fehleinschätzung durch ihre Mitmenschen leiden, ist nicht nur interessant, sondern auch pädagogisch wertvoll. Die Autorin appelliert damit an ihre Leserschaft, die Betroffenen nicht als dumm abzustempeln, da es sich um keine kognitive Störung, sondern lediglich um eine Lernschwäche handelt, die therapierbar ist.
Der Umgang mit Hallies Dyslexie seitens ihrer gesamten Familie, gegenüber dem seitens Ransom, könnte gegensätzlicher kaum sein: Während ihre Angehörigen die Beeinträchtigung verleugnen, weil sie nicht in das Bild der perfekten Familie passt, unterstützt Ransom sie mit großem Engagement. Das verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, wie Menschen in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden können und welches Potential verloren gehen kann, wenn Familien ihren Kindern (mit oder ohne Einschränkungen) nicht beistehen.
Auch die indirekte Kritik der Autorin am Klischee, dass Männer schlecht darin seien, Gefühle zu zeigen und damit umzugehen, finde ich äußerst begrüßenswert.
Ich empfehle dieses Buch allen, die gern hinter die Fassade blicken und sich nicht mit Schubladendenken zufriedengeben, allen Fans von Enemies-to-Lovers-Romanen und natürlich auch den Fans der Autorin L. J. Shen.