Ein gelungenes Buch, bei dem ich trotzdem etwas Anlauf, i.S. von Seiten, brauchte, um mich voll einfangen zu lassen. Die Charaktere sind gut skizziert. Fiona mit ihrem kantigen, fast schon rotzigen Auftreten fand ich zu Beginn unsympathisch, ihre Sorgen konnte ich erst später nachempfinden. Sie wird auch im Laufe des Buches weicher, greifbarer und das Verständnis wächst. Einige ihrer Reaktionen sind erst spät erklärbar. Die Rolle des Vaters fand ich etwas nebulös und hätte etwas greifbarer erzählt werden können.
Sam als zunächst typischer Womanizer ist schneller eingeordnet: unterhaltsam und Leser nah. Auch er entwickelt sich im Laufe des Buches. Teilweise ist sein Tun herzzerreißend.
Die Story ist interessant gestaltet, enthält überraschende Wendungen á la „das hätte ich nicht erwartet“ und unterhält den Leser rund um.
Die Unsicherheit und der Umgang miteinander lässt den Leser fast schon die Haare raufen. „Jetzt redet doch endlich mal offen“, dachte ich an einigen Stellen. Aber wie in der Realität ist das in vielen Situationen alles andere als leicht und das zeigt sich hier deutlich. Das Thema zeigt Parallelen zur me too Debatte, heftig in seinen Andeutungen, aber ohne zu dominieren. Das ist sehr gelöst.
Alles in allem ein Buch, dass empfohlen werden kann für Leser die keine Null-acht-fünfzehn Lovestory möchten, aber auch keine erschütternde Realitydarstellung.

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