Profilbild von strickleserl

strickleserl

Lesejury Star
offline

strickleserl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit strickleserl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2018

Nachfolge - kostbar und kostspielig

Nachfolge
0

Dietrich Bonhoeffer lebte wirklich nach dem, was er glaubte. Diesen Weg ging er konsequent bis zu seinem vorzeitigen Tod durch Hängen in einem KZ. Dieses bewegende Buch inspiriert den Leser auch konsequent ...

Dietrich Bonhoeffer lebte wirklich nach dem, was er glaubte. Diesen Weg ging er konsequent bis zu seinem vorzeitigen Tod durch Hängen in einem KZ. Dieses bewegende Buch inspiriert den Leser auch konsequent Jesus nachzufolgen.

Bereits im Jahr 1937 erschienen, wurde dieses Buch mehrmals neu aufgelegt. Diese hochwertige Ausgabe zeigt auf dem Cover einen felsigen Weg als Zeichen für die Nachfolge. Es beginnt mit einer Einführung, geschrieben von Peter Zimmerling, um dem heutigen Leser die Lebenswelt Bonhoeffers zu erklären.

In kurzen Abschnitten erklärt Dietrich Bonhoeffer dann wie Nachfolge aussehen sollte. Er erklärt warum Gnade teuer ist, und unbedingt Gehorsam beinhaltet. Nachfolge ist auch mit Kosten verbunden, und dennoch keine Last, denn der Jünger wird stets von Jesus selbst getragen.

Nach diesen einführenden Gedanken, geht Bonhoeffer abschnittsweise auf die Bergpredigt ein, und auf einige Texte in den Evangelien, die Nachfolge zum Thema haben. Eindrücklich erklärt er, dass die Bergpredigt nicht als unerreichbares Ideal gegeben ist, sondern dass es tatsächlich darum geht ihr zu gehorchen. Das Buch schließt mit einigen grundsätzlichen Themen ab, dabei geht es vor allem um die Gemeinde als Leib Christi.

Dieses wertvolle und herausfordernde Buch ist an manchen Stellen eine schwere Kost. Es ist sicher ein Buch, dass der Leser mehr als einmal lesen wird, dabei wird er immer wieder neue Schätze entdecken. Beeindruckend ist, wie gut Bonhoeffer anhand von biblischen Texten die vermeintliche Spannung zwischen Gesetz und Gnade auflöst. Oberflächliche Leser werden vielleicht meinen, dass Bonhoeffer mit seiner Betonung des Gehorsams ein Evangelium des Gesetzes predigt. Aber er macht immer wieder deutlich, dass es auf die Verbindung mit Jesus ankommt. Jesus ist es, der durch den Glaubenden handelt. Jesus ist es, der zwischen mir und dem anderen steht, darum kann ich nachgeben oder vergeben. Jesus ist es, der mich mit dem Bruder im Glauben verbindet, denn wir gehören beide zu seinem Leib.

Wer im Glauben wachsen und Jesus nachfolgen will, wird in diesem kostbaren Buch viele inspirierende und hilfreiche Gedankenanstöße finden.

Veröffentlicht am 15.01.2018

Familie neu definiert

Lied der Weite
0

Dieses Buch beschreibt das Leben in einer Kleinstadt in Amerika. Zwei Brüder, die vor der Schule die Zeitung austragen. Ihr Vater, ein Lehrer, der trotz Druck von oben gerechte Noten vergeben ...

Dieses Buch beschreibt das Leben in einer Kleinstadt in Amerika. Zwei Brüder, die vor der Schule die Zeitung austragen. Ihr Vater, ein Lehrer, der trotz Druck von oben gerechte Noten vergeben will. Ihre Mutter, gefangen in einer Depression. Ein schwangeres Teenagermädchen, das von ihrer Mutter rausgeschmissen wird. Zwei alleinstehende, ältere Männer, deren ruhiges Leben auf den Kopf gestellt wird. Eine Lehrerin, die versucht zu helfen und zu vermitteln.

Die Geschichten dieser Menschen stehen teilweise nebeneinander, teilweise sind sie miteinander verwoben. Der Leser begleitet diese sympathischen Menschen durch ihren Alltag. Dabei kommt dieses Buch mit wenigen dramatischen Wendungen aus, aber weil die Menschen darin dem Leser so ans Herz wachsen, ist das Lesen dieses Buchs ein Genuss.

In ruhigen, fast melancholischen Tönen werden die ländliche Umgebung und die alltäglichen Geschehnisse geschildert. Die Bewohner dieser Kleinstadt wachsen zusammen, und werden sich gegenseitig zur Familie. Trotz der nüchternen Sprache, erlebt der Leser die Entwicklung der Charaktere dieses Buchs. Mir sind vor allem die älteren Brüder ans Herz gewachsen, die ihr Zuhause öffnen, um ein heimatloses Mädchen aufzunehmen. Sie sind zu allem bereit, damit diese junge Frau sich bei ihnen wohl fühlt. Ihre große Liebe und Großzügigkeit äußern sie recht unbeholfen, was sie nur noch liebenswerter macht.

Ein wirklich gelungenes Buch. Ich möchte auf jeden Fall noch mehr von diesem Autor lesen!

Veröffentlicht am 15.01.2018

Kummerspeck ade!

Fa(t)shionista
0

Das Besondere an diesem Buch ist Magda Albrechts offene und ehrliche Art mit ihrem Gewicht umzugehen. Sie erzählt aus ihrem Leben, und der Leser hat das Gefühl einer Freundin gegenüber zu sitzen. Man erfährt ...

Das Besondere an diesem Buch ist Magda Albrechts offene und ehrliche Art mit ihrem Gewicht umzugehen. Sie erzählt aus ihrem Leben, und der Leser hat das Gefühl einer Freundin gegenüber zu sitzen. Man erfährt wie sie als Kind langsam entdeckte, dass sie kräftiger als viele der anderen Kinder war, und was das für sie bedeutete. Sie wurde in ein Diät Camp geschickt. Sie versuchte gut gemeinte Ratschläge von Autoritäten „zu verdauen“. Sportunterricht war ihr unangenehm. Als Jugendliche und Erwachsene suchte sie mehr und mehr Bereiche, in denen sie sich entfalten konnte, z.B. die Musik. Mit der Zeit wuchs in ihr die Erkenntnis, „Ich bin okay, so wie ich bin.“ Sie lernte ihren Körper zu akzeptieren und setzte sich gegen Gewichtsdiskriminierung ein. So wendet sie sich vehement gegen die Diätindustrie, dem BMI, zu enge Plätze im Flugzeug und fehlende, modische Kleidung in große Größen. Offen berichtet sie über Schwierigkeiten der „Dicken“ beispielsweise beim Kauf des richtigen BHs, beim Schwimmbadbesuch oder beim Sex.

Es ist beeindruckend und bereichernd die Welt mit den Augen Magda Albrechts zu sehen. Es gehört viel Mut dazu die Schwierigkeiten von dicken Menschen zur Sprache zu bringen. Beim Lesen hat man jedoch den Eindruck, dass sie immer wieder und wortreich ihre Überzeugung es ist in Ordnung dick zu sein verteidigt; vielleicht, weil sie doch immer wieder darunter leidet, z.B., wenn sie zugibt, dass sie noch keinen Frieden mit ihrem Doppelkinn geschlossen hat. Ich stimme zu, dass es wichtig ist sich anzunehmen, aber es macht sicher trotzdem Sinn auf eine gesunde Lebensweise und Ernährung zu achten. Obwohl Magda einen angenehmen Schreibstil hat, könnte das Buch leicht um einiges kürzer sein, ohne an Wirkung zu verlieren.

„Es ist okay, dick zu sein, aber dann bitteschön auch selbstbewusst und mit einer großen Portion Selbstliebe.“ So lässt sich vielleicht am besten Magda Albrechts Anliegen zusammenfassen.

Veröffentlicht am 11.01.2018

Zwei Autorinnen an einem Schreibtisch

Ein Schreibtisch voller Träume
0

Um das Leben von zwei Frauen, deren Leidenschaft das Schreiben ist, geht es in diesem Buch. Rund hundert Jahre trennen sie, aber sie arbeiten am selben Schreibtisch, einem Schreibtisch voller Träume.

Tenley ...

Um das Leben von zwei Frauen, deren Leidenschaft das Schreiben ist, geht es in diesem Buch. Rund hundert Jahre trennen sie, aber sie arbeiten am selben Schreibtisch, einem Schreibtisch voller Träume.

Tenley hat einen Bestseller geschrieben, aber kurz vor dem Abgabetermin ihres nächsten Buchs kann sie einfach nicht mehr schreiben. Widerwillig besucht sie ihre krebskranke Mutter, die sich schon früh aus ihrem Leben verabschiedet hatte. Dafür lässt sie auch ihren Verlobten zurück. Im Haus ihrer Mutter entdeckt sie den alten Schreibtisch, und hofft dass er sie inspirieren wird. Der Abstand von ihrem Verlobten hilft ihr diese Beziehung zu überdenken, und gleichzeitig findet sie neue, gute Freunde. Ob sich daraus mehr entwickeln wird? Tenley kommt auch dem Geheimnis des Schreibtischs auf der Spur, und erfährt mehr über das Leben der letzten Besitzerin, Birdie.

Birdie lebt um das Jahr 1900 als Tochter einer wohlhabenden Familie. Auf ihr ruhen die Hoffnungen der Mutter. Durch eine standesgemäße Heirat soll die gesellschaftliche Stellung der Familie sich verbessern. Birdie hat jedoch ihr Herz an einen anderen verloren. Darüber schrieb sie auch ein Manuskript, das aber verloren gegangen ist.

Obwohl rund hundert Jahre diese beiden Frauen trennen, haben sie viel gemeinsam. Beide sind sich unsicher in ihrer Partnerwahl, beide versuchen ihren Platz als Autorinnen zu finden, und beide haben eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter. Während Birdie von Anfang an sehr sympathisch ist, dauert es länger sich mit Tenley anzufreunden, wegen ihrer exzentrischen Lebensweise und wegen ihren unklugen Entscheidungen. Als schließlich die Lebensgeschichten beider Frauen zusammengeführt werden, wächst Tenley als Person. Sie trifft bessere und mutige Entscheidungen.

Dieser spannende Roman hat viele spannende Aspekte, besonders interessant sind die Parallelen zwischen zwei Frauen, die in ganz unterschiedliche Epochen leben. Leider ist eines dieser Frauen nicht besonders sympathisch, das trübt ein wenig den Lesespaß. Am Rande der Handlung taucht immer wieder kurz der christliche Glaube auf, hauptsächlich als Trost in schweren Zeiten. Die Entscheidung Tenleys mit Gott zu leben hat aber zunächst keine lebensverändernde Auswirkungen, das ist schade.

Fazit: Mit einer Prise Humor und der Vermittlung wichtiger Werte, wie Ehrlichkeit, Familiensinn und Vergebungsbereitschaft, ist dieses Buch eine lohnende und entspannende Lektüre.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Ein Paradiesvogel im christlichen Verlagswesen

Amazing Grace
0

Christliche Leser kennen sicher den erfolgreichen Verlag Gerth Medien, ehemals Schulte und Gerth. In diesem Buch erzählt der Verleger Klaus Gerth aus seinem Leben. Nach einem spannenden Einstieg, erzählt ...

Christliche Leser kennen sicher den erfolgreichen Verlag Gerth Medien, ehemals Schulte und Gerth. In diesem Buch erzählt der Verleger Klaus Gerth aus seinem Leben. Nach einem spannenden Einstieg, erzählt er einige Episoden aus seiner Kindheit und Jugend. Er fühlt sich zur Kosmetikbranche hingezogen und macht dort Karriere. Er verkehrt dort mit den Einflussreichen, in sich spürt er aber eine Leere. Erst durch eine Hinwendung zum Glauben an Jesus Christus wird seine Sehnsucht gestillt. Eifrig verschlingen er und seine Frau alle Literatur, die sie zu ihrem neugefundenen Glauben finden können. Anfangs denken sie, sie sind die einzigen überzeugten Christen weit und breit.

Obwohl es unvernünftig erscheint, gibt Klaus Gerth schließlich seine Karriere in der Kosmetikbranche auf, um einen christlichen Verlag zu leiten, der ums Überleben kämpft. Vor allem durch seine Kontakte zu christliche Autoren in Amerika kann er einige Verkaufsschlager auflegen. Unter seiner Leitung floriert der Verlag, der schließlich in Gerth Medien umbenannt wird. Nach vielen Jahren ist auch die Nachfolge geklärt, und Klaus Gerth zieht in den Ruhestand nach Amerika, um in der Nähe seiner Tochter zu leben. Dort sucht er Wege sein Herzensanliegen zu verkündigen, die Endzeit.

Klaus Gerth hat viel erlebt, und seine Geschichte ist spannend. Interessant sind die Erlebnisse seiner Verlagszeit gerade für christliche Leser, da sie einiges über die christlichen Verlage in Deutschland erfahren. Allerdings hat mich diese Biographie nicht überzeugt. Die Erzählung wirkt sprunghaft, lückenhaft und emotionslos. Über Schwierigkeiten und Glaubenskämpfe wird schnell hinweggegangen, von Erfolgen hingegen wird manchmal etwas prahlerisch erzählt. Zwischen den Zeilen lese ich heraus, dass es dem Autor ein großes Anliegen ist zum Glauben aufzurufen, aber ich glaube dieses Anliegen hätte besser umgesetzt werden können. Vielleicht steht in dieser Biographie zu sehr das Wirken des „wundersamen“ Klaus Gerths im Mittelpunkt; dabei hätte ich lieber mehr vom Wirken eines wunderbaren Gottes gelesen.