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Veröffentlicht am 27.02.2021

Außergewöhnlicher Roman

Kalmann
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Der Roman ist sehr ruhig geschrieben. All die Geschehnisse rauschen nur so an einem vorbei. Eine große Bedeutung nimmt auch die Landschaft Islands ein, die in seiner Schönheit beschrieben wird.
Wir lernen ...

Der Roman ist sehr ruhig geschrieben. All die Geschehnisse rauschen nur so an einem vorbei. Eine große Bedeutung nimmt auch die Landschaft Islands ein, die in seiner Schönheit beschrieben wird.
Wir lernen nicht nur Kalmann, sondern auch die anderen Bewohner des Dorfes kennen, und darüber hinaus jene, die vermehrt zu Besuch dort sind, seit der Hotelbesitzer als vermisst gemeldet gilt. Vor allem die Polizei steht immer öfter vor Kalmanns Haustür, um ihn zu befragen. Kalmann ist sich sicher, dass er seine Heimat beschützen wird. Zum Ende hin wird es dann doch sogar recht spannend und (fast) alles klärt sich irgendwie auf. Kein Grund zur Sorge, ganz klar.
Dadurch dass der Roman aus der Sichtweise Kalmanns geschrieben ist, lernen wir den jungen Haifischfänger sehr gut kennen. Ich habe das Gefühl, dass er eine von Grund auf gute Seele ist. Sein einziger Freund ist Noí, den er noch nie gesehen hat und nur über das Internet kennt. Sein sehnlichster Wunsch ist eine richtige Beziehung mit einer Frau.
Der Charakter von Kalmann lässt sich nicht ganz einfach beschreiben. Manchmal weiß man nicht recht, was er sich einbildet und was wirklich ist – und manchmal scheint auch Kalmann selbst das nicht zu wissen. Kalmann hat eine Behinderung, die aber nie näher erläutert oder erklärt wird, und die für die Geschichte an sich auch keine sonderlich große Rolle spielt. In meinen Augen hat er, trotz seinen etwas ausgeprägten Aggressionen, ein durchaus großes Herz. Ich habe ihn während des Lesens wirklich liebgewonnen und deshalb war es auch egal, dass erst mal nur sein Leben im Vordergrund stand, in dem gar nicht so viel zu passieren schien. Und, wie gesagt, am Ende nimmt das Ganze dann doch noch mal ordentlich an Fahrt auf.
Ich mag Kalmann und ich liebe es, wie Joachim B. Schmidt die einzelnen Bewohner des Dorfes vorstellt und ihnen eigene Kapitel widmet. Wir erfahren mehr über Kalmanns Jugend und seine Schulzeit, aber auch über seine Wünsche in der Gegenwart.
Alles in allem ein durchaus empfehlenswertes Buch: Ein außergewöhnlicher Protagonist, interessante Charaktere und eine ruhige und doch spannende Geschichte. Einen Stern Abzug gibt es, weil ich irgendwie an der ein oder anderen Stelle das Gefühl hatte, dass etwas fehlt - und am Ende fehlt mir auch eine Erklärung, die ich hier nicht verraten möchte, um nicht zu viel vorweg zu nehmen (vielleicht lässt sich erahnen, was ich noch gern gewusst hätte - aber laut des Autors kennt er die Antwort wohl selber nicht).
Kalmann hat einmal gesagt: „Unter einem Eisbären kann es sehr dunkel sein“. Was das bedeutet sollte man selbst herausfinden: Eine klare Leseempfehlung!

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