Cover-Bild Gebranntes Kind sucht das Feuer
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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 21.08.2023
  • ISBN: 9783446278516
Cordelia Edvardson

Gebranntes Kind sucht das Feuer

Roman
Ursel Allenstein (Übersetzer)

Cordelia Edvardsons Roman ist „eines der großen Werke der Holocaust-Zeugenschaft“. (Daniel Kehlmann) – Eine literarische Wiederentdeckung

„Das Mädchen hatte schon immer gewusst, dass etwas mit ihm nicht stimmte.“ Cordelia, unehelich geboren, ist eine „Dreivierteljüdin“, ihre Mutter eine berühmte Schriftstellerin und glühende Katholikin. Im entscheidenden Moment schützt diese nicht ihre Tochter, sondern rettet sich selbst. Mit 14 Jahren wird Cordelia Edvardson nach Auschwitz deportiert.
Ihr Roman ist die schmerzhafte Annäherung an den Verrat durch die eigene Mutter, die tastende Suche nach einer Identität, der Versuch, dem Grauen der Vergangenheit ungeschützt ins Gesicht zu sehen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2023

Es gibt Traumata, die nie vergessen werden

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Keine Schilderung eines Geschehens ist so unverfälscht, wie jene aus erster Hand. Dass die Autorin Cordelia Edvardson in der dritten Person von sich selbst spricht, ist nachzuvollziehen. Sie bezeichnet ...

Keine Schilderung eines Geschehens ist so unverfälscht, wie jene aus erster Hand. Dass die Autorin Cordelia Edvardson in der dritten Person von sich selbst spricht, ist nachzuvollziehen. Sie bezeichnet sich als „das Mädchen“ und schildert zunächst ihr Leben bei der Mutter. Als uneheliches Kind und zudem noch Dreivierteljüdin, war es doppelt schwer. Sie wird mit 14 Jahren nach Auschwitz deportiert und erlebt dort das Grauen in Menschengestalt.

„Gebranntes Kind sucht das Feuer“ erschien im Jahr 1986 zum ersten Mal. Jetzt wurde es neu übersetzt und erneut veröffentlicht. Ihre Erlebnisse in Auschwitz sind so grausam, dass ich immer wieder Pausen einlegen musste. Frau Edvardson schreibt so, als ob sie nur neben dem Kind stehen würde. Sonst hätte sie es wohl nicht geschafft, ihre Gedanken zu Papier zu bringen.

Nach der Befreiung war sie schwer traumatisiert. Sie konnte zunächst nicht über das Erleben sprechen und das Verhältnis zur Mutter war völlig gestört. Das Nachwort von Daniel Kehlmann gefiel mir sehr gut. Er beseitigte noch wenige Unklarheiten, welche mich beschäftigten. Ein äußerst wichtiges Buch, das zeigt, wie wichtig unser Widerstand bis heute ist. Niemals darf solch ein Unrecht wieder geschehen. Wir alle sind dabei gefragt. Lasst uns jederzeit für Demokratie und Freiheit einstehen.

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Veröffentlicht am 28.08.2023

Schwere Kost

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„Das Mädchen hatte schon immer gewusst, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
Sie war nicht wie andere. Mit ihr war ein Geheimnis verknüpft, ein sündiges, schamvolles, dunkles Geheimnis. Es war nicht ihre ...

„Das Mädchen hatte schon immer gewusst, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
Sie war nicht wie andere. Mit ihr war ein Geheimnis verknüpft, ein sündiges, schamvolles, dunkles Geheimnis. Es war nicht ihre eigene Sünde und Scham; sie war hineingeboren worden, auserwählt für das, weshalb sie ausgesondert, ausgegrenzt und ausgeschlossen wurde.
Und darin fand sie ihren Stolz, um nicht zu sagen Hochmut. Wer ausgesondert, ausgegrenzt und ausgeschlossen wurde, der war auch auserwählt! Auserwählt — wozu?“

Mit diesen Worten beginnt die Lebensgeschichte von Cordelia Edvardson (1926-2012), die 1986 erstmals erschienen. Darin erzählt die Autorin in drei Teilen über ihre Kindheit als unehelich Geborene in Deutschland bis zu ihrer Deportation zuerst nach Theresienstadt und anschließend nach Auschwitz, dem Überleben dort und der Befreiung sowie ihres weiteren Lebens in Schweden.

Das Buch wirkt seltsam distanziert, spricht die Autorin doch von sich als in der dritten Person, als „das Mädchen“. Das beginnt schon vor der Deportation, dieses in die Anonymität abgleiten, dieses Unsichtbarmachen, denn sie will alles, nur nicht auffallen. Daher fällt es ihr nicht allzuschwer in Auschwitz als „Schutzhäftling A 3709“ jeder Würde
und Persönlichkeit beraubt zu sein. Nur als man ihr die Haare schert, fühlt sie sich verloren.

Die Zeit im KZ ist durch zahlreiche andere Bücher schon hinreichend beschrieben worden, daher stören die sparsamen Einblicke in den grausamen Lageralltag nicht. Über Selektionen, Menschenversuche von Mengele und Ähnliches ist schon mehrfach berichtet worden.

Was dieses Buch so besonders und so besonders bedrückend macht, ist das toxische Verhältnis von Mutter und Tochter. Cordelias Mutter ist die Schriftstellerin Elisabeth Langgässer (1899-1950), den Nürnberger Gesetzen nach selbst eine halbe Jüdin, die sich schon recht früh zu einer fast besessenen Katholikin entwickelt. Langgässers Versuche, ihre Tochter durch eine Adoption zur spanischen Staatsbürgerschaft zu verhelfen und damit retten zu wollen, erscheinen halbherzig.

Letztlich werden sich Mutter und Tochter 1949 das einzige und letzte Mal nach der Befreiung Cordelias sehen.

Sehr einfühlsam und gut gelungen ist Daniel Kehlmanns Nachwort.

Fazit:

Diese Lebenserinnerungen der Cordela Edvardson sind keine leichte Kost. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Holocaust-Erinnerungen

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In einem ruhigen und erzählerischen Schreibstil schreibt die Autorin ihre Erinnerungen über ihre Kindheit und Jugend. Ihre Erlebnisse in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz, in die sie ...

In einem ruhigen und erzählerischen Schreibstil schreibt die Autorin ihre Erinnerungen über ihre Kindheit und Jugend. Ihre Erlebnisse in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz, in die sie mit 14 Jahren deportiert wurde, ließen mich als Leser erschaudern. Ebenso wie die Tatsache, dass allein ihre narzisstische Mutter dieses zu verantworten hatte.
Dieses Buch der Erinnerungen von Cordela Edvardson (1926-2012) ist eine erschreckende Biografie und keine leichte Kost. Umso bewundernswerter ist es, dass sie als Überlebende noch die Kraft für ein einigermaßen normales Leben aufbringen konnte. 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Bericht einer Überlebenden

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Es ist der Bericht einer Überlebenden, erstmals 1986 erschienen.

In einem klaren, kühlen Ton erzählt Cordelia Edvardson vom Aufwachsen als dreivierteljüdin in Deutschland, schließlich die Deportation ...

Es ist der Bericht einer Überlebenden, erstmals 1986 erschienen.

In einem klaren, kühlen Ton erzählt Cordelia Edvardson vom Aufwachsen als dreivierteljüdin in Deutschland, schließlich die Deportation als 14jährige, Auschwitz und die Zeit danach.
Im Vergleich zu Texten von Primo Levi oder Imre Kertesz gibt es anteilsmäßig relativ wenige Lagerbeschreibungen, obwohl die enthaltenen wirkungsvoll genug sind.

Es geht anfangs viel um das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Die Mutter war Elizabeth Langgässer, eine bekannte Schriftstellerin, Katholikin und Halbjüdin. Sie war schwach und konnte die Tochter nicht retten. Sie sahen sich nach Cordelias Befreiung nur noch ein einziges Mal wieder.

Der Text ist überraschend literarisch, so gibt es gerade am Anfang wiederholt Wechsel der Zeiten. Der Text bleibt kompromisslos.

Das Buch schließt mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann, das sehr lesenswert und interessant ist.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Das Mädchen

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Das Mädchen ist Dreivierteljüdin, unehelich geboren und anders als die anderen, das merkt es schon im Kindesalter. Mit vierzehn Jahren hat es im Grunde keine Wahl bezüglich einer weitreichenden Entscheidung ...

Das Mädchen ist Dreivierteljüdin, unehelich geboren und anders als die anderen, das merkt es schon im Kindesalter. Mit vierzehn Jahren hat es im Grunde keine Wahl bezüglich einer weitreichenden Entscheidung und rettet die Mutter. So wird das Kind mit einem Judentransport über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und – überlebt den Zweiten Weltkrieg.

Von Klein auf wächst Cordelia ohne spürbare Liebe der Mutter heran, im vorliegenden autobiografischen Roman spricht sie sehr distanziert von sich als „das Mädchen“, möglicherweise, um das Leid und das Böse nicht so nah heranzulassen. Genau das scheint sie auch damals praktiziert zu haben, zur Zeit des Holocaust, um die Schrecken, die sie erlitten hat, auszublenden und nichts als das nackte Überleben vor Augen zu haben. Der Text als Erinnerung lässt die Zeiten verschwimmen, die Kindheit in Berlin geht immer wieder über in die Baracken von Auschwitz und wieder zurück. Angelehnt an die Glaubensinhalte der katholischen Mutter finden sich etliche Bibelzitate im Buch, ebenso wie Vergleiche mit Figuren aus der griechischen Mythologie. Wer in diesen Bereichen bewandert ist, wird vermutlich noch intensiver in dieses poetisch und gleichzeitig nüchtern verfasste Buch eintauchen können. Sehr persönlich und dennoch mit großer Distanz wird der Leser durch einzelne Szenen geführt, wichtige Ereignisse werden manchmal nur beiläufig erwähnt, sodass es großer Aufmerksamkeit bedarf, nichts zu übersehen.

Ein beispielhafter Rückblick auf ein absolut außergewöhnliches Leben, insbesondere als die Autorin das sichere Schweden verlässt und in Israel im Jom-Kippur-Krieg ankommt. Jeder einzelne Schauplatz lässt einem einen Schauer über den Rücken laufen und geht unter die Haut. Mit ihrem individuellen Blick auf die Gräueltaten rund um erschütterndes Kriegsgeschehen trägt Cordelia Edvardson jedenfalls ihren Teil dazu bei, dass immer wieder Leser wachgerüttelt werden, um Verdrängen und Vergessen zu verhindern.

Ein etwas anderes Buch von einem anderen Mädchen, das – geprägt von schrecklichen Erlebnissen – niemals wirklich ankommen und Frieden finden kann.