Eine Villa zum Verlieben
Vorab: „No longer Yours“ hat ein wunderschön schlichtes Cover, mit liebevollen Details, die toll zum Titel passen. Das Grün ist ein weiteres persönliches Highlight, weil ich die Farbe über alles liebe. ...
Vorab: „No longer Yours“ hat ein wunderschön schlichtes Cover, mit liebevollen Details, die toll zum Titel passen. Das Grün ist ein weiteres persönliches Highlight, weil ich die Farbe über alles liebe.
Doch kommen wir zu dem Wichtigsten, dem Inhalt:
Ich fühle mich nie ganz so wohl mit dem Ausdruck „Lieblingsbuch“ oder ähnlichem, aber „No longer Yours“ wäre eins der Bücher, die diesen Titel inne hätte. So kann ich nur vorweg sagen, dass es ein absolutes Jahreshighlight, wenn nicht sogar Lebenshighlight ist und ich ganz sicher weiß, dass keine Worte meiner Rezension dem gerecht werden kann.
Das Buch vermittelt einen so unfassbaren gemütlichen Vibe und die ganze Atmosphäre ist so heimelig! Das liegt nicht zuletzt an der Mulberry Mansion und ihrem zusammengewürfelten Haufen an Mitbewohnern. Das Konzept der Villa und die Idee der Autorin finde ich sensationell und erfrischend neu. Ich habe bisher kein Buch mit dieser Grundidee gelesen und ich kenne auch kein solches. Die alte Villa, die beim Lesen einen solchen Charme versprüht und so unfassbar unterschiedliche Menschen zusammenbringt, ist so ein Ort, den man gerne im echten Leben besuchen würde. Für mich ist sie während des Lesens zu einen Zuhause geworden und ich bin sicher, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht oder gegangen ist. Neben ihrer Baufälligkeit zeichnet die Mulberry Mansion aber ihre Bewohner, allen voran Avery und Eden, die beiden Protagonisten.
Das ehemalige Pärchen trifft sich, Jahre nach ihrer Trennung ausgerechnet in der Villa, in der beide irgendwie neu starten wollen, wieder. Aber wie soll man neu starten können, wenn die Verflossene/der Verflossene ständig um einen umschwirrt und man sich schon eingestehen muss, für sie/ihn noch Gefühle zu haben? Dieser Frage müssen sich die beiden gleichermaßen stellen und dabei über ihren Tellerrand, der bis zum Anschlag gefüllt ist mit eigene Problemen, Ängsten und Herausforderungen, hinausblicken.
Avery, die Jura-Studentin mit dem kühlen Kopf und dem Weltbild, dass sie nur in Schwarz oder Weiß kategorisieren lässt, seid ihr ein schrecklicher Unfall die Farben aus dem Leben gerissen hat. Sie war mir von Anfang an sympathisch und ich konnte mich auch sehr gut mit ihr identifizieren. Die Entwicklung, die sie im Laufe des Buches durchmacht, war sehr authentisch und hat mich sehr packen können. Ich konnte mich darüber hinaus sehr für sie freuen, dass sie aus ihrer Komfortzone rausgekommen ist und dass sie mehr und mehr auch eine Stütze für Eden wird.
Eden wirkt auf den ersten Blick sehr distanziert und unnahbar. Ein Verhalten, hinter dem eine Geschichte steckt, die man allerdings, zusammen mit Avery, erst im Laufe des Geschehens herausfindet. Seine kühle Art und besonders sein Verhalten Avery gegenüber, sorgt dafür, dass man ihn schnell als Arschloch abstempelt. Dieser Eindruck wird durch das Ende der Beziehung er beiden noch mal verstärkt. Gleichzeitig ist Eden ein unfassbar emphatischer und nahbarer Mensch, der immer für seine Exfreundin da war und auch immer noch da ist. Seit dem Unfall, der ihr Leben für immer verändert hat, ist er ihr eine Stütze. Das er selbst eine unfassbar schreckliche Vergangenheit hat, findet Avery erst im Laufe des Buches heraus. Honestly, mein Herz ist entzwei gebrochen, als meine Befürchtungen, was Edens Vergangenheit angeht, wahr geworden sind. Gleichzeitig stütz dies meine Hypothese, dass jene, die das schlimmste erlebt haben, am liebsten und empathischsten sind.
Wie Avery und Eden Stück für Stück zu sich selbst und zueinander zurückgefunden haben, hat mich tief berührt. Ganz allgemein war „No longer Yours“ ein Buch, dass mich sehr mitgenommen hat. Auf die beste aber auch auf die schlimmste Art und Weise. Manche Passagen habe ich wortwörtlich weggeatmet und andere wiederum konnte ich einfach tagelang nicht lesen, weil es mich zu sehr geschmerzt hat.
Das liegt nicht zuletzt an dem tollen Schreibstil der Autorin. Unfassbar einfühlsam, roh, ehrlich, brutal, unbeschreiblich schön, einzigartig und voller Neologismen, hat sie sich in mein Herz schreiben können.
Ich hatte nichts erwartet und alles bekommen! Danke für dieses Buch, für diese Geschichte, für diese Art Geschichten zu erzählen und für die tollste Clique, seit es zusammengewürfelte, villaaufbauende Mitbewohner gibt!