Wir am Meer – alles andere als Urlaubsfeelings…
„Wir am Meer“ von Nina Resinek habe ich in einer Leserunde der Lesejury lesen dürfen. Jedoch kann ich gleich zu Anfang sagen, dass das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Ich habe eine sommerliche ...
„Wir am Meer“ von Nina Resinek habe ich in einer Leserunde der Lesejury lesen dürfen. Jedoch kann ich gleich zu Anfang sagen, dass das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Ich habe eine sommerliche Romanze, einen chaotischen Urlaub, Schmetterlinge im Bauch und Eiscreme naschende Kinder erwartet… bis auf das Chaos, habe ich nichts wiedergefunden. Aber auch wenn sich das erstmal schlecht anhört, ein kompletter Flop war es dann auch wieder nicht. Es war halt einfach anders als erwartet…
Cover und Titel laden zu einem sommerlichen Roman ein, mit Urlaubsfeelings, Meer und allem Drum und Dran. Im ersten Moment sehr passend. Die Protagonistin Anna verbringt ihre Semesterferien bei ihrer Schwester in New York. Als diese dann eingeladen wird, einen zweiwöchigen Urlaub in den Hamptons zu verbringen, reist die Familie samt Freunden in ein traumhaftes Haus direkt am Meer. Der Gastgeber: der berühmte Schriftsteller Kilian Brand, dessen Bücher Anna vergöttert. Das Problem: Anna findet nicht nur Kilians Bücher toll, sondern auch ihn und kann in seiner Nähe nicht mehr klar denken.
Den Klappentext sowie die Leseprobe hatten schnell mein Interesse geweckt. Gerade jetzt, wo der Sommer in seinen Startlöchern steht, hatte ich richtig Lust auf die mir versprochenen Urlaubsvibes und wollte es mir mit dem Buch in der Sonne gemütlich machen. Die Handlungsidee fand ich gut und ich habe wirklich eine Romanze zwischen den beiden Protagonisten Anna und Kilian erwartet, welcher sich zwar einige Hindernisse in den Weg stellen, die aber dennoch im Fokus liegt.
Dem war allerdings nicht so. Stattdessen herrschte eine Disharmonie zwischen den Urlaubern, sodass ein Streit dem nächsten folgte. Es ging ums kochen, spülen, putzen, Babysitten… aber nicht um Urlaub. Dass es in einer Gruppe von 10 Leuten ab und an Streit gibt, ist voll kommen logisch, aber ausschließlich? Das war mir zu viel. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass in jedem Kapitel mindestens einmal die Fetzen flogen und ich als Leserin konnte dadurch so gar nicht entspannen.
Anna, die Protagonistin, ist wie bereits erwähnt während ihrer Semesterferien in New York um ihre Schwester zu besuchen. Schnell wird deutlich, dass ihre Schwester einen stark ausgeprägten Mutterinstinkt ihr gegenüber hat und Anna so kaum dazu kommt, sich selbst zu verwirklichen. Sie reagiert in vielen Situationen eher kindlich, steht nicht zu ihrer Meinung und lässt sich schnell unterbuttern, anstatt sich mal zu wehren, wenn die anderen Erwachsenen etwas von ihr erwarten, worauf sie gerade keine Lust hat. Im Urlaub erhält sie schnell die Aufgabe, auf die Kinder aufzupassen, welche sie im Laufe des Buches nie so ganz wieder abgibt. Außerdem hat sie das Gefühl, dass Kilian etwas verheimlicht, weshalb sie ihm nachspioniert. Dass dabei ständig auf Quantico verwiesen wird, ist zwar zu beginn noch amüsant, wird aber von mal zu mal nerviger und beim zehnten Mal hätte ich das Buch am liebsten einmal an die Wand geklatscht… Und dann ist da noch Annas Problem… sie rennt nachts. Sie schlafwandelt nicht, sondern sie rennt. Wortwörtlich. Anfangs fand ich das noch total interessant und wollte wissen, was dahintersteckt, jedoch wurde das leider nicht wirklich aufgelöst.
Kilian ist Autor, hat genug Geld um in den Hamptons ein Haus zu mieten, lädt wildfremde Leute dahin ein und ist eigentlich nur in den USA um Abstand zu gewinnen und Ideen für ein neues Buch zu finden. Und er schleppt ein Geheimnis mit sich herum. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, aber eins ist klar, er ist der mysteriöse in der Urlaubsrunde.
Die Funken fliegen zwischen den Beiden von der ersten Sekunde an, jedoch hat Annas Schwester Johanna da etwas gegen. Sie ist der Charakter, den ich im Buch am wenigsten mochte. Ständig hat sie versucht, Anna Dinge einzureden, über ihr Leben zu bestimmen und, am aller schlimmsten, sie hat ihre jüngere Schwester ständig vor all den anderen bloßgestellt. Für mich ein absolutes No Go!
Die anderen Urlauber werde ich hier nicht weiter thematisieren. Das Verhältnis zwischen ihnen war sehr angespannt und an jeder Ecke lauerten Fettnäpfchen und Provokationen, die die Nerven aller zum zerreißen brachten.
Gerettet haben das Buch in meinen Augen der Schreibstil und das Ende. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Und auch wenn mich viele Fragen dazu gebracht haben, weiter zu lesen, war es vor allem der Schreibstil der Autorin, welcher dafür gesorgt hat. Ihre Wortwahl fand ich meist sehr passend und ich konnte mir das Geschehen in den Hamptons bildlich vorstellen.
Das Ende war für mich logisch und schön gestaltet, kam allerdings etwas plötzlich.
Achtung Spoiler! (Das Fazit ist wieder spoilerfrei und ich habe es kenntlich gemacht)
Gut fand ich daran, dass in der Email, welche Kilian geschrieben hat, alles genau aus seiner Sicht erklärt wurde. Sein Zwiespalt, seine Gefühle für Anna, seine Reue gegenüber seiner Schwester… Es ging mir nur etwas zu schnell. Die Urlauber reisen ab, dann vergeht viel Zeit von der der Leser nichts mitbekommt und plötzlich entschuldigt sich Johanna bei Anna und gibt ihr eine Email, welche Kilian seiner Schwester geschickt hat, welche die wiederum an Johanna weitergeleitet hat. Naja. Immerhin haben die Beiden schließlich doch noch zusammengefunden.
Blöd fand ich dann jedoch, dass das letzte Kapitel nicht als Epilog gekennzeichnet wurde. Es muss einen Zeitsprung von circa einem Jahr gegeben haben, was mich aber, dadurch dass es nicht kenntlich gemacht wurde, erstmal total verwirrt hat… Dass dann das Leben aller Urlauber kurz angerissen wurde, fand ich etwas viel, da es irgendwie abgearbeitet erschien. Letztendlich sind Anna und Kilian vermutlich verlobt, aber niemand weiß, was sie macht, was aus ihren Albträumen geworden ist und was in Kilians neuem Buch steht.
FAZIT
Insgesamt bin ich nicht so ganz begeistert von dem Buch… Es war mir zu chaotisch und die negative Grundstimmung empfand ich persönlich als störend. Punkten konnte die Autorin bei mir mit ihrem Schreibstil und der Auflösung am Ende des Buches.