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Aennie

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Viel Potential, viel gewollt und leider versinkt das alles in zu vielen Körperflüssigkeiten

Das eiserne Herz des Charlie Berg
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Charlie Berg kann es nicht fassen, sein Großvater liegt tot neben ihm im Wald. Was bleibt ihm anderes, als zu einem Mr. Ripley zu werden. Alle Unwägbarkeiten bedenken, eine wohl bedachte Vertuschungsaktion, ...

Charlie Berg kann es nicht fassen, sein Großvater liegt tot neben ihm im Wald. Was bleibt ihm anderes, als zu einem Mr. Ripley zu werden. Alle Unwägbarkeiten bedenken, eine wohl bedachte Vertuschungsaktion, denn dass der Hirsch, den er eigentlich erlegen wollte, zu ihm gesprochen hat, die Geschichte kann er nun wirklich niemandem erzählen und so versucht er die Ereignisse dieses merkwürdigen Tages in eine auch nur halbwegs glaubhafte nachvollziehbare Version zu pressen. Nun ist es nicht so, dass bei Charlie alles andere perfekt und rund läuft, egal ob Musiker-Vater, Regisseurinnen-Mutter, autistische Schwester, mexikanische Freundin, sexbesessener bester Freund oder seine eigenen Spezial-Talente als Autor und kongenialer Parfümeur im Stile eines Jean-Baptiste Grenouille mit schwerem Herzfehler, bei ihm ist eigentlicher jeder Tag, jedes Ereignis besonders, weil er von besonderen Menschen umgeben ist. Mit einem wahrhaft bunten Strauß an Protagonisten und Nebenfiguren, Sinneswahrnehmungen, Fähigkeiten und unglaublichen Vorkommnissen erzählt Charlie seine Geschichte, immer wieder liefert er in Rückblenden Begründungen und Hintergründe aus der Vergangenheit, so dass nach und nach ein Gesamtbild seiner Welt entsteht und der Leser erfährt, Opa ist nicht die einzige Leiche, die Charlie in seinem Leben ein wenig zu nah kommt. Das Buch ist im Grunde trotz seiner beachtlichen Länge kurzweilig, spannend und einfach eine gut erzählte Geschichte, die bei mir trotzdem nicht mehr als 3 von 5 Punkten erreichen kann, denn dieses Buch hat ein großes Manko:
Das Problem des Buches ist, dass es mich unsagbar genervt hat. Die Geschichte an sich hat mich begeistert, aber, mein Gott, dass das Hirn eines pubertären Jungen ein paar Jahre lang im Schnitt einen halben Meter tiefer beschäftigt ist – bekannt, erwartbar, absolut geschenkt. Dass er nicht nur daran denkt, sondern sich auch damit einen gewissen Teil seiner Freizeit beschäftigt, auch egal wo, mit wem etc. – dito. Aber will und muss ich fast ein ganzes Buch darüber lesen – ich glaube nicht.
Selbst wenn der Autor diese Zeit sehr originalgetreu erinnert und vielleicht auch einfach mal widergeben wollte, in welcher Intensität, in welcher Vehemenz Geschlechtsorgane, Masturbation, Geschlechtsverkehr präsent sind und auch mit welchen damit verbundenen Erscheinungen, Gerüchen und Körperflüssigkeiten das einhergeht, könnte man auch einfach berechtigterweise behaupten, wir sind alle erwachsen, die wir dieses Buch lesen und da wirkt das dann doch irgendwie alles sehr bemüht. Und dabei ist es nicht so, dass es schockiert, es ist auch nicht pornographisch, es ist einfach explizit körperlich und mir persönlich irgendwann zu viel. Ich kann mir auch meinen Teil denken, wenn irgendwas nicht bis ins letzte Tröpfchen ausformuliert ist.
Und es ist so schade, weil man davon dann letztendlich so genervt ist, denn der Autor kann was. Er formuliert fantastisch, schreibt in herrlichen Bildern und Vergleichen, detailliert, unerwartet, lebendig. Das, was Charlie Berg an Sinneswahrnehmung über die Nase erfährt, das, was seine Schwester Fritzi beim Lesen zu leisten imstande ist, so kann Sebastian Stuertz schreiben und fabulieren. Davon will ich mehr lesen, unbedingt. Er soll sich Geschichten ausdenken, mit skurrilen Charakteren, wahnwitzigen Erlebnissen, alles super. Alle Personen dann vielleicht ein bisschen reifer, ein Dutzend Geschlechtsorgane in Aktion und einen Eimer Sperma weniger und wir sind Freunde.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Kann nicht mit den Vorgängern mithalten

In den Klauen des Falken
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Zack Herry erlebt eine absolute Horror-Situation: auf einem Bahnsteig beginnt eine junge Frau mit einem Messer Passanten anzugreifen, eine Mutter und ihr Kind schubst sie ins Gleisbett. Während der Zug ...

Zack Herry erlebt eine absolute Horror-Situation: auf einem Bahnsteig beginnt eine junge Frau mit einem Messer Passanten anzugreifen, eine Mutter und ihr Kind schubst sie ins Gleisbett. Während der Zug heranrollt, wird klar, dass es sich wohl um eine Islamistin handelt, sie trägt einen Sprengstoffgürtel. Panik bricht aus, Zack muss handeln und tut es. Er hat damit zu kämpfen, dass er eine minderjährige erschießen musste und daran, dass sie ihn gezielt angeblickt hat. Das Bild geht nicht mehr aus seinem Kopf. Auch sein neuer Fall bringt nur wenig Ablenkung. Ein Kollege – ihm noch gut aus Polizeischultagen als unliebsamer Konkurrent bekannt – wird tot aufgefunden. Grausam zugerichtet, einem archaischen Ritualmord gleich abgelegt. Haben ihn seine Ermittlungen im Drogenmilieu das Leben gekostet? Trotz allem will man die Vorarbeit nicht ungenutzt lassen und Zack soll seine Stelle einnehmen, wichtigste Aufgabe: Kontakt zu „Copper“ halten, einem Polizisten im Undercover-Einsatz, der im engsten Kreis des Drogenbosses die kriminellen Machenschaften auskundschaftet und die Szene infiltriert hat. Kennt man Zack, weiß man, dass dies für ihn ein Thema mit persönlichem Bezug ist, seine Drogenkarriere ist lang und ausführlich und im Moment mal gerade wieder vorbei. Und natürlich spielt auch diesmal wieder sein Privatleben in den Fall hinein, bevor der Fall gelöst werden kann.
Soweit zum Inhalt, mit der Bewertung tue ich mich schwer, denn ich mochte den Thriller irgendwie so gar nicht. Ich habe alle Vorgängerbände gelesen, die ersten mit großer Begeisterung, schon den vierten Band fand ich nicht mehr so stark und leider setzt sich der Trend für mich mit diesem fünften Fall um Zack Herry fort. Ich bin nie in das Buch hineingekommen, habe sogar mehrfach einen ganzen Tag gar nicht gelesen, weil es mich einfach nie gepackt hat. Anfangs hat mich dieses neue, frische, andere Ermittlerteam begeistert, dieser einerseits vollkommen fertige Zack Herry, aber genial in seinen Fähigkeiten, seinem Gespür. Davon habe ich hier nichts bemerkt. Alles plätscherte so vor sich hin. Vieles ist dem Leser auch zu schnell klar finde ich, die aha-Momente, die Plot-Twists, fehlen. Die Nebenfiguren stark wie immer – Rudolf, Sirpa, Ester (Ester, was ist da mit Ester los??? Ein wenig verstörend…). Aber das reichte für mich nicht.
Fazit: für mich der schwächste Band der Reihe. Ob‘s nun an der neuen Co-Autorin lag – schwer zu sagen, große Unterschiede im Stil sind mir nicht eklatant aufgefallen, nur dass der Spannungsbogen irgendwie fehlte. Irgendwie ist das schade. Die ersten beiden Bände waren grandios, der dritte sehr gut, der vierte gut und nun? Ich hoffe, die Talsohle ist beschritten und es geht – aber bitte rapide – bergauf im nächsten Band. Die Storyline um Zack ist beileibe nicht fertig erzählt, es muss beim nächsten Mal nur irgendwie wieder ein interessanterer Fall her… Im Moment ist es so, dass ich die Rahmenhandlung weitaus interessanter fand als die Thriller-Handlung und das hält mich auch irgendwie am Ball für den nächsten Band – aber wenn der Cliffhanger am Buchende das spannendste am Ganzen war, ist das auch kein Qualitätsurteil.
Warum dann drei Sterne? Potential. Reines Potential und Bonus der Vergangenheit. Ist vielleicht falsch, aber ich mag die Reihe immer noch und ich hoffe einfach, „es lag an mir und nicht an dir“ – das sagt man ja auch und hofft auf mehr Erfolg beim nächsten Mal.

Veröffentlicht am 21.08.2019

Old white men

Verratenes Land
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Wie überall in der westlichen Welt an den Schaltstellen der Macht. Kommunal, national, global. Politisch, ökonomisch, kulturell, persönlich. Offiziell, inoffiziell, kriminell.
Fast kommt es einem vor, ...

Wie überall in der westlichen Welt an den Schaltstellen der Macht. Kommunal, national, global. Politisch, ökonomisch, kulturell, persönlich. Offiziell, inoffiziell, kriminell.
Fast kommt es einem vor, wie der örtliche Lions Club, bekäme man vom Bienville Poker Club in Bienville, Mississippi, berichtet, doch dem ist nicht so. Der Club besteht seit dem Sezessionskrieg, seine zwölf Mitglieder regeln das, was in der Kommune, im County und darüber hinaus in ihrem Interesse liegt. Das betrifft heutzutage Wirtschaftsansiedlungen, Schulneunbauten, aber eben auch die Beseitigung von jedweden Hindernissen unter Geltendmachung ihres Einflusses. Dabei kann es eben dann um politische Abstimmungsergebnisse, das Ermittlungsergebnis der Polizei und die Zusprechung von Sorgerecht. Nichts geschieht hier, ohne dass dieser Club es absegnet. Und dabei liegt dann nahe, dass sich die Runde eben auch deutlich außerhalb legaler Machenschaften bewegt. Marshall McEwan weiß das, hat sein Leben lang nichts anderes kennen gelernt, denn er ist in Bienville aufgewachsen. Nun ist er nach Jahren als erfolgreicher Journalist in Washington DC zurückgekehrt, um den Watchman zu leiten, die Zeitung seines Vater, der schwer erkrankt ist. Für ihn wird es zu einer Begegnung mit seiner Vergangenheit auf allen Ebenen – seiner Familientragödie, seiner Jugendliebe, seinem väterlichen Mentor und den Machenschaften dieses dynastischen Clübchens.
Greg Iles rollt dann nicht nur die aktuellen Vorgänge in Bienville rund um die Ansiedlung einer Papierfabrik eines chinesischen Investors auf, sondern auch die seit Jahrzehnten unter der Oberfläche gärenden großen und kleinen Geheimnisse der einzelnen Protagonisten sowie des Poker Clubs. Schnell wird klar, Marshall hat sich durch seine Verstrickung in große Gefahr gebracht – weil er eine Gefahr darstellt für den Club. Doch nicht nur er, auch andere werden plötzlich zur wandelnden Zielscheibe. Und dann geht es um die Frage, wer schneller herausfindet, mit welchen gezinkten Karten sein Gegner spielt, wer kennt welches Geheimnis und wer die Wahrheit. Ich denke, es ist klar, dass dies ein breites Tableau ist und so liest sich auch „Verratenes Land“. Irgendwie immer spannend, aber auch voller Längen. Klar, das große Ganze ist entscheidend, ohne die Vergangenheit nicht die heutigen Auswirkungen, aber es zieht sich zwischendurch doch in meinen Augen arg und die epische Breite zeigt sich nicht nur, aber auch in der schieren Länge des Buches - 830 Seiten, ein gewaltiger Schinken, 600 hätten es sicher auch getan. Obwohl mir insbesondere das Personengeflecht gut gefallen hat, finde ich, es gab sowohl verzichtbare Charaktere (z.B. die ganzen Nebenfiguren des Poker Club, drei von 12 treten quasi gar nicht auf, hätten aber auch sechs graue Eminenzen sein können) als auch einiges was man hätte einfach weglassen können, ohne der Quintessenz der Handlung auch nur zu nahe zu treten.
Für mich war es das erste Buch des Autors und ich würde nun nicht sagen, dass es mir so gar nicht zusagte, aber auf meine Favoritenliste wandert er erst einmal nicht.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Leider nicht durchgehend fesselnd

Rheinblick
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Bonn, 1972. Die SPD ist der Gewinner der Bundestagswahl. 46% konnte die Partei um den charismatischen Kanzlerkandidaten Willy Brandt erreichen. Die Kampagne „Willy wählen“ hat die Menschen im Land, vor ...

Bonn, 1972. Die SPD ist der Gewinner der Bundestagswahl. 46% konnte die Partei um den charismatischen Kanzlerkandidaten Willy Brandt erreichen. Die Kampagne „Willy wählen“ hat die Menschen im Land, vor allem die junge Generation, bewegt und erreicht. Nun beginnt der erste große Kampf nach der Wahl. Nicht mehr der politische Gegner ist für die Konflikte „zuständig“, das Ringen um den Koalitionsvertrag und vor allem die Verteilung der Posten und Pöstchen bestimmt das Denken und Handeln auf der Politbühne.
Teil dieser Bühne ist das Lokal „Rheinblick“, das Wirtin Hilde Kessel mit rheinischer Gelassenheit nach dem Tod ihres Mannes alleine führt. Bei ihr sitzen sie alle am Tresen und beim Mittagstisch, und auch manchmal spät abends betrunken im Taxi nach Hause und manchmal hört Hilde Dinge, die sie am besten gar nicht hören würde. Noch nie hat sie ihren Vorteil aus ihrer „Vertrauensposition“ gezogen, wie der Priester im Beichtstuhl oder die rheinische Version von „what happens in Vegas, stays in Vegas“, ist sie sicherer verschwiegener Boden, zumindest denken das alle…
Im November 1972 geht es also hoch her im Rheinblick, denn unmittelbar nach der Wahl fällt die Hauptperson aus: Brandt muss sich im Klinikum auf dem Venusberg einer Stimmbandoperation unterziehen und hat Redeverbot. Schriftlich nimmt er an den nervenaufreibenden Verhandlungen teil, oder hofft es zumindest und ist angewiesen auf das, was ihm ins Krankenhauszimmer vermittelt wird. In dieser angespannten Situation ist es nicht gerade leicht für Logopädin Sonja Engel, den Kanzler zu Atemübungen zu überreden, insbesondere da ihr Cousin, MdB und möglicher Anwärter auf einen Posten im Kanzleramt, plötzlich an sie herantritt, mit der Bitte, ihre Veschwiegenheitsverpflichtung doch etwas flexibler auszulegen.
Sonja lebt in einer WG, deren Bewohner, den zweiten großen Personenblock im Roman ausmachen. Vier junge Menschen, außer Sonja alle Studenten, die den Schwung der Zeit, ein neues Lebensgefühl, eine neue Freiheit verspüren und leben. Jeder von ihnen mit seinen persönlichen Sorgen belastet, und doch wieder vereint mit auch ihren Verbindungen zum „Rheinblick“ und einem aktuellen Kriminalfall in Bonn, der insbesondere die Journalistin Lotti aus Baden, die vorübergehend bei ihnen unterkommt, beschäftigt.

Und leider hört sich das jetzt – sogar für mich in der Rückschau, während ich diese Rezension schreibe-, spannender an, als es tatsächlich im Roman ist. Ab einem gewissen Zeitpunkt zieht es sich doch sehr arg in die Länge. Grundsätzlich fand ich die Konzeption eigentlich sehr gut, die Studenten-WG, das Politlokal, der angeschlagene Kanzler und die ihn belagernden Genossen, um die Weichen für die neue Legislaturperiode zu stellen, allem voran glaube ich, (soweit ich mich traue, das einschätzen zu wollen, so als nicht Zeitzeugin) treffend eingefangen Zeitgeist verspürt zu haben.

Aber gerade mit einer der Hauptpersonen, der Logopädin Sonja, habe ich mich nie anfreunden können, will ich ihre Rolle fast überflüssig und – sinnlos? – fand. Ihre Anwesenheit auf dem Venusberg hat meiner Meinung nach so gar keine Auswirkung auf die Handlung an sich. Sie dient irgendwie mehr oder weniger nur als Bindeglied zur Studenten-WG, um den Handlungsstrang um Max und Lotti und den Kriminalfall einbinden zu können in das große Ganze und das hat mir irgendwie einfach nicht gefallen.

Dann habe ich auch leider noch einen Kritikpunkt zur Sprache, nicht im allgemeinen, sondern im sehr speziellen und persönlichen Empfinden. Denn insgesamt liest sich das Buch wunderbar und trotz der für mich zu konstatierenden inhaltlichen Längen ist es ein gut zu lesender, flüssiger Plot. Aber immer dann, wenn Hilde Kessel sprach, (oder eben nicht immer!!!) hat es mich leicht geschaudert. Die Autorin wollte der Wirtin einen zu ihr passenden rheinischen Zungenschlag verpassen. Es ist schwer bis unmöglich, Dialekt wirklich schriftlich treffend einzufangen, das ist mir auch klar. Aber: einen kompletten Satz in Hochdeutsch und dann einfach nur bei einem Wort den letzten Buchstaben weglassen – das wirkt dann immer mehr wie ein Tippfehler für mich, gerade wenn es im Satz noch zwei - drei andere, einfache!, Möglichkeiten gegeben hätte (z.B. im Stil von „er hätte es mit dir besprechen müsse.“ – „er hätt et mit dir bespreche müsse‘ wäre schon viel harmonischer und sicher nicht viel komplizierter umzusetzen gewesen. Mit anderen Worten in den drei Worten „na sischer dat“ des Taxiunternehmers lag für mich mehr Rheinland als in allen Hilde-Sätzen zusammen.

Toll fand ich tatsächlich den „Soundtrack“ zum Buch, jede der Kapitelüberschriften besteht aus einem Zitat aus einem Liedtext und im Anhang des Buches sind diese und weitere im laufenden Text genannte Lieder alle noch einmal aufgeführt. Also wer die Muse dazu hat, kann sich seine Playlist zur Lektüre zusammenstellen. Diese Idee fand ich sehr kreativ und bemerkenswert.

Fazit: gute Idee, sicher sehr gut recherchiert, mit sehr viel eingefangenem Zeitgeist – das ist die große Stärke des Romans. Aber insgesamt auch einige Schwächen, die dafür sorgen, dass zumindest ich nicht sehr begeistert bin.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Zwei Flügel zum Fliegen

Zwei in Solo
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Sophie ist auf dem Heimweg, als sie plötzlich in eine brenzlige Situation gerät. Ein junger Mann springt ihr zur Seite und auf den zweiten Blick bemerkt sie, dass sie ihn kennt. Ein ehemaliger Schüler, ...

Sophie ist auf dem Heimweg, als sie plötzlich in eine brenzlige Situation gerät. Ein junger Mann springt ihr zur Seite und auf den zweiten Blick bemerkt sie, dass sie ihn kennt. Ein ehemaliger Schüler, Milo, steht vor ihr. Das Szenario ist merkwürdig, irgendwie spannungsgeladen und eines ergibt das andere. Trotz des Altersunterschiedes beginnen die beiden eine Beziehung, die mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Milos familiäre Problematik ist nur eine davon. Die beiden begeben sich zusammen auf eine Reise und entdecken sich selbst und lernen sich neu zu definieren und zu positionieren. Über allem steht, dass sie nur gemeinsam, nicht perfekt, aber funktionstüchtig sind, bildlich gesprochen zwei Flügel haben, um zu fliegen.
Ich wollte so gerne mal wieder einen Liebesroman lesen, irgendetwas leichtes, nicht zu kitschiges, aber doch emotional mitreißend. Nach der Leseprobe von „Zwei in solo“ dachte ich auch, dies hier gefunden zu haben, aber letztendlich war es das nicht für mich. Ich fand beide Charaktere irgendwie anstrengend, die Konflikte dann doch irgendwie nicht „Weg zum Ziel“ sondern nervig und alltagsfern. Sehr schade, denn der Schreibstil der Autorin hat mir wirklich sehr gefallen, es sind in der Liebesgeschichte wirklich sehr schöne und gute Ideen eingearbeitet (z.B. Milos „Bearbeitung“ des Drachenläufers für Sophie), aber insgesamt nicht mein Buch.