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Veröffentlicht am 23.08.2022

Eine beeindruckende Frau

Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst
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„Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst“ ist eine Romanbiografie der in Wien lebenden Autoin Mina König.

1933: Meret Oppenheim genießt das Leben in Paris und widmet ...

„Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst“ ist eine Romanbiografie der in Wien lebenden Autoin Mina König.

1933: Meret Oppenheim genießt das Leben in Paris und widmet sich der Kunst. Sie trifft sich mit anderen Künstlern, hat eine Affäre mit Max Ernst und große Ziele. Es reicht ihr nicht seine Muse zu sein, sie will selbst Künstlerin werden.

Der Schreibstil von Mina König liest sich leicht, locker und enthält viele interessante Details, die das Gelesene lebendig werden lassen. Schon nach wenigen Seiten war ich im Paris der 1930er Jahre gelandet und bin gemeinsam mit Meret neben der Seine entlang geschlendert.

Bisher wusste ich über Meret nicht viel, aber mir wurde schnell klar, dass sie eine interessante und starke Frau gewesen ist. Sie hat ihre Träume und Ziele konsequent verfolgt und erhielt dankenswerterweise auch Unterstützung von ihrer Großmutter, die ebenfalls Künstlerin war. Schnell muss sie feststellen, dass sich dieser Weg für sie nicht einfach gestaltet und sie sich auch gegen die Gesellschaft stellen muss.

Ihre Entschlossenheit, ihre Liebe zur Freiheit, ihr Lebensmut und ihre Konsequenz wirkten auf mich sehr sympathisch. Für eine Frau in den 1930er Jahren war sie sehr selbstbewusst und fortschrittlich.

In ihrem Nachwort macht die Autorin noch einmal deutlich, dass es sich bei ihrem Roman nur um einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben von Meret Oppenheim handelt, dessen Dialoge und Szenen fiktiv sind. Dennoch merkt man, dass sie sich intensiv mit dem Leben der Künstlerin auseinandergesetzt und ausgiebig recherchiert hat. Dadurch hat sie den Zeitgeist der 1930-er Jahre gut eingefangen.

Für mich war dieses Buch eine rundum gelungene Romanbiografie, mit der die Autorin mich um knapp 100 Jahre zurückversetzt und mir einen guten Einblick in das Leben von Meret Oppenheim gegeben hat.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Außergewöhnlich – ein Roman der nachklingt

Die Stimme meiner Schwester
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„Die Stimme meiner Schwester“ ist das Debüt des brasilianischen Autors, Geographen und Ethnologen Itamar Vieira Junior.

Bibiana ist gerade einmal sieben Jahre als, als sie und ihre gerade einmal ein Jahr ...

„Die Stimme meiner Schwester“ ist das Debüt des brasilianischen Autors, Geographen und Ethnologen Itamar Vieira Junior.

Bibiana ist gerade einmal sieben Jahre als, als sie und ihre gerade einmal ein Jahr jüngeren Schwester Belonísia in den Sachen ihrer Großmutter ein Messer finden. Durch ein kurze Kabbelei verliert eine von ihnen die Zunge. Durch diesen Unfall entsteht eine enge Bindung zwischen den beiden Schwester.

Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste erzählt aus der Ich-Perspektive von Bibiana und der zweite aus der von Belonísia. Im dritten erfolgt ein Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven. Dadurch hat der Autor zunächst eine gute Einsicht in das Leben der Schwestern gegeben. Ein Leben von zwei Mädchen, die eigentlich nach der Abschaffung der Sklaverei in einer Gemeinschaft von Landarbeitern aufgewachsen sind. Dennoch hat sich nichts an der Ausbeutung durch die Grundbesitzer geändert.

Insgesamt umfasst die Handlung 30 Jahre in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Schreibstil des Autors ist sehr direkt und er stellt den Widerstand, den Kampf und den Schmerz so deutlich da, dass es beim Lesen weh tut. Auch wenn die Geschichte um die zwei Schwestern fiktiv ist, inhaltlich ist sie real. Auch heute gibt es die Frauen und Männer, die in ländlichen Gebieten Brasiliens aufgewachsen sind, die jeden Tag hart arbeiten und das alles in der Hoffnung auf bessere Tage für ihre Kinder.

Das Buch ist keine leichte Lektüre, es ist brutal und grausam, gibt erschreckende Einblicke in das Leben der Plantagenarbeiter und -arbeiterinnen. Man merkt mit jeder Seite, was für ein Anliegen es Itamar Vieira Junior war, auf die Geschichte dieser Menschen aufmerksam zu machen.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Ein Roadtrip der besonderen Art

Lincoln Highway
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"Lincoln Highway" ist der dritte Roman des US-amerikanischen Autos Amor Towles.


Die Handlung beginnt 1954. Der 18-jährige Emmett ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Zu Hause wartet nur sein ...

"Lincoln Highway" ist der dritte Roman des US-amerikanischen Autos Amor Towles.


Die Handlung beginnt 1954. Der 18-jährige Emmett ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Zu Hause wartet nur sein kleiner Bruder Billy auf ihn, da der Vater an Krebs verstorben ist und die Mutter bereits vor vielen Jahren die Familie verlassen hat. Vollkommen pleite wollen sie einen Neuanfang in Kalifornien wagen, da sie dort ihre Mutter vermuten. Mit einem Studebaker machen sie sich von Nebraska aus auf den Weg. Als sie auf Wolly und Duchess treffen - zwei Freunde, die Emmett aus dem Gefängnis kennt – ändern sich ihre Pläne, diese wollen nämlich in die entgegengesetzte Richtung nach New York.


Der Schreibstil des Autors hat mich von der ersten Seite an mitgenommen. Er erzählt lebendig, voller Wendungen und aus unterschiedlichen Perspektiven. Dadurch kommen zu keiner Zeit Längen auf und die Story steckt voller Überraschungen. Während des Lesens sind mir alle vier Protagonisten irgendwie ans Herz gewachsen. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte und es ist spannend nach und nach mehr über sie zu erfahren. Während ihres Road-Trips treffen sie auf zahlreiche Menschen und jede Begegnung war irgendwie besonders. Es gab interessante, lustige, spannende, dramatische und tragische Ereignisse, so dass ich eine regelrechte Gefühlsachterbahn erlebt habe. Dabei hat Amor Towles zahlreiche bedeutsame Sätze untergebracht, über die es sich lohnt eine Weile nachzudenken. Deswegen sollte man das Buch nicht zu schnell lesen, auch wenn es schwer fällt.

Wer Lust auf einen Roadtrip der besonderen Art hat, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Intensiv - bedrückend - emotinal

Das Leben vor uns
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„Das Leben vor uns“ ist das Debüt der in Moskau aufgewachsenen Autorin Kristina Gorcheva-Newberry.

Zeitlich ist die Handlung in den 1980er Jahren angesiedelt. Anja und Milka sind beste Freundinnen und ...

„Das Leben vor uns“ ist das Debüt der in Moskau aufgewachsenen Autorin Kristina Gorcheva-Newberry.

Zeitlich ist die Handlung in den 1980er Jahren angesiedelt. Anja und Milka sind beste Freundinnen und leben in der Nähe von Moskau. Sie gehen gemeinsam zu Schule und verbringen viel Zeit miteinander. Dabei fällt auf, dass Milka sich vor allem viel bei Anja und ihrer Familie aufhält. Im Sommer ist sie wochenlang in der Datscha von Anjas Familie.

Anja erinnert sich an ihre Jugend und somit an die letzten Jahre der Sowjetunion, die sie bis dahin nie verlassen und deren Regierung sie auch keineswegs als Diktatur wahrgenommen hatte. Es sind Erlebnisse einer Jugendlichen mit Träumen, Feiern, dem Kennenlernen von Jungs und das alles in einer Mangelwirtschaft, einem Leben, das von Krieg, Revolution und der Diktatur geprägt ist.

Mit Anja und Milka hat Kristina Gorcheva-Newberry zwei sehr unterschiedliche Charaktere geschaffen. Anja, die gut behütet aufgewachsen ist und deren Eltern das System kritisch hinterfragen und Milka, deren Vater früh gestorben ist und deren Mutter sich dem Alkohol zugewandt hat. Es ist schön, dass die beiden sich gefunden haben und dass es für Milka bei Anjas Familie einen Zufluchtsort gibt. Die ersten Freunde der beiden - Lopatin und Trifonow – sind ebenso gegensätzlich wie die Mädchen selbst.

Man merkt beim Lesen, dass die Autorin weiß wovon sie schreibt. Die Charaktere sind authentisch, das Lebensgefühl, die politische und gesellschaftliche Stimmung kamen direkt bei mir an. Immer wieder wird nebenbei Kritik an der Politik und der Gesellschaft spürbar.

Der Schreibstil ist voller Bilder, enthält viele treffende Sätze, ist aber auch bedrückend und hat mich emotional an meine Grenzen gebracht.

Es ist ein sehr aufwühlender Roman, der die damalige Zeit mit ihren politischen Umbrüchen und den Folgen für die Bevölkerung gelungen darstellt und den ich sehr empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Drei Generationen – ein bewegender Familienroman

Die Rückkehr der Kraniche
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Mit ihrem neusten Buch „Die Rückkehr der Kraniche“ beweist die Autorin Romy Fölck, dass sie auch in anderen Genres als Krimis gelungen schreiben kann.

Grete Hansen wird bald 50, ist in der Marsch aufgewachsen ...

Mit ihrem neusten Buch „Die Rückkehr der Kraniche“ beweist die Autorin Romy Fölck, dass sie auch in anderen Genres als Krimis gelungen schreiben kann.

Grete Hansen wird bald 50, ist in der Marsch aufgewachsen und nie dort weggegangen, obwohl sie stets die Sehnsucht nach Ferne in sich getragen hat. Gerade als ihr Plan woanders neu anzufangen Gestalt annimmt, stürzt ihre Mutter Wilhelmine. Wegen Wilhelmines bedenklichen Zustand kommen sowohl Gretes Tochter Anne, als auch ihre Schwester Freya angereist. Freyas Wunsch nach einem Leben voller Abenteuer und Veränderung war ebenso groß wie Gretes, aber im Gegensatz zu ihrer Schwester hat sie kurz nach dem Schulabschluß die Chance ergriffen und ist nach Berlin gegangen. Die Stimmung zwischen den vier Frauen ist angespannt, da sowohl Grete als auch Wilhelmine ein Geheimnis mit sich herumtragen.

Der Schreibstil von Romy Fölck liest sich leicht und angenehm. Durch zahlreiche Perspektivwechsel zwsichen Greta, Freya, Anne und Wilhelmine bekommt man einen guten Einblick in das jeweilige Leben der Frauen und kann ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen.

Mir gefielen die Beschreibungen der Natur. Das Marschland mit seiner Flora und Fauna wurden vor meinen inneren Augen lebendig und auch das raue, nordische Klima ist regelrecht greifbar.

Obwohl dieses Buch nicht im Krimigenre angesiedelt ist, liest es sich genauso spannend wie die anderen Bücher der Autorin. Hier befasst sie sich durch die Familiengeschichte der Hansens mit Fragen des Lebens. Es geht um nicht gelebte Träume, den Mut diese noch zu verwirklichen und das Leben mit seinen Veränderungen.

Mir hat dieser Familienroman mit seiner norddeutschen Atmosphäre gut gefallen und ich bin gespannt auf weitere Werke der Autorin.

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