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Veröffentlicht am 06.05.2021

Geiger sorgt für Überraschungen

Geiger
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Nach dem Besuch ihrer Enkelkinder klingelt das Telefon im Hause Broman. Agneta hebt den Hörer ab. „Geiger“ heißt es am anderen Ende der Leitung. Agneta legt auf, nimmt sich die Waffe und schießt auf ihren ...

Nach dem Besuch ihrer Enkelkinder klingelt das Telefon im Hause Broman. Agneta hebt den Hörer ab. „Geiger“ heißt es am anderen Ende der Leitung. Agneta legt auf, nimmt sich die Waffe und schießt auf ihren Mann. Kurz danach verschwindet sie und für die Kommissarin Sara Nowak beginnt eine Reise in die Vergangenheit.

"Geiger" ist der erste Teil von Gustaf Skördemans Trilogie und mit dem Buch hat er ein gelungenes Debüt hingelegt. Er nimmt einen mit seinem Schreibstil direkt mit nach Schweden. Sprachlich gehört dieses Buch für mich zu einem der Besten (in diesem Genre)!
Man sollte vielleicht vor dem Lesen wissen, dass der Inhalt des Buches auch sehr viel politisch-geschichtliches aufgreift. Da dies ein Thema ist, dass nicht jeder in einem Thriller haben möchte, kann das (ohne dieses Vorwissen) mit Sicherheit auch für Enttäuschung sorgen.

Das Buch lässt sich sehr schnell lesen, da Skördeman viele kürzere Kapitel eingebaut hat und damit einen sehr schnellen Lesefluss erlaubt. Die Hauptperspektive ist die der Kommissarin Sara Nowak, aber man nimmt auch andere Perspektiven ein und bekommt dadurch ein gutes Bild von der Situation. Am Anfang ist dieser Perspektivenwechsel aber auch mit sehr viel Input verbunden.

Die Kommissarin Sara Nowak gehört für mich nicht zu den größten Sympathieträgern. Ihr Weltbild wird von ihrer Arbeit im Rotlichtmilieu geprägt, vieles dreht sich nur um das eine und das bekommt auch die Welt außerhalb dieses Milieus ständig mit. Gepaart mit einem Recht hohen Aggressionspotenzial ist das nicht die beste Mischung.

Generell gilt dies für die meisten Hauptprotagonisten, keiner davon ist so richtig sympathisch! Der Autor hat mit diesem Werk aber auch gezeigt, dass das gar keiner sein muss, um einen mitzureißen.
Der Spannungsbogen wird in der ersten Hälfte mal etwas runtergeschraubt, hier erfährt man mehr über einzelne Personen, aber ansonsten war die Spannung bei mir bis zum Anschlag ausgereizt und das Finale eine absolute Überraschung!

An einigen Stellen wirkt das Buch jedoch zu überspitzt dargestellt und in einer ansonsten eher realistischen Darstellung zu unrealistisch.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Im Schatten seiner Vorgänger

Die perfekte Strafe
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Die Leiche einer jungen Frau wird auf einem Berg in Edinburgh gefunden. Zuerst deutet alles auf einen Unfall hin, doch schon bald findet sich eine zweite Leiche, die auf eine ähnlich mysteriöse Weise zu ...

Die Leiche einer jungen Frau wird auf einem Berg in Edinburgh gefunden. Zuerst deutet alles auf einen Unfall hin, doch schon bald findet sich eine zweite Leiche, die auf eine ähnlich mysteriöse Weise zu Tode kam.

Die Ermittler stehen vor der Frage, welche Motive ein möglicher Mörder haben könnte und machen sich auf die Suche nach ihm.

"Die perfekte Strafe" ist der dritte Teil aus Helen Fields Reihe um DI Luc Callanach und DCI Ava Turner. Wie in den Vorgängerbüchern auch, arbeitet das Ermittlerteam von DCI Ava Turner an zwei verschiedenen Fällen. Der ständige Wechsel zwischen den Fällen und Personen sorgt bei mir dafür, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen kann. Allerdings konnte mich dieser Band, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, leider nicht ganz überzeugen.

Der zweite Fall - um den ehemaligen DCI Begbie - war für mich in vielerlei Hinsicht zu vorhersehbar. Sowohl die Täter und Mittäter, aber auch das Gefühl welcher Ermittler die entscheidenden Hinweise liefern muss (!).

Während man in den ersten beiden Teilen viel von dem Ermittlerteam erfährt, wurden es in diesem Band häufig erwähnt, aber mehr Tiefgang hat die Truppe dabei nicht gewonnen. Lediglich über Luc Callanachs Mutter weiß man am Ende mehr, der Rest stagniert hier leider etwas und lässt Callanach und Turner in diesem Band nicht ganz so interessant wirken.

Umso interessanter empfinde ich allerdings den ersten Fall. Da man zu Beginn auch schon die Perspektive des Mörders einnimmt, ist der Spannungsbogen nicht hoch, aber die Motivlage des Mörders dafür umso interessanter. Helen Fields schafft es eine vollkommen andere Perspektive darzustellen und bewirkt bei mir einige Male einen innerlichen Ausruf des Entsetzens.

Ich würde jedem empfehlen zuerst die Vorgänger zu lesen, es ist zwar jeder Teil in sich abgeschlossen, aber um die Handlungsgründe von Callanach und Turner nachvollziehen zu können, empfiehlt es sich die vorherigen Teile zuerst zu lesen. Denn "Die perfekte Strafe" würde für mich als Einteiler deutlich schlechter wegkommen.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Capybaras entdecken das Mehr

Drei Wasserschweine brennen durch
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Die drei Capybara-Freunde Emmy, Tristan und Raul leben in einem Zoo und haben in ihrem Leben noch keine Abenteuer erlebt. Die Frage, was sich hinter ihrem Zaun befindet, beschäftigt die Drei immer mehr. ...

Die drei Capybara-Freunde Emmy, Tristan und Raul leben in einem Zoo und haben in ihrem Leben noch keine Abenteuer erlebt. Die Frage, was sich hinter ihrem Zaun befindet, beschäftigt die Drei immer mehr. Sie möchten das ‚Mehr‘ entdecken und die erstehen Capybaras sein, die die Welt entdecken. Mit etwas Glück gelingt ihnen der Ausbruch aus ihrem Gehege und schon bald wird aus einer kleinen Idee, ein nächtliches Abenteuer. Denn es gelingt ihnen jeden Abend das Gehege zu verlassen und die benachbarten Tiere kennenzulernen. Doch nicht alle sind den Ausreißern wohlgesinnt.

Drei Wasserschweine brennen durch von Matthäus Bär ist ein Vorlesebuch für Kinder ab 6 Jahren.
Die drei Capybaras Emmy, Tristan und Raul erleben jede Nacht ein ganz besonderes Abenteuer, denn sie lernen den Zoo außerhalb ihres Geheges kennen. Zusammen trauen sie sich immer wieder in das Abenteuer und zeigen, was man mit Mut und Zusammenhalt erreichen kann.

Problemtisch waren für mich jedoch das Handeln mancher Tiere, sowie die Beschreibung dieser, die vor allem auf Adjektive fokussiert waren, welche die Tiere besonders gruselig darstellen. Da der Verlag das Buch als Gute-Nacht-Lektüre empfiehlt, war mir dies zu präsent. Gewiss werden nicht alle Kinder das besonders beängstigend empfinden, dennoch ist das Buch dadurch thematisch nicht per se als Gute-Nacht-Lektüre geeignet.

Geeigneter scheint mir Drei Wasserschweine brennen durch eher als spielerisches und aktives Vorlesen, dafür sprechen auch die Vielzahl an (kleineren) Schimpfwörtern und das Einbeziehen der Tierlaute. Denn sowohl die Krähen als auch der Esel haben besondere Sprechweisen, die man spielerisch gut integrieren und somit für Freude und Spaß bei den Kindern sorgen kann. Es empfiehlt sich jedoch, dass man sich etwas mit der Sprechweise vertraut macht, da manche Wörter auch für geübte Leser nicht so einfach vorzulesen sind. Ein wichtiger Aspekt, weswegen das Buch für mich auch lediglich ein Vorlesebuch wäre, denn für Leseanfänger ist diese Schreibweise nichts und erschwert das sinnentnehmende Lesen.

Die Illustrationen von Anika Voigt konnten hingegen auf ganzer Linie überzeugen, die farbenfrohe Darstellung hat Spaß beim Betrachten und Entdecken gemacht.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Leben bis zum Tod

i fell in love with hope
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Nach einem tragischen Verlust hat Sam sich fest vorgenommen, sich nie wieder zu verlieben. Auf der Krankenstation lernt Sam Neo, Sony und Coeur kennen und drei eint, dass sie eine schreckliche Krankheit ...

Nach einem tragischen Verlust hat Sam sich fest vorgenommen, sich nie wieder zu verlieben. Auf der Krankenstation lernt Sam Neo, Sony und Coeur kennen und drei eint, dass sie eine schreckliche Krankheit schwächt. Gemeinsam möchten die Vier sich das holen, was ihnen verwehrt bleibt und schaffen sich Erinnerungen. Eines Tages kommt Hikari auf Station und weckt neues Leben in grauen Wänden. Sam erinnert sich an früher und an seine alte Liebe.

i fell in love with hope von Lancali musste ich mir sofort holen, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte. Dieser klang nach purem Herzschmerz, aber auch nach Hoffnung und nach Erkenntnissen darüber, was wichtig im Leben ist.

Doch aller Anfang ist schwer. Wir erleben die Geschichte aus der Sicht von Sam und dieser sagt selbst von sich „ich fühle selten etwas“. Eine eigentlich emotionale Geschichte aus der Sicht eines eher emotionslosen zu erleben, sorgt auch dafür, dass bei mir die Emotionen der Gegebenheiten nicht ankamen. Die Einzelschicksale sind tragisch, aber dennoch haben mich die Gefühle nicht erreicht. Der eher blumig-poetische Schreibstil erschwert zudem den Lesefluss und lässt einen den Text auch distanzierter wahrnehmen. Außerdem erleben wir viele Zeitebenen, die gerade zu Beginn für mich nicht direkt als solche einzuordnen waren.

Erst nach etwa 2/3 der Geschichte ändert sich die Ebene und der Text wird etwas gefühlvoller und zugänglicher. Langsam wurde ich mit den Charakteren warm, jedoch war dann die Geschichte auch schon fast vorbei. Schade, denn hätte sich der Schreibstil zu Beginn so gelesen, dann hätte ich das Buch mit Sicherheit mit einem anderen Gefühl gelesen und beendet.

Die Charaktere: Sam als Erzählfigur, Neo der an Anorexie leidet und immer schlecht gelaunt ist, Sony, die nur einen Lungenflügel hat, Coeur, dessen Herzen versagt und Hikari, die nur das Dunkle sieht, sind grundsätzlich tolle Charaktere. Grundverschieden und dennoch eine Einheit.

Sie alle haben das Potenzial einen ans Herz zu gehen, mich konnten sie aber leider erst sehr spät erreichen.

Die Auflösung oder die Richtung, welche die Auflösung nehmen wird, warum Sam im Krankenhaus ist, ließ sich ziemlich schnell erahnen. Dennoch wäre auch das eine Sache gewesen, die das Lesen vermutlich gefühlvoller gemacht hätte, wenn es einem bereits zu Beginn bewusst gewesen wäre.

Dennoch konnte i fell in love with hope mich phasenweise und vor allem im letzten Drittel überzeugen. Die Geschichte gibt keine Hoffnung auf ein unendliches Leben, aber sie zeigt worauf es im Leben ankommt und dass wir jeden Tag unseres Lebens genießen und wertschätzen sollten. Eine Hommage an das Leben und an die Endlichkeit!

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Grandioser Humor vs. grotesker Spice

Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe
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Misery Lark wuchs als Tochter eines mächtigen Vampirfürsten bei den Menschen auf, weit weg von ihrer Spezies, konnte sie sich nie mit ihnen identifizieren und so entschied sie sich dazu, bei den Menschen ...

Misery Lark wuchs als Tochter eines mächtigen Vampirfürsten bei den Menschen auf, weit weg von ihrer Spezies, konnte sie sich nie mit ihnen identifizieren und so entschied sie sich dazu, bei den Menschen und allen voran bei ihrer besten Freundin Serena zu bleiben.

Doch eines Tages ruft ihr Vater sie zurück ins Vampirnest und fordert ein, dass sie als Absicherung in das Lager der Werwölfe geht und dort den Alpha Lowe Moreland zum Mann nimmt. Misery würde gerne ablehnen, doch es gibt etwas, dass sie zu den größten Feinden der Vampire treibt und so lässt sie sich auf den Deal ein.

Bride - Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe ist das erste Buch aus dem Romantasy-Genre von Ali Hazelwood.
Erneut schafft es Ali Hazelwood mich mit ihrem einnehmenden und humorvollen Schreibstil in den Bann zu ziehen. Die Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren laden immer wieder zum Lachen ein, besonders gut gefallen hat mir die Beziehung zwischen Ana und Misery.

Misery, die alleine in einer Welt einer fremden Spezies aufwuchs und nur einem Menschen in ihrem Leben vertraut, ist mit ihren sarkastischen Gedanken eine tolle Protagonistin, deren Gedanken sich gut nachvollziehen lassen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass jedes Kapitel mit einem mysteriösen Satz aus der Sicht Lowes beginnt und damit mein Interesse für das Kapitel und für Lowe steigern konnte.

Doch nicht alles konnte mich überzeugen. Der Hinterdeckel des Buchs lässt ‚spice‘ zwar vermuten, dennoch habe ich nicht mit dieser Fülle an ‚spicy-Szenen‘ gerechnet. Diese nahmen mir zu viel Platz ein, was gerade dann ärgerlich wird, wenn am Ende einige Aspekte übrigbleiben, die mehr Seiten gebrauchen könnten. So erging es mir bei Bride leider. Zudem wurden die Szenen gegen Ende auch sehr grotesk und unangenehm, nicht aufgrund dessen, was passiert ist, sondern wie. Auch wenn es sich hier um Werwölfe handelt, möchte ich ungern das Bild eines (ballverrückten) Hunds im Kopf haben.

Bride - Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe hat eine Welt erschaffen, deren Strukturen interessant ist und durch Misery eine Protagonistin, die mit ihrem schwarzen Humor bestens durch die Geschichte führt. Dennoch ist es aufgrund der Unausgewogenheit letztendlich kein außergewöhnlich gutes Werk.

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