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Veröffentlicht am 05.10.2023

Die Geschichte der Belle Gunness, gebürtige Brynhild Størset

Meine Männer
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Das Cover ist schon ein Blickfang, dieser aufgespießte Falter auf blauem Grund. Und dann der Titel "Meine Männer". Das hat mich neugierig gemacht. Und die Inhaltsangabe machte mich dann noch neugieriger, ...

Das Cover ist schon ein Blickfang, dieser aufgespießte Falter auf blauem Grund. Und dann der Titel "Meine Männer". Das hat mich neugierig gemacht. Und die Inhaltsangabe machte mich dann noch neugieriger, denn ich habe vor einiger Zeit ein Buch über mordende Frauen gelesen und da war auch die Geschichte der "Schwarzen Witwe" erwähnt, jener Belle Gunness, gebürtige Brynhild Størset, um die es auch im vorliegenden Buch geht.

Das Buch von Victoria Kielland ist mit 192 Seiten eher dünn, aber diese wenigen Seiten haben es in mehrfacher Hinsicht in sich.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Zum einen durchaus sehr poetisch und ausgemalt. Zum anderen aber in lang verschachtelten Sätzen unruhig und vermeintlich unzusammenhängend. Im Verlauf des Lesens habe ich mich aber gerade dadurch in den Kopf von Belle / Bella / Brynhild versetzt gefühlt. Sie war sicher innerlich zerrissen und hatte wohl auch durch Verdrängungsmechanismen Erinnerungslücken.

Von den Morden erfährt man im Prinzip nicht sehr viel. Sie bleiben vage angedeutet, was ich im Nachhinein aber begrüße. Auch ansonsten fehlen viele Details, die man aus Beschreibungen der Taten in anderen Niederschriften kennt. Aber trotzdem ist das hier dargestellte Bild der Frau nicht unrund.

Ich habe mir das Buch anders vorgestellt, eher brutaler und barbarischer. Es ist düster und speziell, aber auch melancholisch und lyrisch. Etwas Besonderes, was man auch nicht jedem empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 27.07.2023

Den See entlang

Der Frühling ist in den Bäumen
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Das Cover hat mich gedanklich in meine ganz frühe Jugendzeit zurück geführt, denn dort waren solche gemalten Motive absolut gängig. Und so führt das Buch auch tatsächlich in die Vergangenheit, wenn auch ...

Das Cover hat mich gedanklich in meine ganz frühe Jugendzeit zurück geführt, denn dort waren solche gemalten Motive absolut gängig. Und so führt das Buch auch tatsächlich in die Vergangenheit, wenn auch noch weiter, als ich dachte.
1953 um es genau zu sagen.

Und das Buch spielt auch zu einem großen Teil nur an einem einzigen Tag, dem 01. Mai 1953. Und das ist ein sehr heftiger Tag für die Protagonistin Renina, die gerade einmal 24 Jahre jung und verheiratet mit Fred ist. Fred ist aber nicht der liebevolle Ehemann, sondern ein sexsüchtiger, gewalttätiger, drogenabhängiger Doktor der Atomphysik und Neffe von Marlene Dietrich. Klingt heftig? Ist es auch.

So heftig, dass ich nach den ersten Seiten überlegt habe, ob ich die Geschichte wirklich weiter lesen möchte.

Ehrlich gesagt haben mich vor allem die dazu ganz im Gegensatz stehenden schönen Beschreibungen von der Gegend rund um den Bodensee dann inspiriert, dem Buch eine Chance zu geben.

"Der Frühling in den Bäumen" handelt von Missbrauch, häuslicher Gewalt und Frauenfeindlichkeit und ist damit leider immer noch aktuell. Dass Jana Revedin hier die Geschichte ihrer Mutter erzählt, ist verstörend, denn so ist alles nicht fiktiv. Und auch echte Zeitzeugen, wie Adenauer, die Familie Gropius oder auch Hannah Arendt haben im Hintergrund ihre Auftritte.

Renina ist eine starke Frau und so gelingt es ihr dann auch die erste deutsche Frauenzeitung "Lady" auf den Markt zu bringen.

Die Autorin hat einen nicht klischeehaften feministischen Roman von, über und für Frauen geschrieben. Und das mit einem meist flüssigen, intensiven Schreibstil, der nur ab und an etwas holprig ist.

Das Buch ist anfänglich sehr bedrückend, wird dann aber bemerkenswert. Ich vergebe vier Sterne und empfehle es auf jeden Fall weiter, aber nicht mal zum nebenbei zur Unterhaltung zu lesen.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Der Duft von Siebenbürgen

Tod in Siebenbürgen
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Das Cover finde ich ausgesprochen schön, leichter Frühnebel über einer hügeligen Landschaft mit einer ansprechenden Burg. Und es passt zum Titel und zur Geschichte.

"Siebenbürgen" ist mir natürlich ein ...

Das Cover finde ich ausgesprochen schön, leichter Frühnebel über einer hügeligen Landschaft mit einer ansprechenden Burg. Und es passt zum Titel und zur Geschichte.

"Siebenbürgen" ist mir natürlich ein Begriff, nicht nur wegen Transsilvanien und dem dann unvermeidlichen Graf Dracula, sondern aufgrund der Familie meines Mannes, die ihren Ursprung nahe von eben jenem Sibiu hat. Von Hermannstadt habe ich somit schon sehr viel gesehen, wenn auch nicht direkt vor Ort, so dann aber per vielen Fotos und Filmen. Dementsprechend neugierig war ich auf das Buch.

Die Leserschaft lernt den freischaffenden Autor Paul Schwartzmüller kennen, der als 14jähriger Junge mit seinem Vater die rumänische Heimat verlassen hat. Nach dem Tod seiner Tante Zinzi hat er in Siebenbürgen gerade einen Bauernhof geerbt, den er aber eigentlich veräußern möchte und sich so auf den Weg in seine Heimat macht. Dort trifft er nicht nur seinen Jugendfreund Sorin wieder, der als Touristenführer auf Schloss Bran arbeitet, sondern wird in eine mörderische Geschichte katapultiert.

An den Stil der Autorin Lioba Werrelmann musste ich mich zunächst ein klein wenig gewöhnen. Es wird immer mal wieder eine kursiv gedruckte Seite eingestreut, deren Sinn ich erst verstehen musste.
Ansonsten schreibt Frau Werrelmann angenehm bild- und lebhaft. Die Gegend um Hermann ist so beschrieben, dass ich sie direkt vor mir sehen kann. Die Gerüche steigen mir in die Nase und so etwas wie Palukes bzw. Mămăligă macht mir Appetit.

Die Autorin verwebt in diesem Buch die schöne Landschaft mit Aberglauben, Kindheitserinnerungen und Heimatgefühlen. Aber auch dubiose Investoren, ein Umweltskandal und natürlich auch das abgebildete Schloss von Graf Dracula darf nicht fehlen. Das wirkt aber nicht aufgesetzt oder reißend.

Die Entwicklung der Geschichte finde ich gelungen und ich finde sie schlüssig erzählt. Was mir aber nicht gefallen hat, war die große Trinkfreudigkeit der Protagonisten. Der war mir dann doch mindestens einmal zu viel "benebelt".

Ansonsten bin ich schon gespannt, was Paul Schwartzmüller in möglicherweise weiteren Bänden noch erleben wird und empfehle das Buch allen, die keine Hochzahl an Opfern brauchen und ein wenig im Kopf nach Siebenbürgen reisen möchten.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Mit allen Sinnen lernen

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Mir hat das Cover gefallen und nach dem Studieren der Inhaltsbeschreibung wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Sehr schön finde ich den kleinen Stammbaum der Familie Lamprecht zu Beginn des Buches. So ...

Mir hat das Cover gefallen und nach dem Studieren der Inhaltsbeschreibung wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Sehr schön finde ich den kleinen Stammbaum der Familie Lamprecht zu Beginn des Buches. So kann man immer mal kurz nachschauen, wo besonders "die Kinder" einzuordnen sind.

Erst kurz vor dem Lesen ist mir bewusst geworden, dass "Cäcilias Traum" bereits der zweite Band vom Gut Erlensee ist. Aber ich kann vorweg nehmen, dass man die Handlung auch ohne Kenntnisse versteht und nachvollziehen kann.

Hier geht es nun also um Cäcilie Herringer, die gerade ihre Ausbildung zur Lehrerin abschließen konnte. Wir befinden uns in der Nähe von Kiel in den 1920er Jahren, da bedeutete dieses noch, dass sie damit auf Ehe und Kinder verzichten musste. Die junge Frau wurde als Halbwaise von ihrem Patenonkel Hermann Lamprecht und des Familie aufgenommen.

Die Autorin Juliana Weinberg schreibt in einem angenehmen, flüssig zu lesenden und ausgesprochen bildhaften Stil. Die Figuren sind gut und detailliert charakterisiert, wobei mir Cäcilia von Anfang an ausgesprochen liebenswert erschienen ist. Manches Mal hätte ich sie tröstend in den Arm nehmen können. Das trifft auf den jungen Physiker Jakob Kaltenbrunner ebenfalls zu.
Auch die anderen Personen konnte ich mir direkt vorstellen.

Die Geschichte, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs spielt, ist ein wenig vorhersehbar. Aber so nachhaltig hat mich das nicht gestört, denn es gab auch einige spannende und dramatische Handlungsstränge.

Insgesamt ist das Buch eine gelungene Unterhaltung für verregnete Nachmittage mit einer guten Tasse Tee. Manchmal braucht es dann genau diese Art von Literatur. Und so kann ich "Cäcilias Erbe" auf jeden Fall weiter empfehlen. Ich werde gerne den in 2023 erscheinenden dritten Teil lesen und mir möglicherweise auch den ersten Band " Margaretas Traum" gönnen.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Marlene und Emma in Tagen des Lichts

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Unverkennbar. Das Cover von "Tage des Lichts" zeigt sofort, dieses Buch gehört zur Reihe der Kinderklinik Weißensee. So einen Wiedererkennungswert finde ich gut. Und mir gefällt außerdem, dass es nun einen ...

Unverkennbar. Das Cover von "Tage des Lichts" zeigt sofort, dieses Buch gehört zur Reihe der Kinderklinik Weißensee. So einen Wiedererkennungswert finde ich gut. Und mir gefällt außerdem, dass es nun einen dritten Band gibt.

Wir begeben uns in die Jahre 1929 und 1930, natürlich mit den beiden Schwestern Marlene und Emma.
Marlene ist Kinderärztin und mit dem Klinikdirektor Maximilian von Weilert verheiratet.
Emma ist mittlerweile Oberschwester geworden und hat neben ihrem Sohn Theodor mit ihrem Mann Kurt eine Tochter namens Lissi.

Auch ein paar andere "alte Bekannte" tauchen in diesem Buch wieder auf. So richtig gefreut habe ich mich über Willy Pinke, den ehemaligen Pförtner mit dem Herz am richtigen Platz.

Ein großes Thema in diesem Buch ist neben dem Freud und Leid der Protagonistinnen die Entdeckung des Penicillins. Mutig gehen Marlene und Professor Czerny diesem Antibiotikum eine Chance. Das ist gut recherchiert dargestellt.
Auch sonst trifft die Autorin gut die Zeit am Ende der Weimarer Republik und dem Aufsteigen der NSDAP.
Schon etwas schlucken musste ich bei den Parallelen zu der heutigen Zeit in Sachen Inflation, hohen Energiekosten und der allgemeinen täglichen Unsicherheit.

Der Sprachstil ist wieder sehr bild- und lebhaft und macht so wirklich Lesespaß. Ein paar Längen haben sich in diesem Buch eingeschlichen und das Ende finde ich persönlich etwas zu übertrieben glücklich, aber die 487 Seiten bieten eine ausgesprochen angenehme Unterhaltung.

Wer gerne historische Tatsachen eingebettet in eine fiktive Geschichte liest, wird hier bestens bedient.
Ich habe alle drei Bände gelesen und würde das auch so empfehlen, auch wenn man sicher "Tage des Lichts" auch ohne diese Vorkenntnisse lesen kann.

Ich vergebe gerne 4 Sterne und freue mich schon auf den vierten Band, auch wenn ich da noch bis zum Februar 2024 warten muss.

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