Profilbild von Bibliomarie

Bibliomarie

Lesejury Star
offline

Bibliomarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibliomarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2017

Lasst Fäuste sprechen

Champagnerblut
0

Mads Madsen, Kriminalrat aus Hamburg, braucht nach einem traumatischen Erlebnis einen Neustart. Er lässt sich vom Hamburger Kiez an den Starnberger See versetzen.
Dort wartet schon vor seinem Amtsantritt ...

Mads Madsen, Kriminalrat aus Hamburg, braucht nach einem traumatischen Erlebnis einen Neustart. Er lässt sich vom Hamburger Kiez an den Starnberger See versetzen.
Dort wartet schon vor seinem Amtsantritt eine Leiche auf ihn. Aus dem See gezogen wurde ein polnischer Bauarbeiter, ein Schrank von Mann, martialisch tätowiert und offensichtlich totgeprügelt.
Seine Spurensuche führt zu reichen Bauherren, zwielichtigen Bauunternehmern und schweigsamen Polen und schönen Frauen.
Der Krimi ist ein Debütroman, der Autor – aus der Werbebranche – kann mit Sprache umgehen. Er schreibt witzig und sprüht vor Einfällen. Leider lässt er nun auch kein Klischee aus. Der Hamburger Mads trägt Biker Klamotten und kommt auf einer Fat Boy angefahren. Er hat früher geboxt und das sieht man ihm auch an. Sein Kollege aus Starnberg ist adliger Abstammung, aber vom Vater enterbt, da er nicht nur schwul ist, sondern auch noch zur Polizei gegangen ist. Die Reichen und Schönen sind reicher und schöner, als man es je hörte. Die Frauen nur auf Sex aus und geliftet.
Der Fall war eigentlich leicht zu durchschauen, schon früh werden die Spuren gelegt und ein aufmerksamer Leser weiß gleich, wohin die Lösung geht. Trotzdem kann man sich gut unterhalten. Die Protangonisten haben Potenzial, vielleicht beim nächsten Band mit weniger totgerittenen Gags.

Veröffentlicht am 28.01.2017

Abspann

Zehn Tage im Februar
0

Die Frau, einen Namen erfährt man nicht, taumelt unverbindlich und ziellos durch ihr Leben. Beziehungen überlässt sie dem Zufall, sie nimmt, was das Angebot hergibt.

Der Zufall lässt sie ihre Leidenschaft ...

Die Frau, einen Namen erfährt man nicht, taumelt unverbindlich und ziellos durch ihr Leben. Beziehungen überlässt sie dem Zufall, sie nimmt, was das Angebot hergibt.

Der Zufall lässt sie ihre Leidenschaft für Film und Kino entdecken und führt zu einer kurzen Begegnung mit der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion, die ihr Leitstern wird. Jahre später lebt sie mit dem Mann zusammen, auch hier kein Name, es ist auch nicht entscheidend, denn er wird nie eine wesentliche Rolle in ihrer Gefühlswelt spielen. Sie ist inzwischen auch beruflich dem Kino eng verbunden. Die Berlinale steht an, Jane Campion wird dabei sein, ein wichtiger Termin in ihrem Leben.

Der Mann verlässt sie für 10 Tage – es ist besser für uns beide – so schreibt er in einer kurzen Notiz.
Diese 10 Tage begleite ich die Frau durch ihr Leben und ihre Erinnerungen, ohne ihr nahe zu kommen. Sie bleibt eine Randfigur, wie eine der Personen, die im Filmabspann immer ganz zum Schluss kommen. Ich lese das Buch und warte immer darauf, dass mein Kopfkino Bilder produziert, aber vergeblich. Hin und wieder ein Satz, an dem ich verweile, aber das war’s auch schon.

Ein ungewöhnliches, flüchtiges Buch, die Frau und ihre Gefühlswelt flimmern an mir vorbei ohne tieferen Eindruck zu hinterlassen.

Veröffentlicht am 24.01.2017

Südstaatenkrimi

Cottoncrest
1

Cottoncrest – ein altes Herrenhaus in Louisiana auf dem ein Fluch liegt. So erzählen es jedenfalls genüsslich die Führer, die Touristen durch das Haus lotsen und auf die blutbefleckten Stufen hinweisen, ...

Cottoncrest – ein altes Herrenhaus in Louisiana auf dem ein Fluch liegt. So erzählen es jedenfalls genüsslich die Führer, die Touristen durch das Haus lotsen und auf die blutbefleckten Stufen hinweisen, aber was geschah wirklich 1893 als Judge Augustine mit seiner blutjungen, schönen Frau tot auf der Treppe gefunden wurde. Hat der Plantagenbesitzer zuerst seine Frau und dann sich selbst getötet?
Ein Südstaatenkrimi, dessen Handlung in der Gegenwart erzählt wird und auf Ereignisse Ende des 19. Jahrhunderts zurückblickt. Eine vielschichtige Handlung um einen jüdischen fahrenden Händler, um Sklaven, deren Schicksal mit der Familie verwoben ist und die viel mehr wissen, als sie preisgeben. Das hätte eine farbige spannende Geschichte ergeben können, aber so ganz hat sie mich nicht gefesselt. Die verschiedenen Handlungsstränge driften zu sehr auseinander und ausgerechnet die Figur, die mich am meisten faszinierte – Jake Gold – bleibt viel zu sehr im Hintergrund. Etwas mehr Exotik und ein nicht ganz so spröder Erzählton hätten dem Roman sehr gut getan.
So zog sich für mich die Lektüre in die Länge und die erwartete Spannung ist ausgeblieben.

Veröffentlicht am 02.01.2017

Pendelt unentschieden zwischen den Genres

Das Geheimnis der Schneekirsche
0

Das Geheimnis der Schneekirsche ist deren Zähigkeit auch unter widrigsten Umständen zu überleben. Insofern passt der Titel gut zur Hauptfigur Selma, die mit Zähigkeit, Mut und Menschlichkeit viele Hindernisse ...

Das Geheimnis der Schneekirsche ist deren Zähigkeit auch unter widrigsten Umständen zu überleben. Insofern passt der Titel gut zur Hauptfigur Selma, die mit Zähigkeit, Mut und Menschlichkeit viele Hindernisse in ihrem Lebensweg überwinden muss.

Dieser historische Roman ist im China ab 1913 angesiedelt und zwar zur Zeit der deutschen Verwaltung in der Hafenstadt Tsingtau, einem Stützpunkt der kaiserlichen Marine. Interessanterweise hat die Autorin aus den Erinnerungen ihrer Vorfahren schöpfen können. Das ist auch die Stärke dieses Romans, ein Einblick in ein Kolonialgebiet, das fast ganz aus dem Gedächtnis verschwunden ist. Wie sich die deutschen Kaufleute und Militärs ein kleines Stück wilhelminische Biederkeit in China erschaffen haben, klingt in manchen Begebenheiten an. (Einkochwettbewerb, Frau Minger in der deutschen Schule uvm) Sehr interessant fand ich auch die Schilderung der Lage der deutschen Bewohner nach Ausbruch des 1. Weltkriegs.

Die versprochene sinnliche Liebesgeschichte habe ich bis zum Ende des Romans vergeblich gesucht. Überhaupt waren mir die Personen über lange Strecken einfach fremd und zu oberflächlich angelegt. Die geschilderten Charakterzeichnungen änderten sich manchmal von Kapitel zu Kapitel. Tante Mireille zum Beispiel ist mal die kapriziöse, schon überzeichnete komische Alte mit fatalem Hang zu Likör, um dann plötzlich zur patenten Hausfrau zu mutieren. Figuren und Verwicklungen, die theatralisch eingeführt worden (Gödecke, Komaanfall, versteckte Briefe, ) versanden in der Geschichte.

Für mich war die Geschichte leider nicht aus einem Guss, es pendelte zwischen historischem Gesellschaftsroman und Familiendrama und Liebesgeschichte und konnte letztlich keinem Thema gerecht werden. Ich habe das sehr bedauert, denn gerade in den Szenen um Selma in Berlin und in China sind der Autorin sehr schöne Genrebeschreibungen gelungen, von denen ich wirklich gern mehr gelesen hätte.


Veröffentlicht am 31.12.2016

Nett und unaufgeregt

Elsässer Sünden
0

Major Jules Gabin lebt nun schon einige Monate im beschaulichen Elsässer Städtchen Rebenheim. Aber so ganz ist er noch nicht angekommen, obwohl er schon einen Fall erfolgreich abschließen konnte. Seine ...

Major Jules Gabin lebt nun schon einige Monate im beschaulichen Elsässer Städtchen Rebenheim. Aber so ganz ist er noch nicht angekommen, obwohl er schon einen Fall erfolgreich abschließen konnte. Seine Freundin Lilou denkt nicht daran, Royan zu verlassen und auch ihm fehlt die Küste.
Seit einigen Monaten schon treibt ein Feuerteufel in der Umgebung sein Unwesen, bislang blieb es bei abgefackelten Scheunen und leeren Häusern, aber nun brennt ein Altstadthaus und ein Toter ist zu beklagen. Unfall oder Mord? Was ist mit Bernadette, der ehemaligen Weinkönigin, die nach einem Unfall verunstaltet ist, der Tote war einer der Unfallbeteiligten, aber ihr Alibi scheint hieb-und stichfest.
Der Krimi folgt dem bekannten Rezept: Ein Drittel schöne französische Urlaubsregion, ein Drittel kulinarische Besonderheiten und ein Drittel Ermittlung, dazwischen ziehen sich noch einige amouröse Verwicklungen, denn Lilou will zu Besuch kommen und der Flirt Gabins mit der attraktiven Staatsanwältin ist auch nicht ganz harmlos.
Das liest sich nett und unaufgeregt, aber nicht unbedingt spannend oder neu. Es gibt schon zu viele dieser Krimis, die sich an das Erfolgsrezept angehängt haben und die „Elsässer Sünden“ sind nicht grade das gelungenste Beispiel. Aber es ist solide konzipiert und wenn man das Elsass kennt, kann man gern in Erinnerungen schwelgen