Platzhalter für Profilbild

Buecheraxt

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Buecheraxt ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecheraxt über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2023

Schonungslos und emotional

Unsichtbar
0

Der namenlose Protagonist ist eigentlich ein ganz normaler Junge: Er hat ein paar Freunde, ist fleißig in der Schule, liebt seine kleiner Schwester Luna abgöttisch und ist heimlich in Kiri verliebt. Alles ...

Der namenlose Protagonist ist eigentlich ein ganz normaler Junge: Er hat ein paar Freunde, ist fleißig in der Schule, liebt seine kleiner Schwester Luna abgöttisch und ist heimlich in Kiri verliebt. Alles verändert sich, als er eines Tages zu einem Mitschüler Nein sagt, als dieser ihn bittet, abschreiben zu dürfen. Ab dann wird er in der Schule gemobbt. Doch eines Tages bemerkt er, dass er sich Unsichtbar machen kann. Wie sonst könnte man denn erklären, dass niemand ihn sieht, während er drangsaliert wird?

Auf Vorablesen.de habe ich die Leseprobe des Buches gelesen. Diese hat mich direkt in ihren Bann gezogen, denn ich glaube, wir alle wissen, wie gemein Kinder sein können. Es ist nur ein ganz kleiner Moment, der die Geschehnisse ins Rollen bringt. Und dann passiert das, was man aus seiner eigenen Schulzeit vielleicht auch kennt: Schlägt man sich auf die Seite des Opfers und riskiert, auch ins Visier der Peiniger zu geraten oder schaut man einfach weg? Wenigstens ärgert man ja nicht mit! Eindrucksvoll zeigt der Autor, was Gruppenzwang Sich-dazugehörig-Fühlen usw. in einem auslösen. Eigentlich sind es nur 3, 4 Personen, die ihn mobben, doch ausgeschlossen fühlt er sich von fast allen.

Der Protagonist, Fan von Superhelden, flüchtet sich in die Fantasie, Superkräfte zu haben: Schnell wie der Wind läuft er von Zuhause zur Schule und zurück, damit ihm niemand auflauern kann, er kann unter Wasser atmen - praktisch, wenn der Kopf in der Kloschüssel hängt, und er kann sich unsichtbar machen. Er glaubt vor allem an die letzte Kraft felsenfest; denn wenn er sich nicht unsichtbar machen könnte, würde das ja behaupten, dass die Menschen einfach wegschauen würden.

Der Roman hat mich an den unterschiedlichsten Stellen sehr getroffen und mir häufig die Tränen in die Augen getrieben. Der Erzählstil aus der Sicht des Jungen ist oftmals jung und naiv gehalten, was zu ihm passt, aber genau das trifft dann umso mehr. Wieso muss ein so junges Wesen so viel Leid erfahren? Auch die Beweggründe des Peinigers MM werden näher beleuchtet. Es wird nicht versucht, seine Taten zu entschuldigen, aber auch nicht, ihn als absoluten Bösewicht darzustellen.

Ich habe keinerlei Mängel an diesem Buch und hoffe, dass weitere Romane von Moreno ins Deutsche übersetzt werden (dies war der 1.).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2023

Frische High Fantasy

Aura von Thalos
0

Aura wird eines Tages als Sklavin verkauft an einen der berüchtigten Krieger, die an den Landesgrenzen die Menschheit verteidigen. Dieser nimmt sie mit zum Pass, der Schwelle zum Reich der Kreaturen. Hier ...

Aura wird eines Tages als Sklavin verkauft an einen der berüchtigten Krieger, die an den Landesgrenzen die Menschheit verteidigen. Dieser nimmt sie mit zum Pass, der Schwelle zum Reich der Kreaturen. Hier soll sie herausfinden, was es mit diesen mysteriösen Wesen auf sich hat, die in aller Regelmäßigkeit das Land der Menschen angreifen. Schnell merkt sie, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern zahlreiche Graustufen dazwischen und dass die Kreaturen nicht grundlos das Land angreifen


Die Autorin schafft eine Fantasy-Welt, die viel Neues bietet. Die Krieger und ihre Diener erhalten merkwürdige neblige Masken, die sie vor der giftigen Luft des Anderen Landes schützen, und die Kreaturen scheinen den Menschen verwandter zu sein, als es anfangs den Anschein hat. Indem wir nicht die typischen Fantasywesen wie Trolle oder Vampire haben, ist die Welt sehr erfrischend und man weiß nie, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet.
Die wichtigsten Charaktere sind alle so weit ausgestaltet und detailreich, dass man das Gefühl hat, sie so richtig kennenzulernen. Besonders gefallen hat mir da die Protagonistin Aura, die oftmals gegen den Strom schwimmt und damit lustige Momente kreiert. Aber auch ihre Mitsklaven haben eine schwere Vergangenheit und mich mehr als einmal zum Schlucken gebracht. Meine Lieblingsfiguren sind die beiden Zwillinge Tomkin und Samkin, welche eine gewisse Unbeschwertheit in manche Situationen bringen und einfach Spaß machen.
Doch am positivsten ist mir der Schreibstil aufgefallen: Vor allem die wirklich dramatischen und blutigen Szenen waren einfach so atmosphärisch, dass alle Sinne angesprochen wurden (was nicht immer von Vorteil ist!).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2023

Konnte es kaum aus der Hand legen

Kirschroter Sommer
0

Emely ist überglücklich, als ihre beste Freundin Alex von München nach Berlin zieht. Nach den drei getrennten Jahren haben sie einiges aufzuholen, doch leider nervt dabei Alex' Bruder Elyas, dem gegenüber ...

Emely ist überglücklich, als ihre beste Freundin Alex von München nach Berlin zieht. Nach den drei getrennten Jahren haben sie einiges aufzuholen, doch leider nervt dabei Alex' Bruder Elyas, dem gegenüber Emely eine starke Abneigung hegt. Sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit, in der alles schief gelaufen ist, und Emely hat daher keinerlei Interesse an seinen Annäherungsversuchen. Oder doch? Gleichzeitig erweicht ein anonymer E-Mail-Schreiber namens Luca ihr das Herz. Er ist so viel anders als Elyas, aber wie sehr kann sie Jemandem ohne Gesicht vertrauen?

Kirschroter Sommer hat mich völlig umgehauen und im Sturm erobert. Es ist nicht so sehr die Handlung, welche mich gepackt hat (die ist, wenn wir mal ehrlich sind, seeeeehr vorhersehbar), sondern vor allem der Witz dieses Romans. Ich glaube, ich habe noch nie einen Roman gelesen, bei dem ich so oft laut lachen musste. Die Wortgefechte zwischen Emely und Elyas sind einfach nur amüsant zu lesen und werden nie langweilig. Sie sind erfrischend und situationsgerecht. Ich fragte mich beim Lesen immer wieder, wie lange die Autorin an den Dialogen gefeilt hat, weil sie manchmal so spitzfindig waren.

Die Handlung ist, wie erwähnt, vorhersehbar und relativ einfach gestrickt. Es gibt ein paar nebensächliche Überraschungen, der Haupterzählstrang liegt aber ziemlich offen. Dass das große Geheimnis erst im zweiten Teil gelüftet wird, fand ich besonders amüsant, weil das definitiv kein Cliffhanger für mich war, und ich denke, dass es den meisten anderen genauso ging.

Besonders ans Herz gewachsen sind mir die Charaktere Elyas und Emely. Das, was da zwischen ihnen abläuft, erschien mir sehr echt. Sie beide fürchten sich, von dem anderen verletzt zu sein, sodass vor allem Emely immer wieder ein paar Schritte rückwärts macht. So ist das Tempo des Romans eher langsam, aber für mich war es genau das Richtige, um die Beziehung so genau wie möglich einzufangen. Ich fand sie absolut glaubwürdig, sodass ich mit ihnen durchweg mitgefiebert und ihnen das Beste gewünscht habe. Zwar kann man manche Reaktionen Emelys als Überreaktion abtun, doch ihr übertriebener Abwehrmechanismus wurde zur Genüge thematisiert, und deshalb war es angemessen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2023

Thriller und Ratgeber in einem

Achtsam morden
0

Björn Diemel arbeitet als Anwalt in der Wirtschaft und betreut dort den Mafioso Dragan. Dabei muss er auch regelmäßig moralisch fragwürdige Entscheidungen treffen. Kein Wunder also, dass er ständig gestresst ...

Björn Diemel arbeitet als Anwalt in der Wirtschaft und betreut dort den Mafioso Dragan. Dabei muss er auch regelmäßig moralisch fragwürdige Entscheidungen treffen. Kein Wunder also, dass er ständig gestresst ist und es auch im Privatleben nicht besonders gut läuft. Unmotiviert besucht er ein Achtsamkeitsseminar und stellt schnell fest, wie sehr ihm die Ratschläge helfen und dass Mord ein ganz besonderer Akt der Achtsamkeit sein kann.

Ein Achtsamkeitsratgeber und gleichzeitig ein Thriller. Kann das funktionieren? Dusse beweist: Ja, auf jeden Fall!

Nicht nur befolgt der Protagonist viele der Ratschläge der Achtsamkeit, sondern diese werden so anschaulich beschrieben, dass man als Leser unglaublich viel für sich mitnehmen und die Werkzeuge selber anwenden kann. Das hatte ich wirklich nicht erwartet!

Ich-Erzähler Björn ist keine besonders sympathische Figur, und auch wenn er viele Ansichten und Verhaltensweisen im Laufe des Romans verändert, würde ich immer noch keinen Kaffee mit ihm trinken wollen. Das tut dem Roman aber kaum Abbruch, da dieser sich durch die vielen skurrilen Handlungen und Gedankengänge trägt. Auch die anderen Charaktere bieten nicht besonders viel Identifikationspotential, vor allem Björns Frau Katharina fand ich meistens unerträglich.

Der Schreibstil hält sich ausgezeichnet die Waage zwischen unglaublich witzig und hilfreichen Tipps.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2023

Keine einfache Lektüre

Der Junge im gestreiften Pyjama
0

Der 9-jährige Bruno ist alles andere als begeistert, als er mit seiner Familie von Berlin nach "Aus-Wisch" zieheh muss, weil sich der "Furor" das von Brunos Vater wünscht. Hinter dem Haus entdeckt Bruno ...

Der 9-jährige Bruno ist alles andere als begeistert, als er mit seiner Familie von Berlin nach "Aus-Wisch" zieheh muss, weil sich der "Furor" das von Brunos Vater wünscht. Hinter dem Haus entdeckt Bruno hinter einem riesigen Zaun Baracken und viele Menschen, die einen gestreiften Pyjama tragen. Bruno freundet sich bald mit Schmuel an, dem Jungen auf der anderen Seite.

Ich lese immer sehr gerne Bücher mit ernsten Themen, die aus den unschuldigen Augen eines Kindes geschrieben sind. Der kleine Bruno weiß nicht, was in den Baracken hinter dem Zaun abgeht - er ist sogar enttäuscht darüber, dass auf seiner Seite des Zauns weniger Kinder sind als auf der anderen, und wünscht sich manchmal zu den anderen Kindern zu gehören. Er kennt Worte wie Juden oder Rasse nicht. Umso härter ist es dann, mit dem "Erwachsenenwissen" dieses Buch zu lesen.

Ich hätte mir ein paar Seiten mehr in diesem Buch gewünscht - es dauert relativ lange, bis Bruno Schmuel kennenlernt (ca. die Hälfte des Buches), und vor allem das grauenvolle Finale passiert auf wenigen Seiten (Ja, ich leide gerne :D ).

Aufgrund der Kürze des Romans sind die meisten Charaktere eher kurz gehalten, allerdings gibt es viel zwischen den Zeilen zu lesen und die Figuren machen doch einige Entwicklungen durch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere