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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2020

Bedrückend

American Spy
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…Wie weit US-Behörden und Potentaten gehen würden, nur um ihre Ziele durchzudrücken. Seit den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind immer wieder brutale Fälle der Einmischung in die inneren Angelegenheiten ...

…Wie weit US-Behörden und Potentaten gehen würden, nur um ihre Ziele durchzudrücken. Seit den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind immer wieder brutale Fälle der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder oder direkte Invasionsversuche bekannt geworden. Manchmal war das Unterfangen zum Scheitern verurteilt, siehe die Schweinebucht in Cuba, aber leider waren die US-Bestrebungen von Erfolg gekrönt: Der subversive Eingriff in Chile um den rechtmäßig gewählten Präsidenten Salvador Allende zu stürzen und General Pinochet an die Spitze zu bringen hat anschließend in Chile eine nie dagewesene Diktatur ausgelöst. Oder das Debakel um General Manuel Noriega in Panama. Zuerst baute ihn die CIA auf, verhalfen ihm zur Macht nur um dann Jahre später festzustellen, dass über Panama unter Noriega die größten und häufigsten Drogenimporte in die USA getätigt wurden. Sowas nenne ich Eigentor. Oder sprechen wir von der Rolle die US-Außenminister Henry Kissinger in der Etablierung der Macht und den Menschenrechtsverletzungen der Junta in Argentinien gespielt hat.
Aber diese Einmischungen, Destabilisierungen und im Geheimen unterstützten Putsche geschahen nicht nur in Süd- und Mittelamerika. Jedes Mal, wenn in Afrika ein Bürgerkrieg ausbrach, ein Präsident seines Amtes enthoben wurde, ein Regierungswechsel anstand, hatte die eine oder andere US-Behörde seine schmutzige Hand im Spiel. So auch im ehemaligen Obervolta, das heutige Burkina Faso.
Wilkinsons Roman dreht sich um den Putsch gegen Thomas Sankara, dem amtierenden Präsidenten von Burkina Faso. Gleich nach seiner Machtergreifung hat er ein beispielloses, in Afrika noch nie dagewesenes Programm initiiert, um den allgemeinen Lebensstandard des Landes zu heben. Seine Politik richtete sich gegen den Hunger und die Korruption. So wurden die Luxuslimousinen der Regierungsmitglieder verkauft und der Renault 5 zum offiziellen Staatsfahrzeug erklärt. Impfungen gegen Polio, Meningitis und Masern wurden durchgeführt, Analphabetismus bekämpft und, vor allem, die Rolle der Frau gestärkt. Die pharaonische Beschneidung der Frau wurde verboten, in seiner Regierung waren so viele Frauen vertreten, wie in keinem anderen afrikanischen Land, sogar ein Teil der Nationalgarde bestand aus Frauen. Polygamie wurde nun offiziell verurteilt, Verhütung propagiert.
Sankara bekämpfte durch Wiederaufforstung die fortschreitende Desertifikation seines Landes als Teil des Projektes „Afrikas Grüne Mauer im AHWL: Thomas Sankara weigerte sich, die ausländischen Staatsschulden seines Landes an die reichen Länder des Westens zurück zu zahlen. Spätestens jetzt kam die CIA auf den Plan. Seine Maßnahmen und Projekte ließen ihn zu sehr zur Lichtgestalt werden, also wurden heimlich Hetzkampagnen und andere Maßnahmen ergriffen, um Thomas Sankara in ein schlechtes Licht zu setzen, ihn zu diskreditieren. Unter anderem sollte eine junge afroamerikanische Frau auf ihn angesetzt werden, in einer geheimen Liebesbeziehung, die mittels Fotos publik gemacht werden sollte und anschließend seine Ermordung legitimieren sollte. Doch im Buch versucht die Spionin die Seiten zu wechseln, Sankara zu warnen. Doch es ist zu spät. Sie kann den Lauf der Geschichte nicht mehr aufhalten, auch wenn ihre Beziehung zum Präsidenten nicht mehr publik wird. Thomas Sankara wird getötet, Blaise Compaore sein Freund und Weggefährte wird zu Verräter an Sankara und der gemeinsamen Sache und folgt ihm im Amt. Im Roman wird nun nicht mehr die Geschichte von Burkina Faso verfolgt, sondern der Werdegang der jungen Frau. Als eines Nachts einen Anschlag i ihrem Haus auf sie ausgeübt wird, den sie jedoch vereiteln kann, flieht sie mit ihren beiden Söhnen, Zwillinge aus der kurzzeitigen Verbindung mit Thomas Sankara, nach Martinique zu ihrer Mutter. Sie weiß genau, wer hinter dem Anschlag steckt, auch wenn sie der Polizei gegenüber vorgibt nicht zu wissen.
Für die junge Frau ist klar, solange der Drahtzieher, der hinter dem Anschlag steckt, noch lebt, werden sie und vor allem ihre Söhne nie in Sicherheit leben können. Der Roman hat ein offenes Ende. Sie bricht auf nach Afrika, um alte Rechnungen zu schließen. Ob sie lebend zurückkehren wird, ist ungewiss, aber das ist sie ihren Söhnen schuldig.
Einfacher Stil, teilweise schon fast an einen Bericht erinnernd, werden die Ereignisse von Oktober 1987 geschildert, ihr Werdegang beim FBI und der CIA, ihr Entschluss für die Sicherheit ihrer Kinder zu kämpfen. Die Sprache gewinnt an Eindringlichkeit und Spannung während ihrer Flucht aus Burkina Faso, die sehr dramatisch verläuft.
Lauren Wilkinson bringt hier ein dunkles Kapitel US-amerikanischer und afrikanischer Geschichte zur Sprache, zeigt unschöne Verwicklungen auf aber auch die Schwierigkeiten die afroamerikanische Frauen noch in den Achtziger Jahren in den USA hatten, beruflich voran zu kommen.
Schönes Buch, ich bin froh es gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

King of Cool

#CrashTag
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Ich habe den Zugang zu diesem Thriller schwer gefunden. Zu viele zu kurze Szenen die noch keinen Zusammenhang erkennen lassen. Aber wenn diese Bilder dann zusammenfinden, dann wird es ein hochinteressanter ...

Ich habe den Zugang zu diesem Thriller schwer gefunden. Zu viele zu kurze Szenen die noch keinen Zusammenhang erkennen lassen. Aber wenn diese Bilder dann zusammenfinden, dann wird es ein hochinteressanter Thriller mit einem sehr explosiven Bezug zu unserer Zeit und den Themen, die uns derzeit beschäftigen. Autonomes Fahren beinhaltet auch sehr genaue GPS-Daten, also auch Überwachung, künstliche Intelligenz, MIOTY (My Internet of Things) um nur ein paar der heutigen Forschungsgebiete zu nennen, die beim Autonomen Fahren mit involviert sind. Wie gesagt, heute noch in der Forschung, wie wird das sein, in ein paar Jahren, wenn die Forschung dann flächendeckend angewandt wird?
Und einige dieser Themen werden dann im Thriller auch gestreift. Ferngesteuerte Autos oder Hubschrauber, GPS Bestimmung über tausende von Kilometern hinweg, um zwei zu nennen.
Die einzelnen wie abgehackt wirkenden Szenen, die ich eingangs erwähnte, verdichten sich zusehends, die Spannung steigt, die Schauplätze der Handlung verlagern sich mal von der französischen Riviera zu den USA, nach Bangkok und Vietnam. Und immer wieder Frankfurt wo ein Fahrrad fahrender Reporter der Vintage Autos liebt, nicht glauben kann, dass Straßenklassiker wie Lamborghini oder Porsche dermaßen schreckliche Unfälle verursachen können mit tödlichen Ausgang. Und so kommt unser Reporter einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur.
Und so bewahrheitet sich wieder einmal der Spruch, dass die besten Erfindungen nur so gut sind, wie die Menschen sind, denen sie in die Hände geraten.
Fritz Graber liebt nicht nur alte Autos, er hat auch eine große Schwäche für Steve McQueen. Seine Bewunderung geht so weit, dass er Zwiegespräche mit dem verstorbenen King of Cool hält. Diese Szenen habe ich besonders geliebt. Ist nämlich das Buch in einem flotten, vorwärts treibenden Spannung geladenen Stil geschrieben, sind diese Szenen lakonisch, ruhig, zurückgenommen, eben so cool wie Steve selber sie gesprochen hätte.

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Veröffentlicht am 03.07.2020

Fettnäpfchen sind was Feines, wenn andere in sie hineinstampfen

Fettnäpfchenführer China
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In diesem Buch werden mögliche Fettnäpfchen beschrieben, in die Europäer treten können, wenn sie China außerhalb der touristischen Pfade besuchen und mit den Chinesen in Verbindung treten.
Als man in ...

In diesem Buch werden mögliche Fettnäpfchen beschrieben, in die Europäer treten können, wenn sie China außerhalb der touristischen Pfade besuchen und mit den Chinesen in Verbindung treten.
Als man in Europa noch quasi auf den Bäumen lebte, blühte die wunderbare Zivilisation Chinas schon auf. Wer auf eine solch alte Kultur und Tradition zurückblickt, hat natürlich auch die entsprechenden Regeln des Zusammenlebens entwickelt. Europäer übertreten oft ungewollt und für Chinesen peinlich bis schmerzhaft diese Regeln. Zum Beispiel gleich beim ersten Kennenlernen einen Menschen umarmen, oder gelbe Tulpen einer Frau schenken – das sind „Todesblumen“, die schenkt man nie und nimmer der Mutter seiner Angebetenen. Gleichermaßen ungehörig ist es eine Visitenkarte, die man von einem Chinesen erhält, achtlos in die Tasche zu stecken. Und bei einer Karaoke Party muss gesungen werden, egal ob die Gläser dabei zerspringen.
Interessant fand ich das Auftreten der sogenannten Nachbarschaftskomitees, die sich in das Privatleben aller einmischen können. Wer ihnen nicht bereitwillig die oft indiskreten Fragen beantwortet, macht sich verdächtig und kann sogar den Behörden gemeldet werden.
Außer den Faux Pas spricht das Buch aber auch ernste Probleme Chinas an: die ein-Kind-Politik und seine demografischen und politischen Folgen, die Versorgung der Bevölkerung, die fehlende soziale Absicherung, die Korruption, Mangel an bezahlbaren Wohnungen, die Landflucht. Dadurch gewinnt das Buch einen ernsten Hintergrund, auch wenn vordergründig viele Anekdoten erzählt werden. So durften z.B. nach der Inbetriebnahme 1969 der ersten U-Bahn in Peking lange Jahre nur die Parteifunktionäre und Staatsbedienstete die U-Bahn benützen. Das gemeine Volk erst 1977.
Fazit: ein unterhaltsames Buch das uns eine fremde Welt näher bringt.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Hochspannung mit kleinen Abstrichen

Der Knochengarten
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Ein Krimi, Thriller und Psychodrama zugleich. Hoch spannend, noch bevor wir in der eigentlichen Handlung drin sind. Die beiden Hauptermittler getrennt und aus dem Polizeidienst ausgetreten, die Mitarbeiter ...

Ein Krimi, Thriller und Psychodrama zugleich. Hoch spannend, noch bevor wir in der eigentlichen Handlung drin sind. Die beiden Hauptermittler getrennt und aus dem Polizeidienst ausgetreten, die Mitarbeiter ihres Teams bei der Polizei verunsichert, und da rollt, laut Klappentext ein schwerer Fall auf die Ermittler zu.
Dabei wird dies zum Krimi auf mehreren Ebenen: erstens einmal die Mädchenleichen im Klostergarten, dann werden in der Nähe andere Leichen gefunden. Nicht gerade einfach für das Major Incident Team das nun unter neuer (und nicht gerade hochkompetenter Führung) die Ermittlungen aufnehmen muss. Die nächste Ebene des Buches handelt um Carol Jordan die ihr Alkoholproblem bekämpft und einem Anlagenbetrüger auf die Spur kommt. So ganz nebenbei hilft sie auch einen unschuldig Verurteilten aus dem Gefängnis zu befreien. Die nächste Ebene ist Tony Hill, der brillante Profiler, der zu 4 Jahren Haft verurteilt wurde und nun seine Haftstrafe absitzt, an seinem Buch schreibt und versucht im Gefängnis seinen Mithäftlingen nützlich zu sein. Dass er nicht einmal im Knast Ruhe vor seiner grässlichen Mutter hat, ist sein Pech.
Das Buch ist spannend und zügig geschrieben. Als kleinen Störfaktor empfand ich allerdings zu Anfang jeden Kapitels die Zitate aus Tony Hills Buch, die nicht immer zum darauffolgenden Kapitel zu passen schienen.
Und gegen Ende flachte das Buch gewaltig ab. Als ob die Luft raus wäre oder McDermid nur eine bestimmte Zahl von Seiten schreiben durfte und das Pensum ist nun erfüllt. Zwischen Carol und Tony herrscht lauter Friede Freude Eierkuchen, obwohl wir nicht wissen wer und warum Tony im gefängnis so lebensgefährlich verletzt hat; Paula wird vom Dienst im Major Incident Team suspendiert, obwohl sie den Fall eigentlich gelöst hat und ohne Aussicht zu dieser Truppe zurückkehren zu dürfen.
Highly unsatisfactory, I must say.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Mädels, aufgepasst, dies ist was für uns

Love factually (Knitting in the City 1)
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Lassen wir Stil und Niveau beiseite, manchmal muss es einfach klarer Schund sein, ins Märchenhafte verzerrt. Und außerdem, wo hört Kunst auf? Wo beginnt Kitsch? Die Debatte ist so alt wie die Literatur ...

Lassen wir Stil und Niveau beiseite, manchmal muss es einfach klarer Schund sein, ins Märchenhafte verzerrt. Und außerdem, wo hört Kunst auf? Wo beginnt Kitsch? Die Debatte ist so alt wie die Literatur selbst. In urbanen Märchen reitet der Prinz nicht mehr durch den Wald sondern leitet ein Wirtschaftsimperium und ist trotzdem jeden Abend pünktlich daheim zum Suppe fassen und Dienstreisen werden mindestens eine Woche vorher angekündigt. OK, der Hauptheld glitzert zwar nicht in der Sonne, noch kann er einen Helikopter steuern, aber ansonsten steht er den modernen Märchenprinzen in nichts nach. Und sie? Die Hauptheldin ist eine etwas schrullige, schräge, aber sehr liebenswerte hoch intelligente junge Frau, mit dem Zeug zur echten Prinzessin: Am gleichen Tag Freund weg, Job weg, Wohnung weg und ihre Lieblingsbluse befleckt. Sie ist also praktisch am Boden. Und sie? Was macht sie? Rappelt sich vom Boden auf, rückt ihr Krönchen zurecht und wartet auf ihr Einhorn. Ja, nicht wirklich, aber so in etwa. Mädels, ihr könnt dieses Buch getrost lesen, wenn Ihr mal Ablenkung braucht, wenn Ihr mal der Tristesse entkommen wollt, wenn Ihr noch an Einhörner und wahre Liebe glaubt!

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