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Veröffentlicht am 25.10.2022

Interessantes Ermittlerduo - aber langatmige Ermittlungen

Hinter der Dunkelheit
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Ein neues Ermittlerduo, das durchaus viel Potential hat: Da ist der charismatische Kriminalpsychologe Jan de Bruyn. Ruhig, besonnen, analytisch. Und da ist die Kriminalhauptkommissarin Hanna Will. Eher ...

Ein neues Ermittlerduo, das durchaus viel Potential hat: Da ist der charismatische Kriminalpsychologe Jan de Bruyn. Ruhig, besonnen, analytisch. Und da ist die Kriminalhauptkommissarin Hanna Will. Eher eine Einzelgängerin mit wenig Geduld aber vielen Erfolgen. Als beide (eher zufälligerweise) einen Banküberfall gemeinsam glücklich beenden, werden sie als Ermittlerteam für besondere Fälle beim LKA Niedersachsen eingesetzt. Ihr erster gemeinsamer Fall ist eine Vergewaltigung mit Todesfolge im Alten Land. Es gibt Parallelen zu vorherigen Fällen und weitere Morde sollen verhindert werden,. Also nehmen die beiden die Ermittlungen auf und kommen sich am Anfang ganz schon in die Quere. Zu unterschiedlich. Aber irgendwie raufen sie sich doch zusammen, fahren in Hannas Wohnmobile durch die Gegend und überschreiten auch schon einmal ihre Kompetenzen. Als die Tendenz feststeht und man als Leser:in ziemlich sicher ist, dass nun der Täter feststeht, ist noch ganz viel Buch übrig..... und dann wird es recht langatmig. Zwar gibt es noch unerwartete Wendungen. Aber: Die Ermittlungsarbeit zieht sich und zieht sich. Wahrscheinlich recht realistisch und durchaus gut und solide erzählt. Aber beim Lesen doch etwas langweilig. Einzig die persönliche Beziehung der beiden unterschiedlichen Ermittlertypen und der private Hintergrund von Hanna und Jan (die aber längst nicht aus erzählt werden, es soll ja weitere Bände geben) haben mich noch bei der Stange gehalten. Ob ich wirklich bereit bin, noch mehr Bände zu lesen, bloß um zu wissen, wie es mit den beiden weitergeht? Ich glaube, eher nicht.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Über das Zurechtkommen und über das Scheitern nach dem Krieg

Wenn wir heimkehren
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Auf fast 600 Seiten erzählt die Autorin die Geschichte von Margot und Willi, von ihren Familien und von ihren Erlebnissen vor, während und nach dem 2. Weltkrieg. Es sind Geschichten, wie es sie wohl viele ...

Auf fast 600 Seiten erzählt die Autorin die Geschichte von Margot und Willi, von ihren Familien und von ihren Erlebnissen vor, während und nach dem 2. Weltkrieg. Es sind Geschichten, wie es sie wohl viele so oder so ähnlich gibt. Die Traumatisierungen der Soldaten, die aus dem Krieg heimkehren. Die neuen Lebensumstände für Familien, die vor und im Krieg begütert waren und dann plötzlich nicht mehr. Die Rolle der Frau, die zumeist als Anhängsel des Mannes gesehen wird. Der langsam wachsende Wohlstand nach dem Krieg, der Wiederaufbau und die neue Generation, die heranwächst und alles hinterfragt.

Es hat mir durchaus Freude bereit, das alles zu lesen. Vor allem, da die Geschichte von Margot und Willi alles andere als in geordneten Bahnen verläuft. Sie lernen sich 1952 kennen und fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Aber beide sind nicht so richtig frei füreinander und irgendwie passt es immer nicht, bis...... nun, jedenfalls gibt es reichlich Verwicklungen und dann gibt es noch die Rückblicke, die mehr über Margot erzählen und ihre Geschichte etwas erläutern.

Allerdings kamen mir die Figuren nicht so richtig nahe. Willi vielleicht - er erinnert an viele Opas, die man selbst so hatte. Margot dagegen ist schon eine Sache für sich. Und insgesamt ist es so, dass viel zu viel erzählt wird. Viele zu viele Geschichten, die zwar einzeln ganz nett oder sogar witzig sind, das Gesamtbild aber irgendwann aus dem Blick verlieren. Wenn ich nicht gerade Urlaub und viel Zeit gehabt hätte, wäre ich sicherlich irgendwann genervt gewesen.

Denn ein literarisches Kunstwerk - das ist das Buch nicht. Es wird einfach nur erzählt, wie in einem Aufsatz. Einem langen Aufsatz. Ohne Schwerpunkte. Und das ist für mich ein Manko. Denn es ist m.E. Aufgabe der Literatur, Texte gut zu strukturieren, Schwerpunkte zu setzen und ein Gesamtbild zu schaffen, dass eine Aussage oder zumindest Denkanreize gibt. All dies geschieht hier nicht. Hier wurde nur geschrieben, erzählt. Hübsche Anekdoten zwischendurch (so mit Ausflug zum Drachenfels mit Auto ohne Führerschein...) aber ein rundes Literaturerlebnis wird das Buch dadurch nicht. Auch die vielen vielen Liedtexte, die als Stilmittel eingesetzt wurden, haben mich irgendwann nur noch genervt.

Fazit: 200 Seiten weniger hätten dem Buch gut getan. Dazu eine Straffung der Handlung auf die Schwerpunkte.

Vielleicht geschah dies nicht, weil das Buch auf Grundlage autobiographischer Familiengeschichten geschrieben wurde und die Autorin einfach zu nah dran war, um den nötigen Abstand zu bekommen und die Geschichte "rund" zu machen? Das könnte sein. Ist auf jeden Fall schade. Großes Potential war da.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Flucht aufs Land ist auch keine Lösung

Solikante Solo
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Solo in Solikante ist auch keine Lösung. So hatte sich das Jann auch nicht vorgestellt, als er das alte Gut im Oderbruch kaufte. Er wollte raus aus der Hektik und dem Gestank der Stadt und wieder neu anfangen. ...

Solo in Solikante ist auch keine Lösung. So hatte sich das Jann auch nicht vorgestellt, als er das alte Gut im Oderbruch kaufte. Er wollte raus aus der Hektik und dem Gestank der Stadt und wieder neu anfangen. Leider hat er darüber die Wünsche seiner Frau Ruth übersehen, die das bunte Leben in Berlin liebt und sich für ihre Tochter wünscht, dass sie die Vielfalt Berlins erleben kann - auch wenn die Mieten immer weiter steigen und sie deshalb inzwischen in einer viel zu kleinen Wohnung leben müssen. Jann und Ruth entzweien sich immer weiter - den Kauf und die (nicht erfolgreiche) Renovierung des Gutes (von Jann als Schloss angesehen...) nehmen sie dabei als Anlass für immer mehr Streit. Dabei lieben die beiden sich doch - und ihre Tochter lieben sie auch - das wird in den Beschreibungen sehr deutlich.

Empfand ich das Buch am Anfang noch als eine Art Sozialkritik (steigende Mieten in Berlin. falsche Vorstellungen vom idyllischen Landleben), so wurde es mir dann im letzten Drittel zu sehr zu einer Art Studie über ein sehr grenzwertiges psychotisches Verhalten. Jann wird paranoid und sieht sich von allem bedroht - Luftwerte, Schweinemastbetriebe, Feinstaub. Er bekommt sein Leben schon lange nicht mehr auf die Reihe - und dann muss er feststellen, das die Landbevölkerung ganz anders tickt, als er denkt. Und Ruth? Sie verzweifelt als alleinerziehende Mutter zwischen Job, krankem Kind und Baustelle im Haus.

Als Fazit sehe ich hier also weniger Sozialkritik (wobei diese im ersten Teil wirklich gelungen ist) als vielmehr eine Studie über eine Generation, die sich weigert, erwachsen zu werden und mit 40 immer noch nicht irgendwo angekommen ist. Der Ausbruch aus dem vermeintlich "spießigen" Landleben der Herkunft ist geglückt - aber mit dem Leben in der Großstadt und den Anforderungen an Geldverdienen, Kinder großziehen und sich den richtigen Platz im Leben suchen - damit scheint man doch überfordert.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Romantik, Erotik und Spannung

Lost Island
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Dieser Roman verbindet eine romantische Liebesgeschichte mit viel Erotik und einem guten Schuss Spannung. Eine unterhaltsame Mischung.

Es beginnt dramatisch mit einem Mord. Hazel ist Medizinstudentin ...

Dieser Roman verbindet eine romantische Liebesgeschichte mit viel Erotik und einem guten Schuss Spannung. Eine unterhaltsame Mischung.

Es beginnt dramatisch mit einem Mord. Hazel ist Medizinstudentin und einzige Augenzeugin. Sie muss also dringend untertauchen - denn der Mörder ist ein korrupter Polizist. Nirgendwo fühlt sie sich sicher. Nach einem Jahr im Untergrund, ohne Zeugnisse - nur mit einem gefälschten Ausweis - ist Hazel ausgelaugt. Sie will sich auf einer kleinen ruhigen Insel vor der Küste erholen. Ein altes, einsam gelegenes Haus, das sie gegen Barzahlung mieten konnte, soll ihr Rückzugsort werden. Gemeinsam mit ihrem Hund will sie dort bei langen Strandspaziergängen entspannen. Doch dann begegnet ihr der attraktive Nick, der sich sofort an ihre Fersen heftet. Auch Hazel findet ihn mehr als interessant - aber: Er ist Polizist! Hazel weiß: Sie darf sich nicht verlieben.

So weit die Ausgangsposition. Natürlich wird sich eine Liebesgeschichte entwickeln. Und es wird sehr viele ausführliche Erotikszenen geben. Letztere waren mir persönlich etwas zu lang und ausführlich, immer wieder von attraktiven Bauchmuskeln zu lesen fand ich dann doch etwas too much.... aber ich denke, ich bin auch nicht die Zielkundin für solche Romane. Für diejenigen, die solche "Erotic & Romance" Dinge gerne lesen, muss das Buch optimal sein. Es gibt nebenher nämlich noch jede Menge Dramatik, Spannung und auch Humor. Denn schließlich wird Hazel immer noch gesucht.....

Fazit: Für das Genre optimal. für mich persönlich nicht ganz rund - aber ich bin ja auch nicht die Zielgruppe.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Schöner Erzählstil - aber für mich zu grausam und zu lang

Der Halbbart
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Der Junge Sebi ist etwas 11 Jahre alt und wohnt in einem kleinen Dorf in der Talschaft Schwyz. Es ist das frühe 14. Jahrhundert. Das Leben ist hart, anerkannt ist, wer stark ist und sich durchsetzen kann. ...

Der Junge Sebi ist etwas 11 Jahre alt und wohnt in einem kleinen Dorf in der Talschaft Schwyz. Es ist das frühe 14. Jahrhundert. Das Leben ist hart, anerkannt ist, wer stark ist und sich durchsetzen kann. Sebi ist dafür kaum geeignet. Er ist ein sogenannter "Finnögel", ein zartes Kerlchen - weder fürs Kämpfen noch für die Feldarbeit zu gebrauchen. Er ist zwar sehr intelligent - genauso wie sein älterer Bruder Geni - aber das zählt in diesen Zeiten wenig. Schule gibt es nicht. Und Lesen und Schreiben können nur einige Mönche im Kloster Einsiedeln. Dort will er vielleicht mal hin - denn was soll er sonst machen? Doch dann kommt ein Fremder ins Dorf. Er hat ein verunstaltetes Gesicht und nur einen halben Bart - daher der Titel "Der Halbbart". Der Fremde macht sich bald als Ratgeber und Helfer bei medizinischen Dingen einen Namen. Und er wird für Sebi zu einer Art Vater-Ersatz. Denn sein eigener Vater ist früh gestorben und auch die Mutter wird bald das Zeitliche segnen. Sebi wird also durch viele Wechselfälle des Lebens gehen - und das alles, bis er ungefähr 14 ist. Diese Zeit erzählt das Buch bzw. Sebi erzählt. Seine Erzählweise ist lakonisch, auch humorvoll und voller Weisheiten. Manchmal schon fast zu viel Weisheiten für so einen jungen Kerl - aber Kindheit in dem Sinne gab es damals nicht. Kinder mussten helfen und arbeiten und ganz früh erwachsen werden.

Es war der Erzählton, der mich die ersten 300 Seiten durch das Buch getragen hat und mich berührt und begeistert hat. Doch danach wurden die Geschehnisse immer grausamer (abgetrennte Beine, Vergewaltigung, tote Babys im Kloster die im Schweinetrog entsorgt werden sollten usw.). Und ich hatte immer weniger Lust, weiter zu lesen. Immer wieder verschwanden lieb gewordene Personen. Und nicht so sehr viele Lichtstreife am Horizont. Sicherlich sind die Beschreibungen realistisch - das Mittelalter war eine grausame Zeit - aber irgendwann mochte ich es nicht mehr lesen. Der Zauber der Erzählkunst wirkte nicht mehr. Besonders betroffen haben mich die Machenschaften und die Scheinheiligkeit der Mönche und Äbte. Und die Bravheit der Dörfler, die mit Drohungen von Fegefeuer und Hölle in Schach gehalten wurden. Das war ja noch bis Anfang des letzten Jahrhunderts sehr verbreitet - auch in Deutschland. Ich erinnere mich noch an die Geschichten meiner Oma....

Nein, das Lesen ist mir dann schwergefallen. Wobei ich sagen muss, dass ich dem Autor großes Können, gute Recherchen und vor allem eine tolle Sprache attestieren muss. Menschen, die sich fürs Mittelalter interessieren, finden mit diesem Buch die ideale Lektüre.

Aber ich habe jetzt beschlossen: Nie mehr Mittelalter!

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