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Veröffentlicht am 01.06.2023

Spiel mit den Rückblenden

Die Affäre Alaska Sanders
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Dies ist der Nachfolgeroman von »Die Wahrheit über Harry Quebert« von Joël Dicker. Es hat viele Jahre gebraucht, bevor sich Joël Dicker dazu aufraffte, eine Fortsetzung zu schreiben. »Die Wahrheit über ...

Dies ist der Nachfolgeroman von »Die Wahrheit über Harry Quebert« von Joël Dicker. Es hat viele Jahre gebraucht, bevor sich Joël Dicker dazu aufraffte, eine Fortsetzung zu schreiben. »Die Wahrheit über Harry Quebert« ist ein ganz besonderer Kriminalroman, was ich damals schon geschrieben hatte. Er weicht von so vielen Regeln für Autoren ab und wirkt deshalb umso spannender und fesselnder.

Mit »Die Affäre Alaska Sanders« knüpft Joël Dicker an diese ungewöhnliche Konstruktion eines Kriminalromans an. Das ist auch der besondere Stil dieses Schriftstellers. Auf die Figuren des vor einigen Jahren erschienenen Romans zurückzugreifen, ist ein Trick, um alte Leser wieder zurückzugewinnen. Ein hilfreicher Trick, der meiner Meinung nach zu funktionieren scheint.

Der Schriftsteller Marcus Goldmann hatte vor zwei Jahren (2008) den Fall um den Schriftsteller Harry Quebert erfolgreich gelöst. Sein daraus resultierender Krimi war überaus erfolgreich. Sein Verleger liegt ihm heute noch ständig in den Ohren, endlich den nächsten Roman zu schreiben. Doch Markus weiß nicht so recht, wie er starten soll.

Ein Polizist, den Markus aus den Ermittlungen von 2008 kennt, ruft ihn an und bittet ihn um Hilfe, einen elf Jahre alten Fall zu lösen. Irgendetwas stimmt damit nicht, obwohl ein Täter hinter Gittern sitzt. Marcus wäre eine Hilfe, die alten Akten mit neuen Augen zu sichten. Markus lässt sich darauf ein. Im Jahre 2010, der Gegenwart im Roman, ermittelt er in einem Fall von 1999 zusammen mit einem Cop von damals. Sein damaliger Freund Harry Quebert bleibt verschwunden. Bis Markus eigenartige Botschaften von dem erhält.

Aus der Handlung möchte ich nicht mehr erzählen, da jeder weitere Satz zum Spoilern führen kann. Das liegt an der Komplexität der Verwicklungen. Wer wie und wann mit wem verbunden ist, erschließt sich nämlich erst ganz am Ende.

»Die Affäre Alaska Sanders« ist ein Roman über menschliche Beziehungen. Er ist ein Kriminalroman, indem klassisch ermittelt wird. Die Ermittler sind ein Schriftsteller, ein erfahrener Polizist und eine noch relativ junge Polizistin. Aber dieser Krimi ist trotz aller Rätsel und Spekulationsmöglichkeit wahrlich kein Cosy Crime.

Ich würde diesen Roman auch nicht als Thriller bezeichnen, denn als Leser erlebt man nicht die Taten des Täters mit. Sie werden einem nur aus der Sicht anderer Leute, vorrangig dem Schriftsteller Marcus Goldmann, erzählt.

Damit sind wir beim Stil des Romans. Marcus Goldman erzählt uns seine Erlebnisse im Jahr 2010 wie in einem Tagebuch. Die Ermittlungen und die Handlung in 2010 stellen die aktuellen Gegenwart dar und verlaufen in chronologischer Reihenfolge.

Das heißt aber nicht, dass Joël Dicker mit all seinen Rückblenden bis nach 1998 zurück kein Chaos und keine Verwirrung schafft. Aus der Erzählung des Protagonisten als Erzähler wird immer wieder in die Vergangenheit gesprungen, um das vergangene Geschehen unabhängig darzustellen. Dafür benutzt Dicker meist den auktorialen Erzähler. Eine solche Rückblende dauert manchmal nur wenige Absätze und kehrt urplötzlich wieder in die Gegenwart 2010 zurück.

Dieses Spiel mit den Rückblenden ist schon deshalb verwirrend, weil es sehr verschiedene Zeiten sind, die sich aber datumsmäßig durchaus überschneiden können, wie zum Beispiel der 30. August 1998 und der 30. August 2010. Zusätzlich versucht Dicker die Leser, die »Harry Quebert« nicht kennen, mit dem Fall aus 2008 bekannt zu machen, damit sie den reibungslosen Anschluss als Folgeroman schaffen können. Als Leser muss man schon viele Seiten hinter sich lassen, um sich in ruhigere Fahrwasser des Romans begeben zu können. Irgendwann hat man sich auch an die Zeitsprünge gewöhnt und weiß, was zu welcher Handlung gehört.

Dass man den Faden nicht verliert, ist auch wieder einem Stilelement des Autors. Es gibt immer wieder Zusammenfassungen zum Stand der Ermittlungen. Das, was man als Leser schon für sich zusammengefasst hat, wird somit nochmals bestätigt. Man erfährt, dass man mit seinen Gedanken und Spekulationen auf der richtigen Spur liegt. Man folgt den Ermittlungen, es ist alles plausibel. Bis irgendwann alles neu gedacht werden muss?

Einerseits hielt ich so manche Zusammenfassung für überflüssig, sie mögen redundant erscheinen. Andererseits kann ich verstehen, dass sie auch so manchem Leser helfen, aus dem stets anders interpretierten Fakten, Indizien und Beweisen den richtigen Weg zu finden.

»Die Affäre Alaska Sanders« ist ein unheimlich spannender Roman, der den Leser einfängt, ihn bis zum Ende zu lesen. Wer den Vorgänger kennt, kann sich auf ebenso verwickelte Geschichte und das Wiedersehen mit alten Bekannten freuen. Das Lesen des Vorgängers ist aber für das Verständnis dieses Romans nicht zwingend notwendig.

»Die Affäre Alaska Sanders« ist wieder ein Roman, der die Geschichte erzählt, wie er selbst entsteht. Damit suggeriert er eine wahre Geschichte und macht diese Geschichte zu einem erfolgreichen Roman. Einfach nur klasse!!!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Mit Flora Sykes durch die Sommernächte in Paris

Sommernächte in Paris
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Mein erster Roman von Karen Swan überraschte mich mit einer Spannung, die ich so nicht erwartet hatte. Dabei war ich tatsächlich über einige Sätze im Klappentext auf diesen Roman aufmerksam geworden, die ...

Mein erster Roman von Karen Swan überraschte mich mit einer Spannung, die ich so nicht erwartet hatte. Dabei war ich tatsächlich über einige Sätze im Klappentext auf diesen Roman aufmerksam geworden, die in mir den Wunsch erweckten, ihn besprechen zu wollen. Ich glaube, es wird nicht mein letzter Roman dieser Autorin gewesen sein.

Flora Sykes ist Kunstagentin und jettet durch die Welt, um für ihre Klienten Kunst zu kaufen oder zu verkaufen. Sie ist Experten auf dem internationalen Parkett der großen Auktionshäuser. Ihr Vater war Auktionator bei Christie’s. Kunst steckt ihr im Blut.

Floras Chef betraut sie mit einem ungewöhnlichen Fall. In Paris war eine Wohnung aufgefunden worden, die über siebzig Jahre nicht betreten worden war. Die Besitzer haben nicht gewusst, dass ihnen diese Wohnung in Montparnasse gehört, und es ist ihnen laut Testament verboten, diese Wohnung zu betreten. Diese Familie ist eine der reichsten und prominentesten Frankreichs. Sie beauftragen Floras Agentur, die Wohnung in Augenschein zu nehmen.

Flora betritt mit ihrem Chef die überaus verstaubte Wohnung und sie treffen auf mehrere hundert Gemälde und andere Kunstwerke. Darunter einige überaus wertvolle, unter anderem zum Beispiel von Renoir. Flora wird beauftragt, die Herkunft der Gemälde zu recherchieren. Doch was sie dabei herausfindet, ist so umwerfend und unfassbar, dass nicht nur die Auftraggeber in ein Chaos stürzen.

Ich muss zugeben, dass ich keinen Krimi erwartet hatte. Genau genommen ist es auch keiner. Aber die Recherchen zur Provenienz der Kunstgegenstände gleichen den Ermittlungen bei einem Mordfall in einem Kriminalroman. Vor lauter Spannung fliegen die Seiten nur so durch die Finger.

Karen Swan hat einen sehr vielfältigen Plot für diesen Roman angelegt. Die Ermittlungen zur Herkunft der Gemälde führt zur Aufdeckung von Familiengeheimnissen. Nebenbei gibt es Männer, die der Protagonistin den Kopf verdrehen, obwohl sie es nicht will. Ihren Ruhepol findet Flora bei ihren Freunden. Und dann gibt es da noch Floras Bruder, der in einer großen Klemme steckt. Seine Geschichte erfahren die Leser aus den Telefonaten und den Gedanken, die die Protagonistin mit und um ihn führt. Doch auch dieser Strang wird am Ende geschlossen. Das ist sehr komplex und unheimlich interessant.

Zwar hatte ich nach etwas mehr als die Hälfte der Geschichte das Gefühl, dass alle Geheimnisse um die Kunst gelüftet waren und es sich „nur noch“ um einen Liebesroman handelte, weil dieser eine Strang in den Vordergrund trat. Ich wurde allerdings eines besseren belehrt und die Geschichte drehte sich erneut und kehrte zu den Familiengeheimnissen mit wesentlich mehr Schwung zurück.

Schließlich spielt der Roman größtenteils in Paris. Dafür bringt Karin Swan jede Menge Lokalkolorit hinein. Beim Lesen genießt man die Spaziergänge zwischen Oldtimern, in Pariser Gassen, die von der Sonne ins rechte Licht gerückt werden. Man spürt die Sonnencreme, die aufgetragen wurde und schnuppert die Parfüme der Frauen, an denen man vorbeigeht. Karen Swan beschreibt alles, was zum Paris-Gefühl gehört.

Der Roman, den ich ursprünglich wegen seines Pariser Flairs lesen wollte, hat mich mit seiner überraschenden Spannung total überzeugt. Leser, die knifflige und komplexe Romane nicht scheuen, sollten ihn unbedingt lesen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Thriller im Schneegestöber

Liar – Tödlicher Verrat
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Dieser Roman von Lisa Jackson bewegt sich als Thriller zwischen Crime und Psycho. Ermittlungen finden zwar durch zwei Detectives statt, aber sie stehen nicht im Vordergrund. Da steht eher das Verhalten ...

Dieser Roman von Lisa Jackson bewegt sich als Thriller zwischen Crime und Psycho. Ermittlungen finden zwar durch zwei Detectives statt, aber sie stehen nicht im Vordergrund. Da steht eher das Verhalten der Betroffenen, der Opfer und deren Umfeld.

Darum geht es bei Liar: Es beginnt actionreich mit der Flucht einer jungen Frau in einem Auto von einem Anwesen. Es schneit, die Straßen sind vereist, die Scheiben beschlagen. Sie flieht und schimpft auf das Wetter und Ihren Freund. Dann kommt sie von der Straße ab. Das Auto bleibt stehen. Jemand bedroht sie am Fenster mit einer Pistole.

Danach lernen die Leser den Unternehmer James kennen. Er liegt im Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern. So langsam kann aus Befragungen rekonstruiert werden, das es wohl zwischen James und seiner Freundin (die vielleicht gar nicht mehr seine Freundin ist?) zu einem heftigen Streit kam, bei dem ist er sich den Kopf angeschlagen und ein Gedächtnisverlust erlitten hat.

James und sein Verhältnis zu mehreren Frauen scheinen für ihn ein Problem zu werden. Besonders, da Megan verschwunden oder gar tot ist, wird er zum Tatverdächtigen Nummer 1.

Lisa Jackson versteht es, die Spannung auch über die Struktur der Kapitel zu präsentieren. Mit einem großen Volumen an Geschichten der Figuren wird umfangreiches Konfliktpotential aufgebaut. Das geht hin bis zum Verhalten der beiden Detectives untereinander. Aber zwischen allen Beteiligten, Verwandten, Freunden und Freundinnen scheinen die Verhältnisse untereinander nicht ganz klar zu sein. Hinter jeder Figur schlummert ein Geheimnis … oder auch nicht?

Kapitel aus der Ich-Perspektive mit einem anderen chronologischen Datum als die aktuelle Handlung zeugen davon, dass eine junge Frau irgendwo festgehalten wird. Die Leser erfahren hier, auf was die Ermittler demnächst stoßen können. Sie dürfen darauf gespannt sein.

Ich mag die Settings von Lisa Jackson. Oregon, Montana und viel Schnee um Weihnachten herum kommt nicht selten in ihren Romanen vor. Ebensowenig entführte und irgendwo eingesperrte Frauen. Sie ziehen sich durch die Thriller von Lisa Jackson. »Liar – Tödlicher Verrat« ist ein Standalone-Roman, der in keine ihrer bisherigen Reihen passt. Er ist nicht weniger spannend und vielleicht auch eine Studie zu neuen Ermittlern. Denn Rivers und Mendoza sind schon spezielle Typen. Lesenswert! Empfehlenswert! Leserinnen und Leser dürfen sich auf diesen Thriller im Schneegestöber freuen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 24.03.2023

Voller Humor und Leidenschaft

Der Gärtner von Wimbledon
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Der Roman von Jane Crilly ist einer der anrührendsten und tragischsten Liebesromane, den ich gelesen habe. Er wird garantiert zu meinen Favoriten in diesem Jahr zählen, obwohl das Jahr noch sehr jung ist.

Es ...

Der Roman von Jane Crilly ist einer der anrührendsten und tragischsten Liebesromane, den ich gelesen habe. Er wird garantiert zu meinen Favoriten in diesem Jahr zählen, obwohl das Jahr noch sehr jung ist.

Es beginnt alles mit einer Journalistenklammer, die die eigentliche Geschichte umrahmt und in der Gegenwart spielt. Die Ich-Erzählerin schreibt für ein Magazin eine Kolumne mit wahren Liebesgeschichten. Doch dann verliert sie diesen Job wegen Umstrukturierungen. Ihr Chef aber vermittelt ihr einen neuen Auftrag. Leider nur eine einmalige Sache, für vier Seiten. Der Gärtner von Wimbledon geht nach 50 Jahren in den Ruhestand. Sie soll ihn interviewen und ein Porträt daraus machen. Henry Evans, der Gärtner, stimmt dem Interview und Porträt zu. Die Journalistin trifft sich mit ihm und er erzählt ihr seine Geschichte.

Damit beginnt nun die eigentliche Geschichte, die sich über den Zeitraum von 1938 bis 1946 hinzieht. Henry ist noch ein kleiner Junge, als die Mutter viel zu früh stirbt. Der Vater zieht mit ihm von der großen Stadt auf’s Land. Er wird Gärtner auf Blake Hall. Henry wächst zwischen all den Angestellten der Herrschaften auf. Aber nicht nur zwischen ihnen, sondern auch mit der Tochter der Blakes, die nur wenige Monate älter als er ist. Für Henry ist dies eine ganz neue Welt und er muss lernen, dass es unterschiedliche Klassen von Menschen gibt. Aber zwischen Rose und ihm entsteht eine ganz besondere Beziehung. Ist es nur Freundschaft? Oder ist da mehr? Auch nach Jahren kann sich Henry diese Frage nicht beantworten.

Jane Crilly hat einen ganz sanften, aber emotional starken Roman geschrieben. Der Humor, der in den Köpfen der Kinder und später Jugendlichen steckt, zeigt immer wieder die vielen kleinen Freuden, die zwischen all den Konflikten und Dramen liegen. Die Dialoge sind lieblich und amüsant. Die Gedanken der Protagonisten sind ernst, die Themen tiefgründig. Das Ausbrechen aus den gesellschaftlichen Regeln scheint für alle schwer.

Da Henry der Sohn vom Gärtner ist, aber mit der Tochter des Hauses, die einmal Wimbledon gewinnen möchte, Tennis spielen darf, kommt in diesen Roman ein Gefühl von „Downton Abbey“ auf. Beide Gesellschaftsschichten werden beleuchtet und die Geschichte spielt sich dazwischen ab.

Das Ende der Geschichte des Gärtners berührt emotional sehr stark. Doch wenn man schließlich in der Gegenwart erfährt, wie und warum Henry der Gärtner von Wimbledon geworden ist, stimmen alle Sätze die Leser wieder versöhnlich.

Ein umwerfender Roman mit einer anrührenden Liebesgeschichte zwischen all den ernsten Themen, wie sie wohl besonders in der britischen Gesellschaft hervortreten.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Ist alles nur ein Spiel?

Schere, Stein, Papier
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Dieser Thriller von Alice Feeney ist erneut ein Psychothriller, der zunächst etwas schwerfällig daherkommt, bis die ganze Geschichte so richtig auf Touren ist. Wer aber viel Psychothriller liest, der weiß, ...

Dieser Thriller von Alice Feeney ist erneut ein Psychothriller, der zunächst etwas schwerfällig daherkommt, bis die ganze Geschichte so richtig auf Touren ist. Wer aber viel Psychothriller liest, der weiß, dass es dabei oft so zugeht. Der Ball fängt erst ganz langsam zu rollen an, bis er ein Tempo gewinnt. Und wer bereits andere Thriller von Alice Feeney gelesen hat, der weiß, dass sie Expertin in Sachen perfider Psychothriller ist.

Dieser Thriller scheint auf den ersten Blick ein Kammerspiel mit zwei Personen zu sein. Amanda und Adam gönnen sich ein Wochenende in Schottland. Amanda hat diese Reise in der Tombola ihrer Firma, einem Tierheim, gewonnen. Die Ferienwohnung ist eine alte Kapelle, die Blackwater Chapel, die in den vergangenen Jahren zu einem Feriendomizil umgebaut worden war … So heißt es jedenfalls.

Es sieht aber so aus, als würden sich Amanda und Adam nicht mehr so lieben, wie am Anfang ihrer Ehe. Mit diesem Wochenende haben sie vielleicht auch Gelegenheit, etwas zu kitten.

Alice Feeney hat sich ein ganz perfides Katz-und-Maus-Spiel ausgedacht. Sie lässt die Figuren dieses Romans in einem perversen Psychospiel aufblühen. Das macht sie anhand der Struktur dieser Geschichte. Der dramaturgische Aufbau ist so gestaltet, dass er jede Menge Geheimnisse birgt, die man als Leser nicht auf den ersten Blick wahrnimmt.

Die Kapitel werden aus den beiden Perspektiven von Amanda und Adam dargestellt. Jeder von ihnen erzielt das aktuelle Geschehen aus seiner Sicht. Hinzu kommen ihre Gedanken.

Dann kommt eine unbekannte Figur namens Robin hinzu. Offenbar ist sie eine Nachbarin der Ferienwohnung und wacht über die Geheimnisse der alten Kapelle. Denn im Dorf wird erzählt, dass die Kapelle verflucht sei.

Dazwischen gibt es dann Briefe von Adams Ehefrau an ihn, die diese an jedem Hochzeitstag geschrieben hat. Aber offensichtlich hat sie ihm die tagebuchähnlichen Briefe nie ausgehändigt. Sie sind Liebesbezeugung und Abrechnung zugleich.

Muss ich noch mehr sagen? Eigentlich reicht es, wenn man sich das ganze Kammerspiel als äußerst perfide und gänsehautfördernd vorstellt. Die Überraschung, wie alles zusammenhängt, kann am Ende gar nicht grösser sein.

Ich wünsche allen Lesern viel gruseligen und rätselhaften Spaß mit diesem Roman.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023