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Veröffentlicht am 08.12.2017

Die Farben des Lebens

Mein irischer Sommer
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Kati lebt in Frankfurt und schlägt sich als Übersetzerin gerade so durch, deshalb muss sie nebenbei noch Messejobs annehmen. Bei einer Routineuntersuchung wegen ständiger Bauchschmerzen bekommt sie die ...

Kati lebt in Frankfurt und schlägt sich als Übersetzerin gerade so durch, deshalb muss sie nebenbei noch Messejobs annehmen. Bei einer Routineuntersuchung wegen ständiger Bauchschmerzen bekommt sie die niederschmetternde Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Weitere Untersuchungen bestätigen die schlimmsten Befürchtungen, Kati hat nicht mehr viel Zeit. So packt sie ein paar Sachen und reist Hals über Kopf nach Irland, um dort das Leben noch etwas zu genießen und sich von der Situation etwas abzulenken. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass sie sich verlieben wird. Als sie dem Gourmetkoch Jordan begegnet, ist es schnell um beide geschehen. Sie verbringen jede freie Minute miteinander, jedoch verschweigt Kati ihre Krankheit. Lange kann sie dies allerdings nicht mehr verbergen, und so muss Kati sich entscheiden…
Joy Renner hat mit ihrem Buch „Mein irischer Sommer“ einen anrührenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, teilweise melancholisch. Die Handlung wird in der Ich-Form erzählt, so dass der Leser von Beginn an an der Seite von Kati steht und direkten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt und diese hautnah miterlebt. Die Landschaftsbeschreibungen von Irland sind so bildgewaltig beschrieben, dass man die zerklüftete grüne Insel mit ihren liebenswerten Bewohnern regelrecht vor Augen hat. Die Autorin gewährt dem Leser einen sehr realen Eindruck, wie es ist, eine lebensbedrohliche Diagnose zu erhalten und mit dieser umgehen zu müssen. Hier reagiert jeder Mensch auf seine eigenen Art und Weise: von Verdrängung bis Verleugnung, von Selbstaufgabe bis zu „Jetzt erst recht“. Auch die Gedanken an Familie und Freunde, wie man es ihnen erzählen soll, oder ob überhaupt, werden sehr wirklichkeitsnah dargestellt. Vor allem aber wird hier vorangestellt, dass es wichtig ist, sein Schicksal anzunehmen, den Kampf aufzunehmen und das Beste aus seinem Leben zu machen und jede Möglichkeit und Chance zu nutzen.
Die Charaktere sind sehr authentisch konzipiert worden und machen es dem Leser leicht, sich mit ihnen zu identifizieren, sie zu begleiten und mit ihnen zu leiden oder mitzufiebern. Kati ist eine recht pragmatische Frau, die nach der Diagnose erst einmal völlig hilflos und verschreckt wirkt. Sie hält ihre Krankheit geheim und muss erst selbst damit klarkommen, dass ihr Leben auf einmal ein Endlichkeitsdatum hat. Doch sie ist auch eine starke und mutige Frau, die sich die noch verbleibende Zeit so schön wie möglich gestalten will, die genießen und alles in sich aufsaugen will. Es ist sehr bewegend, ihre Gedanken und ihre Gefühle mitzuerleben. Jordan ist ein sympathischer Mann, der sehr einfühlsam und liebenswert daher kommt, allerdings bleibt er neben Kati leider etwas zu blass.
„Mein irischer Sommer“ ist ein Roman, der ans Herz geht, der sowohl Mut macht als auch nachdenklich stimmt und gleichzeitig eine Botschaft vermittelt. Hier gibt es auf jeden Fall eine Empfehlung, denn die Autorin hat einen schönen Erzählstil und behandelt die Thematik sehr einfühlsam und realistisch.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Die eine tiefe und wahre Liebe

Geh aus, mein Herz
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Mathilde lebt allein mit ihrer Mutter in Kassel, seit der Vater im Krieg gefallen ist. Die Wochenenden verbringt sie bei ihrer Oma, die auf dem Land wohnt und die immer nach Zitrone und etwas Nivea riecht. ...

Mathilde lebt allein mit ihrer Mutter in Kassel, seit der Vater im Krieg gefallen ist. Die Wochenenden verbringt sie bei ihrer Oma, die auf dem Land wohnt und die immer nach Zitrone und etwas Nivea riecht. Dort trifft sie schon als junger Teenager auf den gutaussehenden gleichaltrigen und recht schüchternen Fred, der auf dem Nachbargrundstück lebt und dessen Familie keinen guten Ruf hat. Doch schon als Mathilde ihn zum ersten Mal sieht, hat sie Schmetterlinge im Bauch, so sehr ist sie von seinen blauen Augen und seinen feingliedrigen Händen fasziniert. Leider hat auch die schöne Gerda einen Blick auf Fred geworfen. Und da Mathilde immer nur am Wochenende da ist, kann Gerda ihm den Kopf verdrehen. Aber Fred liebt eigentlich Mathilde und Mathilde liebt Fred. Bei einem erneuten Besuch bei ihrer Oma erfährt Mathilde, dass Gerda schwanger ist von „ihrem“ Fred. Mathilde kehrt Fred den Rücken und wendet sich ihrem Studium in Marburg zu. Dort trifft sie auf den Theologiestudenten Johannes, mit dem sie nach einiger Zeit eine Familie gründet. Doch die Gefühle für Fred begleiten sie ein Leben lang, bis sie ihn zufällig wiedertrifft….
Alexa Hofmann hat mit ihrem Buch „Geh aus, mein Herz“ einen sehr gefühlvollen und unterhaltsamen Roman geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser vollumfänglich an Mathildes Leben teilhaben. Die Handlung wird in wechselnden Zeitebenen erzählt. Die eine handelt von der Nachkriegszeit in den frühen 50er Jahren, in denen das Leben auf dem Dorf noch von einfachen Dingen geprägt war, die man zu schätzen wusste. Die andere Ebene berichtet von der Gegenwart, die hier die 90er Jahre wiederspiegeln und das Eheleben von Mathilde und Johannes beleuchten. Die Autorin versteht es gut, dem Leser die vergangenen Zeiten nahe zu bringen, ob es nun das Leben auf dem Dorf ist oder die alten Sichtweisen der Menschen damals.
Die Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet und individuell in Szene gesetzt worden. Sie haben alle ihre Eigenheiten und wirken gerade deshalb sehr lebensecht und authentisch. Man kann sich in sie hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen. Mathilde ist eine eher zurückhaltende und schüchterne Frau, denn sie findet sich nicht sehr attraktiv. Sie hat ein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Oma und verbringt gern die Wochenenden bei ihr. Sie ist hilfsbereit und harmoniesüchtig, dabei vergisst sie oftmals ihre eigenen Bedürfnisse, was ihr regelmäßig Bauchschmerzen bereitet, doch sie begehrt nicht auf. Fred ist ein ruhiger Mann, der einen Schlag bei den Frauen hat, doch eigentlich nur Mathilde wirklich liebt. Johannes ist ein übereifriger und besserwisserischer Mann, der immer sehr laut wirkt und allen seine Meinung aufdrängt. Er wirkt völlig weltfremd, wenn es um Mathilde oder Gefühlsdinge geht. Alles hat nach seinen Wünschen zu funktionieren. Außerdem fehlt Johannes oft die nötige Empathie und das gewisse Einfühlungsvermögen. Er benimmt sich ständig wie ein Elefant im Porzellanladen. Auch die anderen Protagonisten passen gut in das Setting und bereichern die Handlung durch ihr Erscheinen.
„Geh aus, mein Herz“ ist ein wirklich passender Titel für diesen tiefgründigen Roman über das Thema Liebe und bezieht sich nicht nur auf die Liebesgeschichte zwischen Fred und Mathilde, sondern auch auf die Liebe zur Familie. Alle, die gern etwas kompliziertere Liebesromane lesen, sind hier gut aufgehoben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.11.2017

Märchenmorde

Grimms Morde
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1821 Kassel. Als Freiin von Bachros, die ehemalige Mätresse des Landesfürsten, grausam ermordet aufgefunden und bei der Leiche ein Zitat aus der Märchensammlung der Gebrüder Grimm gefunden wird, geraten ...

1821 Kassel. Als Freiin von Bachros, die ehemalige Mätresse des Landesfürsten, grausam ermordet aufgefunden und bei der Leiche ein Zitat aus der Märchensammlung der Gebrüder Grimm gefunden wird, geraten Jakob und Wilhelm Grimm ins Visier der Polizeit. Doch das Märchen stammt eigentlich von Annette von Droste-Hülshoff, die sofort mit ihrer Schwester Jenny nach Kassel reist, als sie von dem Mord und den Umständen erfährt und mit den Gebrüdern Grimm, die sie seit langen Jahren kennt, auf eigene Faust versucht, den Mörder zu finden und den Grimmschen Ruf wieder herzustellen. Aber während sie noch um den ersten Mord rätseln und nach Verdächtigen suchen, gibt es einen weiteren Toten, der ebenfalls ein Zitat bei sich hat und auf die Grimm-Brüder hinweist. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt…
Tanja Kinkel hat mit ihrem Buch „Grimms Morde“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der sich nicht nur mit der Aufklärung von drei Todesfällen beschäftigt, sondern auch die Beziehung zwischen den Geschwisterpaaren Jakob und Wilhelm Grimm auf der einen Seite und Annette von Droste-Hülshoff nebst Schwester Jenny auf der anderen beleuchtet. Die Autorin hat ihren Erzählstil ganz der damaligen Zeit angepasst, so dass die Geschichte noch authentischer wirkt, und der Leser völlig in die Vergangenheit eintauchen kann, um die beiden Geschwisterpaare bei ihrem Handeln und Tun zu beobachten. Die Dialoge besonders zwischen Jakob und Annette sprühen vor Wortwitz und Intelligenz und machen das Lesen zu einem besonderen Vergnügen. Der historische Hintergrund wurde akribisch recherchiert und mit der Handlung verwebt. Der Leser erfährt nicht nur viel über die gesellschaftliche Stellung der Frau zur damaligen Zeit, sondern auch einiges über die politische Lage, intrigante Machenschaften, harte moralische Ansprüche sowie Standesdünkel. In einem aussagekräftigen Nachwort stellt die Autorin zudem heraus, was in ihrer Geschichte der Wahrheit entspricht und was der Phantasie. Sie hat beides sehr gut miteinander verflochten, so dass der Eindruck einer durchaus wahren Geschichte entsteht und die Protagonisten dem Leser als ganz reale Personen zum Anfassen erscheinen.
Die Charaktere wurden sehr detailliert und individuell herausgearbeitet, sie wirken authentisch und sehr lebendig, es ist fast so, als hätte Tanja Kinkel sie mit ihren Worten wieder zum Leben erweckt. Annette ist eine intelligente Frau, die recht selbstbewusst und nahezu respekteinflößend wirkt. Sie kaschiert damit eigene Unsicherheiten, die sie aufgrund einer unglücklich verlaufenden Liaison hegt. Doch das tut ihrer Cleverness keinen Abbruch. Sie hat ein schnelles und scharfes Mundwerk, doch trifft sie immer genau auf den Punkt. Annette ist mutig und sagt, was sie denkt, deshalb bekommt sie auch immer wieder abwertende Kommentare zu hören. Annettes Schwester Jenny steht ein wenig in ihrem Schatten. Sie ist von eher zurückhaltender Natur und heimlich in Wilhelm Grimm verliebt. Doch diese Liebe hat keinerlei Zukunft. Jakob Grimm ist ein etwas arrogant wirkender Mann, der recht selbstsicher und von sich eingenommen ist. Doch auch er ist ein intelligenter Mann, der die Spurensuche sehr ernst nimmt, vor allem, da er sich reinwaschen will. Auch die anderen Protagonisten bringen durch ihr Erscheinen der Handlung zusätzliche Spannung und gleichzeitig tragen sie auch zu einigen Verwicklungen bei.
„Grimms Morde“ ist ein sehr gelungener, spannender historischer Roman, der sowohl einige Kriminalfälle als auch das gesellschaftliche Miteinander beleuchtet und zudem eine skandalöse Liebesgeschichte offenbart. Doch noch interessanter ist die Darstellung der beiden Geschwisterpaare, die zwar jeder auf die eine oder andere Weise „kennt“, hier jedoch sehr gut kennenlernt. Eine Leseempfehlung für einen außergewöhnlichen Roman!

Veröffentlicht am 05.11.2017

Weihnachtszeit auf Mount Polbearne

Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg
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Mount Polbearne/Cornwall. Kurz vor Weihnachten hat Polly in ihrer Bäckerei jede Menge zu tun, aber das Geld wird auch dringend gebraucht, denn es sichert Polly ihren Lebensunterhalt, da ihr Verlobter, ...

Mount Polbearne/Cornwall. Kurz vor Weihnachten hat Polly in ihrer Bäckerei jede Menge zu tun, aber das Geld wird auch dringend gebraucht, denn es sichert Polly ihren Lebensunterhalt, da ihr Verlobter, der amerikanische Imker Huckle, mit seinem Honiggeschäft nicht so durchschlagenden Erfolg hat. Deshalb muss auch erst einmal die Hochzeit verschoben werden. Als ihre beste Freundin Kerensa Polly in ein Geheimnis einweiht, steht Polly bald in einer Zwickmühle, denn sie hat versprochen, auch ihrem Ehemann nichts verraten, und das ist Polly gar nicht recht, denn sie möchte immer ehrlich zu Huckle sein. Kerensas Geheimnis ist für Polly eine riesige Belastung, doch muss sie sich auch auf die Organisation des jährlichen Weihnachtsmarktes konzentrieren, der so einiges Geld in die Kassen spülen soll. Leider kommt alles anders als geplant und auch die Suche nach ihrem eigenen Vater hat Polly noch nicht aufgegeben. Wird es ein glückliches Weihnachtsfest in Mount Polbearne?
Jenny Colgan hat mit ihrem Buch „Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ den dritten Teil um Polly und ihre Bäckerei vorgelegt, das einen runden Abschluss der Trilogie bietet. Der Schreibstil ist locker-leicht und flüssig, dabei warmherzig und gefühlvoll, der Leser findet sich schnell auf der kleinen malerischen Insel Mount Polbearne wieder und nimmt direkt am Leben von Polly und den anderen Bewohnern teil, wobei ihm die Gefühle und Sorgen der Einzelnen nicht verborgen bleiben. Das Inselleben wird von der Autorin auf sehr lebendige Weise beschrieben, ebenso die alltäglichen Schwierigkeiten, mit denen die Bewohner zu kämpfen haben. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft und farbenfroh gehalten, man fühlt sich sofort wohl und kann die Umgebung mit seinem Leuchtturm regelrecht vor Augen sehen.
Die Charaktere sind in ihren Eigenheiten sehr individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken sehr real und authentisch. Polly ist eine sympathische junge Frau, die all ihre Kräfte in die Bäckerei steckt, denn sie ist der Traum, den sie sich verwirklicht hat und der Erfolg haben soll. Sie ist hilfsbereit und mutig, aber auch unsicher, was die Zukunft bringen wird. Doch Polly besitzt genügend Realitätssinn und lässt den Kopf auch in ausweglosen Situationen nicht hängen, sondern schaut nach vorn. Huckle ist Amerikaner, der sich auf der Insel als Imker betätigt und einen kleinen Honigladen führt. Er ist ein netter Mann, der etwas unkonventionell und manchmal zu sorglos ist. Er lebt mehr in den Tag hinein und nimmt alles, wie es kommt. Huckle wirkt nicht gerade verlässlich, aber das mag täuschen. Papagei Nils ist auch in diesem Teil ein absolutes Highlight als Protagonist, den man als Leser einfach lieben muss. Auch alle weiteren Charaktere tragen mit ihren kleinen Episoden zur Bereicherung der Handlung bei.
„Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ ist ein rundum gelungener Abschluss der Trilogie, wobei man jedes Buch auch sehr gut für sich allein lesen kann. Der Autorin ist es gelungen, eine schöne Weihnachtsatmosphäre zu schaffen und ihre Geschichte mit Themen wie Freundschaft, Vertrauen sowie Liebe zu füllen. Alle, die sich in die richtige Adventsstimmung bringen möchten, werden diese durch dieses Buch bestimmt finden. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.11.2017

Als May auszog, das Lügen zu lernen

Das Schiff der Träume
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1838 Ohio. Die 22-jährige May Bedloe hat ein Händchen für die Schneiderei, doch steht sie seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Cousine Comfort Vertue, die als Schauspielerin im Land umher reist und für ...

1838 Ohio. Die 22-jährige May Bedloe hat ein Händchen für die Schneiderei, doch steht sie seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Cousine Comfort Vertue, die als Schauspielerin im Land umher reist und für die May die Kleidung näht und in Ordnung hält. Comfort ist ihre einzige übrig gebliebene Familie. Auf einer Reise lernt Comfort die reiche Mrs. Howard kennen, die sich ihrer annimmt und Comfort dazu überredet, als Rednerin für die Befreiung von Sklaven zu agieren. Doch für May hat Mrs. Howard keine Verwendung, so dass diese auf einmal mutterseelenallein für sich selbst sorgen muss, denn auch Comfort kümmert sich nicht um sie. May findet mit viel Glück eine Anstellung als Mädchen für alles auf einem Theaterschiff bei Hugo Cushings Theatertruppe und lebt sich in Gesellschaft der illustren Gruppe schnell ein, weil sie sich akzeptiert und respektiert fühlt. Aber bald schon taucht Mrs. Howard mit Comfort im Schlepptau wieder auf und erpressen May, sich für ihre Sache einzusetzen. May widerstrebt das alles zutiefst, doch in ihrer verzweifelten Lage bleibt ihr gar nichts anderes übrig, dabei bringt ihr Tun nicht nur sie selbst in eine gefährliche Lage…

Martha Conway hat mit ihrem Buch „Das Schiff der Träume“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, durch die Ich-Erzählweise wird der Leser schnell in die Zeit kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg versetzt und hat direkten Anteil an Mays spannender Reise, ihren Gedanken und Gefühlen. Der Spannungsbogen wird sehr gemächlich aufgebaut, schraubt sich aber erst innerhalb des letzten Romandrittels in die Höhe. Der historische Hintergrund ebenso wie der Sklavenkonflikt zwischen den Nord- und den Südstaaten wurden von der Autorin sehr schön in die Handlung integriert und geben dem Leser einen Eindruck, welche Zustände damals geherrscht haben. Das Theaterschiff legt an vielen verschiedenen Städten an, so macht der Leser eine interessante Reise auf dem Ohio-River und lernt verschiedene Örtlichkeiten aufgrund der bildhaften Sprache der Autorin kennen.

Die Charaktere sind sehr vielfältig und individuell angelegt, so dass ein bunter und exotischer Mix entsteht, der den Leser zu faszinieren weiß mit seiner Authentizität und Lebendigkeit. May ist eine eher zurückhaltende junge Frau, die immer absolut ehrlich ist, was ihr nicht immer zum Vorteil gereicht. Sie ist pragmatisch, dabei fleißig und sich für keine Arbeit zu schade. May ist hilfsbereit und geht die Dinge nacheinander an, Rückschläge nimmt sie hin, doch lassen diese sie nicht verzweifeln, sondern umso härter arbeiten, um voran zu kommen. Ihre Entwicklung während der Geschichte ist erstaunlich, denn zu Beginn hat sie sich von ihrer Cousine bevormunden und drangsalieren lassen, doch je länger sie allein auf sich selbst gestellt ist, umso selbständiger und selbstbewusster wird sie. Comfort ist eine egoistische und oberflächliche Person, bei der sich alles nur um sie drehen muss. Hugo Cushing ist ein etwas geheimnisvoller Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck hat und mehr weiß, als er offen zugibt. Er kann Geheimnisse bewahren und kümmert sich wunderbar um seine Truppe. Auch die schillernden Theatermitglieder wie z.B. Mrs. Niffens oder Leo sind sehr interessante Persönlichkeiten, die der Geschichte durch ihr Handeln und Tun zusätzlich Farbe verleihen.

„Das Schiff der Träume“ ist ein historischer Gesellschaftsroman, der durch seine farbenfrohe Erzählweise und die Vielfalt der Charaktere besticht. Sowohl der geschichtliche Hintergrund als auch die sich anbahnende Liebesgeschichte tragen zu einer guten Unterhaltung bei. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!