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Veröffentlicht am 06.06.2020

Die Brennereischwestern

Die Schwestern von Marienfehn
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Hanna Brook hat die 80 lange überschritten, als sie von ihrem Großneffen mit ihrem Hab und Gut in die Seniorenresidenz von Marienfehn gebracht wird. Hanna geht das zwar völlig gegen den Strich, doch sie ...

Hanna Brook hat die 80 lange überschritten, als sie von ihrem Großneffen mit ihrem Hab und Gut in die Seniorenresidenz von Marienfehn gebracht wird. Hanna geht das zwar völlig gegen den Strich, doch sie hat keine andere Wahl, da sie auf dem heimischen Landwirtschaftshof mit angeschlossener Schnapsbrennerei nichts mehr zu sagen hat, obwohl sie mit all ihren Kräften jahrelang nicht nur für den Erhalt der Brennerei, sondern auch für ihren Erfolg gekämpft hat. Aber nun fügt sie sich scheinbar kampflos und muss auch noch die Anwesenheit ihrer Schwester Rosie ertragen, zu der sie seit 40 Jahren nach einem Riesenstreit kaum noch Kontakt hatte, denn Rosie ist ebenfalls Bewohnerin in der Residenz. Was hat die beiden früher eng verbundenen Schwestern Hanna und Rosie so entzweit? Und warum hat Hanna den heimischen Hof und die Brennerei verlassen?
Jan Steinbach hat mit „Die Schwestern von Marienfehn“ wieder einen wunderbaren Gesellschaftsroman vorgelegt, der von der ersten bis zur letzten Seite den Leser zu fesseln weiß. Der flüssige, empathische und berührende Erzählstil lässt den Leser sofort in den Seiten verschwinden, um sich an Hannas Fersen zu heften und ihr Leben kennenzulernen. Geschickt lässt der Autor durch wechselnde Zeitebenen den Leser mal an der Gegenwart teilhaben, wo Rosie und Hanna nach 40 Jahren erstmals wieder aufeinander treffen, mal in die Vergangenheit wandern, um vom Werdegang der beiden Schwestern zu erfahren und von dem Kampf um die Brennerei, die ihnen so viel abverlangte. Auch Hannas Beziehung zu Carl wird schön in den Vergangenheitsebene mit eingepflegt. Gleichzeitig wartet Steinbach nicht nur detailreichen Beschreibungen auf, die dem Leser sofort Bilder im Kopf entstehen lassen, sondern auch mit einem gut recherchierten historischen Hintergrund, der vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart reicht und viele Informationen liefert, die die Geschichte zusätzlich bereichern. Steinbach beweist auch in diesem Roman wieder seine besondere Beobachtungsgabe in Hinblick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, die immer sehr natürlich und glaubwürdig wirken, so dass der Eindruck beim Leser entsteht, genau so kann es überall passiert sein. Seine Geschichten sind wie aus dem Leben gegriffen, und neben seiner einfühlsamen Erzählweise macht gerade das ihren besonderen Reiz aus.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, , ihren Ecken und Kanten sind individuell, ihnen fehlt es weder an Menschlichkeit noch an Glaubwürdigkeit und genau das springt auf den Leser über, der sich ihnen schnell verbunden fühlt. Hanna ist eine echte Powerfrau, wie man heute sagen würde. Sie wirkt erst wie eine alte Matrone, doch je näher man sie kennenlernt, umso mehr bewundert man ihren Mut, ihre Stärke, ihre Selbstlosigkeit bis fast zur Selbstaufgabe, um den Familienbetrieb zu retten. Dabei ist vieles auf der Strecke geblieben. Rosie ist ein ganz anderes Kaliber, sie hat oftmals den Schalk im Nacken, was die Lachmuskeln in Bewegung bringt. Sie wirkt wie eine unerschütterliche Optimistin, die immer positiv in die Welt schaut, kann aber auch mal zur Zicke mutieren. Benedikt ist ein hilfsbereiter, empathischer und liebevoller Mann, der seiner Tante Respekt zollt und sie insgeheim bewundert. Aber auch Carl sowie Hannas und Rosies Eltern spielen eine nicht unwesentliche Rolle in dieser schönen Geschichte.
Mit „Die Schwestern von Marienfehn“ ist Jan Steinbach wieder ein außergewöhnlich berührender Roman gelungen, der den Leser schnell mit einer anrührenden Familien- und Liebesgeschichte sowie einem alten Geheimnis zu packen weiß. Wunderbar erzählt und verdient mit einer absoluten Leseempfehlung ausgestattet. Einfach schön!!!

Veröffentlicht am 01.06.2020

Angelas Kampf für ihre Liebe und die Weberei

Im Glanz der Seidenvilla
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Mit dem Architekten Vittorio Fontarini hat Angela ihr Glück gefunden, und die Seidenvilla-Weberei läuft auch erfolgreich, wenn nur nicht Vittorios Mutter wäre, die Angela von vornherein ablehnt, ihr das ...

Mit dem Architekten Vittorio Fontarini hat Angela ihr Glück gefunden, und die Seidenvilla-Weberei läuft auch erfolgreich, wenn nur nicht Vittorios Mutter wäre, die Angela von vornherein ablehnt, ihr das Leben schwer macht und lieber die Architektin Tiziana an Vittorios Seite sehen würde. Als Vittorio auf einmal immer mehr Aufträge bekommt, bei denen er mit Tiziana eng zusammenarbeiten muss und dann auch noch jemand ihrem Geschäft Konkurrenz macht, so dass viele Aufträge der Weberei storniert werden, hat Angela jede Menge Baustellen, an denen sie tätig werden muss. Wird sie die Seidenvilla wieder auf Kurs bringen? Und wie steht es um ihr Glück mit Vittorio?
Tabea Bach hat mit „Im Glanz der Seidenvilla“ den zweiten Band ihrer Trilogie vorgelegt, der dem Vorgänger „Die Seidenvilla“ in nichts nachsteht. Der flüssig-leichte, farbenfrohe und bildhafte Schreibstil verführt den Leser mit wenigen Zeilen und lässt ihn gedanklich wieder ins italienische Veneto reisen, vor dessen zauberhafter Kulisse er Angela bei ihrem Kampf für ihr Geschäft und für ihre Liebe hautnah über die Schulter sieht. Die Autorin knüpft ihre Geschichte nahtlos an den ersten Band an, als Leser muss man diesen nicht kennen, um der Handlung folgen zu können. Neben den eingebrachten, gut recherchierten Informationen über die Seidenweberei lässt die Autorin den Leser vor allem an den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Charaktere teilhaben, von denen einige dem Leser bereits ans Herz gewachsen sind. Vor allem Angelas Gefühls- und Gedankenwelt bleibt einem nicht verborgen, die sich nach vielen Schicksalsschlägen mit der Weberei einen Traum erfüllt hat. Die farbenprächtige Hintergrundkulisse und die italienische Lebensart fließen wunderbar in die Geschichte mit ein und lassen während der Lektüre das Gefühl eines Kurzurlaubs aufkommen, während beim Lesen ein schönes Kopfkino anspringt. Das Verhältnis der italienischen Männer zu ihrer Mutter und deren großer Einfluss sind ebenfalls ein Thema der Handlung, die durch einige überraschende Wendungen durchgehend abwechslungsreich und spannend bleibt.
Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet und mit Leben versehen worden. Sie wirken authentisch und glaubwürdig, so dass der Leser sich in ihrer Mitte wohl fühlt und mit ihnen fiebern kann. Angela ist eine mutige und starke Frau, die um die Dinge kämpft, die ihr am Herzen lieben und nicht aufgibt. Sie strahlt Wärme und Herzlichkeit aus, was sie sehr sympathisch macht. Vittorio ist ein attraktiver Mann, der unter der Fuchtel seiner Mutter Constanze steht. Er ist liebevoll und intelligent, doch bei seiner Mutter wird er wieder zum „Söhnchen“, was ihn zum Teil Sympathien kostet, denn seine Art gegenüber Angela lässt teilweise zu wünschen übrig. Constanze ist eine Giftnatter, die anderen ihren Willen aufzwingen will. Sie ist manipulativ und egoistisch, spielt ihre Karten aber geschickt aus. Nathalie ist Angelas Tochter, eine liebenswerte und offene junge Frau. Weitere Nebendarsteller wie Tiziana spielen ebenfalls eine gewichtige Rolle innerhalb der Geschichte.
Mit „Im Glanz der Seidenvilla“ ist der Autorin eine gelungene Fortsetzung der Seidenvilla-Saga gelungen, die erneut mit einigen spannenden Wendungen und jeder Menge Gefühlschaos zu unterhalten weiß. Verdiente Leseempfehlung für einen wunderschönen Kurzurlaub mit jeder Menge italienischem Flair!

Veröffentlicht am 31.05.2020

Liebe und Leid in Zeiten der Cholera

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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1885 Hamburg. Im ärmlichsten Teil der Stadt, dem Gängeviertel, lebt Svantje Claasen mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder Piet. Schon früh hegt sie den Wunsch, einmal Krankenschwester zu werden und arbeitet ...

1885 Hamburg. Im ärmlichsten Teil der Stadt, dem Gängeviertel, lebt Svantje Claasen mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder Piet. Schon früh hegt sie den Wunsch, einmal Krankenschwester zu werden und arbeitet fleißig dafür, dass dies nicht nur ein Traum bleibt. Als sie nach ihrer Ausbildung dem wohlhabenden Tuchhändler Friedrich Falkenberg begegnet, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Doch sie stammen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, eine Verbindung zwischen ihnen beiden wird von Friedrichs Eltern nicht toleriert. Dann bricht in Hamburg die Cholera aus, die Svantje vor eine große Herausforderung stellt…
Rebecca Maly hat mit „Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ den ersten Band ihrer historischen Krankenschwester-Trilogie vorgelegt, die sich mit der Zeitspanne von 1885 bis 1892 im damaligen Hamburg befasst. Der flüssige und bildgewaltige Schreibstil lädt den Leser ein, in das vergangene 19. Jahrhundert einzutauchen und sich den damaligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten gegenüber zu sehen. Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert, der erste befasst sich mit der Vorstellung der diversen Charaktere, während sich im zweiten alles um den Choleraausbruch dreht. Die Autorin bedient sich für ihre Geschichte wechselnder Perspektiven, so erlebt der Leser die unterschiedlichen Sichtweisen von Svantje, Friedrich, Raik, Hilde und Richard, die allesamt einen guten Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Der historische Hintergrund wurde von Maly sehr gut recherchiert und mit ihrer Handlung verwoben. So erfährt der Leser nicht nur von der Machtergreifung der Sozialisten, den Standesunterschieden sowie den sich langsam bildenden Arbeiteraufständen, sondern auch vom Ausbruch der Choleraepidemie, die zu Beginn ignoriert wurde und dann doch immer mehr Todesopfer fordert. Sehr bildhaft beschreibt die Autorin, wie die Sterbenden dahinsiechen, die Toten auf Karren abtransportiert werden. Aber auch das Gängeviertel, der Hafen und die Werft werden in sehr detaillierten Bildern entworfen, so dass der Leser während der Lektüre alles hautnah vor sich sehen kann. Der Spannungslevel ist von Beginn an vorhanden und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer weiter in die Höhe, wobei die Autorin mit einigen überraschende Wendungen aufwartet, die den Leser an den Seiten kleben lassen.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und detailliert entworfen und mit Leben gefüllt. Ausgestattet mit menschlichen Eigenschaften überzeugen sie durch Authentizität und Glaubwürdigkeit. Der Leser fügt sich schnell in ihr jeweiliges Umfeld ein und darf mit ihnen hoffen, bangen und fühlen. Svantje ist eine fleißige, disziplinierte und starke Frau, die ihr Ziel nie aus dem Auge verliert. Sie ist hilfsbereit und strahlt Optimismus aus, der ihr so manchen Weg ebnet. Friedrich ist frei von jeglichem Standesdünkel und kämpft verbissen für seine Liebe zu Svantje. Raik ist ein aller Jugendfreund Svantjes, der sich gegen die Missstände in der Werft auflehnt und schon bald mitten im Arbeiterkampf steckt. Richard ist der Sohn des Werftbesitzers Harkenfeld, der erbitterten Widerstand gegenüber seinem Vater leistet und gleichzeitig ein Geheimnis hütet. Seine Schwester Hilde wirkt zwar etwas verwöhnt, jedoch träumt sie wie so viele von der einzigen wahren Liebe und möchte keine von den Eltern beschlossene Vernunftehe eingehen, um an den Meistbietenden verschachert zu werden.
„Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ ist ein sehr gelungener Trilogie-Auftakt, der mit sehr guter historischer Hintergrundrecherche und einer spannenden Geschichte im alten Hamburg auf ganzer Linie überzeugt. Die Handlung um Liebe, Familie, Geheimnisse und gesellschaftliche sowie politische Verschiebungen verspricht abwechslungsreiche Lesestunden. Verdiente Leseempfehlung und gespanntes Warten auf Band 2.

Veröffentlicht am 30.05.2020

Eine gefährliche Liebe

Die sardische Hochzeit
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1922. Leo Lanteri, der Erbe einer Olivenplantage, wird von seinem Vater aus der Schusslinie katapultiert und ins sardische Sassari geschickt, nachdem er in seiner ligurischen Heimat Sant’Amato im Affekt ...

1922. Leo Lanteri, der Erbe einer Olivenplantage, wird von seinem Vater aus der Schusslinie katapultiert und ins sardische Sassari geschickt, nachdem er in seiner ligurischen Heimat Sant’Amato im Affekt den neuen Verlobten seiner Ehemaligen Silvia getötet hat. Leo, ein Kriegsveteran, der noch immer unter den Folgen seiner Erlebnisse leidet, fühlt sich von Anfang an in dem kleinen Ort unwohl, wo immer mehr Einwohner Mussolini sowie seine faschistische Politik unterstützen. Bei dem Besuch des Landgutes der Familie Soriga, wo Leo sich die Olivenstöcke der „Pecora nera“ ansehen möchte, trifft er auf die Tochter des Hauses Gioia. Schon beim ersten Blickwechsel verlieben sich Leo und Gioia Hals über Kopf ineinander. Aber Gioia ist mit dem Pferdezüchter Gavino Marras verlobt und soll diesen in einer Woche heiraten, um die Familienfehde zwischen den Sorigas und den Marras zu beenden. Wird die Hochzeit wirklich stattfinden, oder findet Leo einen Weg, mit Gioia glücklich zu sein?
Grit Landau hat mit „Die sardische Hochzeit“ einen sehr unterhaltsamen, spannenden Roman vor historischem Hintergrund vorgelegt, der von der ersten Zeile an zu fesseln weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen und nicht mehr hervorkommen, bis dieser absolute Pageturner beendet ist. An der Seite von Leo erlebt der Leser nicht nur seine Ankunft auf Sardinien, sondern nimmt hautnah an seinen Gedanken und inneren Kämpfen teil, die ihm das Leben zur Hölle machen. Aber ebenso darf man miterleben, wenn Leos Blick zum ersten Mal auf Gioia trifft oder seine Sympathie für Gavino Marras sich offenbart. Landau weiß geschickt mit den Emotionen zu spielen, erzählt ihre Geschichte so, dass der Leser alles wie einen Kinofilm vor dem inneren Auge mitverfolgen kann und gespannt darauf wartet, ob das Pulverfass, auf dem Leo sitzt, hochgehen wird. Auch die sardischen Gebräuche und Mythen, die jedem Kapitel voranstehen, entfalten sich innerhalb der Geschichte und machen dem Leser so manche Handlungsweise besser zugänglich. Gleichzeitig hat Landau den von ihr exzellent recherchierten politischen und gesellschaftlichen Hintergrund so gut mit ihrer Handlung verwoben, dass man als Leser auch noch eine Zeitreise in die Vergangenheit antritt in eine Gemeinschaft voller alter Werte und Traditionen, die sich durch die Machtergreifung Mussolinis in einem Spaltungsprozess befindet.
Die Charaktere sind fein nuanciert und liebevoll in Szene gesetzt worden. Sehr lebendig, glaubwürdig und vor allem authentisch nehmen sie den Leser schnell für sich ein, der so die Möglichkeit erhält, mit ihnen zu fühlen und zu fiebern. Leo ist ein gebrochener Mann, der nicht nur durch seine Kriegserlebnisse gebrochen wurde, sondern sich auch durch sein ungezähmtes Wesen in Schwierigkeiten gebracht hat. Äußerlich wirkt er zurückhaltend, jedoch brodelt es in ihm und macht ihn unberechenbar. Er liebt den Jazz und seine ligurische Heimat, die er schrecklich vermisst. Gioia ist eine sehr musikalische Frau. Sie soll eine Vernunftehe mit ihrem Schulfreund eingehen, um es der Familie recht zu machen, dabei würde sie lieber heute als morgen aus Sassari verschwinden und in die Stadt ziehen, wo mehr Leben und vor allem Musik ist. Teresina Soriga ist die Patriarchin des Hauses und wirkt wie eine alte Hexe. Boi ist ein Angestellter Sorigas, der eine schmierige undurchsichtige Art an sich hat. Gioias Verlobter Gavino hat gerade sein Jurastudium beendet. Er befindet sich wie Gioia in einer Zwickmühle. Weitere Nebendarsteller haben ebenso einen berechtigten Platz in dieser durchweg faszinierenden Geschichte.
„Die sardische Hochzeit“ ist ein fesselnder Roman vor historischem Hintergrund, der Einblick gibt in alte sardische Traditionen und gesellschaftliche Bande. Die Autorin hat politische Gegner, alte Familienfehden und –geheimnisse, Intrigen sowie die Liebe wunderbar miteinander verbunden und bietet dem Leser ein buntes und sehr packendes Spektrum. Sehr gelungen, Chapeau!

Veröffentlicht am 30.05.2020

Toskanische Gartenliebe

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
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Das Leben von Floristin Jessy läuft gerade nicht so rund. Erst lässt ihr Freund sie sitzen und dann schließt der Blumenladen, in dem sie arbeitet. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter lässt sie sich überreden, ...

Das Leben von Floristin Jessy läuft gerade nicht so rund. Erst lässt ihr Freund sie sitzen und dann schließt der Blumenladen, in dem sie arbeitet. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter lässt sie sich überreden, sich auf eine Jobanzeige in der Toskana als Gartenhilfe zu bewerben. Die Zusage kommt prompt, so dass Jessy sich mitsamt ihrer Hündin Bella auf den Weg nach Italien in den Dunstkreis von Siena macht. Kaum dort angekommen, ist der Gärtner Gregorio, der sie eingestellt hat, erst einmal nicht gerade erfreut, als sich Jessy als Frau herausstellt. Doch Jessy macht ihm schnell klar, dass sie zupacken kann. Die Arbeit in der alten, etwas verwilderten Renaissance-Gartenanlage entpuppt sich zwar als Schwerstarbeit, Jessy genießt sie dennoch, denn nicht nur der Duft der Zitronenbäume lässt ihr Herz höher schlagen, sondern auch Gregorio verursacht Schmetterlinge in ihrem Magen. Wenn da nur nicht seine anspruchsvolle Mamma Rosella wäre, der Jessys Anwesenheit ein Dorn im Auge ist. Als Jessy bei Grabungsarbeiten alte Tonscherben mit mysteriösen Botschaften findet, sind sie und Gregorio bald einem alten Familiengeheimnis auf der Spur…
Anja Saskia Beyer hat mit „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in eine der schönsten Gegenden Italiens entführt, sondern auch mit einer Romanze sowie der Aufdeckung eines alten Familiengeheimnisses aufwarten kann. Der flüssig-leichte und bildgewaltige Erzählstil der Autorin lässt den Leser wie von selbst in die Geschichte gleiten, sich unsichtbar an Jessys Seite stellen und mit ihr ein Abenteuer der gefühlvollen Art erleben. Schon die Beschreibungen der Landschaft und der Gärten sind so farbenfroh, dass sich dem Leser sofort ein wunderbares Kopfkino eröffnet, während die Seiten nur so durch die Finger rinnen und er den Duft von blühenden alten Rosensorten sowie reifen Zitronen in der Nase hat. Ihre Geschichte hat die Autorin nicht nur mit einer alten Familienfehde zwischen Nachbarn und einem Geheimnis versehen, sondern durch geschickt platzierte Wendungen den Leser nach und nach die Auflösung der Geschichte entdecken. Die Handlung ist durchweg abwechslungsreich gestaltet, der Einblick in die Welt der alten Gärten hochinteressant in die Geschichte mit eingebunden und liebevoll an den Leser gebracht, so dass man konstant das Gefühl hat, in einem bereichernden Kurzurlaub zu sein und dabei sogar noch eine Romanze erleben zu dürfen. Die eingestreuten Weisheiten von Jessys Oma sind ein zusätzliches Goody, die oftmals wie die Faust aufs Auge passen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie bestechen mit Individualität sowie Authentizität und lassen sich den Leser ihnen nahe fühlen, der sich gerne an ihre Fersen heftet, mit ihnen liebt und mitfühlt. Jessy ist eine patente junge Frau, die gerade nicht auf einer Glückssträhne reitet. Zudem ist ihr Vertrauen in Männer schon durch ihren Vater gebrochen, was sich durch fehlgeschlagene Liebesbeziehungen noch verstärkt hat. Doch sie kann zupacken, hat ein offenes und freundliches Wesen und liebt die Arbeit in der Natur. Mit ihrer warmherzigen und offenen Art wächst sie dem Leser regelrecht ans Herz. Gregorio ist ein attraktiver Mann, der für und um das Familienerbe kämpft. Er leidet noch immer unter der verletzenden Art seines verstorbenen Vaters. Er ist Italiener mit englischen Vorfahren, so schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Seine Mamma Rosella ist eine Frau mit Contenance, die aus einer feinen Familie stammt. Allerdings hat sie auch Haare auf den Zähnen und ist nicht gerade einfach zu handhaben. Auch Bella hat einen wichtigen Stammplatz in dieser Geschichte.
„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist durch und durch ein Seelenschmeichler, der den Urlaub ins Haus bringt und das Herz für Romantik sowie die Nase für den Duft von Rosen und Zitronen öffnet. Ein wunderschöner Pageturner, die sich eine absolute Leseempfehlung verdient hat! Toll!!!