Es war einmal der Stoff, aus dem die Märchen sind
Schund und SühneGroschenromanschreiberin Kat verschlägt es auf Schloss Rosenbrunn. Sie hat ein Literaturstipendium bekommen, und darf sich nun in der adeligen Umgebung tummeln, mit der Fürstin Tee trinken und durch den ...
Groschenromanschreiberin Kat verschlägt es auf Schloss Rosenbrunn. Sie hat ein Literaturstipendium bekommen, und darf sich nun in der adeligen Umgebung tummeln, mit der Fürstin Tee trinken und durch den Park flanieren. Doch schnell wird klar, dass auch Adels ihr Päckchen zu tragen haben, egal ob das jetzt das Aussterben der eigenen Linie oder der ökologische Fußabdruck der prinzessinneneigenen Rose ist. Doch die Ungeborene Kat ist nun wirklich nicht auf den Mund gefallen, und mischt auf ihre ganz eigene quirlige Art den Alltag der von Schells gehörig auf.
Anna Baseners Roman hat mich schon mit seinem Klappentext überrascht und sehr neugierig gemacht. Die Welt des Adels und erst Recht der Groschenromane, romantischer Wegelchen in Rosengärten und der frühmorgendlichen Pirsch im eigenen Jagdgebiet, all das ist mir eigentlich fremd und irgendwie abseits meines üblichen Leseschemas. Warum sollte man Schund und Sühne trotzdem lesen? Weil es witzig ist. Ich habe selten so oft beim Lesen gelacht, geschmunzelt und gekichert. Originelle Szenen, kleine verschmitzte Seitenhiebe und der lockere, oft süffisant bis sarkastische Erzählstil haben mich wirklich begeistert. Die Dialoge sind schlagfertig, lassen sich aber auch bei ernsten Themen gut lesen. Die Figuren sind einerseits überspitzt gezeichnet, andererseits aber auch realistisch. Sie überraschen, und bewegen sich abseits der üblichen 08/15-Charaktere. Die Autorin spielt gekonnt mit Klischees, zeigt auf, wo sie wirklich zutreffen, und widerlegt sie an anderer Stelle. Der Alltag auf Schloss Rosenbrunn ist einerseits so alltäglich wie der von Otto Normalverbraucher, hat aber auch so seine Eigenheiten. Es hat Spaß gemacht die zu entdecken. Man hat lange Zeit sich in Rosenbrunn einzuleben, langweilig wird es nie. Selbstredend ist dann auch der Showdown so überraschend, wie die vielen kleinen Wendungen zuvor. Ich hatte mächtig Spaß mit Schund und Sühne, und kann den Roman nur jedem empfehlen, der Lust auf eine skurrile Geschichte der etwas anderen Art hat.