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Veröffentlicht am 05.08.2021

Der Tod kommt mit der Dampflok

Endstation Waldviertel
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Bei einer Ausflugsfahrt mit der Waldviertler Schmalspurbahn wird ein Dorfbewohner von der Dampflok getötet. Es stellt sich bald heraus, dass dies kein Unfall war, sondern das Opfer von seinem Mörder auf ...

Bei einer Ausflugsfahrt mit der Waldviertler Schmalspurbahn wird ein Dorfbewohner von der Dampflok getötet. Es stellt sich bald heraus, dass dies kein Unfall war, sondern das Opfer von seinem Mörder auf die Schienen gelegt wurde. Den Mordfall wollen gleich drei Parteien lösen – die vom LKA St. Pölten entsandten Kriminalbeamten, der ortsansässige „Sheriff“ und der Freund des Ermordeten. Aber nicht miteinander. Einerseits trägt dieser Wettstreit zur Spannung bei, andererseits zum Amüsement.

Der Unterhaltungswert des Buches liegt in erster Linie in der Schilderung der Charaktere, der eher verschlossenen Dorfgemeinschaft, dem unbeliebten, vorschriftshörigen Dorfpolizisten, dem sich in alles hinein mischenden Freund des Ermordeten, dem sprichwörtlichen G’schaftlhuber und last but not least dem gegeneinander agierenden, keineswegs effizienten Ermittlerduo vom LKA St. Pölten. Es ist unheimlich amüsant zu lesen, wie sie einander bespitzeln, Informationen für sich behalten, aneinander vorbei arbeiten, sich in falsche Spuren verrennen und in so manche peinliche Situation geraten.

Das Buch liest sich gut, ist flüssig geschrieben. Die hie und da im Dialekt verfassten Dialoge unterstreichen das Ländliche. Überhaupt werden die Atmosphäre dieser Landschaft und die Eigenarten des dort lebenden Menschenschlags anschaulich vermittelt. Zudem liefert der Autor anhand von Fußnoten nicht nur Informationen sprachlicher Natur, sondern auch andere für Nichtösterreicher hilfreiche erklärende Hinweise.

Bei all dem Lokalkolorit kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Denn die meisten Kapitel beginnen mit einem kursiv gedruckten Absatz, in dem die Eindrücke eines auf den Schienen liegenden, seiner Sinne nicht mehr mächtigen Opfers und dessen Hilflosigkeit geschildert werden. Als Leser fragt man sich nicht nur, ob es sich hier um den zu Beginn Getöteten handelt oder um ein weiteres Opfer, man tappt generell bis zuletzt im Dunkeln, es mangelt weder an Verdächtigen noch an in die Irre führenden Spuren. Man kann ausgezeichnet miträtseln, sich nach dem Motiv fragen und danach, wer in Frage käme, bis man letzten Endes mit demjenigen als Mörder überrascht wird, mit dem man am wenigsten gerechnet hat.

So nebenbei erfährt man auch so einiges über Schmalspurbahnen und dampf- bzw. dieselbetriebene Triebfahrzeuge und die Routen dieser Touristenattraktion. Man bekommt Lust auf diese Zugfahrt, natürlich ohne Mordopfer.

„Endstation Waldviertel“ ist ein äußerst vergnüglicher Regionalkrimi, humorvoll, mit originellen Charakteren, der mir viel Lesevergnügen bereitete und mich neugierig auf weitere Bücher dieses Autors machte.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 28.07.2021

Ein mörderischer Blick hinter die Kulissen des GP-Sports

Mord auf der Rennstrecke
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Kurz zum Inhalt: Lucie Girards ehemaliges Aupair-Mädchen Angie arbeitet als Hostess beim GP von Monaco, als sich ein tödlicher Trainingsunfall ereignet. Der ermittelnde Kommissar Franc Sarasin verdächtigt ...

Kurz zum Inhalt: Lucie Girards ehemaliges Aupair-Mädchen Angie arbeitet als Hostess beim GP von Monaco, als sich ein tödlicher Trainingsunfall ereignet. Der ermittelnde Kommissar Franc Sarasin verdächtigt den Teamkollegen des Verunglückten, mit dem sich Angie angefreundet hat, der Sabotage. Unbegründet, wie Angie sich sicher ist. Sie kontaktiert Lucie, sie soll helfen, den wahren Täter zu finden.
Obwohl ich Luc Wingers Krimiserie rund um die taffe Kommissarin Lucie Girard liebe, war ich doch anfangs skeptisch, ob mir das Umfeld, der doch sehr techniklastige Motorsport, gefallen wird. Zu detaillierte technische Erklärungen langweilen mich leicht. Vollkommen unbegründete Befürchtungen – im Gegenteil, ich fand das Buch faszinierend interessant und spannend.
Das begann schon damit, dass das Aupair-Mädchen Angie, das in den letzten Bänden stets nur am Rande erwähnt wurde, in den Mittelpunkt gerückt wurde und sich als vielseitige, selbstbewusste und attraktive junge Frau entpuppt.
Zu jenen Zeiten, als noch Niki Lauda seine Runden drehte, war ich eine begeisterte Zuseherin aller Rennen, kannte die Namen der Rennställe ebenso wie jene der Fahrer. Ich genoss dieses Aufflammen von Erinnerungen, als noch Niki Lauda, Graham Hill und Ronnie Peterson siegten.
Man erlebt die GP-Atmosphäre hautnah, das Gedränge der Zuschauer, die Nervosität und Hektik im Fahrerlager, in der Boxengasse, die Rivalität, selbst das Motorengedröhne vermeint man zu hören. Zudem schafft es der Autor mit seinen gut dosierten, technischen Erklärungen, dass diese nicht nur keineswegs langweilen, sondern auch für im Motorsport Unbedarfte wie mich klar verständlich sind. Anhand der im Buch befindlichen Skizze der Rennstrecke vermag man das Rennen zudem sehr gut zu verfolgen.
Lucie Girard - in ihrer sympathischen, zuvorkommenden Art - kam, sah und siegte wie eh und je, hatte alles im Griff, sogar ihren schwierigen Kollegen Franc Sarasin. Dass diesmal Lucie mit ihm anstatt mit ihren Mitarbeitern ermitteln muss und ihre Familie kaum involviert ist, trägt zum Abwechslungsreichtum dieser Reihe bei. Vielleicht liefert ja das Umfeld des neuen Kindermädchens Imani demnächst einmal Stoff für einen Fall? Band 11 hat mir jedenfalls Stunden voller Lesevergnügen geschenkt. Ich freue mich schon auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Mord erschüttert französische Idylle

Trüffelgold
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Die Pariser Kriminalkommissarin Marie Mercier verbringt nach dem Tod ihrer Großmutter ein Sabbatical in deren Haus, das sie geerbt hat und das sie renovieren will. Da passiert in diesem sonst so ruhigen ...

Die Pariser Kriminalkommissarin Marie Mercier verbringt nach dem Tod ihrer Großmutter ein Sabbatical in deren Haus, das sie geerbt hat und das sie renovieren will. Da passiert in diesem sonst so ruhigen Dörfchen plötzlich ein Mord. Sie kann nicht umhin, inoffiziell Nachforschungen zu betreiben – sehr zum Unmut des zuständigen Kommissars Michel Leblanc.
Bereits das Cover ist verlockend und bringt Urlaubsfeeling. Ein flüssiger, leichter Schreibstil, stimmungsvolles französisches Flair und liebevoll gezeichnete Charaktere, ob urig-originelle Typen oder liebenswürdige alte Menschen, dazu zwei effiziente, kluge und sympathische Ermittler, all das bereitet vergnügliche Lesestunden. Man fühlt sich einfach wohl in dieser Atmosphäre, versinkt in die Geschehnisse, würde gerne mit Leonie und Marie am Tisch sitzen und Köstlichkeiten genießen, durch französische Märkte flanieren oder im gemütlichen Café sitzen. Mit Vergnügen verfolgt man, wie sich im Zuge der Ermittlungen auch Marie und Michel näher kommen und schließlich zusammenarbeiten.
Trotz aller Harmonie kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Gefahrenmomente beleben durchaus die Handlung. Zudem tappt man als Leser gemeinsam mit den Ermittlern lange im Dunkeln, so manche verheißungsvolle Spur versandet, Motive und Verdächtige passen nicht, bis sich letztens alles schlüssig, jedoch auch überraschend klärt.
„Trüffelgold“ ist der gelungene Auftakt für eine neue Reihe, der mich mit Vorfreude auf weitere Fälle mit Marie und Michel erfüllt.

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Die Sünden der Väter

Abgründige Wahrheit
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Nachdem ich bislang nur das humorvolle Buch des Autors „Urlaub, bis der Arzt kommt“ kannte, war es für mich besonders interessant, wie er sich als Thriller-Autor schlägt. Und Bernd Richard Knospe hat nicht ...

Nachdem ich bislang nur das humorvolle Buch des Autors „Urlaub, bis der Arzt kommt“ kannte, war es für mich besonders interessant, wie er sich als Thriller-Autor schlägt. Und Bernd Richard Knospe hat nicht nur Vielseitigkeit bewiesen, sondern ihm ist ein ganz besonderer Thriller gelungen.
Worum geht es?
Einerseits um den Schriftsteller Eric und die Verlegerin Daniela, die ihn beauftragt, die Lebensgeschichte ihres kürzlich verstorbenen Vaters in einem Buch zu verarbeiten, und andererseits um das Team der Kriminalpolizei, das in einer grauenvollen Mordserie ermittelt, die auf einen 30 Jahre zurückliegenden Polizeieinsatz zurückzugehen scheint, infolgedessen damals der Psychopath Walker gefasst wurde, der seither im Gefängnis sitzt. Es stellt sich nicht nur die Frage, wer und warum dieser Jemand bestialische Morde an seinerzeit mit Walker in Verbindung stehenden Frauen verübt, sondern was diese beiden Handlungsstränge verbindet.
Was habe ich mir von dem Thriller erwartet? Neben Spannung und Action, natürlich Nervenkitzel, Gänsehaut und Schauer, wenn das Grauen zwischen den Zeilen hervorquillt. Das alles ist B.R. Knospe gelungen und viel mehr. Denn neben Spannungsbogen und Handlungsverlauf hat mich vor allem die Lebendigkeit der handelnden Personen in den Bann gezogen.
Der Autor hat nicht nur Romanfiguren geschaffen, sondern facettenreiche Charaktere, Menschen mit Stärken und Schwächen, sympathischen Zügen, aber auch mit Ecken und Kanten, Protagonisten, deren Handlungen und Eigenheiten von Kindheit an bzw. durch ihr bisheriges Leben und die gemachten Erfahrungen geprägt sind. Genauso wie die Ermittler in kleinen Schritten sich der Lösung der Mordfälle, dem Mörder nähern, dringt man so nach und nach immer mehr durch die Oberfläche, durch das optische Augenscheinliche in deren Seele, empfindet mehr oder weniger Sympathie, ahnt zunächst nur, erhält letztendlich dann Gewissheit, hinter welcher Fassade sich das personifizierte Böse tatsächlich verbirgt.
Auch das Martyrium der Opfer wird primär nicht aktiv beschrieben, anhand der folternden Handlungen der Täter, sondern bezieht sich vorwiegend auf die Gedanken der Opfer, die letztlich ihr Leben Revue passieren lassen.
Der Schreibstil lässt sich leicht und flüssig lesen, der stetige Wechsel zwischen Handlungsorten und Protagonisten belebt und ist abwechslungsreich. Zudem steigern die immer wieder eingebauten Cliffhanger die Spannung, sodass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte – bis sich im dramatischen Showdown alles klärt, das Böse besiegt ist und das große Geheimnis enthüllt wird.
Ein Buch, das ich wärmstens empfehle! Lediglich der Print-Leserschaft würde ich raten, sich eine Leseposition zu suchen, wo man den immerhin fast 600 Seiten dicken Wälzer auflegen kann, ansonsten ist das Halten schon recht armmuskelfordernd.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass „Abgründe Wahrheit“ bereits der zweite Band der Eric Teubler-Reihe ist – kann aber problemlos ohne Kenntnis des ersten Bandes „Blue Note Girl“ gelesen werden.

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Verhängnisvolle Lebensversicherung

Utkiekermord auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi
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„Utkiekermord auf Spiekeroog“ ist bereits Band 13 einer Reihe von Rolf Uliczka, kann jedoch problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände gelesen werden.
Im Zuge einer Wattwanderung auf Spiekeroog ...

„Utkiekermord auf Spiekeroog“ ist bereits Band 13 einer Reihe von Rolf Uliczka, kann jedoch problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände gelesen werden.
Im Zuge einer Wattwanderung auf Spiekeroog sucht sich ein junges Liebespaar ein einsames Plätzchen zum Kuscheln. Da wird es aus heiterem Himmel überfallen, der junge Mann bewusstlos geschlagen und als er aus seiner Ohnmacht erwacht, findet er seine Freundin ermordet vor. Als Leser hat man gegenüber den Ermittlern zwar einen Wissensvorsprung, doch wer diese Frau getötet hat und warum, da kann man ausgiebig miträtseln, stellt Mutmaßungen an und erlebt dennoch am Ende eine Überraschung.
Obwohl sich die Polizeiarbeit für das Ermittler-Duo Nina und Bert und ihr Team als mühsam erweist und man nur in kleinen Schritten vorankommt, ist diese jedoch so lebendig geschildert und deckt immer wieder Unerwartetes auf, sodass die Spannung nie abreißt. Dass in diesem Fall zur Unterstützung von Nina und Bert auch das Ermittlerteam einer anderen Krimireihe tätig wird, fand ich personell gesehen etwas unüberschaubar, da ich einerseits die andere Reihe gar nicht kenne und von dieser Reihe auch erst zwei Bände.
In die Mordsache mit hinein verwoben sind recht aktuelle Themen, wie das Fotografieren von Unfallopfern, der private Einsatz von Drohnen, die Veröffentlichung von allem und jedem in den sozialen Medien und die Wahrung von Persönlichkeitsrechten.
Durch den flüssigen Schreibstil und die übersichtliche Kapiteleinteilung liest sich das Buch leicht und zügig. Das ostfriesische Umfeld wird anschaulich geschildert. Jemandem wie mir, der Ostfriesland noch nie besucht hat, wird unaufdringlich so nebenbei so einiges über Bräuche und Eigenarten vermittelt, ob es sich nun ums Teetrinken handelt oder um Boßeln. Auch die hie und da eingestreuten plattdeutschen Wörter machen die Lektüre sehr authentisch und lebendig. Mir gefiel insbesondere auch das Cover, wodurch ich mir nicht nur die Landschaft besser vorstellen konnte, sondern vor allem auch die Skulptur des Utkiekers.
Die Protagonisten sind sympathisch und effizient, auch Nebencharaktere sind prägnant dargestellt, ob es sich um überhebliche und aufsässige Blogger handelt oder bodenständige Ostfriesen.
Für mich war es wieder ein spannendes Lesevergnügen, gepaart mit einem Eintauchen in eine mir fremde Landschaft, die mir von Buch zu Buch vertrauter wird.

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