Der Tod kommt mit der Dampflok
Endstation WaldviertelBei einer Ausflugsfahrt mit der Waldviertler Schmalspurbahn wird ein Dorfbewohner von der Dampflok getötet. Es stellt sich bald heraus, dass dies kein Unfall war, sondern das Opfer von seinem Mörder auf ...
Bei einer Ausflugsfahrt mit der Waldviertler Schmalspurbahn wird ein Dorfbewohner von der Dampflok getötet. Es stellt sich bald heraus, dass dies kein Unfall war, sondern das Opfer von seinem Mörder auf die Schienen gelegt wurde. Den Mordfall wollen gleich drei Parteien lösen – die vom LKA St. Pölten entsandten Kriminalbeamten, der ortsansässige „Sheriff“ und der Freund des Ermordeten. Aber nicht miteinander. Einerseits trägt dieser Wettstreit zur Spannung bei, andererseits zum Amüsement.
Der Unterhaltungswert des Buches liegt in erster Linie in der Schilderung der Charaktere, der eher verschlossenen Dorfgemeinschaft, dem unbeliebten, vorschriftshörigen Dorfpolizisten, dem sich in alles hinein mischenden Freund des Ermordeten, dem sprichwörtlichen G’schaftlhuber und last but not least dem gegeneinander agierenden, keineswegs effizienten Ermittlerduo vom LKA St. Pölten. Es ist unheimlich amüsant zu lesen, wie sie einander bespitzeln, Informationen für sich behalten, aneinander vorbei arbeiten, sich in falsche Spuren verrennen und in so manche peinliche Situation geraten.
Das Buch liest sich gut, ist flüssig geschrieben. Die hie und da im Dialekt verfassten Dialoge unterstreichen das Ländliche. Überhaupt werden die Atmosphäre dieser Landschaft und die Eigenarten des dort lebenden Menschenschlags anschaulich vermittelt. Zudem liefert der Autor anhand von Fußnoten nicht nur Informationen sprachlicher Natur, sondern auch andere für Nichtösterreicher hilfreiche erklärende Hinweise.
Bei all dem Lokalkolorit kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Denn die meisten Kapitel beginnen mit einem kursiv gedruckten Absatz, in dem die Eindrücke eines auf den Schienen liegenden, seiner Sinne nicht mehr mächtigen Opfers und dessen Hilflosigkeit geschildert werden. Als Leser fragt man sich nicht nur, ob es sich hier um den zu Beginn Getöteten handelt oder um ein weiteres Opfer, man tappt generell bis zuletzt im Dunkeln, es mangelt weder an Verdächtigen noch an in die Irre führenden Spuren. Man kann ausgezeichnet miträtseln, sich nach dem Motiv fragen und danach, wer in Frage käme, bis man letzten Endes mit demjenigen als Mörder überrascht wird, mit dem man am wenigsten gerechnet hat.
So nebenbei erfährt man auch so einiges über Schmalspurbahnen und dampf- bzw. dieselbetriebene Triebfahrzeuge und die Routen dieser Touristenattraktion. Man bekommt Lust auf diese Zugfahrt, natürlich ohne Mordopfer.
„Endstation Waldviertel“ ist ein äußerst vergnüglicher Regionalkrimi, humorvoll, mit originellen Charakteren, der mir viel Lesevergnügen bereitete und mich neugierig auf weitere Bücher dieses Autors machte.