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Veröffentlicht am 15.08.2019

Witziger Contemporary über eine gestresste Hausfrau und Mutter, der Romantik in ihrem Leben fehlt. Auch als Urlaubslektüre zu empfehlen!

Nenn mich nicht Hasi!
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Angela ist Hausfrau und Mutter. Seit Jahren verheiratet mit Jan-Rudi und eigentlich haben sich die rosaroten Wolken der Verliebtheit schon seit einiger Zeit verzogen. Und immer, wenn sich eine Beziehung ...

Angela ist Hausfrau und Mutter. Seit Jahren verheiratet mit Jan-Rudi und eigentlich haben sich die rosaroten Wolken der Verliebtheit schon seit einiger Zeit verzogen. Und immer, wenn sich eine Beziehung von Verliebtheit zu etwas Festem wandelt, nimmt man plötzlich auch die Macken des jeweils anderen stärker wahr. So muss Angela etwa den lieben langen Tag hinter ihrem Göttergatten herräumen, der mit Vorliebe getragene Wäsche auf dem Boden liegen lässt, nur an heiligen Feiertagen oder wenn ihm gerade mal der Sinn danach steht, aufräumt- natürlich nicht ohne seine liebe Ehefrau auf ein neues System, dass er entwickelt hat, hinzuweisen, dass Unordnung in Zukunft nicht mehr möglich macht oder plötzlich an der praktischen Kleidung von Angela herummäkelt.

Kein Wunder, dass Angela sich ein wenig Romantik in ihr Leben zurückwünscht. Ein Mann, der sie durchaus interessieren könnte, ist der flirtende Metzger Arwid, auf dem Wochenmarkt, der stets ein Kompliment auf seinen Lippen trägt, wenn Angela sich bei ihm mit Fleisch und Wurst aller Art eindeckt. Als Angela nach einem Einkauf dann aber plötzlich eine Visitenkarte in ihrer Tasche von Arwid entdeckt, auf der ein paar persönliche Zeilen geschrieben stehen, ist Angela entzückt und fiebert bereits einem unverbindlichen Rendezvous entgegen.

Zeit für ein schlechtes Gewissen bleibt ihr nicht, denn auch in ihrem Freundeskreis geht es drunter und drüber und so muss Angela gar eine Freundin als Alibifunktion auf einer Fährfahrt gen Norwegen begleiten, während die Freundin sich mit einer alten, sexy Flamme von früher trifft und nicht nur alte Erinnerungen austauschen möchte.
Bis sich Angela jedoch darüber im Klaren ist, was sie wirklich will, muss sie noch einige Abenteuer überstehen zu denen auch kleine, muntere Krabbelviecher gehören, die sich gerne auf Haupthaaren niederlassen…

„Nenn mich nicht Hasi“ entpuppte sich für mich als sehr amüsante Unterhaltungslektüre, die meine Lachmuskeln so manches Mal arg strapaziert haben. Natürlich hilft es dabei ungemein, dass der Humor der Autorin mit meinem auf einer Wellenlänge zu liegen scheint. Die Geschichte über eine sehr eingespannte, zum Teil recht desillusionierte Hausfrau und Mutter, die mit den Tücken des Alltags und Schrullen ihrer Lieben zu kämpfen hat, hat mir sehr viel Lesespaß bereitet.

Allerdings trotz der positiven Aspekte, komme ich nicht umhin auch einen kleinen Kritikpunkt anzusprechen. So fand ich es schon etwas befremdlich, wie schnell Angelas Freunde scheinbar bereit sind, einen Seitensprung zu riskieren statt um ihre Beziehung zu kämpfen. Auch die chaotische aber eigentlich liebeswerte Angela schließe ich bei diesem Kritikpunkt nicht aus. Sich auf der Suche nach Selbstbestätigung romantischen Tagträumereien hinzugeben ok., aber sich so fix mit einen Fremden auf eine Knutschrei einzulassen, obwohl man Kinder und Mann zu Hause sitzen hat, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen und hat von meiner Seite her, der weiblichen Hauptfigur einige Sympathiepunkte gekostet.
Klasse dagegen fand ich gewisse angesprochene Schrullen, die Angelas Göttergatte und ihre Kinder sich angewöhnt haben, die recht typisch für die Männerwelt zu sein scheinen.
Der Schreibstil der Autorin ist locker, leicht und wie schon zuvor angesprochen ist ein großer Pluspunkt der schöne Humor, der diesen Roman zu einer gelungenen fluffig leichten, witzigen Lektüre macht.

Kurz gefasst: Witziger Contemporary über eine gestresste Hausfrau und Mutter, der Romantik in ihrem Leben fehlt. Auch als Urlaubslektüre zu empfehlen!

Veröffentlicht am 15.08.2019

Eine italo/bajuwarische Rentnerin kriminalisiert mit Herz und frechem Mundwerk

Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
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Tante Poldi ist eine sehr resolute Frau, die es sich in den Kopf gesetzt hat, auf ihre alten Tage nach Sizilien überzusiedeln, denn sie ist nicht nur eine beeindruckende Persönlichkeit, sondern auch eine ...

Tante Poldi ist eine sehr resolute Frau, die es sich in den Kopf gesetzt hat, auf ihre alten Tage nach Sizilien überzusiedeln, denn sie ist nicht nur eine beeindruckende Persönlichkeit, sondern auch eine genetische Mischung zwischen Bajuwarin und Italienerin, was sich besonders in ihrem Temperament niederschlägt und ihre Verwandtschaft in Italien zunächst schier in die Verzweiflung treibt, denn eine neue Behausung ist nicht allzu leicht zu finden und es muss auch das gewisse Feeling für Tante Poldi passen.

Doch nachdem sie ein Häuschen ihr eigen nennen kann und sich eigentlich nur noch der Entspannung und dem Alkohol hingeben möchte, geschieht etwas, womit keiner gerechnet hat. Eines Tages verschwindet der nette Junge Valentino, der Poldi und auch anderen Dorfbewohnern stets zur Hand ging, wenn sie Probleme mit Haus und Garten hatten. Da Poldi aber nicht nur eine gefährliche, italo-bajuwarische Mischung ist, die bislang noch jeden mit ihrem frechen Mundwerk in die Flucht geschlagen hat (auch Tiere, besonders freche Ganter eingeschlossen), sondern zudem auch noch, dank ihres Vaters, eines Polizisten kriminalisierende Gene geerbt hat, beschließt sie kurzerhand, ein wenig nachzuforschen und findet wenig später leider tatsächlich Valentinos Leiche. Jede andere Frau würde sich nun höchstwahrscheinlich zurückziehen und Commissario Montana seine Arbeit machen lassen, doch Poldi keineswegs…

„Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“, könnte man durchaus eher in die Kategorie „vergnügliche Krimikomödie“ einordnen, denn die Hauptfigur dieses Romans (oder gar Serie?) hat mir beim Lesen nicht nur des Öfteren ein Grinsen ins Gesicht gezaubert, nein, ich musste gerade auch, wenn sie mit ihrem grantigen Mundwerk mal wieder in Aktion war, sehr viel lachen.
Bislang kannte ich vom Autor noch nichts, bin zunächst lediglich auf diesen Roman aufmerksam geworden, wegen des peppigen, frechen Covers, das mir so gut gefiel. Und auch der Inhalt kann sich sehen lassen. Zwar sorgt die Krimihandlung nicht unbedingt für Hochspannung; eher geht die Story/der Roman in Richtung „Cosy Krimi“ mit hohem Unterhaltungsfaktor und Humor, dennoch wartet der Autor mit einigen Überraschungen und Wendungen auf, die der Story dann doch gewisse Spannungselemente verleihen.
Im Fokus des Geschehens (auch wenn die Geschichte aus Sicht des Neffens geschildert wird, der sich sehr oft in ihrem Haus aufhält und zur Zunft der Autoren gehört) steht eindeutig Tante Poldi. Sie ist ein solch dominanter Romancharakter, dass alle anderen Figuren neben ihr sogar etwas blass wirken, was mir jedoch nicht viel ausgemacht hat, weil ich beim Lesen so oft über Tante Poldis resolute Ader lachen musste.
Die Lesezeit verging somit wie im Flug und ich hoffe sehr, dass Tante Poldi auch bald mal wieder kriminalisiert.

Kurz gefasst: Eine italo/bajuwarische Rentnerin kriminalisiert mit Herz und frechem Mundwerk!

Veröffentlicht am 15.08.2019

Ein berührender Roman über Liebe, Trauer und Freundschaft. Zwar etwas schwächer, als „Deine Seele in mir“ geraten, doch ist mir „Das Wispern der Schmetterlinge“ dennoch eine Leseempfehlung wert.

Das Wispern der Schmetterlinge
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Damals:

Paceys Freunde leben in direkter Nachbarschaft. Sein bester Kumpel Ryan hat eine jüngere Adoptivschwester. Ava stammt aus Guatemala, ist allerdings bereits seit Babyalter in ihrer neuen Familie. ...

Damals:

Paceys Freunde leben in direkter Nachbarschaft. Sein bester Kumpel Ryan hat eine jüngere Adoptivschwester. Ava stammt aus Guatemala, ist allerdings bereits seit Babyalter in ihrer neuen Familie. Während sich Paceys jüngere Schwester Joy mit Ava anfreundet, tun sich die Jungs schwer mit ihren Schwestern, denn sie nerven, wie es jüngere Mädchen nun einmal machen. Doch trifft Paceys Familie ein schwerer Schicksalsschlag- Joy stirbt an einer schweren Krankheit mit nur dreizehn Jahren und hinterlässt eine riesige Lücke.

Als Ava Pacey trösten möchte, spüren die beiden zum ersten Mal, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen, doch Pacey unterdrückt seine Gefühle. Schließlich hat er das Ryan versprochen. Doch nach Jahren, als Ava und Pacey beide erwachsen sind, geben sie ihren Gefühlen endlich nach. Nur wenig später verunglücken beide. Pacey überlebt schwer verletzt, doch Ryan, der wutentbrannt und traurig an seinem Krankenbett auftaucht, eröffnet Pacey, dass Ava verstorben ist. Mit einem Schlag hat Pacey seinen besten Freund und seine große Liebe verloren…

Gegenwart:

Pacey macht sich, immer noch schwer traumatisiert und mit Schuldgefühlen beladen, auf den Weg nach Madeira in den Urlaub. Seine Psychologin hat ihm nahe gelegt, an einem fremden Ort in sich zu gehen und sich seiner Trauer zu stellen. Doch Pacey glaubt nicht, dass ihm das gelingen könnte. Bis er in einem Friseursalon auf die quirlige Maria trifft. Pacey ist sprachlos, denn Maria ist ein optisches Ebenbild von Ava! Doch wie kann das nur sein?


Ich las in der Vergangenheit bereits zwei Romane der Autorin; nämlich „Deine Seele in mir“ und „Das Leben in meinem Sinn“ und beide hallten auch nach dem Lesen noch eine Weile in mir nach, so dass ich die Bücher von Susanna Ernst in guter Erinnerung behalten hatte. Als ich nun erfuhr, dass sie mit „Das Wispern der Schmetterlinge“ einen neuen Roman am Start hat, der dazu auch noch eine Prise Übersinnliches zu bieten hat, war meine Neugierde sogleich geweckt, denn ich mag Liebesromane mit einer leichten Para-Note sehr gerne. Immerhin ging es in „Deine Seele in mir“, beispielsweise um das Thema Reinkarnation, das ich sehr spannend finde. In dieser Geschichte sind es fliederfarbige Schmetterlinge, die Pacey immer mal wieder sieht, nachdem er den schweren Unfall hatte und man kann sich schnell denken, dass sie eine tiefere Bewandtnis haben. Auch die tiefe Geschwisterliebe zwischen Pacey und Joy findet Erwähnung und konnte mich sehr berühren.
Die Geschichte wird abwechselnd, aus der Sicht von Pacey und Maria, also in Ich-Form erzählt, so dass man gute Einblicke in die Gedanken und Gefühlswelt der Figuren gewährt bekommt. Und da Ava bereits von Kindesbeinen an Tagebücher in mündlicher Form, aufgenommen auf Tonbändern, führte, die sich Pacey nach und nach anhört, bekommt man auch ein gutes Gefühl für Avas Charakter. Alle Figuren, besonders aber Marias niedlicher Sohn, sind sympathische Akteure und man kann die Liebe, die Ava und Pacey füreinander empfinden, nachfühlen.

Allerdings nur leider bis zu einem gewissen Punkt. Ich weiß nicht, woran es lag, doch ich hätte mir nicht so viel Smalltalk zwischen Ava und Pacey gewünscht, während ihrer wenigen gemeinsamen Romanpassagen und stattdessen mehr Ernsthaftigkeit durchblitzen sehen.
Zudem fand ich es nicht so gelungen, die Geschichte (anfangs und gegen Ende) in den USA spielen zu lassen, weil sie lesetechnisch gesehen gar kein US-Flair verströmte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich die Geschichte, mit Schauplatz Deutschland, noch echter, wahrhaftiger angefühlt hätte. Und auch Paceys langes Zögern sich Maria anzuvertrauen, zog sich leider für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge.

Hätte der Roman da schon geendet, hätte ich der Story wohl nicht mehr als 3 von 5 Punkten verliehen. Doch dann überraschte mich Susanna Ernst mit einer unerwarteten Wendung, die es in sich hatte. Gebannt und neugierig, konnte ich den Roman dann auch nicht mehr zur Seite legen, bis zum Ende. Und ja, wieder einmal hat es die Autorin geschafft, mich zu Tränen zu rühren, wenn diesmal auch erst am Ende des Buches.

Kurz gefasst: Ein berührender Roman über Liebe, Trauer und Freundschaft. Zwar etwas schwächer, als „Deine Seele in mir“ geraten, doch ist mir „Das Wispern der Schmetterlinge“ dennoch eine Leseempfehlung wert.



Veröffentlicht am 07.08.2019

Dolce Vita am Gardasee- Kurzweiliger, humoriger Unterhaltungsschmöker, der mit reichlich Urlaubsflair aufwarten kann.

Dolci schmecken nur zu zweit
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Gardasee 1989:

Die attraktive Klara und ihre zurückhaltende Tochter Susanna machen gemeinsam Urlaub am Gardasee. Beide erleben eine schöne und interessante Zeit dort…

München, Gegenwart:

Moniga lebt ...

Gardasee 1989:

Die attraktive Klara und ihre zurückhaltende Tochter Susanna machen gemeinsam Urlaub am Gardasee. Beide erleben eine schöne und interessante Zeit dort…

München, Gegenwart:

Moniga lebt in München. Sie ist eine attraktive Frau, die in der Werbebranche arbeitet. Doch irgendwie spürt sie in ihrem Inneren, dass es Zeit ist, für eine Veränderung im Leben. Ihre Wut auf den lieben Vorgesetzten, quittiert sie kurzerhand mit einer Kündigung. Und als ihre Großmutter Klara vorschlägt, gemeinsam ein paar Tage Urlaub am Gardasee zu machen, sagt sie, nach einer kurzen Überprüfung des Kontos ihrer Oma, mit Freuden zu. Moniga ist nämlich pleite und äußerst dankbar, dass ihre Oma den gemeinsamen Urlaub bezahlen möchte. Zudem würde Moniga zu gerne wissen, wer ihr Vater ist. Den Namen ihres Erzeugers, hatte ihre Mutter einst leider mit ins Grab genommen. Selbst Klara, Susannas Mutter, wurde niemals eingeweiht.
Nach Monigas Berechnungen könnte es aber durchaus hinkommen, dass Susanna von einer Urlaubsbekanntschaft schwanger wurde. Und auch eine kleine Vase, ein Urlaubsmitbringsel, hatte Susanna all die Jahre aufgehoben, was Moniga verdächtig vorkommt.

Oma Klara kann ihr leider nicht helfen, denn ihr Gedächtnis ist leider nicht mehr das Beste. Dennoch erhofft sich Moniga, dass die erneute Reise an den Gardasee das Gedächtnis ihrer Oma auffrischen wird. Beide machen sich auf den Weg gen Italien und genießen nicht nur die schöne Landschaft, sondern auch das gute Essen. Am Ziel angekommen, wird Moniga in einen Unfall verwickelt. Ein attraktiver Mann auf einem Motorroller fährt ihr ins Auto. Schon bald darauf liegen sich beide in den Haaren, dennoch knistert es zwischen ihnen. Francesco bittet Moniga um ein Date- wird sie nachgeben und dem Italiener eine Chance geben?

Man sollte ein Buch nicht nach der Optik beurteilen aber… bereits das in fröhlichen Farben gehaltene Romancover suggeriert dem Leser eine leichte unterhaltsame und spritzige Urlaubslektüre und tatsächlich ist „Dolci schmecken nur zu Zweit“, genau das. Andrea Rossini, (leider ein Pseudonym eines deutschsprachigen Bestsellerautors, hinter das ich trotz vieler Googlelei nicht gekommen bin) schickt Großmutter und Enkelin auf eine unterhaltsame Fahrt an den Gardasee und versäumt es dabei auch nicht, reichlich italienisches Flair einzustreuen. Zwar fand ich, dass Moniga und Klara dem Alkohol etwas zu reichlich zusprechen, (schließlich nimmt die alte vergessliche Dame einiges an Tabletten ) doch fand ich die Geschichte als solche sehr witzig und kurzweilig erzählt. Übrigens bekommt man sie aus Monigas Sicht dargeboten und da Moniga mit einem schönen trockenen Humor gesegnet ist, habe ich viele Male über ihre Gedankengänge schmunzeln müssen. Aber auch Klara ist eine resolute, sympathische ältere Dame, die ich schnell in mein Leserherz geschlossen habe. Die Dialoge zwischen Moniga und Klara sind humorig geraten und gehören zu den Highlights des Buches.

Nebenher erzählt der Autor aber auch zwei Liebesgeschichten und diese fand ich, gerieten mir leider ein wenig zu sehr ins Hintertreffen, was vor allem daran lag, dass die Geschichte (abgesehen von den angesprochenen Dialogen zwischen Moniga und Klara) etwas dialogarm und zu gestrafft erzählt wurde. Mir persönlich fehlten mehr Gefühl und Tiefgang für eine Bestbewertung. Wer auf der Suche ist nach einem kurzweiligen Urlaubsschmöker, der mit viel Italienflair aufwarten kann und nicht mehr erwartet, kann hier beruhigt zugreifen. Doch wenn man etwas mehr als das möchte, nämlich eine emotionale Geschichte die in einem nachhallt nach dem Lesen, sollte man vielleicht nach etwas anderem greifen. Bitte nicht falsch verstehen, „Dolci schmecken nur zu Zweit“ ist durchaus ein humoriger unterhaltsamer Schmöker der mir gefallen hat, doch auf der Gefühlsebene haben mich die Figuren leider nicht ganz abholen können.

Leckermäulchen werden beim Lesen ganz auf ihre Kosten kommen. Der Autor lässt seinen Hauptfiguren die köstlichen Gerichte servieren und von manchen der zauberhaft klingenden Desserts oder Kuchen, hat auch der Leser etwas. Man findet nämlich einige Rezepte in dem Buch zum Nachmachen vor. Für Alkoholabstinenzler ist dieses Buch allerdings nichts, denn die Romanfiguren nehmen praktisch ständig Hochprozentiges zu sich- ob nun Prosecco, italienische Weine oder mit Alkohol getränkte Desserts.

Kurz gefasst: Dolce Vita am Gardasee- Kurzweiliger, humoriger Unterhaltungsschmöker, der mit reichlich Urlaubsflair aufwarten kann.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Sarah und Paul- Die Geschichte einer bittersüßen Liebe im Wandel der Zeit. Ein bewegendes Stück deutscher Zeitgeschichte in Romanform

Wie der Wind und das Meer
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München 1945:

Während eines Bombeneinschlags kommen die letzten, noch lebenden Verwandten des elfjährigen Paul ums Leben. Während Paul in den Trümmern nach ihnen sucht, läuft ihm ein kleines, weinendes ...

München 1945:

Während eines Bombeneinschlags kommen die letzten, noch lebenden Verwandten des elfjährigen Paul ums Leben. Während Paul in den Trümmern nach ihnen sucht, läuft ihm ein kleines, weinendes Mädchen in die Arme, das er, wegen der großen Ähnlichkeit zu seiner Schwester, zunächst versehentlich für Rosalie hält. Doch stattdessen handelt es sich um ein fremdes jüdisches Mädchen, das Sarah heißt und genauso wie Paul nach seinen Eltern sucht, die sich lange vor den Nazis versteckt hielten.

Als Paul Sarahs traurige Geschichte erfährt, schließen beide einen verhängnisvollen Pakt. Sarah soll Rosalies Identität annehmen, denn Paul ist im Besitz wichtiger Familiendokumente, die Sarahs Herkunft in Zukunft mühelos erklären könnten. Sarah und Paul bleiben in der Folgezeit zusammen, selbst wenn ihre Zukunft nicht allzu rosig aussieht. Nachdem sie bei einer Kinderbande eine zeitlang Unterschlupf finden konnten, treffen sie auf dem Großmarkt ein Münchner Urgestein, die Blumenverkäuferin Agathe. Und die mütterliche Agathe, die der Krieg ebenfalls fast ihre Existenz und einen Großteil ihrer Lieben gekostet hat, hat Mitleid mit den beiden Waisen. Sie nimmt Paul und Sarah bei sich auf und die drei erleben glücklichere Zeiten, bis eines Tages ein Mann vom Jugendamt vor der Tür steht und die Kinder mitnimmt. Werden Sarah/Rosalie und Paul zusammenbleiben und wird Pauls Familienmotto „Wie der Wind und das Meer“, sich bewahrheiten können? Es sieht nicht allzu rosig aus, denn ausgerechnet Sarah fällt einem Ehepaar auf, dass die Kleine mit der schönen Singstimme zu gerne adoptieren würde…

In der Vergangenheit las ich bereits ein paar humorige Romane der Autorin, die in der Gegenwart angesiedelt waren und mir gut gefallen hatten, wie etwa „Sie haben sich aber gut gehalten“ oder „Die hässlichste Tanne der Welt“. Als ich bei einem Gewinnspiel „Wie der Wind und das Meer“ gewann, freute ich mich sehr, denn besagter Roman entsprach noch ein Tickchen mehr meinem persönlichen Lesegeschmack- ich lese nämlich am liebsten Romane mit historischem Hintergrund und war dementsprechend sehr gespannt auf Lilli Becks „Genrewechsel“.

Man begleitet das Heldenpaar der Geschichte, Sarah/Rosalie und Paul, etwas über vierzig Jahre ihres Lebens. Ein Leben das anfangs voller Entbehrungen ist. Lilli Beck beschreibt die Umstände der Nachkriegszeit sehr bildhaft und authentisch wirkend, zudem wirkt das „Geschwisterpaar“ sympathisch. Man kann sich gut in die Haupt und Nebenfiguren hineindenken, ihre Sorgen und Nöte nachvollziehen und was noch wichtiger ist- als Leser mitfiebern. Für bayuvarisches Flair sorgt vor allem die resolute Agathe, die ich schnell in mein Leserherz geschlossen habe, aber auch die Adoptiveltern des Heldenpaars mochte ich sehr.

Ich finde besonders die ersten 200 Seiten sehr spannend geschrieben. Im weiteren Verlauf der Story, erfährt man dann, wie es in beruflicher und zwischenmenschlicher Beziehung mit
Sarah/Rosalie und Paul weitergeht. Dank des flüssigen Schreibstils, wird es auch dann nicht langweilig, allerdings hätte ich mir, als kleiner Romantiker, noch mehr Liebesszenen und bittersüße Momente zwischen dem Heldenpaar gewünscht. Auch werden mir wichtige Geschehnisse im Leben der „Geschwister“ ein wenig zu rasch abgehandelt. Andererseits ist das auch eine Kunst für sich, denn in „Wie der Wind und das Meer“, lässt die Autorin politische Ereignisse und historisches Zeitgeschehen, nicht unerwähnt und all das braucht schließlich auch Raum zur Entfaltung. Übrigens ein Punkt, der mir außerordentlich gut gefällt.

Es ist nicht unbedingt eine happyendlastige Lektüre, die man hier geboten bekommt, doch ist es ein Roman, der den Leser am Ende zum Nachdenken anregt und in einem nachhallt und darauf kommt es schließlich an. Nachdem ich nun sowohl Lilli Becks leichte, zeitgenössische Romane, als auch ihren ersten „historischen“ Roman gelesen habe, muss ich sagen, dass mir ihre historische Seite noch viel besser gefällt.

Kurz gefasst: Sarah und Paul- Die Geschichte einer bittersüßen Liebe im Wandel der Zeit. Ein bewegendes Stück deutscher Zeitgeschichte in Romanform.