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Veröffentlicht am 14.05.2024

Ersetzt die Scham durch Wut!

Sorry not sorry
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Mit "Sorry not Sorry" hat Anika Landsteiner ein Manifest geschaffen, für alle Frauen auf der Welt, die sich nicht mehr ständig entschuldigen wollen, für Dinge, die eigentlich ganz normal sind. Landsteiner ...

Mit "Sorry not Sorry" hat Anika Landsteiner ein Manifest geschaffen, für alle Frauen auf der Welt, die sich nicht mehr ständig entschuldigen wollen, für Dinge, die eigentlich ganz normal sind. Landsteiner zeigt in den in diesem Buch gesammelten Essays, wie die Gesellschaft und das Patriachart Frauen dazu drängt, sich für Dinge zu schämen, die eigentlich ganz normal sind und bei Männern manchmal sogar zelebriert werden - das Altern, das Verlangen nach Sex, das Single-sein und noch so viel mehr. Mit persönlichen Anekdoten und diversen Verweisen auf andere Publikationen, Studien oder ähnliches beweist die Autorin in einer einfach verständlichen Sprache, wie die Scham genutzt wird, um Frauen klein zu halten und Geld mit ihnen zu verdienen.
Das Buch hat genau das erreicht, was es sollte - ich wurde wütend! Wütend auf etwas, das mir eigentlich schon längst klar sein sollte, wütend auf ein System, das einfach nicht hinterfragt wird, obwohl es so offensichtlich die Ungleichberechtigung der Geschlechter unterstützt, wütend, dass ich mich in so vielen Essays wieder finden konnte, als Opfer dieser Scham, die ich eigentlich gar nicht empfinden müsste! Das Buch ist eine gelungene Aufforderung an alle FLINTA*-Personen, diese Scham in Wut zu ändern und diese Wut zu nutzen, endlich dieses verdammte System zu ändern!

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Veröffentlicht am 13.05.2024

Erstaunlich, aber auf eine gute Art?

The April Story – Ein wirklich erstaunliches Ding
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The April Story von Hank Green hatte ich schon lange auf meiner Liste, denn auf Englisch ist es ja schon lange draußen. Wirklich damit beschäftigt, worum es geht, habe ich mich ehrlich gesagt davor nicht, ...

The April Story von Hank Green hatte ich schon lange auf meiner Liste, denn auf Englisch ist es ja schon lange draußen. Wirklich damit beschäftigt, worum es geht, habe ich mich ehrlich gesagt davor nicht, ich bin eher dem Hype gefolgt und wollte wissen, was dahinter ist.
April, Produktdesignstudentin, die in einem jungen Start-Up arbeitet, entdeckt plötzlich auf der Straße in New York eine neue Statue, die viel zu groß ist, dass sie heimlich hätte aufgestellt werden können. Mit ihrem Freund Andy macht sie ein Video, das sofort auf YouTube hochgeladen wird. Und das setzt eine Kette unglaublicher Ereignisse in Gang...
Beginnen wir mit dem Positiven: Hank Green schafft es, April eine überzeugende Stimme zu geben - die einer jungen Influencerin, die nicht immer sympathisch erscheinen soll. Das sorgt dafür, dass sich das Buch schnell lesen lässt, wenn April auch manchmal etwas nervig ist.
Inhaltlich war es für mich etwas problematisch. Ich wusste nicht worauf ich mich einstellen muss, dachte aber nicht daran. Beworben wird es damit, dass es Roman mit großer Social Media Kritik ist... Das sehe ich, ich denke aber, Jugendlichen ist diese zu hintergründig. Auch ist die Handlung nicht immer leicht nachzuvollziehen, teilweise wird zu wenig erklärt und am Ende bleiben ganz viele offene Fragen - und zwar nicht die guten "Ich-muss-mir-selbst-eine-Meinung-bilden"-Fragen sondern einfach Logiklöcher.
Insgesamt also ein Buch, dass zwar nicht enttäuscht, aber auch nicht begeistert.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Wo die Asche blüht

Wo die Asche blüht
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"Wo die Asche blüht" ist Nguyễn Phan Quế Mais zweiter Roman, in dem sie von dem Verlauf und den Auswirkungen des Vietnamskriegs erzählt. Dieses Mal liegt der Fokus auf den bụi đời, den Kindern vietnamesischer ...

"Wo die Asche blüht" ist Nguyễn Phan Quế Mais zweiter Roman, in dem sie von dem Verlauf und den Auswirkungen des Vietnamskriegs erzählt. Dieses Mal liegt der Fokus auf den bụi đời, den Kindern vietnamesischer Frauen und amerikanischer Soldaten. Diese wurden im kommunistischen Vietnam benachteiligt, da sie "Fremde" waren und oft auch Waisen, weil die Mütter sie in ihrer Verzweiflung ausgesetzt haben.
Die Autorin beleuchte dieses Thema, in dem sie die Schicksale mehrerer Personen miteinander verwebt und versucht alle Seiten zu beleuchtet. Da gibt es die beiden Schwestern während des Krieges, die ihren Eltern helfen wollen und nach Saigon gehen, wo sie in einer Bar für amerikanische Soldaten arbeiten, den ehemalige amerikanischen Soldaten, der im Zuge seiner Therapie nochmal nach Vietnam reist und sich dort auf die Sucher nach seiner Frau und seinem Kind macht, und es gibt noch den Amerasier, der sein ganzes Leben den Rassismus der Vietnames:innen zu spüren bekommen hat, der sich mittlerweile ein Leben aufgebaut hat, trotzdem aber versucht nach Amerika ausreisen zu können, was jedoch nicht klappt, wenn er seinen Vater nicht kennt.
Ohne großartig die Moralkeule zu schwingen erschafft Quế Mai ein Bild der vietnamesischen Bevölkerungen und welche Folgen die amerikanische Intervention im Krieg hatte. Als own voice-Autorin scheut sie nicht davor zurück, die westlichen Leser:innen vor ein Buch zu setzen, dass sie vielleicht nicht immer verstehen und das ihnen abverlangt, dass sie sich in eine andere Kultur hineinversetzen müssen. Die Kultur wird gezeigt, aber nicht erklärt. Vietnamesische Namen werden mit den richtigen Sonderzeichen geschrieben und oft werden die vietnamesischen Sätze und Sprichwörter erst durch Dolmetscher:innen im Buch übersetzt. Eine Sache, die andere bestimmt stören würde, die mir aber besonders gut gefällt. Quế Mai ist eine Autorin, die man auf jeden Fall in die Hand nehmen sollte, wenn man etwas über die Geschichte erfahren möchte, die oft ignoriert oder gar verschwiegen wird.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Wenn der Gamemaster mal Pause macht

Bücher und Barbaren
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Was passiert eigentlich wenn die Held:innen der D&D-Kampagne so verletzt sind, dass sie mal eine längere Pause als nur eine "lange Rast" machen müssen? Klar, sie werden von ihrer Gruppe in einer Kleinstadt ...

Was passiert eigentlich wenn die Held:innen der D&D-Kampagne so verletzt sind, dass sie mal eine längere Pause als nur eine "lange Rast" machen müssen? Klar, sie werden von ihrer Gruppe in einer Kleinstadt alleine zurückgelassen, bis das Bein wieder gut ist. Der Orkin Viv gefällt das gar nicht, aber sie hat eben keine andere Möglichkeit. So streift sie durch Murk und stolpert eines Tages in das nicht gerade erfolgreiche Buchgeschäft von Fern. Doch es bleibt nicht so ruhig, wie Viv es erwartet hatte.
Travis Baldree präsentiert mit "Bücher und Barbaren" die Vorgeschichte zu seinem sehr erfolgreichen Vorgänger "Magie und Milchschaum" - und auch, wenn es eigentlich davor erschienen ist, muss man es nicht kennen, um "Bücher und Barbaren" zu genießen. Genießen ist hier das richtige Wort. Baldree meint selbst, er wollte ein Cozy Crime schreiben und das hat er geschafft.
Der Roman wirkt als wäre man in eine D&D-Kampagne gestolpert, bei der die/der Gamemaster:in mal eben kurz die Spieler:innen allein gelassen hat, um zu tun, was sie wollen - außer einen Kampf zu beginnen! Trotzdem wird es nicht langweilig. Viv versucht Fern zu helfen, ihr Buchgeschäft in die Gänge zu bringen und Fern versucht, aus Viv eine Leserin zu machen - was wollen bücherliebende Pen&Paper-Nerds mehr? Genau, nichts!
Bei mir folgt auf jeden Fall Band 2 und ich habe nichts gegen Band 3, 4 und 5.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Macht wütend, aber auf gute Art

Und alle so still
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Mareike Fallwickl schreibt in ihrem Roman "Und alle so still" von Frauen, die von einen Tag auf den anderen entscheiden, dass sie ihre Arbeit, die Hausarbeit und die Carearbeit nicht mehr machen. Aus Protest ...

Mareike Fallwickl schreibt in ihrem Roman "Und alle so still" von Frauen, die von einen Tag auf den anderen entscheiden, dass sie ihre Arbeit, die Hausarbeit und die Carearbeit nicht mehr machen. Aus Protest legen sie sich auf die Straße.
Fallwickl erzählt ihren Roman aus verschiedenen Perspektiven, darunter sind auch etwas ungewöhnlichere wie eine Pistole, die Gebärmutter und die Berichterstattung. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, man kommt jedoch schnell rein und am Ende ist klar, dass es ein genialer Kunstgriff war, der den Mehrwert des Buches nur steigert. Aufrüttelnd erzählt die Autorin von den Orten in unserer Gesellschafft, wo Frauen unverzichtbar sind, teilweise weil Männer diese Arbeit einfach nicht machen wollen, da das doch "Frauensache" ist. Die Männer merken jedoch schnell, dass diese Aufgaben gar nicht so einfach wie gedacht sind und dass es eben nicht ohne die Frauen geht.
Als Frau hat man beim Lesen dieses Buches eigentlich keine andere Möglichkeit, als wütend zu werden. Wütend darauf, dass unsere Gesellschaft genau so funktioniert und dass es sich vermutlich nicht ändern wird. Am liebsten möchte man sich mit den Frauen im Roman auf die Straße legen, möchte aufzeigen, was eigentlich allen klar sein sollte - denn wenn der Roman eines nicht unbedingt gebracht hat, dann sind es bahnbrechende neue Erkenntnisse. Nein, er spricht nur das an, woran niemand denken möchte, was jeder ignoriert und irgendwo in eine dunkle Ecke des Gehirns sperrt. Fallwickl gräbt genau das hervor, spricht es an und zeigt: So sollte es nicht weitergehen, aber haben wir tatsächlich eine Alternative?

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