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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2023

Berührend

Elsbeth
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MEINE MEINUNG
Elsbeths Geschichte hat mich sehr berührt.

Das lag vor allem auch am Schreibstil. Christel Detsch schafft es, mit wenigen Worten Bilder im Kopf entstehen zu lassen, den Figuren Leben einzuhauchen ...

MEINE MEINUNG
Elsbeths Geschichte hat mich sehr berührt.

Das lag vor allem auch am Schreibstil. Christel Detsch schafft es, mit wenigen Worten Bilder im Kopf entstehen zu lassen, den Figuren Leben einzuhauchen und dichte Atmosphären zu weben, die mich völlig gefangen genommen haben. Sie kommt dabei ohne viele Dialoge aus, hauptsächlich beschreibt sie, schildert Gefühle, Gedanken, Handlungen. Jedes Kapitel beginnt in der Gegenwart, die in der Vergangenheitsform erzählt wird. Dabei wird die Demenz der Protagonistin immer deutlicher, die Lücken in ihrer Erinnerung, ihre Verwirrung in manchen Situationen. Und immer wieder driftet sie in ihre Vergangenheit, findet Anknüpfungspunkte im Alltag, die sie an ihre Erlebnisse von damals erinnern. Diese werden dann im Präsenz erzählt - und man merkt, wie Elsbeth immer mehr in ihren Erinnerungen lebt, so, als wäre es noch immer ihre Gegenwart.

Das glückliche Leben im Sudetenland, dann der Krieg, Arbeitsdienst, Vertreibung, Hunger und Not werden eindrücklich geschildert und haben mich berührt. Doch Elsbeth verzweifelt nicht, findet immer wieder Hoffnung und Mut, ihr Leben in die Hand zu nehmen und das Beste aus den Schicksalsschlägen zu machen. Auch in der Gegenwart hat sie es mit ihrem übergriffigen und bevormundenden Partner nicht leicht, schafft es aber, sich ihre Freude an der Malerei - heimlich - zu erhalten.

Elsbeth ist mir im Verlauf des Buches sehr ans Herz gewachsen, und auch die anderen Figuren fand ich authentisch und mit viel Liebe zum Detail skizziert. Die Handlung ist keine leichte Kost, aber hat sehr gut gefallen.

FAZIT
Ein sehr berührendes Buch, das in Erinnerung bleibt.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2023

Blasse Charaktere, stümperhafte Ermittlungen

Spüre meinen Zorn
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MEINE MEINUNG
Das Cover gefiel mir sehr, es hat mich sofort angesprochen. Auch den Schreibstil mochte ich, er lässt sich flüssig lesen, die Seiten blättern sich wie von selbst um. Es gab nur ein oder zwei ...

MEINE MEINUNG
Das Cover gefiel mir sehr, es hat mich sofort angesprochen. Auch den Schreibstil mochte ich, er lässt sich flüssig lesen, die Seiten blättern sich wie von selbst um. Es gab nur ein oder zwei Wiederholungen, bei denen ich dachte: Wenn ich das noch einmal lese, dann schreie ich.

Der Anfang war interessant und hat mich neugierig gemacht, aber der gute erste Eindruck hielt leider nicht lange vor. Die Charaktere fand ich größtenteils sehr blass. Bei der Täterin und bei Nathan Weiß merkt man, dass der Autor sich viel Mühe gegeben hat, die übrigen dagegen konnte ich nicht wirklich als Charakter greifen, fand sie zum Teil in sich widersprüchlich. Mich hat aber keine Figur emotional erreicht. Geschildertes Leid und menschliche Tragödien fand ich relativ nüchtern und kurz dargestellt, das hat mich nicht berühren können. Die Emotionen der Charaktere fand ich an vielen Stellen glaubhaft und auch nachvollziehbar, aber mitgefühlt oder auch mitgelitten habe ich nicht. Die Täterin verhielt sich an einigen Stellen für mich nicht logisch, und auch grundsätzlich entspricht ihr Verhalten nicht dem, was ich aus Literatur und True Crime über solche Tätertypen weiß.

Zu den Ermittlungen fällt mir leider nur die Beschreibung "stümperhaft" ein. Hier wird nicht vernünftig gearbeitet, kaum Beweise gesammelt, man kommt nicht auf Naheliegendes, überprüft nicht einmal die Alibis der Tatverdächtigen, stattdessen werden voreilige Schlüsse gezogen, und der Fokus liegt darauf, den Fall schnell statt gründlich zu lösen. Hier führen nicht kriminalistischer Spürsinn und Beharrlichkeit zum Erfolg, sondern (für mich willkürliche) Intuition und Kommissar Zufall, nachdem sie lange im Nebel herumgestochert haben - und dabei sind ihnen Unschuldsvermutung und Auswirkungen von öffentlichen Verdächtigungen anscheinend egal, und der Flurschaden, den sie anrichten, ist groß.

Das Ende fand ich unerwartet, aber leider auch unbefriedigend, es fügte sich für mich aber in den Gesamteindruck ein.

FAZIT
Die Story hatte durchaus Potenzial, aber ich fand die Charaktere zu blass, sie haben mich emotional nicht erreicht, und die Ermittlungen waren stümperhaft. Schade.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Guter Thriller, hat am Schluss aber ein wenig enttäuscht

Das makellose Mädchen
3

MEINE MEINUNG
Dieser Thriller hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Protagonistin Wren erzählt aus der Ich-Perspektive, lässt den Leser dadurch an ihren Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen teilhaben. ...

MEINE MEINUNG
Dieser Thriller hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Protagonistin Wren erzählt aus der Ich-Perspektive, lässt den Leser dadurch an ihren Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen teilhaben. Dabei spricht sie Adam immer mit "du" an, richtet Fragen an ihn, teilt ihm ihre Gefühle und ihre innere Verfassung mit. Für mich ist dadurch ein intimer Charakter entstanden, so, als würde man Tagebucheinträge lesen und Dinge mitbekommen, die eigentlich nicht für einen bestimmt sind. Das fand ich toll, und das hat sehr schnell viel Nähe zur Protagonistin geschaffen. Ich konnte mich gut in sie hinein versetzen, fand sie sympatisch und authentisch.
Einige Abschnitte werden aus anderen Perspektiven geschildert, andere Abschnitte behandeln Wrens sehr prägende Kindheit. Von Anfang an ist klar, dass in ihrer Vergangenheit etwas Schlimmes geschehen sein muss, das deutliche Narben hinterlassen hat.

Die Idee und die Handlung gefielen mir auch sehr. Die Idee, Jemanden zu daten, ihn kennen und lieben zu lernen und hinterher festzustellen, dass vielleicht nichts von alledem echt war, fand ich spannend. Dabei flicht die Autorin viele aktuelle Themen unterschwellig mit ein. Dating im Internet, Traumata und Bewältigungsstrategien sowie Selbstverwirklichung sind nur einige, die immer wieder anklingen und der Geschichte Tiefe verleihen.

Der Spannungsbogen war von Anfang an da und wurde konstant hoch gehalten, das hat es mir unmöglich gemacht, das Buch aus der Hand zu legen.

Leider konnte die Autorin das hohe Niveau nicht bis zum Schluss halten. Im letzten Drittel verhält sich die Protagonistin in meinen Augen unlogisch, sie macht Dinge, die wenig Sinn ergeben und nicht zu ihrem Charakter passen. Dadurch kann die Handlung noch einmal an Fahrt aufnehmen und steuert auf das temporeiche Finale zu - aber es nervt mich, wenn sich Figuren aus dramaturgischen Gründen unlogisch verhalten, wie hier. Schade, schade.

FAZIT
Eine tolle Story, interessante Charaktere, gut erzählt. Hat aber leider am Schluss etwas enttäuscht, weil die Protagonistin sich unlogisch verhielt.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 28.01.2023

Unglaublich fesselnd

Die Herzchirurgin
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MEINE MEINUNG
Das Cover hat mir gut gefallen - es ist genretypisch und schlicht, hat aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, meine Neugierde geweckt.

Der Autor erzählt die Geschichte aus der Sicht ...

MEINE MEINUNG
Das Cover hat mir gut gefallen - es ist genretypisch und schlicht, hat aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, meine Neugierde geweckt.

Der Autor erzählt die Geschichte aus der Sicht der titelgebenden Herzchirurgin Dr. Anna Jones, ihrer Assistentin Margot und der Ermittlerin, DI Rachel Conaty. Jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt, lassen die Charaktere den Leser an ihren Gedanken, Gefühlen und Ängsten teilhaben, und ich konnte mich in alle drei gut hinein versetzen. Wirklich sympathisch war mir keine, vor allem die Protagonistin fand ich kühl und unnahbar, und ich fand es befremdlich, in welchem Ton sie andere anherrscht - insbesondere im OP. Trotzdem hatte ich Mitleid mit ihr und musste ihr gleichzeitig Respekt zollen - selten hat mich eine Protagonistin, die mir nicht sympathisch war, trotzdem emotional so mitgenommen.

Auch die anderen Figuren finde ich toll - die Charaktere sind gut ausgearbeitet, ihre inneren Kämpfe glaubhaft dargestellt, und sie überzeugen in all ihren Facetten. Ich habe sie gern begleitet, und habe mit Margot und Rachel mitgefühlt und sie verstehen können. Auch die Nebenfiguren fand ich - in ihrer Kürze - gut ausgearbeitet und greifbar.

Der Plot ist großartig. Ich war von Anfang an von der Idee gefesselt, und fand die Wendungen in der Geschichte toll. Der Spannungsbogen wird konstant hoch gehalten und hat es unmöglich gemacht, das Buch aus der Hand zu legen. Jack Jordan gelingt es, alles zu einem stimmigen Ende zusammen zu fügen, und obwohl ich manche Ideen hatte, hat es mich überraschen können. Es gibt keine losen Fäden, keine irrelevanten Details - alles passt zusammen und ergibt Sinn, und hat mich mit einem "Wow" zurück gelassen.

FAZIT
Ein unglaublich fesselnder Thriller, den ich nicht aus der Hand legen konnte und der auf ganzer Linie überzeugt hat. Tolle Idee, großartig umgesetzt.

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Veröffentlicht am 25.01.2023

Ehrlich und sympathisch

Wie man einen Traum aufgibt, um ein Leben zu gewinnen
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MEINE MEINUNG
Ehrlich und offen berichtet Nico Langmann aus seinem Leben. Er sieht sich als privilegierten Menschen mit Behinderung, da er seit einem Unfall mit knapp zwei Jahren querschnittsgelähmt ist ...

MEINE MEINUNG
Ehrlich und offen berichtet Nico Langmann aus seinem Leben. Er sieht sich als privilegierten Menschen mit Behinderung, da er seit einem Unfall mit knapp zwei Jahren querschnittsgelähmt ist - die Erfahrung, dass sich das Leben von heute auf morgen völlig verändert, und man erst einmal mit der Diagnose und Einschränkungen des bisherigen Lebens zurecht kommen muss, hat er nicht machen müssen. Auch Geld war selten ein Thema, da die Versicherung des Unfallverursachers die Kosten für vieles übernommen hat. Trotzdem hat er einen schwierigen Weg hinter sich: "Nico wird irgendwann wieder gehen" war die Devise der Eltern, und dafür war keine Therapie zu experimentell, kein Weg zu weit. Jahrelang besteht sein Leben größtenteils aus Training, Therapien, Reisen zu Heilern nach Russland, Indien oder Brasilien, und der Erwartungshaltung, dass er aus dem "Schaß", also dem Rollstuhl, wieder heraus kommen wird. Bis er irgendwann die Entscheidung trifft, gar nicht gehen zu wollen - sondern sein Leben zu leben.

Allein schon beim Lesen schien mir der Druck übermächtig groß, der von Familie und Umfeld auf den Jungen und Teenager ausgeübt wurde, irgendwann wieder gehen zu müssen, gehen zu wollen. Um dem gerecht zu werden, täuscht er Fortschritte vor. Als das irgendwann nicht mehr geht, muss er sich vorwerfen lassen, sich nicht genügend anzustrengen. Dabei weiß oder zumindest ahnt er schon mit 10 Jahren, dass es gar nicht sein Traum, nicht seine Hoffnung ist. Er ist zufrieden mit seinem Leben im Rollstuhl, findet Freude und Erfüllung im Rollstuhltennis, und fühlt sich kaum ausgeschlossen - auch Dank seines zwei Jahre älteren Bruders, der Nico häufig überall mit hin nimmt, auch Treppen hoch und runter trägt, oder sich mit ihm gemeinsam Spiele ausdenkt, die sie gemeinsam und auch mit anderen spielen können.

Mir hat diese Autobiografie sehr gut gefallen. Nico Langmann nimmt kein Blatt vor den Mund, beschreibt schöne und schwierige Situationen, Erfolge, aber auch Hürden und Diskriminierung,. Und auch, wie er immer wieder die Erfahrung gemacht hat: Wenn man darüber redet, sind Probleme häufig gar keine mehr, und Ängste völlig unbegründet. Das macht Mut, und hat bei mir Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Behinderungen abgebaut.

Er nimmt sich nicht heraus, Botschafter sein zu wollen - dafür sind die individuellen Lebenswege, Erfahrungen und Einschränkungen zu unterschiedlich. Aber er kann und möchte Aufmerksamkeit schaffen, Vorurteile abbauen und rät: Im Zweifel einfach nachfragen.

FAZIT
Eine tolle Autobiografie - ehrlich, offen und sympathisch. Hat mir Mut gemacht und Unsicherheiten abgebaut. Lesen!

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