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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2018

So mag ich Thriller!

Wähle den Tod
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In Berlin lebt Jana mit ihrer Familie, scheinbar glücklich. Und doch, die Angst, dass jemand erfährt was in der Vergangenheit geschehen ist, ist immer da. Als eines morgens Bennie, der Hund der Familie, ...

In Berlin lebt Jana mit ihrer Familie, scheinbar glücklich. Und doch, die Angst, dass jemand erfährt was in der Vergangenheit geschehen ist, ist immer da. Als eines morgens Bennie, der Hund der Familie, tot im Garten liegt, ist Jana entsetzt. Kurz darauf werden die Kinder von Jana entführt und sie bekommt Nachrichten, die auf die Vergangenheit anspielen. Was ist damals geschehen und wer ist dafür verantwortlich?

Ich kannte bisher nur "sonst tot" ein Kurz- und Kalenderthriller von Jutta Maria Herrmann. Und so war ich gespannt, ob die Autorin mich auch mit einem längeren Thriller überzeugen konnte? Sie konnte! Und das auf der ganzen Linie!
Der Start ins Buch empfand ich schon als sehr intensiv. Die Autorin liess tief in die gepeinigte Seele der Protagonistin blicken. Sie deutet vieles an, bei dem man versucht ist, sich zusammenzureimen, wie sich das Ganze entwickeln könnte. Spannung und Gänsehaut von der ersten Seite an garantiert.
So hat die Spannung auch nie abgenommen, durchgehend fesselnd habe ich die Story der Familie Langenfeld empfunden. "Wähle den Tod" ist eines dieser Bücher bei dem man beim Weiterlesen oft den Atem anhält. Nicht weil es besonders blutig wäre, denn tatsächlich spielt sich das Ganze eher auf der psychologischen Ebene ab. Sondern weil immer wieder neue Wendungen, die sehr logisch und schlüssig aufgebaut sind, einen mitfiebern lassen.
Die Familie Langenfeld ist der Dreh und Angelpunkt der Story. Da wird das Familienleben, das absolut normal ist, beschrieben….doch hinter der Fassade " Mutter und Ehefrau " von Jana brodelt es ganz schön. Doch auch ihre 14 jährige Tochter Kim, die sich mit einer Internetbekanntschaft verabredet, sorgt für Gänsehaut. Bis die Vergangenheit Jana und ihre Familie einholt. Die Identität des Täters wird aufgedeckt und beinhaltet diesen WoW Effekt, den ich in Thrillern so liebe.
Der Schreibstil ist hervorragend und hat mir sehr gefallen. Ich mochte sehr, wie die Autorin dem Leser immer mehr aus Janas Vergangenheit offenbahrt und man so das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann. Weil man einfach wissen muss, wie alles zusammenhängt!
Wer einen raffinierten und gut ausgearbeiteten Psychothriller mag und lesen möchte, ist mit diesem Buch wirklich bestens beraten.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Sternstunden der Medizin!

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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1831: Die Angst hat das Krankenhaus Charité in Berlin fest im Griff. Denn die Cholera rafft in der Stadt immer neue Opfer in den Tod. Der Arzt, Doktor Johann Friedrich Dieffenbach, versucht verzweifelt ...

1831: Die Angst hat das Krankenhaus Charité in Berlin fest im Griff. Denn die Cholera rafft in der Stadt immer neue Opfer in den Tod. Der Arzt, Doktor Johann Friedrich Dieffenbach, versucht verzweifelt ein Mittel gegen diese Pest zu finden. Die Wärterin Elisabeth, die gerade erst in der Charité zur Pflege der Kranken angestellt wurde, macht sich ihre eigenen Gedanken und zweifelt, ob die Vorgehensweise der Aerzte immer richtig ist.

Das Grundthema in diesem Buch sind die Anfänge der Medizin und die Eingriffe, die Kranken Linderung bringen sollen. Von 1831 bis 1839 erlebt man als Leser, die Entwicklung, die das Krankenhaus Charité, macht. Da wird zum Beispiel die erste Krankenwartschule am 1. Juli 1832 gegründet. Für wenig Geld haben vorher unausgebildete und meist Arme mehr schlecht als recht, diese undankbare Arbeit der Pflege verrichtet. Man erlebt jedoch auch mit, wie verzweifelt versucht wird den verschiedensten, zu der damaligen Zeit üblichen Krankheiten, Herr zu werden. Cholera, Diphtherie, Syphilis, psychische Erkrankungen, auch die Wundfäule, um nur einige zu nennen. Diese werden mit den damals üblichen und fortschrittlichen Methoden und Behandlungen, wie Aderlässe, Kampfspiritus und Kräutern bekämpft.
Mich hat dieses Buch regelrecht umgehauen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Sehr dringlich und authentisch wird das Leben in und um das Krankenhaus beschrieben. Die Figuren sind mir lieb geworden und ich mochte vor allem, wie stark die drei weiblichen Hauptprotagonistinnen dar gestellt wurden. Wärterin Elisabeth, die sich schlichtweg geweigert hat, zu heiraten und völlig aufgeht in der Pflege der Kranken. Sie ist sehr emanzipiert und möchte am liebsten Medizin studieren. Etwas, was damals für Frauen unmöglich war. So denkt sie während ihrer pflegerischen Arbeit mit und überlegt sich Heilungsmethoden für ihre Patienten. Sehr gut ausgearbeitet, wie Elisabeth sehr fortschrittlich gerade im Umgang mit psychisch Kranken denkt und handelt.
Die zweite Figur ist Gräfin Ludovica von Bredow, die heimliche Liebe von Dr. Dieffenbach. Statt in ihrem goldenen Käfig, die Hände in den Schoss zu legen, setzt sie ihre Macht, ihr Geld und ihre Überredungskunst ein, damit eine Krankenpflegeschule gegründet wird.
Und schlussendlich die Hebamme Martha, alleine mit ihrem kleinen Sohn, nimmt sie einen neuen Job im Totenhaus der Charité an. Und kämpft dafür, dass ihr Sohn eine Schule besuchen darf, trotz körperlichem Makel.
Es gibt Szenen, die haben es in sich. Ich denke da an die Passagen, in denen Operationen, wie damals üblich ohne Narkose, beschrieben sind. Oder die Beschreibungen der Patienten, die unter den verschiedensten Krankheiten leiden. Die hygienischen Zustände sind fragwürdig…Desinfektionen werden einmal täglich durch eine Räucherfrau, die durch die Charité geht, vorgenommen.
Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich und entwickelt einen unheimlichen Sog. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man nicht weiss, was einen auf der nächsten Seite erwartet und man gespannt weiterliest.
Da ich nicht so oft historische Romane lese und in medizinischen Details nicht bewandert bin, traue ich mir nicht zu, zu beurteilen wie weit die beschriebenen Details real sind.
Eines weiss ich jedoch sicher, dass mich dieses Buch völlig gefangen genommen und die Story mich fasziniert hat.
Dies war das erste Buch, das ich von Ulrike Schweikert gelesen habe. Jedoch nicht das letzte, denn der Schreibstil ist hervorragend.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Leseempfehlung!

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Annika Paulsen ist Lehrerin an einer Eliteschule in Hamburg und fühlt sich dort sehr wohl. Die Versetzung an die Astrid - Lindgren - Schule in Ellerbrock, einem Problembezirks Hamburgs, ein Schock. Annika ...

Annika Paulsen ist Lehrerin an einer Eliteschule in Hamburg und fühlt sich dort sehr wohl. Die Versetzung an die Astrid - Lindgren - Schule in Ellerbrock, einem Problembezirks Hamburgs, ein Schock. Annika hat nur ein Ziel…und zwar will sie so schnell wie möglich wieder zurück an ihre alte Schule, in der die Kinder gerne und fleissig lernen. Ihre Idee, an der Problemschule eine Musical AG zu gründen, wird von den Schülern durchwegs gut aufgenommen. Insgeheim will Annika so bei ihrem alten Direktor Eindruck schinden, damit er sie zurückholt. Sie holt einen alten Schulfreund, der nun als Regisseur arbeitet, und ihren Nachbarn Sebastian, der das Bühnenbild bauen soll, mit ins Boot.
Wird das Musical ein Erfolg? Und geht Annikas Plan auf?

Annika ist mir sofort sympathisch…und zwar bereits im dritten Satz. Denn Annika liest auf ihrem Arbeitsweg in einem Buch! Figuren, die sich lesend durch die Geschichte bewegen sind mir meist sympathisch.... Sehr authentisch ist ausserdem die Figur Annika charakterisiert. Ich mochte vor allem die Mischung von Respektsperson / Lehrerin und gute Freundin und WG Partnerin Annika. Amüsant, dass ihr auch mal als Lehrerin ein Wort herausrutscht, das man als Lehrerin besser nicht sagen sollte. Annika hat ganz schön viele Vorurteile gegen die neue Schule, und merkt erst mal, dass die Kinder in diesem Problembezirk andere Sorgen haben als die Kids an der Eliteschule. Die Themen sozial Schwächere, Inklusion und Chancengleichheit werden angesprochen und hauchen der Geschichte Tiefgang ein. Mir hat sehr gefallen, dass auch solche Themen in einem ansonsten heiteren Buch Platz finden, und wie die Autorin sie eingesetzt hat. Sehr berührt hat mich, wie das Thema Mobbing eingeflochten wurde. Sehr authentisch wurde die Jugendzeit Annikas beschrieben, in dem Mobbing eine Rolle gespielt hatte.
Ich bin ein Fan von Petra Hülsmann. Und auch in diesem Buch finde ich den humorvollen, lockeren und leichten Schreibstil wieder. Teilweise sind die Dialoge sehr witzig und ich musste laut lachen. Gerade Szenen, wie die Organisation rund um das Musical, könnten langatmig und trocken sein. Doch die Autorin hat mit der Figur Heaven - Tanita, einem Mädchen, das mitspielt, eine überaus komische Figur geschaffen und diese Szenen immer wieder aufgelockert. Hier habe ich manches mal doch sehr schmunzeln müssen. Denn Heaven- Tanita ist das Klischee einer " The Voice Kids" Kandidatin und nicht nur sehr naiv, sondern auch sehr empfänglich für Komplimente. Das Mädchen ist der Brüller und war meine Lieblingsfigur. Ebenfalls gut geschrieben wurde der Jugendslang und dadurch entstehen Passagen mit viel Situationskomik und Witz.
Überhaupt sind die Figuren klasse gezeichnet, wenn auch klischeehaft. Vom Gangsta Rapper bis zum Flüchtlingskind findet man an den Musicalproben alles.
Die Handlung empfand ich als sehr abwechslungsreich. Denn von Liebe, über die Arbeit mit den Kids bis zum Ausgang mit Freunden führt die Autorin Annika und uns Leser durch das Buch.
Punkto Liebe ahnte ich ziemlich schnell, wohin es Annika ziehen wird. Sie war zu dem Zeitpunkt noch relativ ahnungslos. Und so habe ich mir manches mal gedacht: Mensch, Mädchen , mach die Augen auf.
Der Weg zu der grossen Liebe wird dann auch wunderbar rund und einfühlsam beschrieben. Ja, auch Annika hat es dann begriffen!
Mich hat dieses Buch sehr begeistert und die Mischung aus Humor und ernsten Themen fand ich sehr gelungen. Von mir eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.06.2018

Das Leben besteht nicht nur aus Rosinenbrötchen

Mittendrin ein neuer Anfang
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Franka ist Mitte 20, als das Schicksal so richtig zuschlägt. Nach einem Besuch beim Augenarzt muss sie zum MRT, die Diagnose Hirntumor ist ein Schock.
Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, lernt ...

Franka ist Mitte 20, als das Schicksal so richtig zuschlägt. Nach einem Besuch beim Augenarzt muss sie zum MRT, die Diagnose Hirntumor ist ein Schock.
Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, lernt sie Leon kennen. Zuerst genervt von ihm, lernt sie ihn so richtig kennen…und weiss gleichzeitig, dass in drei Wochen alles vorbei sein kann. Denn dann hat Franka den Termin zu ihrer OP.....

Dieses Buch zeigt mal wieder deutlich, wie wir Menschen sind. Während und nach der Lektüre ist man einfach froh, gesund zu sein. Gleichzeitig weiss man, dass es sehr schnell gehen kann und man sitzt da mit einer lebensbedrohlichen Krankheit. Und muss damit fertig werden. Hier in dieser Geschichte ist es nicht nur Franka, die aus dem nichts die Diagnose Hirntumor bekommt. Nein, auch ihre Eltern, Freunde und sogar Studienkollegen müssen mit der Diagnose zurecht kommen. Sehr gut wird auch die Reaktion des Umfeldes auf eine niederschmetternde Diagnose beleuchtet. Dass, da manchmal die Reaktionen nicht wirklich angepasst sein können, kennt und weiss wohl jeder Kranker. Die Gefühle, Gedanken und Ängste von Franka sind sehr authentisch und haben mich sehr berührt.
Trotz des schweren Grundthemas ist das Buch nicht nur bedrückend und traurig, enthält auch sehr viel Tiefgang. Durch die keimende Beziehung zwischen Leon und Franka hat es auch etwas Hoffnungsvolles und Romantisches. Es tat richtig gut, nicht nur von Krankheit und Verzweiflung zu lesen und dieser Handlungsstrang war richtiggehend wohltuend. Sehr betroffen gemacht hat mich vor allem das Mitleiden von Frankas Mutter. Es muss für eine Mutter der Horror sein, zu wissen, dass das eigene Kind einen Tumor hat und daran sterben kann.
Eine überraschende Wendung Leon betreffen, die ich hier leider spoilern muss, gibt der Geschichte noch mal mehr Tiefe. Ich habe gegrübelt, was genau mit Leon ist… auf diese Variante, für die sich die Autorin entschieden hat, wäre ich nie gekommen. Und so behandelt die Autorin auch direkt noch ein anderes, bedrückendes Thema, das meiner Meinung nach oberflächlich gestreift wurde. Erst hat mich das gestört, doch je länger ich über die Geschichte nachdachte, je stimmiger wurde diese Oberflächlichkeit. Denn so hatte ich nicht das Gefühl, die Geschichte rutscht von einem Horrorszenario ins nächste.
Den Schreibstil empfand ich als sehr lebendig und durchdacht. Lebendig, weil die Autorin den Leser sehr gut unterhält und man die Stimmung der Figuren in wenigen Sätzen spürt. Durchdacht, weil ohne komplizierte Schachtelsätze das Wesentliche im Mittelpunkt steht.
Mir hat diese Geschichte von Franka und Leon wirklich gut gefallen. Auch aus dem Grund, weil sie sehr authentisch ist und in der Realität genau so geschehen kann.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Gerichtsthriller!

Zwischen Wahrheit und Lüge
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Isabelle Bornelli ist in Sorge um ihre 5 jährige Tochter Melany. Sie reisen von Hongkong, wo die Familie lebt, in die USA ein, damit die Kleine operiert werden kann. Noch am Flughafen wird Isabelle vor ...

Isabelle Bornelli ist in Sorge um ihre 5 jährige Tochter Melany. Sie reisen von Hongkong, wo die Familie lebt, in die USA ein, damit die Kleine operiert werden kann. Noch am Flughafen wird Isabelle vor den Augen der Tochter und ihres Mannes Keith verhaftet. Sie soll verantwortlich sein für den Mord an ihrem Exfreund Gabriel Sosa, der 12 Jahre zurück liegt. Keiths Freund, Jack Swyteck, der am Flughafen ist um die Familie abzuholen ist Anwalt und übernimmt den Fall.

Dieses Buch überzeugt mit einem Spannungsbogen, der von Beginn weg sehr hoch ist und nie schwächelt. Mich hat das Schicksal von Isabelle sofort sehr mitgenommen. Der Grund ist wohl in erster Linie, weil ihre Verzweiflung und Angst sehr authentisch beschrieben sind. Ein weiterer Grund, warum die Story auf mich einen grossen Sog ausgeübt hat, ist, dass die Geschichte sehr unvorhersehbar ist und sie immer wieder mit überraschenden Wendungen aufgepeppt wurde.
Da das zentrale Thema die Schuld oder Unschuld von Isabelle ist, spielen sich sehr viele Szenen im Gerichtssaal ab. Anhörungen, Zeugenbefragungen usw machen aus diesem Thriller einen Gerichtsthriller. Die Vorgehensweise ist naturgemäss sehr amerikanisiert, doch sehr real und fesselnd beschrieben. Die vielen Facetten der Anklage, jedoch auch der Verteidigung sind so beschrieben, dass auch ein Laie versteht, warum es geht. Ebenfalls wird das Gefängnisleben sehr bildlich beschrieben und die bedrückende Atmosphäre kann man fast fühlen.
Sehr gefallen haben mir die wechselnden Perspektiven. So liest man einmal aus der Sicht der Angeklagten, dann aus der Sicht des Anwaltes, der Anklägerin …dies gestaltet die Story sehr abwechslungsreich und man kann die verschiedenen Ansichten zu einer Handlung besser nachvollziehen.
Der Schreibstil ist sehr detailliert, der Autor schweift ab und zu in Nebengeschichten ab. Doch da die sehr gut in die Hauptgeschichte eingefügt wurden und nie langatmig sind, hat mich das nicht weiter gestört oder gar gelangweilt.
Die kleine Melany leidet seit einer Meningitis im Kleinkindesalter an einem Hörverlust und trägt ein Cochlear- Implant. Da ich über einige Kenntnisse verfüge, kann ich hier James Grippando ein grosses Kompliment machen. Die ganzen Details zu der Operation, dem Tragen und Einstellen des Implants, sowie dem Hörvermögen sind sehr gut recherchiert und absolut authentisch geschrieben.