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Veröffentlicht am 05.06.2018

Das Leben besteht nicht nur aus Rosinenbrötchen

Mittendrin ein neuer Anfang
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Franka ist Mitte 20, als das Schicksal so richtig zuschlägt. Nach einem Besuch beim Augenarzt muss sie zum MRT, die Diagnose Hirntumor ist ein Schock.
Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, lernt ...

Franka ist Mitte 20, als das Schicksal so richtig zuschlägt. Nach einem Besuch beim Augenarzt muss sie zum MRT, die Diagnose Hirntumor ist ein Schock.
Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, lernt sie Leon kennen. Zuerst genervt von ihm, lernt sie ihn so richtig kennen…und weiss gleichzeitig, dass in drei Wochen alles vorbei sein kann. Denn dann hat Franka den Termin zu ihrer OP.....

Dieses Buch zeigt mal wieder deutlich, wie wir Menschen sind. Während und nach der Lektüre ist man einfach froh, gesund zu sein. Gleichzeitig weiss man, dass es sehr schnell gehen kann und man sitzt da mit einer lebensbedrohlichen Krankheit. Und muss damit fertig werden. Hier in dieser Geschichte ist es nicht nur Franka, die aus dem nichts die Diagnose Hirntumor bekommt. Nein, auch ihre Eltern, Freunde und sogar Studienkollegen müssen mit der Diagnose zurecht kommen. Sehr gut wird auch die Reaktion des Umfeldes auf eine niederschmetternde Diagnose beleuchtet. Dass, da manchmal die Reaktionen nicht wirklich angepasst sein können, kennt und weiss wohl jeder Kranker. Die Gefühle, Gedanken und Ängste von Franka sind sehr authentisch und haben mich sehr berührt.
Trotz des schweren Grundthemas ist das Buch nicht nur bedrückend und traurig, enthält auch sehr viel Tiefgang. Durch die keimende Beziehung zwischen Leon und Franka hat es auch etwas Hoffnungsvolles und Romantisches. Es tat richtig gut, nicht nur von Krankheit und Verzweiflung zu lesen und dieser Handlungsstrang war richtiggehend wohltuend. Sehr betroffen gemacht hat mich vor allem das Mitleiden von Frankas Mutter. Es muss für eine Mutter der Horror sein, zu wissen, dass das eigene Kind einen Tumor hat und daran sterben kann.
Eine überraschende Wendung Leon betreffen, die ich hier leider spoilern muss, gibt der Geschichte noch mal mehr Tiefe. Ich habe gegrübelt, was genau mit Leon ist… auf diese Variante, für die sich die Autorin entschieden hat, wäre ich nie gekommen. Und so behandelt die Autorin auch direkt noch ein anderes, bedrückendes Thema, das meiner Meinung nach oberflächlich gestreift wurde. Erst hat mich das gestört, doch je länger ich über die Geschichte nachdachte, je stimmiger wurde diese Oberflächlichkeit. Denn so hatte ich nicht das Gefühl, die Geschichte rutscht von einem Horrorszenario ins nächste.
Den Schreibstil empfand ich als sehr lebendig und durchdacht. Lebendig, weil die Autorin den Leser sehr gut unterhält und man die Stimmung der Figuren in wenigen Sätzen spürt. Durchdacht, weil ohne komplizierte Schachtelsätze das Wesentliche im Mittelpunkt steht.
Mir hat diese Geschichte von Franka und Leon wirklich gut gefallen. Auch aus dem Grund, weil sie sehr authentisch ist und in der Realität genau so geschehen kann.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Gerichtsthriller!

Zwischen Wahrheit und Lüge
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Isabelle Bornelli ist in Sorge um ihre 5 jährige Tochter Melany. Sie reisen von Hongkong, wo die Familie lebt, in die USA ein, damit die Kleine operiert werden kann. Noch am Flughafen wird Isabelle vor ...

Isabelle Bornelli ist in Sorge um ihre 5 jährige Tochter Melany. Sie reisen von Hongkong, wo die Familie lebt, in die USA ein, damit die Kleine operiert werden kann. Noch am Flughafen wird Isabelle vor den Augen der Tochter und ihres Mannes Keith verhaftet. Sie soll verantwortlich sein für den Mord an ihrem Exfreund Gabriel Sosa, der 12 Jahre zurück liegt. Keiths Freund, Jack Swyteck, der am Flughafen ist um die Familie abzuholen ist Anwalt und übernimmt den Fall.

Dieses Buch überzeugt mit einem Spannungsbogen, der von Beginn weg sehr hoch ist und nie schwächelt. Mich hat das Schicksal von Isabelle sofort sehr mitgenommen. Der Grund ist wohl in erster Linie, weil ihre Verzweiflung und Angst sehr authentisch beschrieben sind. Ein weiterer Grund, warum die Story auf mich einen grossen Sog ausgeübt hat, ist, dass die Geschichte sehr unvorhersehbar ist und sie immer wieder mit überraschenden Wendungen aufgepeppt wurde.
Da das zentrale Thema die Schuld oder Unschuld von Isabelle ist, spielen sich sehr viele Szenen im Gerichtssaal ab. Anhörungen, Zeugenbefragungen usw machen aus diesem Thriller einen Gerichtsthriller. Die Vorgehensweise ist naturgemäss sehr amerikanisiert, doch sehr real und fesselnd beschrieben. Die vielen Facetten der Anklage, jedoch auch der Verteidigung sind so beschrieben, dass auch ein Laie versteht, warum es geht. Ebenfalls wird das Gefängnisleben sehr bildlich beschrieben und die bedrückende Atmosphäre kann man fast fühlen.
Sehr gefallen haben mir die wechselnden Perspektiven. So liest man einmal aus der Sicht der Angeklagten, dann aus der Sicht des Anwaltes, der Anklägerin …dies gestaltet die Story sehr abwechslungsreich und man kann die verschiedenen Ansichten zu einer Handlung besser nachvollziehen.
Der Schreibstil ist sehr detailliert, der Autor schweift ab und zu in Nebengeschichten ab. Doch da die sehr gut in die Hauptgeschichte eingefügt wurden und nie langatmig sind, hat mich das nicht weiter gestört oder gar gelangweilt.
Die kleine Melany leidet seit einer Meningitis im Kleinkindesalter an einem Hörverlust und trägt ein Cochlear- Implant. Da ich über einige Kenntnisse verfüge, kann ich hier James Grippando ein grosses Kompliment machen. Die ganzen Details zu der Operation, dem Tragen und Einstellen des Implants, sowie dem Hörvermögen sind sehr gut recherchiert und absolut authentisch geschrieben.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Ein Wohlfühlbuch!

Weil es dir Glück bringt
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Apfelkuchen….Pfirsich- Pie… Apfelsaft-Eiscreme… Erdebeertörtchen….Im Familienbetrieb der Mullins, dem "Pie Pantry" in Michigan, duftet es nach frisch gebackenem Kuchen. Emsig arbeiten seit Generationen ...

Apfelkuchen….Pfirsich- Pie… Apfelsaft-Eiscreme… Erdebeertörtchen….Im Familienbetrieb der Mullins, dem "Pie Pantry" in Michigan, duftet es nach frisch gebackenem Kuchen. Emsig arbeiten seit Generationen die Mullins in der hauseigenen Bäckerei und in der Obstplantage. Die Jüngste, Sam, arbeitet jedoch in New York. Nachdem sie fristlos gekündigt hat, kehrt sie zurück zu ihren Wurzeln und zu ihrer Familie. Doch sie ist sich nicht sicher, ob ihr Platz im Familienbetrieb ist ?

Mich hat dieses Buch von Beginn weg sehr gefesselt, denn ich mag die Verstrickung von Familiengeschichte, etwas Romantik und vielen Passagen, in dem es um das Backen und um Rezepte geht. Zudem ist die erwähnte Landschaft rund um den Michigansee hervorragend beschrieben. Man spürt die Stimmung sehr gut und kann sich in das sommerwarme Michigan hineinversetzen.
Die wechselnden Zeitebenen, in denen man Frauen der verschiedenen Generationen, es sind deren fünf, wenn ich richtig gezählt habe, kennen lernt, sind sehr vielschichtig. Man erkennt als Leser, dass jede Generation zwar ihre eigenen Probleme hatte…und doch sich die Liebe zum Backen wiederholt. Mit ganz viel Frauenpower schaffen es die Mullins ein Geschäft aufzubauen, zu halten und sich auch in der hoch kommerziellen Welt zu behaupten. Wie ein roter Faden zieht sich die Liebe zur Eigenproduktion von Kuchen, Pies, Eiscreme und Cookies durch Generationen. Oder wie es Grossmutter Will so treffend ausdrückt : "Die Gabe, das Verlangen und das Talent zu backen."
Die bezaubernden Illustrationen bei Kapitelbeginn, haben mir sehr gefallen. Einige Rezepte, die eingefügt wurden, werde ich ganz sich nachbacken.
Der Plot, das Setting und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, so bildlich zu beschreiben, dass man sich mitten in der "Pie Pantry" fühlt und meint, die Aepfel der nebenan gelegenen Plantage zu riechen. Woher kommt sonst plötzlich mein Verlangen nach einem knackigen Apfel?
Die Geschichte beinhaltet auch eine Liebesgeschichte, die sehr zurückhaltend und doch sehr romantisch daher kommt. Mir hat gefallen, dass es in erster Linie darum geht, ob Sam ihren beruflichen Weg finden wird. Diese Zerrissenheit von Sam ist es auch, die man sehr gut nachvollziehen kann. Ich denke auch, weil die Figuren absolut echt und authentisch charakterisiert sind.
Dieses Buch habe ich als echtes Juwel, ein Wohlfühlbuch, empfunden und kann es wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Leseempfehlung!

Vatertage
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Ein Zahlungsbescheid vom Sozialamt wirbelt Simons Leben ganz schön durcheinander. Plötzlich soll er fast 700 Euro pro Monat für seinen Vater Michael zahlen, der in einem Pflegeheim im Koma liegt. Für diese ...

Ein Zahlungsbescheid vom Sozialamt wirbelt Simons Leben ganz schön durcheinander. Plötzlich soll er fast 700 Euro pro Monat für seinen Vater Michael zahlen, der in einem Pflegeheim im Koma liegt. Für diese Ausgaben hat Simon nicht nur kein Geld, da er in Elternzeit zu seinem Töchtern schaut. Sondern erst mal auch keine Lust, da er seinen Vater Michael nur ganze drei mal in seinem Leben gesehen hat. Seine Mutter Jarmila ist ebenfalls entrüstet. Und will das Ganze auf ihre Art regeln.

Das Cover und auch das vordere Buch (Dicke Freunde) von Stephan Barrels suggerieren wieder eine humorvolle Geschichte. Dies trifft auch zu einem gewissen Teil zu. Der Wortwitz hier ist hervorragend, viele Male musste ich schmunzeln. Das Thema jedoch hat sehr viel Tiefgang und hat mich berührt und beschäftigt. Themen wie die biologische, psychologische und juristische Definition von einem Vater werden ebenso behandelt, wie Pflegeheimplätze, Sterbehilfe und Komapatienten. Und diese Themen sind halt nicht ( nur) heiter-locker-flockig. Mir haben die ernsten und nachdenklich machenden Untertöne sehr gut gefallen. Allerdings beherrscht der Autor die Gratwanderung zwischen ernsten Themen und witzigen Passagen sehr gut . So hat er es geschafft, mich gleichzeitig zu berühren und zu unterhalten. Regelmässig wurden Abschnitte aus der Jugendzeit von Jarmila, Simons Mutter, eingeschoben. Diese haben mich sehr gefesselt, denn sie spielen 1968 und behandeln unter anderem die Flucht von Jarmila nach Deutschland. Hier werden auch viele Fragen aufgeworfen, die mich durch das Buch getrieben haben. Für Spannung ist also auch gesorgt!
Simon ist in Elternzeit und seine Frau arbeitet voll. Sehr authentisch wird das Familienleben mit zwei kleinen Kindern geschildert. Und das keineswegs nur rosarot, sondern so wie es sein kann…anstrengend und Grund für Diskussionen zwischen den Ehepartnern. Auch Themen wie Vertrauen und Verbundenheit werden hier schön beschrieben.
Vielleicht ahnt ihr es schon. Ich empfand die Figuren durch und durch authentisch und habe ihnen ihre Handlungen abgenommen. Für mich eines vom Wichtigsten in einer Geschichte und hier hat Stephan Bartels die volle Punktzahl verdient.
Der Schreibstil gefiel mir ausserordentlich gut. So gut, dass ich nun noch "Dicke Freunde" nachholen werde!
"Vatertage" bedient viele Genres. Krimi, Humor, Unterhaltungsliteratur...und genau das macht dieses Buch so vielschichtig und interessant! Eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.05.2018

WoW!

Der Zopf
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Smita lebt in Indien und arbeitet als Kloputzerin um ihre Familie zu ernähren. Ihr Traum und ihre lebensbestimmende Hoffnung ist, dass Töchterchen Lalita die Schule besuchen und lesen und schreiben lernt. ...

Smita lebt in Indien und arbeitet als Kloputzerin um ihre Familie zu ernähren. Ihr Traum und ihre lebensbestimmende Hoffnung ist, dass Töchterchen Lalita die Schule besuchen und lesen und schreiben lernt. Sie soll es besser haben als Smita.
Giulia ist die Tochter eines Perückenmachers in Palermo, Sizilien. Als ihr Vater verunfallt, ist sie für die Firma verantwortlich. Als Giulia beim Aufräumen verhängnisvolle Akten entdeckt, wirbelt das ihr bisheriges Leben völlig durcheinander.
Sarah ist geschieden, Mutter dreier Kinder, und lebt in Montreal, Kanada. Sarah arbeitet als Anwältin in einer Führungsposition und gilt als Powerfrau….bis eine Situation eintritt, die ihr ganzes, gut organisiertes, Leben durcheinander bringt.

In drei Erzählsträngen erzählt die Autorin über drei Frauen, die in verschiedenen Ländern leben und deren Lebensumstände unterschiedlicher nicht sein könnten. Lange Zeit wartete ich gespannt auf die Verbindung der Stränge, denn ich konnte mir kaum vorstellen, wie das schlüssig möglich sein könnte ? Plötzlich, mitten im Buch, habe ich realisiert, dass der Reiz dieser Geschichte nicht die mögliche Verbindung, sondern die getrennt erzählten und sehr unterschiedlichen Geschichten sind. Zu lesen, wie eine jede der Frauen um Anerkennung, Gesundheit, das Lebenswerk, bestmögliche Ausbildung für das Kind und /oder gleiche Rechte für Frau und Mann, arm und reich, kämpft ist grandios. Und das immer in Bezug zu den Lebensumständen des jeweiligen Landes. Oft waren die Wechsel der Stränge, wie zum Beispiel zwischen der armen Smita und der reichen Karrierefrau Sarah wie ein kleiner Kulturschock.
Mich hat nicht jede Geschichte gleich berührt. Von Beginn weg, hat mich zum Beispiel die Story um Smita in Indien fasziniert. Smita ist ein starke Frau, die kämpft, dass ihre Tochter Lalita die Schule besuchen kann. Die Kraft , aber auch den Mut, etwas gegen die starren Fesseln der indischen, reichen Übermacht zu tun, empfand ich als berührend.
Bei Sarah und ihrer Geschichte brauchte ich eine Anlaufzeit. Was erst sehr oberflächlich daher kommt, mausert sich zu einem echten Kampf, der doch so typisch für die heutige Welt ist. Eine Frau muss ihren Mann stehen im Job. Krankheit, Kinder und Abwesenheiten wird als Schwäche ausgelegt und entsprechend vergolten.
Länger brauchte ich, um mit Giulia warm zu werden. In dem Strang hatte ich lange Zeit das Gefühl, die Handlung plätschert…bis fast ganz am Schluss etwas geschieht, dass mich staunend und überrascht hat durch die Geschichte fliegen lassen.
Der Schreibstil ist sehr minimalistisch. Fast ohne direkte Rede könnte man meinen, dass der Inhalt dadurch oberflächlich und mit grosser Distanz zu lesen ist. Ich weiss nicht, wie die Autorin es geschafft hat, in all der Sachlichkeit den Figuren Gefühl und Leben einzuhauchen. Es ist jedoch gelungen!
Der Titel und das Coverbild spiegelt wunderbar die drei Geschichten, die zu drei einzelnen Strängen gefasst und doch miteinander verbunden sind. Wunderbar die Symbolik darin und äusserst passend zum Inhalt des Buches. Die Verflechtung der einzelnen Stränge ( ja, es gibt eine Verbindung), ist genau dieser Moment, in Büchern, den ich so liebe! Fassungslos wie einfach die Verbindung sein kann, frage ich mich, warum ich nicht eher an diese nahe liegende Möglichkeit gedacht habe? Ich mag, dass mich die Autorin überraschen konnte. Ich liebe, die Symbolik hinter den Gemeinsamkeiten der drei Frauen.
Für mich ist dieses Buch, eines der besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.