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Veröffentlicht am 10.03.2020

Auch ohne Vorwissen möglich...

Puppenheim
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In London werden junge Mädchen vermisst. Junge Ausreisserinnen und obdachlos. Eine Ausreisserin ist wohl auch das rothaarige Mädchen, das in Battersea einen Autounfall verursacht hat. Bevor die Ermittler ...

In London werden junge Mädchen vermisst. Junge Ausreisserinnen und obdachlos. Eine Ausreisserin ist wohl auch das rothaarige Mädchen, das in Battersea einen Autounfall verursacht hat. Bevor die Ermittler sie vernehmen können, ist sie spurlos verschwunden. DI Marnie Rone und DS Noah Jake gehen der Spur nach. Was erst als Unfallermittlung beginnt, entwickelt sich zur Mordermittlung. Denn schon bald wird die erste Ausreisserin tot aufgefunden.


Die Einführung, eine kurze Sequenz, die zwei Jahre vor der Hauptgeschichte handelt, empfand ich als kryptisch. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen. Die Neugier war geweckt!
Da die Geschichte ab da in zwei Erzählsträngen fährt, wird alles deutlicher und klarer.
Erst mal ist da das Ermittlerduo, dem man über die Schulter sieht. Hier hat mich ein paar Mal die Begabung von DS Noah Jake gestört, der die Opfer " liest " und ab und zu " spürt ", was wahr und was gelogen ist. Das hatte für mich etwas leicht unbefriedigendes und in Thrillern ziehe ich handfeste Ermittlungen vor.

Dann werden Kapitel eingefügt, in denen man den Täter, die Opfer und das Motiv schnell ahnt. Hier verschleiert die Autorin nichts. Als Leser ist man also ziemlich von Beginn weg im Bild darüber, wer warum und wen ermordet. Muss aber noch den Ermittlern, die im Dunkeln tappen, folgen. Ich mag das nicht unbedingt, wenn ich weiss, wer der Täter ist und dann dem Ermittlerteam zusehen darf, wie sie lange Zeit im Trüben fischen. Das hat bei mir eine Menge Spannung aus der Geschichte genommen. Denn so wartet man einfach ab, bis die Ermittler auf dem selben Stand sind, wie wir Leser. Und sie durch immer neue Erkenntnisse dann zu dem Wissenstand gelangen, den man als Leser schon lange hatte.

Die Geschichte ist sehr komplex. Mit vielen verschiedenen Figuren, Opfern, Nebengeschichten. Ab und zu hätten meiner Meinung nach unrelevante Details gestrichen werden dürfen, denn ein leichter Überfluss machte sich breit. DI Marnie Rones Vergangenheit hätte zum Beispiel weniger ausschweifend sein dürfen. Dafür sind die Figuren, allen voran die Ermittler, gut charakterisiert. Mir war vor allem Marnie Rone sympathisch. Sie hat einiges in ihrem Leben durchgemacht und kann sich so richtig gut in die Opfer einfühlen. Noah Jack, von dem man einiges über sein Privatleben erfährt, lebt mit einem Mann zusammen. Etwas, was mir auch sympathisch ist. Einzig seine Affinität Dinge zu erspüren, hätte nicht sein müssen, wie oben beschrieben.

Wie der Inhalt, ist auch der Schreibstil von Sarah Hillary detailreich und etwas atemlos. So findet man immer wieder Sätze, die zwar ausschweifend vom Inhalt her und gleichzeitig abgehackt sind.
Anders als in " Seelenkinder " dem vorderen Band der Marnie Rone Reihe, empfinde ich hier in "Puppenheim " , dem Band 3, es nicht nötig über Vorwissen zu verfügen.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Die Krähe nicht in Bestform!

Blutige Gnade
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Der Journalist Peter Johannson wird ermordet … kurze Zeit danach wird Ellen Degener, die Frau eines Geschäftsmannes , tot aufgefunden. Doch noch ist die Mordserie nicht vorbei, auch wenn Kommissarin Mara ...

Der Journalist Peter Johannson wird ermordet … kurze Zeit danach wird Ellen Degener, die Frau eines Geschäftsmannes , tot aufgefunden. Doch noch ist die Mordserie nicht vorbei, auch wenn Kommissarin Mara Billinsky, genannt " die Krähe ", und ihr Kollege Jan Rosen auf Hochdruck ermitteln. Denn weitere Verbrechen geschehen. Können sie die Serie stoppen?



Habe ich in meiner Rezension zu " Brennende Narben ", also einem Vorband, noch geschrieben, dass Mara Billinsky meiner Meinung nach eine herausragende Figur am Thrillerhimmel ist, muss ich leider nach diesem neusten Band, meine Meinung revidieren. Wo die Protagonistin in den vorderen Bänden aussergewöhnlich war .... sehr stur, nicht auf den Mund gefallen und äusserst sympathisch, ist sie in diesem neuen Band nur noch ein Abklatsch ihrer selbst. Schade, wie angepasst sie kuscht, und mir dadurch beim Lesen das Spezielle, das ich so mochte, wegnimmt. Denn ohne die herausragende Figur, ist dieser neuste Thriller aus der Feder von Leo Born, leider nur einer wie viele.

Auch die Handlung scheint mir gemächlicher und weniger gänsehautauslösend als auch schon.
Brisante Szenen werden manchmal durch haarsträubende und überaus eklige Szenen in einem Tierschlachthof gepusht. Auch beliebt, ist anscheinend hier immer mal wieder Mara Billinsky nachts alleine irgendwo stehen zu lassen. Und da sie sich beobachtet fühlt, wird Spannung erzeugt. So kam wenigstens annähernd Gänsehaut auf.

Auch wenn schon in den ersten zwei Kapiteln zwei Mordopfer auftauchen, verläuft der Start ins Buch leicht schleppend. Ab da ist die Suche der Ermittler, und auch meine Neugier nach dem Zusammenhang der Taten, zentral.

Leo Born lässt wie gewohnt mehrere Handlungsstränge nebeneinander laufen. Nach und nach verbinden die sich dann zu einem schlüssigen Ganzen und sind gut verstrickt. Wie gehabt ist dieser Thriller sehr komplex, da oft andere Figuren die Handlung auseinander treiben. Wenigstens wurde weitgehend darauf verzichtet, alte Fälle aus vorderen Büchern der Reihe neu einfliessen zu lassen. Meiner Meinung nach kann man "Blutige Gnade " ohne Vorwissen lesen. Ich rate jedoch dazu, sich erst andere Bücher der Reihe zu Gemüte zu führen. Dies nicht aus Verständigungsproblemen, sondern weil dieser vierte Band nicht der beste der Reihe ist.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Mitten aus dem Leben

Zu wahr, um schön zu sein
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Caroline Oldendorff ist entsetzt. Denn ausgerechnet am Tag ihrer silbernen Hochzeit, stellt sich ihre Ehe mit Ehemann Matthias als Farce heraus. Kurz bevor die Party steigen soll, steht sie vor den Scherben ...

Caroline Oldendorff ist entsetzt. Denn ausgerechnet am Tag ihrer silbernen Hochzeit, stellt sich ihre Ehe mit Ehemann Matthias als Farce heraus. Kurz bevor die Party steigen soll, steht sie vor den Scherben ihrer Ehe und als alleinerziehend mit dem 15jährigen Felix. Ihre beste Freundin Sylvia hilft, wo sie kann. Zum Glück ist da auch noch Vermieterin Hedwig, die das Unglück hat kommen sehen. Caro muss sich neu orientieren, ihre Leben sortieren und auf die Reihe kriegen …. auch ohne Matthias!





Eine Story mitten aus dem Leben! Da gibt Frau alles, setzt sich ein für den Mann und die Familie und merkt mit über 40 Jahren, dass alles nur auf einer Lüge aufgebaut war. Wobei es Caro besonders schrecklich trifft …. den Grund für die Trennung spoilere ich hier natürlich. Doch ich war beim Lesen regelrecht schockiert.

Überhaupt haben es die Frauen der Geschichte nicht einfach. Nicht nur Caro ist zutiefst verletzt! Auch ihre beste Freundin Sylvia muss nach der Trennung von Exmann Dirk mit einer Kränkung zurecht kommen. Gerade diese Seite wurde von der Autorin sehr gut ausgearbeitet und vermittelt. Ab und zu, meiner Meinung nach, etwas klischeebeladen. Oder wie Seite 15 geschrieben steht : Wäre die Geschichte ein Buchmanuskript würde die Lektorin garantiert in anklagendem Rot Klischee danebenschreiben.

Allerdings war mir Caro mit verlaufender Handlung zu sprunghaft. Und schon nach kurzer Zeit zu sehr daran interessiert, neue Typen kennen zu lernen. So spielt sie dann auch fleissig Bäumchen wechsle dich mit den diversen neuen Männerbekanntschaften. Was ich einerseits schade fand, denn so verkam die vorher tolle Figur zu einer oberflächlichen Protagonistin. Ich muss zugeben, dass ich allerdings in meinem Bekanntenkreis genau diese Beobachtung gemacht habe. Dass, eine verlassene Frau genau so krampfhaft wie Caro, sich zu beweisen und sich ihrer Attraktivität zu versichern, und so die erlittene Schmach zu vergessen, versucht. Die Situationen, in die sich Caro manövriert, sind sehr witzig und mit viel Situationskomik gewürzt. Dadurch aber auch ab und zu überspitzt.

Sehr gefallen hat mir Felix, der einen typischen 15jährigen verkörpert. Herzlich gelacht habe ich, als sein Teekauf fast nach hinten losgeht. Das war so typisch Jugendlicher, dass ich insgeheim genickt und geschmunzelt habe.
Der Schreibstil ist locker, leicht und amüsant. Ueber einige gewollt lustige Szenen, muss man ein Auge zudrücken. So wird man belohnt, mit einem unterhaltsamen Buch, das einige schöne Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Zack Herry ist zurück!

In den Klauen des Falken
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Zack Herry ist zufällig auf dem Bahnsteig in Stockholm, als eine jugendliche Selbstmordattentäterin wahllos Menschen niedermetzelt. Er reagiert und kann das Mädchen stoppen. Noch nicht erholt von diesem ...

Zack Herry ist zufällig auf dem Bahnsteig in Stockholm, als eine jugendliche Selbstmordattentäterin wahllos Menschen niedermetzelt. Er reagiert und kann das Mädchen stoppen. Noch nicht erholt von diesem Einsatz, kommt die Meldung herein, dass der Polizist Roger Dahl verschwunden ist. Er wird später ermordet aufgefunden. Dahl ermittelte im Drogenmilieu und der Verdacht liegt nahe, dass er jemandem zu nahe kam. Zack Herry und seine Kollegin Deniz Akin ermitteln mit der Hilfe eines Informanten, der sich Copper nennt.

Zack Herry ist zurück!

Geläutert und genesen von seiner Drogensucht, in die er nach dem Mord an seiner Frau und dem ungeborenen Kind stürzte, in alter Frische. Ich mag diese Figur unheimlich gerne und bin froh, hat er seine Drogen und Depriphase durch. Wobei er hier in diesem Band, wieder hart an seine Grenzen kommt und in Versuchung gerät.

Dieser fünfte Band der Reihe thematisiert aktuelle Themen .... Terroranschläge und das Drogenmilieu mit all seinen Facetten. Lange Zeit dachte ich, dass die Ermittler es mit zwei getrennten Fällen zu tun haben. Einerseits der Mord an dem Polizisten und andererseits der Anschlag der Selbstmordattentäterin. Sehr klar strukturiert und übersichtlich ermitteln Herry und Akin einmal hier und einmal da. Das Private ist dezent eingesetzt und verstrickt sich mehr und mehr als wichtige Nebenhandlung mit dem Fall um den toten Polizisten. Was meiner Meinung nach gut gemacht ist, da ich es spannend fand zu lesen, wann Zack Herry denn genau herausfindet, wer sein Informant ist.

Ich denke man sollte die Vorgänger kennen, um einschätzen zu können, weshalb Herry reagiert … wie er eben reagiert und agiert. Denn sonst könnte man ihn wohl als naiv abstempeln und das wird der Figur nicht gerecht. Herry hat viel durchgemacht und versucht ein normales Leben mit einer normalen Beziehung zu führen. Und ist da sicher leichtgläubig, aber nie naiv. Sehr gut ausgearbeitet und spürbar ist das volle Vertrauen, das Deniz in Zack und Zack in Deniz hat. Man spürt das sehr gut! Teilweise ist Zack Herry nah an die Figur James Bond charakterisiert. Und so, gibt es einige Szenen, die brenzlig sein sollen. Man als Leser aber einfach weiss, dass er nur mit ein paar Kratzern davon kommen wird.

Zum Schreibstil muss ich gar nicht viel sagen. Wie gehabt toll und vor allem die fliessenden Übergänge in den Perspektivwechseln, in denen man zu jeder Zeit weiss, wer denn nun im Mittelpunkt steht, finde ich sehr gelungen.

Obwohl nicht nach der Identität des Täters gefahndet wird, denn der ist relativ schnell klar, ist die Geschichte sehr spannend. Die Suche nach dem Täter, die einer Suche nach der berüchtigten Nadel im Heuhaufen gleicht, fesselt und ist rasant geschrieben.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Benötigt Anlaufzeit!

Das Versprechen der Sterne
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Holly hat sich gerade von ihrem Freund Nate getrennt, als ihr Bruder Ben anruft. Ihre Grossmutter Annie liegt im Sterben. Holly reist sofort von Dublin nach Galway, wo ihre Nana in einem alten irischen ...

Holly hat sich gerade von ihrem Freund Nate getrennt, als ihr Bruder Ben anruft. Ihre Grossmutter Annie liegt im Sterben. Holly reist sofort von Dublin nach Galway, wo ihre Nana in einem alten irischen Bauernhaus mit wunderschönem Obstgarten lebt. Die Familie versammelt sich um die Sterbende, und Holly liest ihrer Grossmutter aus einem Manuskript vor, das sie auf dem Dachboden gefunden hat. Durch das Vorlesen und die Zeit, die sie mit Nana verbringt, erkennt sie, dass der Entschluss Nate zu verlassen, nicht richtig war. Trotz der schrecklichen Zeit, in der Nate sie allein gelassen hat.



Die ersten hundert Seiten ziehen sich ordentlich. Erst danach wird es fesselnder, denn in zwei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte in der Gegenwart und um 1959, als Hollys Grossmutter Annie 20 Jahre alt ist.
Der Strang in der Gegenwart beschreibt zu Beginn viele Erinnerungen und die Trauer, dass die geliebte Grossmutter bald sterben wird. So wurde die Handlung stark herunter gefahren, die Trauer für mich jedoch zu wenig dicht beschrieben. Lange hatte ich das Gefühl, dass Holly, ihr Bruder Ben und auch die Eltern blutleer und sehr distanziert beschrieben sind. Erst als die Rückblicke in die Vergangenheit eingeflochten werden und die Lage um Hollys Grossmutter sich zuspitzt, kommt Leben in die Figuren. Wohl auch, weil eine überraschende Wendung, die die Beziehung von Holly und Nate betrifft, den Figuren mehr Gefühl und damit Tiefe verleihen. Ab dem Zeitpunkt in der Geschichte haben mich die Figuren berührt und ich habe mit ihnen gelitten. Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen, ist traurig und schwer. Noch dazu, wenn dieser Mensch sich aus verschiedenen Gründen gegen das Sterben sträubt. Gerade dieser Punkt wurde von der Autorin hervorragend heraus gearbeitet und hat mich schlucken lassen.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Nur zu Beginn des Buches hatte ich ein paar mal den Eindruck, dass die Dialoge aufgesetzt wirken. Auch sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die nicht stimmig sind. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Annie seit der Geburt in dem kleinen Dorf lebt und einen jungen Mann, mit dem sie zur Schule ging, wieder trifft. Er hat seine Mutter sechs Jahre zuvor verloren, und das war Annie völlig unbekannt. Ein kleines Dorf, ein 15 jähriger, der seine Mutter verloren hat, und Annie weiss das nicht? Es hat mich sehr erstaunt, dass das nicht bis zu Annie durchgedrungen ist!
Dann die Tatsache, dass Holly ein Manuskript auf dem Dachboden findet. Und Marcy, die Pflegerin der Grossmutter, genau weiss, dass darin eine Botschaft für Holly zu suchen und finden ist. Ich nehme an, dass die Grossmutter ihr das verraten hat, da die Pflegerin das Buch ja nicht selbst gelesen hat. Aber weshalb hat die Grossmutter denn nicht auch verraten, wo es sich befindet? Weshalb lässt man Holly erst stundenlang suchen? Bis zum Fund wusste Holly ja nicht mal, dass es sich um ein Buch handelt. Sondern hat nach einem gemalten Bild gesucht.
Abgesehen von ein paar Ungereimtheiten, die, je länger ich gelesen habe, je weniger wurden, hat mir die Geschichte gut gefallen. Das Thema in der Gegenwart, der Abschied einer geliebten Person, ist genauso heftig, wie das Thema in der Vergangenheit. In der geht es um Gewalt in der Ehe und Familie. Ich muss gestehen, dass mich der Strang in der Vergangenheit um Längen mehr gefesselt hat. Zwar enthält die Vergangenheit und die Gegenwart eine Liebesgeschichte. Doch die Liebesgeschichte um Annie und ihren Freund empfand ich viel romantischer und überzeugender beschrieben, als das hin und her, das Holly und Nate veranstalteten.

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