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Veröffentlicht am 27.02.2022

Ene, mene muh und tot bist du!

Das Chalet
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Snoop ist ein Start-up-Unternehmen, das sich für eine Woche in einem Chalet im exklusiven Skiort St.-Antoine in den französischen Alpen eingemietet hat. Die Chefin Erin und der Koch Danny sorgen für das ...

Snoop ist ein Start-up-Unternehmen, das sich für eine Woche in einem Chalet im exklusiven Skiort St.-Antoine in den französischen Alpen eingemietet hat. Die Chefin Erin und der Koch Danny sorgen für das Wohl der Gäste des Resorts, zu dem sechs Chalets gehören. Auf 2000 Metern ist die Gruppe in dem Haus nach einem Lawinenniedergang plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten, was umso schrecklicher ist, da danach eine Person der Gruppe vermisst wird. Als eine zweite und danach eine dritte Person tot aufgefunden wird, wird klar, dass ein Mörder sein Unwesen treibt.



Zwar nicht neu als Idee, aber abwechslungsreich präsentiert sich „Das Chalet“. Nicht neu, da ich doch einigen Thrillern mit ähnlicher Idee in letzter Zeit begegnet bin. Eine Gruppe Menschen harrt wahlweise an einem abgeschiedenen Ort oder auf einem Schiff auf dem Meer, abgeschnitten von der Aussenwelt aus. Ein Mörder geht um und bringt einen nach dem anderen um die Ecke. Hier in Ruth Ware‘s Geschichte ist der abgeschiedene Ort mitten in den französischen Alpen, ein Chalet eingeschneit im Jahrhundert -Schneesturm. Der Rest folgt dem engen Schema "Ene, mene Muh und tot bist du“. Relativ schnell habe ich geahnt, wer der Mörder ist. Denn die Autorin hat so viele Andeutungen gestreut, dass es fast offensichtlich war. Zudem war die Figur betont unbedarft und negativ beschrieben. 100 Seiten vor Schluss wurde damit ordentlich an Spannung herausgenommen, da das Geahnte nun offensichtlich und eindeutig wurde.

Die Atmosphäre dort in dem Haus mitten in den Schneemassen ist sehr gelungen beschrieben. Ich konnte die Panik sehr gut nachvollziehen, die die Gruppe hat. Nicht nur, dass sie sich durch den Schnee kämpfen müssten, um in Sicherheit zu gelangen. Sie müssen sich dabei auch noch vor einem Mörder in Acht nehmen, der scheinbar wahllos einen nach dem anderen umbringt. Zwei Tote und die Verdächtigungen der Anwesenden beginnen. Wer hat welchen Grund, um zu töten? Nach diesem Buch hat garantiert niemand mehr Lust auf ein Wochenende in einem lauschigen Häuschen in den Bergen.

Sehr gefallen hat mir der Aufbau der Geschichte. Abwechslungsweise erzählen einzelne Figuren die Handlung weiter. So entsteht eine Art „Stabsübergabe“, indem eine Figur in einem Kapitel erzählt und dann nahtlos im darauffolgenden Kapitel die nächste Figur den Faden aufnimmt. Die Figuren sind schwarzweiss charakterisiert. Was hier nicht ein Nachteil ist, da man sich gleich zu Beginn mit den neun Mitgliedern des Start-ups und den zwei Angestellten des Resorts auseinandergesetzt sieht. Die Mitglieder der Firma Snoop sind teilweise sehr exzentrisch und als reiche Schnösel beschrieben. Dabei hat jeder und jede ein paar Eigenheiten, mit denen ich sie ziemlich gut auseinanderhalten konnte.

Mich hat Ruth Ware wieder mal bestens unterhalten und wenn nun noch die Andeutungen, wer der Mörder ist, später erfolgt wären, wäre der Rätselfaktor bei mir auch höher gewesen.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Protagonistin mit enormer Entwicklung!

Eine Frage der Sicherheit
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Stephanie Maddox hat viel geopfert, damit sie eine Ausbildung beim FBI machen konnte. Als alleinerziehende Mutter war sie für ihren Sohn Zachary in seiner Kindheit nicht so präsent, wie sie es gern gewesen ...

Stephanie Maddox hat viel geopfert, damit sie eine Ausbildung beim FBI machen konnte. Als alleinerziehende Mutter war sie für ihren Sohn Zachary in seiner Kindheit nicht so präsent, wie sie es gern gewesen wäre. Heute ist Zachary 17 Jahre alt und Steph versucht ein großes Geheimnis aus der Vergangenheit vor ihm zu verbergen. Als sie in seinem Zimmer eine geladene Waffe findet, muss sich Steph eingestehen, dass er nicht nur ebenfalls Geheimnisse vor ihr hütet, sondern auch in etwas verwickelt ist, das ihre Arbeit als Ermittlerin tangiert.





Als Analystin jahrelang für die CIA und dem FBI tätig, weiß die Autorin Karen Cleveland um die Finessen der Darstellung der Polizeiarbeit. Es verwundert also nicht, sind die internen Abläufe oder die organisatorischen Details ein zentraler Punkt in diesem Buch. Soweit ich das beurteilen kann, wirken diese authentisch.

Die FBI Agentin Stephanie Maddox ist eine Figur, die es mir zu Beginn nicht leichtgemacht hat. Denn man lernt sie als unsichere Mutter eines Teenagers kennen und ich habe mich gefragt, warum sie dem 17-jährigen Zachary keine Grenzen setzt. Die Figur entwickelt sich und die Handlung lässt immer mehr in Stephs Vergangenheit blicken. Da habe ich begriffen, dass ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit verantwortlich ist für ihre Art mit Zachary umzugehen.

Stephanie macht eine enorme Entwicklung durch und wird von der unsicheren Mutter eines Teenagers zu einer Frau, die den Spagat zwischen Kind und Karriere tagtäglich ausfechten muss. Mich hat schlussendlich beeindruckt, dass sie wie eine Löwin für ihren Sohn kämpft. Bedingungslos! Denn Zachary wird in eine temporeiche und abenteuerliche Sache verstrickt, die ich zwar als sehr konstruiert, jedoch unterhaltsam und fesselnd empfand. Um ihm zu helfen, scheut sich Stephanie auch nicht unangenehme Dinge anzusprechen. Bei ihrem Sohn, sowie einer Schlüsselfigur, die Dreck am Stecken hat. Dies in der Gegenwart, sowie in der Vergangenheit.


Die Autorin hat einen Thriller geschrieben, der fast ohne Mord und Totschlag auskommt. Dafür hat man es mit den Themen Terror, Machtmissbrauch von Männern in einflussreichen Positionen und der Russenmafia zu tun. Dass schlussendlich doch noch gemordet wird, hat mich überrascht, wird jedoch nur nebenher erwähnt und verliert dadurch den Fokus, die ein Mord normalerweise in einem Thriller innehat.


Die abrupten Wechsel von der Gegenwart in die Vergangenheit sind mir ab und zu schwergefallen. Erst mit der Zeit kam ich hinter das „System“, denn die Vergangenheit wird immer in Gedanken Stephs gehüllt. Ich empfand den Schreibstil von Karen Cleveland als angenehm und ohne viele Ausschmückungen auf den Punkt gebracht.

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Atmosphärisch und gespenstisch

Der Gräber
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Jedes Jahr in der Nacht auf den sechsten November wählt der Serienkiller, der „Der Gräber" genannt wird, in den Göteborger Villenvierteln ein neues Opfer aus. So auch in diesem Jahr!



Kriminalkommissarin ...

Jedes Jahr in der Nacht auf den sechsten November wählt der Serienkiller, der „Der Gräber" genannt wird, in den Göteborger Villenvierteln ein neues Opfer aus. So auch in diesem Jahr!



Kriminalkommissarin Cecilia Weerde und ihr Kollege Jonas Andren ermitteln und werden im Eklund Verlag fündig. Die Lektorin Annika Granlund hat ein Manuskript anonym zugeschickt bekommen, das viele Parallelen zu den Taten des Serientäters aufweist. Hat der Mörder dieses geschrieben?





Die Geschichte beginnt dem Genre angepasst mit der Beschreibung des grausigen Tatorts. Das war es aber dann auch schon mit blutigen oder grausigen Details. Von da an liegt der Fokus eher auf atmosphärischen und gespenstigen Szenen. Lange hatte ich Angst, dass die Geschichte ins Übersinnliche abrutscht. Zu meiner Beruhigung war dem nicht so. Das Ende lasst dann aber doch noch sehr viel Raum für Spekulationen. Unweigerlich denkt man, was danach noch alles kommen könnte. Dies tönt nach einem offenen Ende, ist jedoch nicht so. Es ist eher so, als wenn die Fantasie des Lesers noch mal angeheizt wird.



Sehr vielseitig empfand ich die Wechsel zwischen den Protagonistinnen. Ermittlerin Cecilia Weerder ist keine einfache Figur, ist jedoch in angenehmen Maß unkonventionell, ohne überzeichnet zu sein.

Lektorin Annika Granlund wird mehr und mehr in den Fall hineingerissen und kann sich plötzlich kaum mehr aus dem Strudel der Ereignisse befreien. Ich war mir lange sicher, dass sie die Schlüsselfigur zur Auflösung ist und in ihrem Umkreis hatte es die eine oder andere Figur, die sich höchst verdächtig verhalten hat. Annika arbeitet als Lektorin und das Geschehen im Eklund Verlag wird etwas ausschweifend erzählt. Manuskriptbesprechungen, Organisation Buchmesse, Schreibblockaden eines Autors, Lektoriat und Erscheinungstermine hätten nicht so viel Platz einnehmen müssen. Eine wichtige Rolle spielt also ein Buch (im Buch). Aus dem Manuskript, das Annika anonym zugesendet wird, wurden bei Kapitelbeginn immer wieder kurze Passagen eingestreut. Ein paar Sätze, die von gruselig bis nichtssagend alle Schattierungen enthalten. Je länger, desto deutlicher wird, dass dieses Manuskript eine wichtige Rolle im neusten Mordfall spielt.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Autorin liegt mit der Zeit daneben...

Das Flüsterhaus
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Annie Howard hat eigentlich alles, was sie sich wünschen kann. Ihr Mann William ist der ranghöchste Polizeioffizier des Städtchens Matlow und die gemeinsame 7-jährige Tochter Lizzie ein Quell der Freude. ...

Annie Howard hat eigentlich alles, was sie sich wünschen kann. Ihr Mann William ist der ranghöchste Polizeioffizier des Städtchens Matlow und die gemeinsame 7-jährige Tochter Lizzie ein Quell der Freude. Die Familie lebt in einem herrschaftlichen und luxuriösen Haus direkt am Moor und trotzdem ist Annie nicht glücklich. Als Annie erfährt, dass ihre Jugendliebe Tom seine Strafe abgesessen hat und zurück in Matlow ist, fühlt sie sich sofort wieder zu ihm hingezogen. Obwohl Tom ein Mörder ist und ihre Mutter sie verurteilt, dass sie sich wieder mit ihm trifft. Dann wird eine Tote im Moor entdeckt und William ist davon überzeugt, dass Tom wieder der Täter ist.





Die Mischung aus Liebesroman und Krimi empfand ich als sehr faszinierend und die Autorin hat diese Mischung zweier Genres sehr gut hinbekommen.

Annie steht lange zwischen zwei Männern und obwohl schnell klar ist, für welchen Mann ihr Herz schlägt, empfand ich den Weg zu dieser Liebe überhaupt nicht als langweilig. Wohl auch deswegen, weil nicht alle Beteiligten mit ehrlichen Karten spielen.

Seite 46 gibt es auch schon einen Mord und damit ist auch die Seite „Krimi“ bestens abgedeckt. Doch die Ermittlungen werden von William, Annies Ehemann bestritten, was nicht wirklich reibungslos über die Bühne geht. Hervorragend geschrieben ist das Setting, das abgelegene Wohnhaus der Familie Howard am Rand des Moores. Sehr gruselig zudem die Tatsache, dass direkt vor der Haustüre ein Mörder sein Unwesen treibt.



Die Geschichte handelt 1984, was nicht so ganz übereinstimmen kann mit einigen Details. Dass die Polizei, überhaupt die ganze Bevölkerung, noch keine Handys hat, mag ja noch angehen. Aber, dass die Etikette so wichtig war und die Frau brav zu Hause auf ihren Mann wartet, war doch 1984 schon nicht mehr so. Die Autorin rutscht manchmal mit dem Frauenbild, der Kleidung, Dünkel und Etikette ins frühe 19. Jahrhundert ab, was ich als schlecht recherchiert empfand.



William ist ein Patriarch, der befiehlt und erwartet, dass seine Frau und Tochter kuschen. Er war mir von Beginn weg sehr unsympathisch und ihn möchte ich nicht geschenkt haben. Annie hat zwei Gesichter. Liebevoll mit ihrer Tochter und der dementen Schwiegermutter und in einer Ehe gefangen, in der nichts passt, sehnt sie sich nach Liebe und Aufmerksamkeit. Diese Sehnsucht lässt sie Kontakt zu Tom knüpfen, bei ihm wagt sie zu sagen, was sie denkt, will und fühlt. Etwas, was sie bei ihrem Mann nicht schafft. Die 7-jährige Lizzie ist verwöhnt, verhätschelt und bekommt meist, was sie will. Ich empfand dieses Kind als sehr anstrengend und wie ihr Vater: Nein, danke. Nicht geschenkt!



Seltsamerweise wurde ein Bergarbeiterstreik in die Geschichte neben dem Mord und Annies persönlichen Probleme eingebaut. Davon hört man ab und zu, im Großen und Ganzen ist dieser Streik nicht nur irrelevant, sondern wird über lange Passagen nicht weiterverfolgt. Hätte man somit weglassen können.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Wird Mord überbewertet!

Die Gerechte
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In der Business Lounge des Heathrow Airport wartet Ted Sverson auf seinen Flug nach Boston. Er erzählt einer Frau, die zufällig neben ihm sitzt, dass er den Verdacht hat, von seiner Frau Miranda betrogen ...

In der Business Lounge des Heathrow Airport wartet Ted Sverson auf seinen Flug nach Boston. Er erzählt einer Frau, die zufällig neben ihm sitzt, dass er den Verdacht hat, von seiner Frau Miranda betrogen zu werden. Ted und Miranda haben ein Grundstück an der Südküste von Maine gekauft und bauen darauf ein Wochenendhaus. Nun liegt der Verdacht nahe, dass Miranda eine Affäre mit dem zuständigen Bauunternehmer begonnen hat. Die fremde Frau bietet an, Ted dabei zu helfen, seine Frau umzubringen. Ted ist zuerst entsetzt, begeistert sich jedoch immer mehr für die Idee. Aber wie und wo soll dieser Mord über die Bühne gehen? Wird er sein Ziel erreichen?





Wird Mord überbewertet?

Wenn man dieses Buch liest, könnte man fast zu dieser Schlussfolgerung gelangen. Es wird gelogen, betrogen, gehasst und auch gemordet. Jede und jeder hat irgendwo Leichen vergraben. Einige mehr als andere.

Da der Autor in wechselnden Kapiteln immer wieder eine andere Person in den Mittelpunkt rückt, sieht man die Absichten einer jeder Figur. Was schlussendlich in der Summe eine abwechslungsreiche und vor allem brisante Handlung ergibt.

Da ist zuerst einmal die geheimnisvolle Frau vom Flughafen. Sie spricht Ted an und bietet relativ schnell ihre Hilfe bei seinem Problem an. Sofort habe ich mich gefragt, warum und ob die Frau fähig ist, den angekündigten Mord zu planen und durchzuführen? Die anschließenden Kapitel, aus ihrer Vergangenheit, beantwortet diese Frage vollumfänglich. Eine sehr überraschende Wendung zeigt dann auch den wahren Charakter dieser Figur. Der Buchtitel passt wie die Faust aufs Auge und mich hat dieser Thriller nicht nur sehr gut unterhalten, sondern auch tief in die psychologischen Vorgänge bei Menschen blicken lassen.



Ich bin ein Fan von Peter Swanson. Ihm ist auch hier gelungen, was ich in seinen Büchern so mag. Ohne langatmige Beschreibungen strickt er um eine an und für sich alltägliche Szene, einen Thriller, der fesselt und unterhält. Dabei setzt er nicht auf Gewaltbeschreibungen oder viel Blut, sondern auf psychologische Spannung. Der regelmäßige Wechsel der Figuren empfand ich zu keiner Zeit verwirrend, denn hier zeigt sich das zweite Können von Peter Swanson: Die hervorragende Charakterisierung der Figuren, die man auch nach seitenlanger Abstinenz sofort „wiedererkennt“. Gegen Schluss zieht sich die Geschichte doch noch etwas und wird künstlich in die Länge gezogen. So sind zum Beispiel Limericks, die der Ermittler spontan erfindet, abgebildet. Die sind einzig dazu da, um seine Gefühlslage gegenüber der Verdächtigen, darzustellen. Das hätte man anders lösen können, um begreiflich zu machen, was er denkt und fühlt.

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