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Veröffentlicht am 04.10.2021

Krieg und Familiengeheimnisse!

Das Geheimnis des Schärengartens
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Mona Frühwirt, frisch getrennt von ihrem langjährigen Freund Adrian und von einem Tag auf den anderen ihre Stelle los, sieht sich mit einem zusätzlichen Schicksalsschlag konfrontiert. Ihre Oma Frida, bei ...

Mona Frühwirt, frisch getrennt von ihrem langjährigen Freund Adrian und von einem Tag auf den anderen ihre Stelle los, sieht sich mit einem zusätzlichen Schicksalsschlag konfrontiert. Ihre Oma Frida, bei der sie aufgewachsen ist, stirbt. Mona muss das erstmal alles verdauen und reist von München nach Stockholm, wo ihre Oma ein Häuschen besessen hat. Frida wusste nichts von dem Haus in Sandham, im östlichen Teil des Stockholmer Schärengartens und ist erstaunt, als sie dort Spuren aus Fridas Vergangenheit entdeckt.



Zu weiten Teilen handelt die Geschichte in der Kriegszeit um 1943, als Hitler die Macht in Deutschland innehatte. Die Autorin erzählt sehr eindrücklich, anhand der Protagonistin Frida, wie schwer das Leben für ein junges Mädchen in der Kriegszeit war. Hier spürt man die sehr guten Recherchen der Autorin.

So machen viele Beschreibungen der Lebensumstände der Menschen während und nach dem Krieg das Buch authentisch. Frida macht mit Begeisterung beim BDM mit und dort werden die jungen Mädchen mit Lagerfeuern, Sportwettkämpfen und Gesellschaftsspielen gefügig gemacht und auf den nahenden Krieg vorbereitet. Schön beschrieben wird hier die Freundschaft zwischen Frida und Gisela, die durch dick und dünn gehen. Aber auch das Thema Rassismus und Rassentrennung in Amerika wird anhand der Figur Henry, eines amerikanischen Soldaten, eingeflochten. Sehr schnell bekommt die Story sehr viel Tiefe durch diese eindrücklichen Details der Kriegswirren. Die Hoffnungslosigkeit, das Grauen, der Hunger und die Gewaltbereitschaft drücken richtig durch und so hat mich dieser Teil der Geschichte berührt und beschäftigt.

Abgewechselt werden diese Passagen von der Handlung in der Gegenwart, als Mona nach und nach erfährt, was für ein Leben ihre Oma früher geführt hat. Hier schimmert immer wieder durch, dass nicht alles so war, wie gedacht. Genau die richtige Dosis Familiengeheimnis trieb mich dazu, schnellstens weiterzulesen.

Das grosse Familiengeheimnis wird erst fast am Schluss gelüftet und hat mich überrascht. Kaum zu glauben, zu was für Deals Menschen gezwungen waren, weil der Krieg oder die Moralvorstellungen anderer das nötig machten.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Sie hat es geschafft sehr eindrücklich ein Bild der Kriegszeit zu zeichnen. Gegen Schluss hätte ich persönlich auf ein paar Verwandte von Mona verzichten können, das war mir eindeutig zu viel Stoff für die letzten Seiten. Dadurch wirkte die Handlung eher hektisch und überladen.

"Das Geheimnis des Schärengartens" beinhaltet zu grossen Teilen eine Story mitten im Krieg, sehr dezent ein, zwei Liebesgeschichten und Familiengeheimnisse, die mich gefesselt haben.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Gute Nachbarschaft?

Liebe deine Nachbarn wie dich selbst
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Man wähnt sich im Paradies am Lowland Way im Süden von London. In dieser Straße leben Nachbarn friedlich nebeneinander. Sonntags werden die Autos weggefahren, damit die Kinder der Siedlung auf der Straße ...

Man wähnt sich im Paradies am Lowland Way im Süden von London. In dieser Straße leben Nachbarn friedlich nebeneinander. Sonntags werden die Autos weggefahren, damit die Kinder der Siedlung auf der Straße spielen können. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als in Haus Nummer 1 Jodie und Darren Booth einziehen. Sie hören Tag und Nacht laut Musik, bauen ihr Haus mit Vorliebe spätabends um und betreiben auf ihrem Grundstück einen Gebrauchtautohandel. Die Nachbarn wehren sich, denn sie wollen ihr friedliches Leben zurück. Die Situation eskaliert, als ein Verbrechen geschieht.



Was für ein Nachbarschaftsleben! Da lobe ich mir meine guten bis oberflächlichen Beziehungen mit meinen Nachbarn.

In der Lowland Way geschieht das, was oft üblich ist unter zerstrittenen Nachbarn. Schlimm ist, wenn man in so einer vergifteten Nachbarschaftsbeziehung leben und bei jedem Gang vor die Haustüre Angst haben muss, seinen größten Feind zu treffen. Man findet keine Basis für einen Dialog und es geschieht oft das, was man „Der Ton macht die Musik“ nennt.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich zu Beginn die Booth's, die neu hinzugezogenen Nachbarn, komplett verstanden habe. Statt sich den neuen Nachbarn ordentlich vorzustellen, scheuen sich einige der selbsternannten Sitten und Parkplatzwächter nicht, den „Neuen“ klarzumachen, was sie alles „falsch“ machen. Wie so oft im Leben, hätte man mit einem freundlichen und konstruktiven Gespräch mehr erreicht. Druck erzeugt Trotz, was man in dieser Geschichte hervorragend sieht. Als Leser wird man zu einem Beobachter der Vorkommnisse in der Nachbarschaft und die Anschuldigungen, Verdächtigungen und Pöbeleien schaukeln sich mehr und mehr hoch. Die Autorin zeigt alle Facetten von Nachbarschaftsbeziehungen. Bis zum großen Knall, der eigentlich nur noch eine Frage der Zeit war. Ab da gibt es Ermittlungen und spannende Thrillerszenenin .

Den Schreibstil habe ich zu Beginn als fast zu detailliert empfunden. Man bekommt in einem einzelnen Satz oft viele Informationen, die es zu verarbeiten gilt. Hervorragend empfand ich die Charakterisierung der Figuren. Es mischen viele Figuren in der Nachbarschaft mit und die Perspektiven wechseln in rascher Folge. Das hat gerade zu Beginn doch für einiges zurückblättern und noch mal lesen gesorgt. Hilfreich wäre hier ein Personenglossar und ein Situationsplan der Häuseranordnung gewesen. Sehr gut ausgearbeitet empfand ich die Figur Darren, bei dem ich mit seiner provokativen und übellaunigen Art einige Male den Kopf schütteln musste. Oft kam es mir so vor, dass er es darauf anlegt, die Nachbarschaft aufzumischen.

Die Figur des Leaders, dem selbsternannten Boss der Nachbarschaft, hat Ralph Morgan inne. Ich denke ihn und seine Frau Naomi möchte ich nicht als Nachbarn. Sie haben die Gabe, auf alle leicht hinabzusehen und perfekt zu sein. Mitleid hatte ich mit dem frisch gebackenen Elternpaar, das direkt neben den Krachmachern lebt. Meine Emotionen waren geweckt und ich habe mich oft fremdgeschämt und geärgert.

Mir hat das Buch bis auf einige Abstriche in der Übersichtlichkeit gefallen. Man darf jedoch nicht einen Thriller mit gänsehautauslösenden Szenen erwarten. „Liebe deine Nachbarn wie dich selbst“ ist eher ein gemächlicher Spannungsroman, der auf der psychologischen Ebene einiges bietet.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Trockener, englischer Humor!

Lauter reizende alte Damen
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Im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“ hat die 83 Jahre alte Ada Fanshaw ein Zuhause gefunden. Leicht dement, fällt es ihr schwer die Gegenwart und die Vergangenheit zu unterscheiden. So verwirrt sie auch ...

Im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“ hat die 83 Jahre alte Ada Fanshaw ein Zuhause gefunden. Leicht dement, fällt es ihr schwer die Gegenwart und die Vergangenheit zu unterscheiden. So verwirrt sie auch der Besuch ihres Neffen Tommie und seiner Frau Tuppence Beresford. Bei einem dieser Besuche lernt Tuppence eine Mitbewohnerin von Ada kennen, die seltsame Äußerungen macht. Tuppence geht der Sache nach und entdeckt schon bald Verstörendes.





Ganz in Agatha Christie Manier wird die Geschichte getragen von einem trockenen englischen Humor und Laienermittlern, die sich durch viel Klatsch und Tratsch wühlen, um kriminelle Energien zu entdecken. Tommie und Tuppence sind eine typisches, englisches, älteres Ehepaar, das dem gehobenen Mittelstand angehört. Morgens bringt er Butler den ersten Tee ans Bett und die Namen der wichtigsten Rosensorten kennen sie aus dem Effeff. Dabei hatte ich bei Tuppence oft das Bild der berühmten Miss Marple im Kopf. Die teilweise schreiend komischen Dialoge zwischen Tuppence und ihrem Mann lockern die Story auf.



Zu Beginn handeln einige Kapitel im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“. Hier wird das Thema Demenz und die letzte Station am Ende des Lebens in den Mittelpunkt gerückt. Die Leiterin des Hauses plappert zugunsten des Fortlaufs der Handlung ordentlich aus dem Nähkästchen. Egal, ob sie verrät, welche Bewohnerin was für Krankheiten hat oder wer den Aufenthalt im Heim einer Klientin finanziert …. Diskretion oder berufliche Schweigepflicht kennt die Dame nicht.



Agatha Christie hat uns Lesern schon in vielen Krimis bewiesen, dass ihr Schreibstil hervorragend ist. Auch in „Lauter reizende alte Damen“ habe ich wieder den toll und flüssig zu lesenden Stil gefunden. Agatha Christie legt wieder viel Wert auf Klatsch und Tratsch, der Ermittlungsergebnisse ergibt.

Gestört haben mich in diesem Krimi nur ein paar Zufälligkeiten, die mir zu gesucht waren. So hängt zum Beispiel in Adas Zimmer ein Bild, das sie von einer Mitbewohnerin geschenkt bekommen hat. Tuppence betrachtet das Bild und ihr fällt ein, dass sie das darauf abgebildete Haus schon mal gesehen hat. Sie macht sich auf die Suche nach diesem Haus, das natürlich sehr wichtig ist für den weiteren Verlauf der Handlung.

Ein humorvoller Krimi mit ganz viel englischem Flair!

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Wichtiges Thema: Organspende!

Die andere Tochter
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Antonia Petzold räumt gerade die Wohnung einer verstorbenen Person, als der Unfall geschieht. Sie verletzt sich an den Augen und ohne Hornhauttransplantation wird sie erblinden. Sie hat Glück, ein Spender ...

Antonia Petzold räumt gerade die Wohnung einer verstorbenen Person, als der Unfall geschieht. Sie verletzt sich an den Augen und ohne Hornhauttransplantation wird sie erblinden. Sie hat Glück, ein Spender schnell gefunden und ihr Augenlicht kann gerettet werden. Als die Mutter der jungen Spenderin sie kennenlernen möchte, ist Toni Feuer und Flamme. Antonia lernt die Familie Mertens kennen und fühlt sich sofort mit ihnen verbunden. Erst nach und nach erkennt sie, dass sie manipuliert wird und dadurch in Gefahr gerät.





Das erste Kapitel enthält viele Informationen zu der Protagonistin Antonia und hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Die verschiedensten Themen machen das Buch abwechslungsreich und fesselnd. Transplantation, der Beruf einer Entrümplerin, Malerei, Organspende, Trauer und die Verarbeitung eines Verlustes sind zentrale Themen rund um Toni. Und über all dem wabert eine mysteriöse Sache, die die Familie von Toni, sowie die Familie der verstorbenen Spenderin betrifft.

In abwechselnden Kapiteln, die im Frühling 2019 und im Herbst 2019 handeln, versucht man als Leser eine Verknüpfung herzustellen. Puzzleteil um Puzzleteil und damit hat das Cover seine Berechtigung, fallen an Ort und Stelle.

Sehr interessiert hat mich das Thema „Seelenwanderung“. Davon habe ich bisher noch nie gehört und habe ich mir so auch noch nie überlegt. Die These, dass ein Teil der Seele des Spenders im Körper des Empfängers weiterlebt, finde ich spannend. Es gab aber auch Themen, die waren mir zu viel. Die Passagen, die die Nazizeit und die Beutezüge thematisieren, hätte dieses Buch bei der Fülle von Themen nicht auch noch gebraucht.


Toni ist keine einfache Figur. Zeitweise ist sie leicht depressiv, melancholisch und traumatisiert von ihrem Unfall und ihrer Jugendzeit. Toni hatte immer wieder Reaktionen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Ich denke, dafür bin ich viel zu lebensbejahend. Toni leidet unter Minderwertigkeitskomplexen und nach und nach erfährt man, dass der Ursprung dieser wohl in ihrer Vergangenheit zu finden ist. Toni hat mir zwar leidgetan, aber die Figur macht das Buch auch zu etwas dunklem und melancholischen. Denn fröhlich oder gutgelaunt erlebt man Toni praktisch nie.


Die Geschichte besticht mit sehr vielen Wendungen, die sie unvorhersehbar machen. Einige dieser Wendungen empfand ich im Nachhinein als logisch. Andere waren mir zu aufgesetzt und überzogen. So wie zum Beispiel die Verbindung der Familien Petzold und Mertens. "Die andere Tochter" enthält zwar spannende Themen, die hätten jedoch entschlackt werden dürfen.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Zu viel private Belange!

Das Flüstern der Puppen (Thriller)
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Kaum bei der neuen Arbeitsstelle begonnen, wird Lena Freyenberg schon mit einem Mordfall konfrontiert. Eine junge Frau wird bei lebendigem Leib, im Garten ihrer Eltern, im Pizzaofen, verbrannt. Als die ...

Kaum bei der neuen Arbeitsstelle begonnen, wird Lena Freyenberg schon mit einem Mordfall konfrontiert. Eine junge Frau wird bei lebendigem Leib, im Garten ihrer Eltern, im Pizzaofen, verbrannt. Als die Eltern von einem Konzert zurückkehren, finden sie ihre Tochter und daneben eine Puppe. Zusammen mit ihrem neuen Partner, Kommissar Henning Gerlach, muss Lena Freyenberg zuerst einen gemeinsamen Nenner in der Zusammenarbeit finden.



Den Fall, der mit der toten jungen Frau in dem Ofen beginnt und nach und nach zu einer ganzen Serie an Morden wird, empfand ich als gut aufgebaut. Auch die Ermittlungsergebnisse, die vor allem der Intelligenz der neuen Ermittlerin geschuldet sind, sind nachvollziehbar und stimmig. Man kann zusehen, wie das Ermittlerteam einen Stein nach dem anderen umdreht. Unter einigen dieser Steine sind Finten versteckt und einige bringen Ergebnisse in den Ermittlungen.

Allerdings lassen die privaten Belange von Lena Freyenberg und Henning Gerlach oft den beruflichen Aufgaben nicht viel Platz. Mir haben diese privaten Details zu viel Platz eingenommen. Lena, die von ihrem Freund Nils weggezogen ist, den Tod ihres früheren Partners Manfred noch nicht verdaut hat und mit einem alkoholkranken Vater, der sie auf Trab hält, geschlagen ist, hat schon eine geballte Ladung an Problematik. Doch da ist auch noch Henning, der noch einer früheren Beziehung nachtrauert und eine demente Grossmutter hat, die neu in ein Seniorenheim zieht. Da hätte ich Hennings Schwärmerei für Lena nicht zusätzlich auch noch gebraucht.


Durch die kursiv geschriebenen Passagen, die die Gedanken des Täters festhalten, merkt man sehr schnell, wie krank er tickt. Jedoch sind mir die zu ausschweifend geraten. Hier hätte für meinen Geschmack, gestrafft werden dürfen. Was allerdings der Spannung meiner Meinung nach keinem Abbruch getan hat. Die Identität des Täters hat mich komplett überrascht, war jedoch im Nachhinein plausibel.


Den Schreibstil empfand ich, als einfach zu lesen und der Satzaufbau ist nicht sehr anspruchsvoll. Das und die eher geringe Seitenzahl hat dazu geführt, dass ich diesen Thriller in wenigen Stunden gelesen hatte.

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