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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2022

Ein Roman, der Lust auf's Gärtnern macht

Querbeet ins Glück
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Maddie ist eine von drei Anwärterinnen für eine Hauptrolle im Musical Tanz der Vampire. Dafür ist sie nach Berlin gezogen. Durch ihre Nachbarin landet sie bei einem Gartenprojekt, an dem sie mehr Gefallen ...

Maddie ist eine von drei Anwärterinnen für eine Hauptrolle im Musical Tanz der Vampire. Dafür ist sie nach Berlin gezogen. Durch ihre Nachbarin landet sie bei einem Gartenprojekt, an dem sie mehr Gefallen findet, als sie ursprünglich erwartet hat, was vor allem auch an den Mit-Gärtnern dort und besonders am recht frisch getrennten Mo und seinem Sohn liegt. Schon bald gelingt es ihr kaum noch, auch der Musicalkarriere ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken.

Mir hat der Roman viel Vergnügen bereitet. Alle darin vorkommenden Personen sind auf irgendeine Weise liebenswert und besonders die Passagen rund um den Gemeinschaftsgarten haben mir sehr gut gefallen und ich habe sogar noch ein bisschen was gelernt beim Lesen. Lisa Kirsch beschreibt das Projekt sehr lebendig und anschaulich, sodass man am liebsten auch dabei wäre und sich gut in die Beteiligten hineinversetzen kann. Das Buch eignet sich auch sehr gut, um jetzt im Frühling langsam selbst wieder in Gartenstimmung zu kommen.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Die Grenzen der Diplomatie

Die Diplomatin
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Fred, die 50-jährige Protagonistin in Lucy Frickes neuem Roman "Die Diplomatin", ist zunächst im recht verschlafenen Montevideo tätig, wird dann aber als Konsulin nach Istanbul versetzt, wo die deutsch-türkischen ...

Fred, die 50-jährige Protagonistin in Lucy Frickes neuem Roman "Die Diplomatin", ist zunächst im recht verschlafenen Montevideo tätig, wird dann aber als Konsulin nach Istanbul versetzt, wo die deutsch-türkischen Beziehungen durch die Flüchtlingskrise und Erdogans Vorgehen gegen kritische Medienvertreter und Kurden sehr angespannt sind. Dort merkt sie immer mehr, dass ihr persönlich die wenigen Mittel, die ihr auf diplomatischem Wege zur Verfügung stehen, um jemanden zu unterstützen, nicht genügen und, dass sie als Frau es im absolut männerdominiertem System Erdogans noch schwerer hat, respektiert zu werden und etwas zu erreichen. Zugleich hat sie es, als Preis für ihre diplomatische Karriere, nicht geschafft, eine Familie zu gründen oder eine stabile Partnerschaft zu führen und alte Vertraute entwickeln sich in eine andere Richtung als sie selbst, sodass sie oft ziemlich einsam und auf sich allein gestellt ist. Zu ihrer in Hamburg lebenden alten Mutter hat sie, bis auf weihnachtliche Besuche, nur sporadischen Telefonkontakt.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, er vermittelt durch die beschriebenen Situationen einen sehr vielschichtigen Eindruck von der Arbeit von Diplomaten und speziell von der aktuellen Situation in der Türkei und der Gratwanderung, einerseits Erdogan bei Laune halten zu wollen, damit er die EU-Außengrenzen mit absichert und andererseits wenige diplomatische Mittel zu haben, wenn deutsche Staatsbürger in der Türkei zu unrecht verhaftet werden. Lucy Fricke bringt dies sehr eindrucksvoll näher und zudem ist ihr Schreibst gut lesbar und anschaulich. Nebenbei geht es aber auch noch um weitere Aspekte, wie die Akzeptanz von Frauen in Führungspositionen in einem männerdominierten System, Einsamkeit ohne festen Partner und einen guten Freundeskreis aufgrund der vielen Umzüge und Verantwortung für die eigene Mutter trotz der großen räumlichen Distanz.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Ein Leuchtturm und die Schicksale seiner Bewohner

Das Haus des Leuchtturmwärters
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Die Schriftstellerin Franzi kehrt 1992 zu dem Leuchtturm an der Ostsee zurück, in dem ihr Vater zu DDR-Zeiten Leuchtturmwärter war, bevor die Familie in den Westen ausreiste. Die genauen Gründe dafür kennt ...

Die Schriftstellerin Franzi kehrt 1992 zu dem Leuchtturm an der Ostsee zurück, in dem ihr Vater zu DDR-Zeiten Leuchtturmwärter war, bevor die Familie in den Westen ausreiste. Die genauen Gründe dafür kennt Franzi bis heute nicht. Nun sucht sie in der Leuchtturmwärterwohnung aber Inspiration für einen Thriller. Stattdessen stößt sie auf ein altes Tagebuch, das Else gehört hat, deren Vater 1962 der Leuchtturmwärter war. Else fühlte sich nach dem Tod der Mutter nicht mehr wohl in der DDR und wollte fliehen. Franzi findet nach und nach mehr über Else heraus und auch ein bisschen über die Geschichte ihrer eigenen Familie.

Ich fand das Thema des Romans sehr interessant, zwei junge Frauen, die jeweils ihre Kindheit im gleichen Leuchtturm verbracht haben, wenn auch in unterschiedlichen Jahrzehnten und unter verschiedenen Rahmenbedingungen. In Else konnte ich mich sehr gut hineinversetzen, dass sie fliehen wollte, auch wenn damit sogar das Risiko zu sterben verbunden war. Was Franzi angeht, konnte ich nicht all ihre Handlungen voll nachvollziehen und hätte es auch besser gefunden, wenn die Geschichte ihrer Familie noch etwas mehr Platz im Roman einnimmt. Der Schreibstil von Kathleen Freitag ist angenehm lesbar und man kann sich gut an die beschriebenen Orte versetzen.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Eine Frau ist ihrer Zeit voraus

Die Architektin von New York
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Emily Warren Roeblings Mann Washington ist als Chefingenieur dafür zuständig, eine Brücke über den East River zu erbauen, die Ende des 19. Jahrhunderts endlich Brooklyn mit Manhattan verbinden soll, die ...

Emily Warren Roeblings Mann Washington ist als Chefingenieur dafür zuständig, eine Brücke über den East River zu erbauen, die Ende des 19. Jahrhunderts endlich Brooklyn mit Manhattan verbinden soll, die heutige Brooklyn Bridge, die weltbekannt ist. Sie selbst ist ebenfalls sehr an den technischen Hintergründen interessiert und beschäftigt sich mit Berechnungen und Plänen. Als ihr Mann während der Bauphase schwer erkrankt, vertritt und ersetzt sie ihn dann sogar, soweit dies einer Frau in dieser Zeit überhaupt möglich war. Dabei muss sie immer wieder gegen einflussreiche Männer und alle möglichen Widrigkeiten ankämpfen.

Ich hatte bis zur Lektüre des Romans, der auf historischen Fakten, angereichert mit fiktiven Ergänzungen, beruht, noch nichts von Emily Warren Roebling gehört und fand es sehr interessant, mehr über sie als starke Frau, die ihrer Zeit voraus war und vor allem auch die technischen Hintergründe zum Bau der Brooklyn Bridge zu erfahren. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Bauweise und die damit verbundenen Schwierigkeiten so zu beschreiben, dass auch Laien wie ich sich etwas darunter vorstellen können. Es ist beeindruckend, welchen Gefahren alle am Bau Beteiligten sich aussetzten und teilweise auch mit dem Leben dafür bezahlten. Das ist vielen Touristen, die heute die Brücke bewundern, oft wahrscheinlich gar nicht bewusst. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und anschaulich, Emily Warren Roebling als Protagonistin weist trotz ihrer Leidenschaft für den Bau der Brücke auch immer eine mitfühlende und sympathische Seite auf, indem ihr das Wohlergehen ihres Mannes, ihrer Familie und der Mitarbeiter wichtig ist, dadurch wirkt sie sehr sympathisch.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Die Wunderfrauen suchen ihren eigenen Weg

Die Wunderfrauen
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"Freiheit im Angebot" ist der letzte Teil um die vier Wunderfrauen, die Tante-Emma-Laden-Besitzerin Luise, die Frauenärztin Helga, die Pferdewirtin Marie und die Arztgattin Annabel.

Diesmal spielt alles ...

"Freiheit im Angebot" ist der letzte Teil um die vier Wunderfrauen, die Tante-Emma-Laden-Besitzerin Luise, die Frauenärztin Helga, die Pferdewirtin Marie und die Arztgattin Annabel.

Diesmal spielt alles um das Jahr 1972 herum, als die Olympischen Spiele in München stattfanden. Jede der vier Frauen hat ihr Päckchen zu tragen, beruflich wie privat und auch die Aufarbeitung dunkler Stellen aus der Zeit des Nationalsozialismus in manch einer Familiengeschichte spielt eine Rolle. Alle orientieren sich auf die eine oder andere Art neu und erkennen, dass es wichtiger ist, mit seinem Leben glücklich zu sein, als immer weiter gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Geschichte um die vier Frauen mit wichtigen Ereignissen, die die damalige Zeit prägten, wie das Olympia Attentat oder die Teilung Deutschlands, zu verknüpfen. Die Perspektivwechsel erzeugten zudem konstant Spannung. Der Schreibstil der Autorin lässt sich angenehm lesen und die Gestaltung des Covers passt der gut zu der Geschichte.

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