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Veröffentlicht am 10.06.2024

Berührende und hoffnungsvolle Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg

White Bird - Wie ein Vogel
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Das Buch „White Bird“ erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs vor den Nazis verstecken muss. Für mich war es die erste Begegnung mit der Autorin R. J. Palacio, ...

Das Buch „White Bird“ erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs vor den Nazis verstecken muss. Für mich war es die erste Begegnung mit der Autorin R. J. Palacio, die durch „Wunder“ schon vielen bekannt ist. Auf „White Bird“ hat mich der Kinofilm aufmerksam gemacht, der in diesem Jahr lief. Leider habe ich es nicht mehr ins Kino geschafft, aber dafür jetzt das Buch gelesen.
Die Geschichte beginnt damit, dass sich die Lage für Juden in Frankreich Anfang der 40er Jahre dramatisch verschlechtert. Viele werden von den Nazis abgeholt und deportiert. Als Sara zusammen mit ihren jüdischen Mitschülern aus der Schule von den Soldaten abgeholt werden soll, läuft Sara weg und versteckt sich. Von diesem Tag an ist in ihrem Leben nichts mehr, wie es bisher war. Glücklicherweise hat sie ihren Klassenkameraden Julien an ihrer Seite, der ihr hilft unterzutauchen, obwohl er unter einer Behinderung leidet. Denn es werden nicht nur Juden bedroht, sondern auch kranke Menschen, die nach Meinung der Nazis nichts mehr zur Gesellschaft beitragen können. Julien ist deshalb auch dem Hass der Kameraden ausgesetzt, was ihn mit Sara verbindet.
Ich habe nicht lange gebraucht, um in der Geschichte anzukommen. Mich hat das Schicksal von Sara und ihrer Familie sofort berührt und ich war von der ersten Seite an gefesselt. Anfangs ist Sara noch wie jedes Kind in ihrem Alter und interessiert sich mehr für ihr Kleid und ihre Schuhe, statt sich um ihre Sicherheit Sorgen zu machen. So bemerkt sie erst langsam, dass sich das Leben in Frankreich für sie ändert, als sie mit ihren Freundinnen nicht mehr in die Eisdiele darf. Das ist so herzzerreißend beschrieben, dass ich beim Lesen ständig einen Kloß im Hals hatte.
Zu Beginn überschlagen sich die Ereignisse und treiben die Spannung an. Es hat mir gut gefallen, dass es zur Mitte hin etwas ruhiger wurde und die Figuren sich entwickeln konnten. Spannend blieb es trotzdem, da man immer damit rechnet, dass Sara entdeckt wird oder sich fragt, was wohl mit ihren Eltern passiert ist. Während Sara sich anfangs nur um ihre eigene Sicherheit sorgt, wird ihr bald bewusst, in welche Gefahr sich auch die Familie begibt, bei der sie sich versteckt und welche Umstände sie für sie in Kauf nimmt. Zum Ende hin wird es dann nochmal rasant und aufwühlend und bietet auch die ein oder andere Überraschung. Ich hätte mir zum Schluss sogar noch ein paar Seiten mehr gewünscht, weil alles so schnell passiert und es einen großen Zeitsprung gibt.
Sehr passend fand ich auch deshalb den Anhang des Buches. Er trägt mit einem Nachwort und vielen Informationen dazu bei, dass man mit dem Gelesenen nicht allein gelassen wird. Für mich war es zwar nichts Neues, aber gerade für junge Leser kann es hilfreich sein, das Geschehen nochmal einzusortieren.
In jedem Fall ein großartiges Buch, das dazu beiträgt, die Vergangenheit nicht zu vergessen.

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Veröffentlicht am 13.05.2024

Das Land des Aaaaahhhs und des Mmmmmms

OTTO fährt los – Ein Sommer in Italien
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Bei dem schönen Sommerwetter draußen hatte ich richtig Lust, mich in den Urlaub zu träumen. Das tolle Bilderbuch von Madlen Ottenschläger über Italien mit seinen schönen Illustrationen von Stefanie Reich ...

Bei dem schönen Sommerwetter draußen hatte ich richtig Lust, mich in den Urlaub zu träumen. Das tolle Bilderbuch von Madlen Ottenschläger über Italien mit seinen schönen Illustrationen von Stefanie Reich kam da gerade richtig. Gleich auf den ersten Seiten findet man eine gezeichnete Landkarte von Italien voller typischer Lebensmittel, Landschaften und Sehenswürdigkeiten. Dann geht es an die Vorbereitungen und das Packen: Eine Menge Sachen müssen mit in den Koffer.

Mit dem alten Bus Otto fährt Pauls Familie dann quer durchs Land. Mit dabei ist Pauls Schwester Emmi, seine Mama Mira und sein "Bonus-Papa" Leo. Denn weil Pauls richtiger Papa nicht mehr mit Mama zusammen ist, hat Paul jetzt zwei Papas. Und beide sind mit dabei, denn Paul ruft seinen Papa aus Italien an und erzählt ihm, wie schön es am Strand ist.

Ich habe diese Familie sofort ins Herz geschlossen. Sie ist hilfsbereit, liebevoll, neugierig und alle haben viel Spaß und gute Laune. Ist ja auch kein Wunder bei einem so abwechslungsreichen, bunten Urlaub: Berge, Bäume, Meer, Strand, der schiefe Turm von Pisa und ganz viele italienische Leckereien wie Pizza, Pasta, Gelato, Oliven, Zitronen uvm. lassen echtes Urlaubsfeeling und Fernweh aufkommen.

Auch die Zeichnungen transportieren pure Urlaubsatmosphäre. Die Szenen beim Sandburgen bauen, im Stau stehen, in den Bergen mit Ziegen und beim Schneckensammeln oder am Marktstand zwischen Fenchel und Artischocken holen einen direkt mitten ins Geschehen. Dabei sind alle immer ganz entspannt und unaufgeregt: Otto hilft dem Eiswagen Antonia mit Solarenergie aus, Emmi darf für Käfer auf dem Weg stehen bleiben und Paul auch mal ein bißchen Heimweh haben. Ein paar italienische Wörter darf man ebenfalls lernen und den Anekdoten lauschen, warum z.B. die Häuser in Italien so bunt sind. Auf jeder Bilderbuchseite leuchten die Farben und die Kinderaugen.

Als Vorbereitung oder auch zur Begleitung des Italien-Urlaubs ist dieses Bilderbuch ab 4 Jahren sehr zu empfehlen. Oder auch, wenn man einfach das Land kennenlernen und eine schöne Urlaubsgeschichte lesen möchte. Ich habe jetzt jedenfalls richtig Lust auf Ferien in Italien bekommen. Wie Mama Mira so passend sagt: "Jetzt beginnt La Dolce Vita".

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Fantasievolles Abenteuer in der Welt der Bücher

Sepia 1: Sepia und das Erwachen der Tintenmagie
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Sepia ist ein Waisenkind, das in der berühmten Druckerei von Flohall aufgenommen wird. Sie weiß nicht, warum sie diese Chance erhält, spürt aber, dass sie anders ist, als die anderen Kinder. ...

Sepia ist ein Waisenkind, das in der berühmten Druckerei von Flohall aufgenommen wird. Sie weiß nicht, warum sie diese Chance erhält, spürt aber, dass sie anders ist, als die anderen Kinder. Für den Buchdruck scheint sie kein Talent zu haben, dafür sieht sie Bleiläuse und entwickelt eine außergewöhnliche Beziehung zu einem kaputten Bleistäbchen.
Doch dann geraten die Meister der Druckerei und das ganze Dorf in Gefahr, als plötzlich Aschegeister auftauchen und Spekulationen über einen bösen Alchemisten die Runde machen. Sepia und ihre Freunde machen sich auf die Suche, um das Geheimnis um den Alchemisten zu lüften und Flohall zu retten.

Das Setting rund um die Buchdruckerei ist Theresa Bell sehr gelungen. Hier geht es nicht nur am Rande um Bücher, Tinte und Papier. Eine Vielzahl von kreativen Begriffen wie "Seitenkleister" oder "Tintenteufel" erzeugen eine durchgehend "buchige" Atmosphäre. So heißt beispielsweise die Inhaberin des Cafés "Serif Zeile" und der Buchbindermeister "Silbersilbe". Die Schimpfwörter wie "Fischpfütze", die die Kinder ab und zu benutzen, haben mich oft zum Schmunzeln gebracht.

Neben diesen schriftstellerischen Kniffen entfaltet sich aber auch eine spannende Geschichte rund um Sepias Charakter, ihre mysteriösen Fähigkeiten und den Kampf gegen gefährliche Gegner. Es gibt kaum Leerlauf, ich war durchweg gefesselt und neugierig, was als nächstes passiert. Auch die Action kommt nicht zu kurz, z.B. wenn Sepias Freund sein Papiermesser schwingt oder die Freunde durch den "Schleich" schleichen. Das tolle Finale wartet mit einer überraschenden Wendung auf und schließt den Fall ab, lässt aber auch Platz für eine eventuelle Fortsetzung.

Mich konnte die Geschichte von Theresa Bell überzeugen, weil sie Wirklichkeit und Fantasie so schön miteinander verknüpft, dass man es gar nicht merkt und nebenbei lernt man auch noch etwas über den Buchdruck. Sepia und das Erwachen der Tintenmagie ist eine spannende und humorvolle Abenteuergeschichte mit einem Hauch Magie, von der alle Bücherfreunde begeistert sein werden.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Fesselnder Spionagethriller im Ersten Weltkrieg

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Luca Brosch entführt die Leser mit seinem Roman "Bevor die Welt sich weiterdreht" in eine Welt voller Geheimnisse und Intrigen. Die Geschichte dreht sich um Johanna Gabathuler, deren einziger ...

Luca Brosch entführt die Leser mit seinem Roman "Bevor die Welt sich weiterdreht" in eine Welt voller Geheimnisse und Intrigen. Die Geschichte dreht sich um Johanna Gabathuler, deren einziger Wunsch es ist, das Kind zu finden, das ihr kurz nach der Geburt weggenommen wurde. Dabei verstrickt sich Johanna unweigerlich in die Machenschaften von Spionage und Geheimdiensten.

Zu Beginn musste ich mich an den abgehackten Schreibstil im Präsens gewöhnen, doch schnell wurde mir klar, dass dieser Stil perfekt zur Intensität und Unmittelbarkeit der Geschichte passt. Johanna Gabathulers Schicksal hat mich von Anfang an ergriffen und betroffen gemacht. Der Autor schafft es, die Leser tief in die Emotionen seiner Hauptfigur einzubinden, und so fiebert man mit Johanna mit, während sie sich durch die Zeit des ersten Weltkrieges schlägt.

Besonders beeindruckend fand ich die Gestaltung der Nebenfiguren, die oft schwer zu durchschauen waren. Jede Figur trug auf ihre Weise dazu bei, der Geschichte eine weitere Ebene an Spannung hinzuzufügen. Das hohe Tempo des Romans ließ mich von der ersten Seite an nicht mehr los, und die überraschenden Wendungen sorgten dafür, dass ich beim Lesen oft den Atem anhielt, während ein Schlag auf den nächsten folgte.

"Bevor die Welt sich weiterdreht" ist nicht nur ein packender Spionagethriller, sondern entführt den Leser auch geschickt in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Die historischen Elemente sind unterhaltsam und authentisch eingewoben, was dem Roman eine zusätzliche Tiefe verleiht. Luca Brosch hat einen fesselnden Roman geschaffen, der eine mitreißende Geschichte und starke Charaktere hat und mich absolut begeistern konnte. Ein Muss für alle, die auf der Suche nach einem spannenden und emotionalen Leseerlebnis sind.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Ein Buch zum Wohlfühlen

Der Spurenfinder
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Der Spurenfinder von Marc-Uwe Kling ist ein humorvolles Kinderbuch mit Fantasysetting. Ein bisschen Krimi ist auch mit dabei und gleichzeitig zeigt sich auch wieder das komödiantische Talent ...

Der Spurenfinder von Marc-Uwe Kling ist ein humorvolles Kinderbuch mit Fantasysetting. Ein bisschen Krimi ist auch mit dabei und gleichzeitig zeigt sich auch wieder das komödiantische Talent des Känguruh-Chroniken-Autors.

In dieser Geschichte geht es um Elos von Bergen, einem alleinerziehenden Vater von zwei Kindern. Er ist von Beruf Spurenfinder (denn Spuren suchen kann ja jeder) und sucht nach der letzten brenzligen Situation nach einem ruhigen Fleckchen zum Leben, vor allem, um seine Kinder zu schützen.

Zunächst scheint das Dörfchen Friedhofen perfekt dafür zu sein: Hier ist wirklich gar nichts los. Die Kinder langweilen sich ohne Ende und beknien ihren Vater, wenigstens zum Jahrmarkt im Nachbarstädtchen gehen zu dürfen. Natürlich dauert es nicht lange, bis ein Verbrechen geschieht und Elos mitsamt Kindern in den Fall hineingezogen werden.

Die Geschichte startet zunächst langsam und beschaulich, nimmt aber ab dem Jahrmarkt Fahrt auf. Das dauert zwar um die 70 Seiten, doch auch der erste Teil ist nicht langweilig zu lesen, sondern eine schöne Einführung in Ort und Charaktere. Nicht zuletzt der Humor und der Einfallsreichtum von Kling bereichern den Text ungemein. Ich war begierig, mehr über scharfe Feuerdrops, die Windflüsterin oder das Glotzoskop zu erfahren. Bei Zimtbrötchen und Honigtörtchen lief mir das Wasser im Mund zusammen, spannend wurde es mit Zaubertinte, Nektarnase und Wandelwesen. Das Buch strotzt vor Kreativität und schafft es trotzdem, dass es nicht überladen wirkt. Der Fall, den es aufzuklären gilt, lädt zum Miträtseln ein und hält einige Überraschungen parat.

Ganz toll sind auch die zahlreichen Zeichnungen, die den Text ergänzen und teilweise sogar eine ganze Seite groß sind. Sie sind dem Illustrator Bernd Kissel richtig gut gelungen und sind eine Bereicherung für das Buch. So habe ich mich auch gefreut, dass es eine Karte der "Verlorenen Provinzen" gab, auf der man die Unternehmungen von Elos und seinen Kindern gut nachvollziehen konnte. Ebenfalls findet sich eine Karte von Friedhofen am Ende des Buchs, auf der alle wichtigen Orte und Häuser eingezeichnet sind. Ich mag sowas sehr, wenn man beim Lesen immer mal wieder blättern und auf eine Karte schauen kann.

Die Fantasywelt, die sich der Autor ausgedacht hat, ist nicht kompliziert. Sie orientiert sich an mittelalterlichen Settings und führt nicht so viele Charaktere ein, dass man den Überblick verliert. Die Charaktere sind einfach ein Bäcker, ein Holzfäller oder der Kräuterhändler. Aber sie haben alle tolle Eigenschaften und Spleens, so dass sie interessant genug sind. Das finde ich für ein Kinderbuch perfekt umgesetzt.

Mit dem Spurenfinder ist dem Autor ein abwechslungsreiches Buch gelungen, das zum Eintauchen und Wohlfühlen einlädt. Dank des großen Einfallsreichtums und Humors können auch Erwachsene an der Lektüre Spaß haben.

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