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Veröffentlicht am 02.08.2019

Ohne erhobenen Zeigefinger zur gesünderen Ernährung

Die Vollwert-Fibel für die ganze Familie
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Klappentext:

Sie wollen sich genauso fit und gesund fühlen wie ich? Dann empfehle ich Ihnen die vitalstoffreiche Vollwertkost. Seit über 17 Jahren ist sie mein täglicher Energie- und gute-Laune-Lieferant. ...

Klappentext:

Sie wollen sich genauso fit und gesund fühlen wie ich? Dann empfehle ich Ihnen die vitalstoffreiche Vollwertkost. Seit über 17 Jahren ist sie mein täglicher Energie- und gute-Laune-Lieferant. Sie hat mich von einer schweren Autoimunkrankheit befreit
und mir mein Leben zurückgegeben. Es ist mir nicht schwergefallen, auch meine Familie und meine Freunde dafür zu begeistern. Zu allen Fragen, die Ernährungsumstellung betreffend gebe ich in diesem Buch Antworten und praktische Tipps.
Aus der Vielzahl der Möglichkeiten habe ich meine 220 Favoriten ausgewählt und für Sie aufgetischt. 300 Fotos, viele praktische Tipps für die Arbeit in der Küche und verschiedene Tabellen und Grafiken helfen Ihnen beim Einstig in die Vollwertküche. Lassen Sie sich inspirieren und starten Sie durch! Sie werden begeistert sein!

Fazit:

Vor fast 30 Jahren stand ich ebenfalls vor der Entscheidung, die Ernährung umzustellen. Damals war ich eine belächelte Außenseiterin. Die notwendigen Erfahrungen musste ich selbst auf relativ mühsame Weise sammeln. Ich habe mir natürlich unzählige Bücher besorgt, die mich allerdings teilweise eher abschreckten, als mich zu motivieren. Eine Vollwert – Fibel, wie ich sie jetzt vorliegen habe, hätte mir den Einstieg sehr erleichtert. Für was eine Vollwert – Fibel? Vor einem Ernährungsumstieg gibt es natürlich viele Fragen. Ist Vollwertkost umständlich oder teuer? Bin ich jetzt nur noch Körnerfresser ohne Genuss? Will ich das überhaupt? Sind die Vollwertverfechter diese komischen Alternativen in Birkenstocklatschen? Auf was muss ich denn noch verzichten? Kann ich das meiner Familie zumuten? Ist Vollwertkost nicht schädlich? Fragen über Fragen, ich kenne viele davon. Keine Panik, Antworten findet ihr in dem Buch.

Nun zum Buch. Wie ist es aufgebaut? Zuerst gibt Michaela Barth einen kurzen Einblick, warum sie ihre Ernährung auf Vollwertkost umgestellt hat. Auch bei ihr waren gesundheitliche Probleme der Auslöser. Danach erklärt sie die Grundlagen der Vollwertkost. Was gehört dazu? Wie sollte gesunde Ernährung aufgebaut werden? Was sind die Vorteile gesunder Ernährung?

Daran schließt sich nahtlos der Erklärungsteil der „Lebensmittel“ an. Hier werden vom Gemüse über das Obst, bis hin zu den wichtigen Getreidesorten alle „lebenden“ Zutaten der Vollwertkost erläutert. Sogar ich konnte noch dazu lernen und freue mich, dass ich dieses Buch für mich entdeckt habe. Auch wenn sich meine Rezension bis jetzt erst mal trocken anhört, die Vollwert – Fibel ist es nicht, da sie auch im Grundlagenteil liebevoll aufgebaut und mit vielen Bildern der „Lebensmittel“ dekoriert wurde, die Hunger auf mehr machen. Diese Bilder belegen die Vielfältigkeit unserer Ernährung eindringlicher als tausend Worte. Toll gemacht.

Nach den Erklärungen kommt der Rezeptteil. Wie im Klappentext schon erwähnt, hat die Autorin ihre persönlichen Favoriten zusammengetragen, um Lust auf mehr zu machen. Dies ist ihr gelungen. Von den Salaten, die sich je nach Jahreszeit unterscheiden, über bunte Gemüsegerichte, bis hin zu Backrezepten, lässt uns Michaela Barthel von der Vielfalt der Vollwertkost profitieren und lädt dazu ein, sich einfach mal auf neue Geschmackserlebnisse einzulassen und zu probieren. Auch der Rezeptteil unterscheidet sich von herkömmlichen Kochbüchern, da sich auch hier wieder appetitanregende Bilder befinden und zusätzlich immer wieder Erklärungen zu der Jahreszeit, den Rezepten und so weiter finden. Sie gibt immer wieder Tipps, um auch ungewohnte Produkte aus dem Garten zu verwenden und einfach mal die eigene Phantasie spielen zu lassen. Der Rezeptteil lädt zum Experimentieren und ausprobieren ein. Wer natürlich nur genau nach Rezept arbeiten möchte, wird überrascht sein, wie einfach sich die Rezepte umsetzen lassen. Selbstverständlichkeiten, wie Gemüse waschen und schneiden, werden vorausgesetzt, auch an dieser Stelle unterscheidet sich das Buch von anderen Kochbüchern und schafft dadurch Platz für eine tolle Rezeptsammlung.

Ich habe inzwischen einige Rezepte ausprobiert, da ich immer für Rezepte zu haben bin, die ich so noch nicht kenne. Alles lecker und durch die Erklärungen mit Garantie, dass es gelingt.

Da dieses Buch sehr gut aufgebaut ist und sogar alte Hasen noch etwas lernen können, empfehle ich es an Neueinsteiger und an die alten Hasen, die einfach ihr Repertoire erweitern möchten.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Familiendrama, ausgelöst durch überambitionierte Mutter

Überflieger
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Klappentext:

Ein scharfzüngiger und dabei höchst unterhaltsamer Roman über die Absturz-Ängste der Mittelschicht von Karin Ernst für die Leser von Yasmina Reza ("Der Gott des Gemetzels") - intelligente ...

Klappentext:

Ein scharfzüngiger und dabei höchst unterhaltsamer Roman über die Absturz-Ängste der Mittelschicht von Karin Ernst für die Leser von Yasmina Reza ("Der Gott des Gemetzels") - intelligente Unterhaltung mit gesellschaftlichem Hintergrund
Claire und ihr Mann Niko glauben, es geschafft zu haben. Sie genießen finanzielle Unabhängigkeit, bewohnen ein wunderbares Haus in einer beliebten Großstadt, sehen blendend aus und sind gesund. Gerade von einem langjährigen Aufenthalt in den USA nach Deutschland zurückgekehrt, führen sie voller Stolz ihren wohlgeratenen Nachwuchs vor. Denn natürlich haben sie zwei großartige und begabte Kinder, denen der Erfolg quasi in die Wiege gelegt wurde.
Cordelia, die Ältere, ist eine talentierte Pianistin, vor allem aber ruhen die Hoffnungen auf dem jüngeren Sohn Raffi, der sich schon als Dreijähriger Lesen und Schreiben beigebracht hat und von dem alle Großes erwarten.
Doch mit Raffis Schuleintritt erweisen sich sämtliche Hoffnungen als reine Fantasie, und es beginnt eine wahre Tour de Force für die Familie…


Fazit:

Schon das Cover zog mich magisch an, denn was soll dieser halbleere Luftballon an dieser Wäscheleine bedeuten? Das scheint kein Überflieger zu sein. Als ich dann den Klappentext gelesen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen will, da dieses Thema ziemlich brisant in unserer Gesellschaft ist. Alle Eltern denken: Mein Kind ist das niedlichste, hübscheste, schlaueste, intelligenteste…Welches Drama aus dieser Denkweise entstehen kann, genau dies erzählt diese Geschichte. Die Autorin beschreibt bildgewaltig und messerscharf die Konflikte, die entstehen, wenn Eltern zu große Erwartungen an ihre Kinder knüpfen. Welche Eltern wünschen sich kein hochbegabtes Kind? Welche Schwierigkeiten damit verbunden sind, oder ob das eigene Kind wirklich hochbegabt ist, dies wird leider viel zu häufig ausgeblendet.

Als Leserin durfte ich an dem Drama um die Familie von Koppenstein teilnehmen. Claire und Niko haben es aus ihrer Sicht geschafft, sie genießen ihr perfektes Leben, zu dem natürlich die perfekten Kinder gehören. Tochter Cordelia ist talentierte Pianistin und Sohn Raffi natürlich hochbegabt. Claire schreibt ihr Leben der Intelligenz zu und vergleicht sich und ihre Familie ständig mit anderen Familien, die scheinbar weniger erreicht haben als sie. Das Glück ist ganz auf der Seite der von Koppensteins und Claires Anspruchshaltung ist dementsprechend hoch. So verwundert es nicht, dass Raffi schon vorzeitig eingeschult wird. Ab jetzt muss sich Familie von Koppenstein daran gewöhnen, dass Begabung alleine nicht immer zum Ziel führt, denn die Schule will Raffis Begabung partout nicht sehen und das Drama beginnt.

Claire und Niko steigern sich immer mehr in das Thema Hochbegabung ihres Sohnes hinein und verlieren den Blick für das Wesentliche. Tochter Cordelia fühlt sich immer mehr vernachlässigt und beginnt zu rebellieren, während Raffi die Schule immer mehr hasst. Familie von Koppenstein muss immer mehr Tiefschläge hinnehmen und es kommt Stück für Stück zur Katastrophe. Durch die Überheblichkeit der Eltern und ihre Sturheit war diese schon vorauszusehen. Für mich war besonders schlimm, dass die Kinder die Leidtragenden sind und die Eltern über lange Zeit ihren Erziehungsauftrag so schlecht erfüllt haben, wichtig ist den Eltern nur, den schönen Schein zu wahren. Erst nach der Katastrophe zeichnet sich ein allzu schwacher Lichtstreif am Horizont ab und die Eltern beginnen, sich selbst zu hinterfragen.

Auf bissige, provokante, unterhaltsame, manchmal sogar witzige Art wird diese Geschichte erzählt, die zum Nachdenken anregt und für mich sehr realitätsnah ist. Natürlich wurde von der Autorin auch bewusst überzeichnet, um Leser zum Reflektieren anzuregen. Das Brett zwischen sinnvoller Förderung und Überforderung ist immer noch sehr schmal und viele Eltern wollen ihre Kinder mit allen Mitteln fördern und fordern und verlieren das Wohl des Kindes sehr schnell aus den Augen.

Ich empfehle dieses Buch voller Überzeugung weiter, da dieses Thema in unserer Gesellschaft immer aktuell bleibt.

Ein gelungenes Debüt, ich freue mich auf weitere Werke der Autorin.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Krimi mit kohlrabenschwarzem Humor, so wie ich es mag

Sterbenstörtchen
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Klappentext:

Süß, köstlich, tödlich
Hanna und ihre Schwestern haben eines gemein: ein schlechtes Händchen in der Wahl ihrer Ehemänner. Doch eine Trennung ist eine mühsame Prozedur. Als ihre sterbenskranke ...

Klappentext:

Süß, köstlich, tödlich
Hanna und ihre Schwestern haben eines gemein: ein schlechtes Händchen in der Wahl ihrer Ehemänner. Doch eine Trennung ist eine mühsame Prozedur. Als ihre sterbenskranke Mutter ankündigt, nur jenen Töchtern etwas zu vererben, die zum Zeitpunkt ihres Todes ohne Mann sind, kommt Bewegung in die Sache. Während Hanna noch zögert, die Scheidung einzureichen, stirbt der erste Schwager ...

Fazit:

Dies war mein erstes Buch von Beate Ferchländer und ich wundere mich, dass ich diese Autorin erst jetzt entdeckt habe. Dies mag auch an dem schlichten Cover liegen, in der Buchhandlung hätte ich wahrscheinlich darüber hinweggeschaut, wenn nicht dieser Titel wäre. Der Titel hat dafür gesorgt, dass ich genauer schaute und dann den Klappentext las. Nun wollte ich unbedingt diesen Krimi lesen und mich köstlich amüsieren.

Der Schreibstil war so locker und flüssig, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte. Bei der Beschreibung der Charaktere sprang mein Kopfkino an und ich konnte mir die Personen sehr gut vorstellen. Da gibt es den Weiberhelden, den Alt-Hippie mit seltsamen esoterischen Neigungen und den schlagkräftigen Prahlhans. Die Männer der drei Schwestern stellen sich nach und nach als Fehlgriff heraus. Da hilft nur noch die Scheidung, wie von der sterbenden Mutter verlangt. Ob die Mutter der Frauen noch so lange durchhält, oder ob eine schnellere Lösung sinnvoller ist? Das müsst ihr selbst lesen, ich will nicht zu viel verraten.

Mutter Dolores kam mir im ersten Moment mit ihrer Forderung sehr suspekt vor. Nur die Töchter, die an ihrem Todestag ohne Mann sind sollen das Hotel erben. Demenz, oder doch berechtigt? Nach und nach konnte ich erfahren, warum Dolores so drastisch sein musste. Sie war für mich der absolute Kracher in der Geschichte, da sie sehr viel Weitblick und Menschenkenntnis zeigen konnte. Wurde sie von ihrer ehemaligen Kurfreundin auf diese radikalen Gedanken gebracht? Die Briefe sind locker in die Handlung eingefügt und sorgen für berechtigte Grübeleien. Wer war diese gute Freundin?

Die Töchter von Dolores taten mir sehr oft leid, da sie manches Ungemach ertragen mussten, um den Schein der glücklichen Ehe aufrecht zu erhalten. Ich fragte mich häufiger, wie sie dies ausgehalten haben und warum sie erst nach der Erklärung der Mutter über ihr Leben nachdenken. Doch muss es wirklich Mord sein? Was ist wirklich geschehen?

Alle Fragen, die ich in dieser Rezension einstreute werden in dem Krimi natürlich beantwortet und zwar auf eine sehr humorige Art, die das Lesen kurzweilig macht. Die Spannung baut sich sehr schnell auf und bleibt auch bis zum stimmigen Finale erhalten. Immer wenn ich dachte, so jetzt eine Pause, überraschte mich eine neue Wendung und ich konnte nicht aufhören zu lesen.

Ein absolut kurzweiliger Krimi mit viel schwarzem Humor, der mir schöne Stunden bereitet hat. Ich konnte mit den Schwestern fühlen und leiden und sie in ihren Handlungen sehr gut verstehen. Wer schwarzen Humor in Krimis mag, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Unterhaltsame Geschichte mit viel Tiefgang

Zwillinge in Dur und Moll
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Klappentext:
Veränderung ist am Anfang schwer, chaotisch in der Mitte, aber am Ende einfach großartig! (unbekannter Verfasser)

Roswitha und Vicky sind Zwillingsschwestern, wie sie unterschiedlicher nicht ...

Klappentext:
Veränderung ist am Anfang schwer, chaotisch in der Mitte, aber am Ende einfach großartig! (unbekannter Verfasser)

Roswitha und Vicky sind Zwillingsschwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Vicky, lebensfroh und tatkräftig, ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, und obwohl sie erst vor Kurzem ihren Mann verloren hat, sieht sie vertrauensvoll in die Zukunft.
Roswitha hat scheinbar alles, um glücklich zu sein - ein großes Haus, Familie und einen Job in der Firma ihres Mannes.
Ein Schicksalsschlag führt die beiden nach langer Zeit wieder zusammen. Vicky stellt bald fest, dass ihre Schwester mit ihrem Leben unzufrieden ist. Sie versucht herauszufinden, woran das liegen könnte und macht dabei ganz erstaunliche Entdeckungen, die das Leben aller Beteiligten drastisch verändern - auch das ihre.

Fazit:

Der Titel der Geschichte könnte passender kaum sein, da die Zwillinge eine völlig verschiedene Lebensauffassung haben und völlig verschieden sind. Sie begegnen sich nach vielen Jahren wieder, da ihre Mutter gestorben ist. Nun gerät für die Schwestern auf unvorhersehbare Weise in Bewegung.

Vicky ging nach der Trennung der Eltern mit dem Vater weg und bekam die Chance viel von der Welt zu sehen. Sie ist auch nach dem Tod ihres Mannes eine lebensfrohe, optimistische und tatkräftige Frau geblieben und kann ihre Zwillingsschwester nur schwer verstehen. Nach und nach nähert sie sich Roswitha an und will herausfinden, warum ihre Schwester so unzufrieden mit ihrem Leben ist.

Roswitha müsste mit ihrem Leben zufrieden sein, da sie doch alles hat, wovon andere Frauen nur träumen können. Ihre Söhne haben das Haus verlassen und stehen auf eigenen Beinen, ihr Mann ist erfolgreicher Geschäftsmann und sie leben in einem großen Haus. Probleme bereitet nur die pubertierende Tochter. Da Roswitha schon die Pubertät bei ihren Söhnen erlebte, sollte sie dies kaum aus der Bahn werfen. Warum ist sie nur so unzufrieden?

Im Laufe der Handlung werden die völlig verschiedenen Lebenswege der Zwillinge beleuchtet und die jeweilige Entwicklung wird immer klarer. Vicky durfte bei ihrem Vater ein unbekümmertes Leben führen, während Roswitha bei ihrer Mutter aufwuchs und deren Unzufriedenheit erleben musste. Schon dies könnte zur Unzufriedenheit von Roswitha geführt haben. Doch da ist noch mehr. Da ich nicht zu viel verraten möchte, empfehle ich, das Buch selbst zu lesen.

Ich konnte durch den flüssigen Schreibstil schnell in die Handlung abtauchen und das Buch sehr schnell lesen. Mir hat es sehr gut gefallen, so tief in die Gedanken der Zwillinge eintauchen zu können, um ihre Beweggründe zu verstehen. Durch die bildhafte Sprache konnte ich mir die Protagonisten sehr gut vorstellen und sie waren mir sehr sympathisch, sogar Roswitha mit all ihren Problemen. Es war für mich auch schön, dass ich oft das Gefühl hatte, diese Geschichte könnte im wahren Leben ähnlich geschehen, da in der Geschichte ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen kämpfen. Toll gemacht.

Dank der Hilfe von Vicky beginnt Roswitha, ihre Probleme genauer zu betrachten und sich ihnen zu stellen. Doch ist das genug, um ihr Leben umzukrempeln und neu zu beginnen? Das lest bitte selbst, es lohnt sich.

Mich hat diese Geschichte sehr gut unterhalten und ich kann sie voller Überzeugung empfehlen.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Diese Familie ist der Horror

Über den Tellerrand
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Klappentext:
Hans Bürger führt als selbstständiger Kaufmann ein Leben im Wohlstand. Zuhause bestimmt seine Frau uneingeschränkt über das Zusammenleben. Für die gemeinsame Tochter Eva sieht sie eine kaufmännische ...

Klappentext:
Hans Bürger führt als selbstständiger Kaufmann ein Leben im Wohlstand. Zuhause bestimmt seine Frau uneingeschränkt über das Zusammenleben. Für die gemeinsame Tochter Eva sieht sie eine kaufmännische Lehre und die spätere Übernahme des Familienbetriebes vor. Das ganze Dorf beneidet Eva um ihre Zukunft – doch das ist alles nur schöner Schein.
Denn ab ihrem zwölften Lebensjahr ändert sich für Eva das Familienleben schlagartig: Ihre Mutter beginnt, sie immer mehr herabzusetzen und reißt den Rest der Familie – Großmutter, Vater und Bruder – mit. Endlich volljährig kämpft Eva um ihre Ziele und damit gegen die Wünsche ihrer Mutter an. Und doch endet alles anders, als sie es sich ausgemalt hat …
Fazit:
Von Mobbing haben viele von uns schon in Bezug auf die Arbeit gehört, in Familien halten wir es eher für unwahrscheinlich. Gerade aus diesem Grund ist dieses Buch so wichtig, um uns zu ermutigen, über den Tellerrand zu schauen. Eva wächst für die Menschen im Dorf scheinbar behütet und in Wohlstand auf. Natürlich fördert dieser Wohlstand auch den Neid der Dorfbevölkerung. Das Leid der wohlhabenden Eva wird nicht beachtet, sie wird stattdessen ausgegrenzt. Doch halt, ein Schritt nach dem anderen.
Eva erleidet in ihrer Familie den täglichen Albtraum, der kaum nachzuvollziehen ist. Schon als kleines Kind wird sie von ihrer Mutter ständig attackiert und beschimpft und gilt in ihrer Familie als dumm, da sie gerne hinterfragt. Mit ihrer Einschulung spitzt sich das Drama zu, da sie von nun an auch regelmäßig mit dem Kochlöffel verprügelt wird. Sie bekommt zusätzlich ständig zu hören, dass sie zu dick, zu hässlich, zu faul, zu dumm und obendrein eine Nutte ist. Ihre Mutter und ihre Oma behaupten, dass Eva im Krankenhaus vertauscht wurde und nicht aus dieser Familie stammt. Um sie noch kleiner zu halten, wird Eva auch immer wieder erklärt, dass sie ins Internat = Kindergefängnis gesteckt wird, weil sie sich keine Mühe geben würde. Falle Eva es wagt, sich zu wehren wird von ihrer Mutter behauptet: Die spiiiint!!! Bestärkt von Evas Oma, hält Evas Mutter ihren Erziehungsstil für korrekt und behält die demütigende Haltung bei. Der Vater von Eva hält Erziehung für Frauensache, um sich bloß nicht einmischen zu müssen. Jeden Mittag, wenn Eva verbal attackiert wird, schüttet sich ihr Vater vor Lachen aus. Dass Eva ihre Familie immer mehr hasst, ist für mich logisch und verständlich.
Ich musste dieses Buch häufig zur Seite legen, da ich an vielen Stellen einfach sprachlos und unglaublich wütend war. Diese Art, zu behaupten, dass es nur Worte sind, die nicht wehtun, hat mich einfach schockiert. Auch die Dummheit der Eltern und der Oma hat mich sehr oft den Kopf schütteln lassen. Wie gerne wäre ich Eva zu Hilfe geeilt und hätte sie getröstet, da sie ein extrem schlimmes Martyrium durchleben musste. Da sie schon in ihrer Familie zum Opfer gewählt wurde, mag es auch nicht zu verwundern, dass sie auch außerhalb ihrer Familie immer wieder als Opfer erkannt wurde. Genau da zeigt sich dieses tiefsitzende Trauma, für das es keine Hilfe gab. Eva sieht für sich nur die Rettung, sobald sie volljährig ist, aus dieser schlimmen Familie zu fliehen. Ob jetzt alles gut für sie wird? Das müsst ihr selbst lesen, da ich schon genug verraten habe.
Durch den lockeren, flüssigen Schreibstil hätte ich das Buch sehr schnell lesen können, dies war mir jedoch kaum möglich, da ich angesichts dieser schwer verdaulichen Kost öfter aufhören musste. An manchen Stellen war meine Wut auch so groß, dass ich innehalten musste. Gerade durch die immer wieder auftauchenden Wiederholungen von den Beschimpfungen, hat sich das Martyrium noch mehr eingeprägt und wurde mit jedem Mal für mich unfassbarer. Wie grausam kann eine Mutter sein und wie emotionslos und gemein der Rest der Familie? Solche Eltern haben meiner Meinung nach kein Kind verdient. Ich hatte viele Momente, da hätte ich die Eltern und die Oma am liebsten verprügelt. Wie gerne hätte ich Eva aus dieser Familie geholt, um ihr zu zeigen, dass es auch anders geht. Mir als Mutter von inzwischen erwachsenen Kindern hat das Herz geblutet. Ich wünsche mir für Eva, dass ihre wunden inzwischen abgeheilt sind und ihre Narben zur Ruhe kommen. Da die Autorin gerne autobiographische Werke verfasst gehe ich auch in diesen Fall davon aus, dass es diese Eva gibt.
Mich hat dieses Buch sprachlos und nachdenklich gemacht und ich empfehle es voller Überzeugung an alle Leser weiter, die sich eine Erzählung über Traumata und Mobbing in der Kindheit zutrauen.