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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2019

Das Spiel mit der Angst

Im Jahr der Finsternis
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Der erfolgreiche Anwalt Viktor Hellberg wird von seiner sechzehn-jährigen Tochter Maria begleitet, als er sich um den Nachlass seiner kürzlich verstorbenen Mutter kümmern möchte. Kurz nach der Ankunft ...

Der erfolgreiche Anwalt Viktor Hellberg wird von seiner sechzehn-jährigen Tochter Maria begleitet, als er sich um den Nachlass seiner kürzlich verstorbenen Mutter kümmern möchte. Kurz nach der Ankunft wird Maria entführt und die Täter verlangen von Viktor die Herausgabe einer CD. Verzweifelt versucht Viktor die Forderung zu erfüllen und beginnt mit der Suche, welche ihn nach Wien führt. Dort erkennt er mehr und mehr die Tragweite der Situation, in der er und seine Tochter mittlerweile gefangen sind. Geht es eventuell sogar um die Zukunft Europas?

Die Autorin I.L. Callis hat aus meiner Sicht "Im Jahr der Finsternis" einen packenden Polit-Thriller geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einem sehr bildreichen und äußerst angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich schnell an die Geschichte fesseln konnte. Der Spannungsbogen wird mit dem rätselhaften und grausamen Prolog direkt aufgebaut und über die anschließende Entführung und des geplanten Attentats auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Geschickt baut I.L. Callis ihre komplexe und vielschichtige Geschichte auf und gibt ihr mit gut recherchierten Informationen der aktuellen Politik in Europa und der restlichen Welt einen erschreckend authentischen Charakter. Gut spiegelt sie die aktuellen Bemühungen rechtsradikaler Parteien mit dem Schüren der Angst, die Macht der Demokratie zu missbrauchen. Das spannende und fulminante Finale rundet das Buch für mich sehr gelungen ab. Bemerkenswert und sehr spannend fand ich noch den Fokus auf den beauftragten Attentäter, einen südamerikanischen Pistolero. Der vermeintlich Böse wurde in diesem Buch mit seiner Familienehre und seinem Auftreten in ein Licht gestellt, dass er mir im Verlaufe der Geschichte immer sympathischer wurde.

"Im Jahr der Finsternis" ist ein aus meiner Sicht richtig gut gelungener Polit-Thriller mit einem erschreckend aktuellen Bezug zu unserem heutigen politischen Umfeld. Ein Buch, welches jede Menge Spannung bietet und gleichzeitig noch wichtige Botschaften für das reale Leben vermittelt. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Ein farbiger Junge in der Welt des weißen Mannes

Die Nickel Boys
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Der farbige sechzehnjährige Elwood steht kurz davor, seinem vorgeprägten Schicksal zu entrinnen, als er einen Platz am College erhält. Mit viel Fleiß und Engagement hat er sich seinen Traum erfüllt. Durch ...

Der farbige sechzehnjährige Elwood steht kurz davor, seinem vorgeprägten Schicksal zu entrinnen, als er einen Platz am College erhält. Mit viel Fleiß und Engagement hat er sich seinen Traum erfüllt. Durch einen unglücklichen Umstand jedoch und ohne davon Kenntnis zu haben, sitzt er in einem gestohlenen Auto, welches von der Polizei kontrolliert wird. Ohne auch nur einmal angehört zu werden, landet er in einer Besserungsanstalt, wo sein Leben einen völlig neuen Verlauf nehmen soll...

Ich war sehr gespannt auf das neue Werk von dem Autor Colson Whitehead, der für seinen letzten Roman "Underground Railroad" den Pulitzer-Preis erhalten hat. Auch in "Die Nickel Boys" setzt er sich mit dem Thema des Rassismus in Amerika auseinander. Erneut basiert seine Fiktion auf wahre Begebenheiten. Er wurde durch die Geschichte der Dozier School for Boys in Marianna, Florida inspiriert. Die Geschichte spielt in den 60er-Jahren und Whitehead erzählt in seinem fesselnden und tiefgehenden Schreibstil schonungslos über das Leben des tapferen Jungen Elwood. Schnell muss er erkennen, dass er sich anpassen muss, um in der Mühle der Gewalt und Erniedrigung zu überleben. Sein Gewissen und seine Begeisterung für Martin Luther King treiben ihn aber dazu, Veränderungen herbei-führen zu wollen. Er kann nicht untätig mit ansehen, wie anderen Menschen Unrecht angetan wird, was ihn immer wieder mit den rassistischen und gewalttätigen Wärtern konfrontiert. Beim Lesen schrie mir förmlich die Ungerechtigkeit, aber leider auch oft die Hilflosigkeit der Protagonisten entgegen, was mich innerlich aufwühlte.

Mit "Die Nickel Boys" hat der Autor Colson Whitehead aus meiner Sicht ein weiteres unbequemes Ausrufezeichen für die amerika-nische Gesellschaft gesetzt. Ein Buch, das mich nicht mehr losließ und mich auch im Nachgang noch lange beschäftigte. Ich empfehle das äußerst lesenswerte Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Laura Kern ermittelt wieder

Der Blütenjäger: Thriller
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Laura Kern bekommt es mit einem erbarmungslosen Serientäter zu tun. Die Opfer sind junge Frauen, die scheinbar durch einen Wald gejagt und kurz vor der Rettung mit einem Schuss durch die Lunge ins Herz ...

Laura Kern bekommt es mit einem erbarmungslosen Serientäter zu tun. Die Opfer sind junge Frauen, die scheinbar durch einen Wald gejagt und kurz vor der Rettung mit einem Schuss durch die Lunge ins Herz kaltblütig erschossen werden. Der Täter drapiert an den Leichen noch ein Foto und eine Blüte. Hier setzen die Ermittlungen an, doch das Team um Laura Kern steht vor einem Rätsel, was hat die inszenierte Darstellung der Opfer zu bedeuten? Zudem kann keine Verbindung zwischen den Opfern gefunden werden, was dafür spricht, dass der Täter nach dem Zufallsprinzip vorgeht. Kann ein nächster Mord verhindert werden? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

"Der Blütenjäger ist bereits der vierte Band um die attraktive und engagierte Ermittlerin Laura Kern. Die Vorgängerbände konnten mich schon in den Bann ziehen, so dass ich mit hohen Erwartungen in das Buch gestartet bin. Nach nur wenigen Seiten war es wieder um mich geschehen, die Autorin Catherine Shepherd baut um die skrupellosen Morde an den jungen Mädchen eine raffinierte Story auf und sorgt so direkt für ein hohes Spannungsniveau. Der Leser bekommt immer wieder die Gelegenheit eigene Überlegungen bezüglich des Täters und den Hintergründen anzustellen, wird aber wohl des Öfteren durch plötzliche Wendungen und neue Informa-tionen eines Besseren belehrt. Ein Buch, welches ich wirklich nur sehr schwer zur Seite legen konnte und welches mit einem hohen Tempo erzählt wird. Die charismatische Hauptprotagonistin Laura Kern verleiht der Geschichte auch mit ihrer eigenen nicht ganz einfachen Vergangenheit einen zusätzlichen Charme.

Mit "Der Blütenjäger" ist Catherine Shepherd aus meiner Sicht wieder einmal ein packender Thriller gelungen, der hoffen lässt, dass es noch einige Fälle für die Ermittlerin zu lösen gilt. Freunden spannender und fesselnder Thriller empfehle ich das Buch gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Tiefgründiger ökologischer Thriller

Mengele Zoo
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Minos Leidenschaft sind die Schmetterlinge. Er lebt in einer kleinen Dorfgemeinschaft im Regenwald und die Bewohner ernähren sich von ihrer Umgebung. Aber die Außenwelt rückt der Gemeinde mit all ihren ...

Minos Leidenschaft sind die Schmetterlinge. Er lebt in einer kleinen Dorfgemeinschaft im Regenwald und die Bewohner ernähren sich von ihrer Umgebung. Aber die Außenwelt rückt der Gemeinde mit all ihren negativen Begleiterscheinungen immer näher. Das friedliche Leben scheint nun bedroht, da der Regenwald dem Kapitalismus weichen muss. Als das Dorf eines Tages mit seinen Einwohner dem Erdboden gleich gemacht wird, befindet sich Mino zufällig auf einer seiner Steifzüge durch den Dschungel, um Schmetterlinge zu fangen.
Er überlebt als Einziger und in ihm wächst Verachtung und Wut, die sich in der Folgezeit in Terror wandeln wird...

Der erfolgreiche norwegische Autor Gert Nygardshaug hat seinen ökologischen Thriller "Mengele Zoo" bereits im Jahre 1988 geschrieben und war damit seiner Zeit weit voraus. Dieses ganz aktuelle Thema findet sich in all seinen Facetten in diesem aus meiner Sicht bemerkenswerten Thriller wieder. Er bildet den Auftakt einer fünfteiligen Reihe um den revolutionären Hauptprotagonisten Mino, der den Umgang mit der Umwelt anprangert und die, die für diese Missetaten verantwortlich sind, erbarmungslos bestraft. Nygardshaug erzählt die Geschichte in einem fesselnden und gut zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in Minos Welt entführen konnte. Der Thriller stellt dem Leser immer wieder die Moralfrage. Natürlich konnte ich die Motivation für die Attentate Minos und seiner Gruppe nachvollziehen, hatte aber immer wieder Probleme mit der Kompromisslosigkeit der Hauptprotagonisten. Eine sehr aufwühlende Geschichte, deren Spannungsbogen stets auf einem hohen Niveau gehalten wird.

Aus meiner Sicht ist es durchaus nachvollziehbar, dass "Mengele Zoo" 2007 den Publikumspreis beim Literaturfestival in Lillehammer für das »beste norwegische Buch aller Zeiten« erhalten hat. Der Thriller lässt einen einfach nicht los und lädt zum ständigen Nachdenken an, zudem hat er eine Aktualität erlangt, die selbst der Autor im Jahre 1988 nicht für möglich gehalten hat. Ich empfehle dieses lesenswerte Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Die letzte Ehre

Requiem für den Kanzler
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Um ihn für seine Verdienste in seinem Leben zu ehren, soll Alt-bundeskanzler Helmut Kohl im Dom zu Speyer beigesetzt werden. Es ist in diesem Zusammenhang ein großer Staatsakt geplant, der den Kriminalhauptkommissar ...

Um ihn für seine Verdienste in seinem Leben zu ehren, soll Alt-bundeskanzler Helmut Kohl im Dom zu Speyer beigesetzt werden. Es ist in diesem Zusammenhang ein großer Staatsakt geplant, der den Kriminalhauptkommissar Frank Achill auf den Plan ruft. Er wird für den reibungslosen Verlauf der Veranstaltung verantwortlich gemacht. Die anfänglich als Routineauftrag eingestufte Aufgabe, entwickelt sich allerdings nach einigen Hinweisen auf einen vermeintlichen Terroranschlag, zu einer kniffligen und gefährlichen Angelegenheit. Der ortskundige Stadtführer und Freund Achills Andre Sartorius wird hinzugezogen, um alle Eventualitäten eines Anschlages abzuwägen. Kann ein Anschlag verhindert werden? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

"Requiem für den Kanzler" ist das Krimidebüt des Autors Uwe Ittensohn. Sein aus meiner Sicht sehr gelungener Kriminalroman konnte mich in erster Linie mit seiner lebendigen Schreibweise und einer gut aufeinander abgestimmten Mischung aus Spannung und Humor überzeugen. Die dadurch entstandene lockere Atmosphäre und die gut herausgearbeiteten und sympathischen Protagonisten machten das Buch zu einem angenehmen Leseerlebnis. Der Spannungsbogen wird direkt zu Beginn des Buches gut aufgebaut und über die gesamte Länge das Buches mit überraschenden Wendungen und einer authentisch geschilderten Polizeiarbeit auf einem hohen Niveau gehalten. Das gelungene Finale rundet dann die clever inszenierte Geschichte gut ab und lässt auf weitere Bücher des Autors hoffen.

Insgesamt hat mich der Regionalkrimi "Requiem für den Kanzler" sehr gut unterhalten, so dass ich das Buch gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.